Arm oder reich

Arm oder reich

Wir haben als Kinder ein Spiel gespielt: „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das sieht blau aus!“ Vielleicht könnten wir einmal in unseren Gemeinden ein Spiel spielen. Das würde dann so gehen: „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das sieht reich aus!“ Unsere Gemeinden sind oft so klein, kümmerlich und begrenzt, dass wir resignieren. Wir träumen von großen Gaben, vielen Menschen, unbegrenzten Möglichkeiten, tiefen Erkenntnissen. Aber die Wirklichkeit sieht ja anders aus. Eine kleine Schar, eine kleine Kraft, eine winzige Hoffnung und viel Uneinigkeit und Hemmung. Besinnen wir uns einmal ganz neu auf die Reichtümer, die wir in der Gemeinde haben. Wir haben einen Herrn, der alle Macht und Gewalt im Himmel und auf Erden hat, zu unserem Freund. Wir haben in Jesus einen Mitwisser um unser kleines Leben, aber auch einen Mitkämpfer in allen Nöten und Leiden. Wir haben einen Sieger über alles Begrenzte in unserer Mitte. Wir haben sein herrliches Wort mit den unzähligen Verheißungen und grenzenlosen Aussichten. Wenn wir uns auf diesen Herrn ganz neu besinnen, werden wir auch die Kämpfe und Leiden, die Schwächen und Grenzen noch als einen Reichtum erkennen, der uns immer mehr auf den Herrn wirft und uns immer unabhängiger von allen anderen Verhältnissen macht. Unser Kämpfen und Ringen im Glauben und in der Liebe sind eigentlich der Reichtum seiner Gemeinde. Die kleine Gemeinde ist ein Schatz Jesu Christi. „Ich sehe was, was du auch siehst, und das sieht reich aus!“

„Ich weiß deine Trübsal und deine Armut, du bist aber reich!“

(Offenbarung 2,9)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6

Kostbare Schätze

Kostbare Schätze

Eine persische Sage erzählt von einem Mann, der am Strand des Meeres entlanggeht und ein Säckchen voll kleiner Steine findet. Achtlos lässt er die Steine durch seine Finger gleiten und schaut dabei auf das Meer. Er beobachtet die zahlreichen Möwen, die auf den Wellen schaukeln, und wirft übermütig mit den Steinchen nach den Vögeln. Spielerisch schleudert er die kleinen Dinger ins Meer, und eins nach dem anderen versinkt in den Wogen. Einen einzigen Stein behält er in der Hand und nimmt ihn mit nach Haus. – Groß wird sein Schrecken, als er beim Schein des Herdfeuers in dem unscheinbaren Stein einen herrlich funkelnden Diamanten erblickt. Wie gedankenlos hat er den ungeheuren Schatz verschleudert. Er eilt zum Strand zurück, die verlorenen Diamanten zu suchen. Doch vergebens, sie liegen unerreichbar auf dem Meeresgrund verborgen. Keine Selbstanklage und Reue, keine Tränen und Vorwürfe können ihm den achtlos weggeworfenen Schatz zurückgeben.

Spielen wir nicht ebenso mit den uns geschenkten Tagen unseres Lebens? Gedankenlos lassen wir die „kleinen Dinger“ durch unsere Hände gleiten und werfen sie spielerisch fort. Wir träumen vom großen Leben und verschleudern die einzelnen Tage. Bis wir dann erschrocken feststellen, welche kostbaren Schätze die Tage unseres Lebens sind, die wir vertändelt und vertan haben. – Jeder Tag ist ein Schatz und birgt in sich die Möglichkeit, erfüllt zu leben. Sorgsam und bewusst wollen wir mit unseren Tagen umgehen. Denn unser großes Leben besteht aus vielen kleinen richtig gelebten Tagen.

„Carpe diem!“ – pflücke den Tag, sagt ein altes Sprichwort. Ganz neu wollen wir unsere einzelnen Lebenstage empfangen, gestalten, erfüllen und in Gottes Hand zurücklegen.

„Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein!“

(Psalm 118,24)


Aus Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag,
14. Auflage, © Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-1612-6