Glückliches Ende

Ein Junge soll einen Hund bekommen. Zusammen mit seinem Vater soll er sich beim Züchter den Hund aussuchen. Vater und Junge betrachten den Wurf Hunde, und der Vater fragt seinen Sohn, welchen von den Hunden er möchte. Der Junge schaut lange die durcheinander purzelnden Kleinen an und deutet schließlich auf einen Hund mit besonders heftig wedelndem Schwanz und sagt: "Diesen da mit dem glücklichen Ende!"

Jeder Mensch hat Sehnsucht nach einem glücklichen Leben und wartet auf ein glückliches Ende seiner Träume und Erwartungen. Aber wie viele Träume sind geplatzt und wie viele Hoffnungen an Enttäuschung gestorben. Gegen die Sehnsucht vom glücklichen Ende steht die Erfahrung vom dicken Ende: "Das dicke Ende kommt zuletzt!" Da schleicht sich die Angst in das Leben ein, und die Befürchtung macht sich breit, das Leben könnte scheitern und am Ende zerbrechen.

Die Bibel gibt uns einen guten Rat für diesen Zwiespalt von Glückserwartung und Schmerzerfahrung:

"Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an!"

(Psalm 73,23f)

Der gefallene König

An einem herrlichen Frühlingsmorgen reinigt ein Fischer am Strand seine Netze. Dabei beobachtet er einen jungen Adler, der sich auf einem Steinhaufen sonnt. Es ist ein starkes, stolzes Tier, ein König der Lüfte. Plötzlich schüttelt der Adler sein Gefieder, und ruckartig schießt er hoch in die Luft. Immer höher steigt das stolze Tier. Bald ist es für die Augen des Fischers nur noch ein kleiner Punkt. Doch da sinkt er wie ein Stein herab, schneller und schneller. Kurz darauf stürzt der Adler direkt am Ufer ins Wasser. Der Fischer hebt den großen stolzen Vogel aus dem Wasser. Er ist tot. Eine kleine Kreuzotter hatte sich in seiner Brust festgebissen. Sie war unter das warme Gefieder des Adlers gekrochen, während er auf dem Steinhaufen ausruhte. Ihr giftiger Biss machte dem stolzen Höhenflug des Königs der Lüfte ein Ende.

(Aus Finnland)

Menschen, die Gott gehören, sind Königskinder. Sie sollen "auffahren mit Flügeln wie Adler" (Jesaja40,31). Aber wie oft lassen sie sich in den Niederungen des Lebens nieder, ruhen sich aus und werden bisweilen das Opfer der kleinen giftigen Schlangen. Ihr Biss ist auch für einen stolzen Königsadler tödlich.

Auch dem König David ging es einst so. Er blieb, als seine treuen Leute in den Kampf zogen, im Palast in Jerusalem. Bequem lag er auf seinem Lager und erging sich auf dem Dach des Königshauses. Da biss sich in seinem Leben eine kleine giftige Schlange fest und ließ den großen König als Ehebrecher und Mörder tief abstürzen. Wir haben als Christen eine hohe Berufung, zu Gott und in seiner Kraft aufzufahren in die Höhe des Lichtes und in die Weite des Lebens. Hüten wir uns davor, in den Niederungen eines ichsüchtigen, sündigen Lebens auszuruhen. Dort lauert der Tod. Und es ist oft nur ein ganz kleiner Biss der Sünde, der uns abstürzen und scheitern lässt. Gott möchte uns in seiner Liebe davor bewahren. Er möchte unser Leben vom Verderben erlösen, uns krönen mit Gnade und Barmherzigkeit, er möchte unseren Mund fröhlich machen, dass wir wieder jung werden wie ein Adler (vgl. Psalm 103,4f).

Der König und seine Krone

Ein Herr König geht zum Zahnarzt. Am Empfang wird er nach seinem Namen und Beschwerden gefragt. Erantwortet: "Heinz König, ich habe meine Krone verloren!" Die Frau schreibt, und plötzlich lacht sie laut auf: "Der Herr König hat seine Krone verloren! Na, dann wollen wir mal sehen, ob wir sie wiederfinden!"

Diese kleine Anekdote erinnert uns an unser Lebensschicksal. Von Gott als Königskinder gedacht und als Krone der Schöpfung bestimmt, haben wir unsere Krone verloren. Jeder darf da seinen Namen einsetzen und dahinter schreiben: ".. hat seine Krone verloren!" Aber Gott lässt es nicht dabei. Er möchte, dass wir die Krone der Königskindschaft, die Krone des Lebens und der Gerechtigkeit wiederfinden. Darum gibt er seinen Sohn dahin. Jesus trägt für uns die Krone aus Dornen als Sinnbild der tiefen Verletzung, die wir Menschen Gott, anderen, uns selbst und der Schöpfung angetan haben. Jesus trägt die Dornenkrone, damit er uns die Lebenskrone wieder schenken und anvertrauen kann. Wer die Liebe und Vergebung Gottes persönlich empfängt, wird wieder gekrönt "mit Gnade und Barmherzigkeit!" (Psalm 103,4). Die Krone des Lebens können wir uns nicht verdienen oder erwerben. Aber sie wird denen, die Gott gehören und gehorchen, geschenkt.

"Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben!"

(Offenbarung 2,10)

Ein gutes Urteil

Der ehemalige New Yorker Bürgermeister La Guardia vertrat manchmal den Polizeirichter. Eines kalten Wintertages führte man ihm einen abgerissenen, alten Mann vor. Er hatte aus einer Bäckerei ein Brot gestohlen. In der Vernehmung gab der Mann den Diebstahl zu und gab an, er habe das Brot nur genommen, weil seine Familie am Verhungern sei. Der Bürgermeister sprach das Urteil, denn das Gesetz erlaubte keine Ausnahme. So verurteilte er den armen Mann zur Zahlung von zehn Dollar Strafe. Dann griff er in die Tasche, gab dem Mann eine Zehndollarnote, damit er seine Strafe auch bezahlen konnte und freikam. Aber dann wandte er sich an die Zuhörer im Gerichtssaal, und zu ihrer Überraschung sagte La Guardia: "Und nun verurteile ich jeden Anwesenden im Gerichtssaal zu einer Geldbuße von fünfzig Cent, und zwar dafür, dass er in einer Stadt lebt, in der ein Mann ein Brot stehlen muss, um seine Familie vor dem Hungertod zu bewahren. Herr Gerichtsdiener, kassieren Sie die Geldstrafen sogleich und übergeben Sie sie dem Angeklagten!" – Der Hut machte nun die Runde, und der alte Mann konnte mit fast 50 Dollar in der Tasche den Gerichtssaal verlassen. Ein gutes Urteil, das uns an unsere Verantwortung füreinander erinnert. Bevor wir einander richten und verurteilen, anklagen oder bestrafen, wollen wir füreinander einstehen und miteinander teilen.

"Geben ist seliger als nehmen!"

(Apostelgeschichte 20,35)

Das wiedergefundene Lied

Friedrich von Sallet erzählt in seinem Gedicht "Der Geiger" von einem Mann, der mit seinem Instrument durch die Lande zieht. Überall begeistert er die Leute mit seinem Geigenspiel. Ihn aber rührt der Beifall nicht. Er bleibt traurig, und bisweilen bricht er mitten in einem Stück ab. Der Geiger weiß, es ist nicht das Lied, das er spielen müsste und möchte. Einst hat er ein besonderes Lied von seinem sterbenden Vater gelernt. Aber er hat es verloren. Darum zieht er durch die ganze Welt und sucht überall nach dem verlorenen Lied. Als er es in der Fremde nicht gefunden hat, kehrt er als alter Mann noch einmal in die Heimat zurück, um es dort zu suchen. Dann betet er verzweifelt zu Gott, ermöge in seiner Barmherzigkeit ihm das Lied noch einmal schenken. Auf sein inniges Gebet hin erscheint ihm der Vater im Traum und spielt ihm noch einmal das wunderbare Lied. Voll Freude nimmt er am Morgen die Geige und spielt es wieder, das verlorene und wiedergefundene Lied, zum Staunen seines Jungen. Und mitten im Lied fällt dem Sterbenden der Bogen aus der Hand.

Wir haben auch das besondere Lied verloren, das Lied vom Vater, das Hohelied der Liebe, der Anbetung. Wir müssen es wiederfinden, und wenn wir die ganze Welt durchziehen. Wir müssen das Lied der Liebe und des Lebens wiederfinden um Gottes willen, um des anderen willen und um unseretwillen. Manche finden es vielleicht erst im Sterben wieder und spielen es dann noch für einen Menschen, der es empfangen und weiterspielen und singen kann.

"Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott!"

(Psalm 40,4)

Wohin soll das Leben gehen?

Leo Tolstoi fasste einmal seine Lebensgeschichte in einem Gleichnis zusammen. "Ich kam mir vor", so erzählte er, "wie ein Mensch, den man in einen Kahn setzte und in dessen unerfahrene Hände man die Ruder gelegt hatte. Vom Ufer fortgestoßen, ruderte ich auf dem reißenden Strom des Lebens dahin. Je mehr ich in die Mitte der Strömung kam, um so mehr Menschen begegnete ich. Lachende, singende, lärmende Menschen, die alle in einer Richtung dahinfuhren, und niemand fragte danach, ob denn die Richtung stimmte, in der die Fahrt ging. Plötzlich hörte ich durch das Gewirr das Tosen und Brausen der Stromschnellen, und ich sah, wie vor mir ein Lebensschiff nach dem anderen kenterte und unterging. Da kam ich zu mir und hielt inne mit der tollen Fahrt. Mit aller Gewalt ruderte ich zurück, stromaufwärts dem Ufer zu. Und endlich kam ich heraus aus der gefährlichen Strömung. Das Ufer, von dem ich losgetrieben war, war der lebendige Gott. Nun war ich zu ihm zurückgekehrt und geborgen!"

Jesus Christus spricht: "Tut Buße und glaubt an das Evangelium!"

(Markus 1,15)

Es gilt!

Ein Mitarbeiter im Besuchsdienst besucht in einer Großstadt die Leute in seinem Bezirk. Er kommt zu einer jungen Frau. Nach längerem Gespräch fragt der Mann, ob sie auch eine Bibel hätte. Die Frau antwortet: Ja, wir haben eine Bibel, aber sie ist uralt, ich weiß nicht, ob die heute noch gilt!"

Die Bibel gilt immer. Sie veraltet nicht, ändert sich nicht. Gottes Wort ist endgültig, auch am Ende noch gültig. Die Zeiten wechseln, die Verhältnisse ändern sich, Menschen werden alt, aber die Bibel bleibt gültig, wahr, lebendig. Die Bibel überdauert alle Menschen, Zeiten, Verbote und Grenzen. Niemand konnte ihre Lebenskraft hindern, weder Nero noch Hitler oder Stalin. Gottes Wort wird noch gelten, wenn alle anderen Stimmen und Worte längst verklungen sind. Die Frage ist nicht, ob Gottes Wort noch gilt. Die Frage ist, ob sie in meinem Leben zur Geltung und Auswirkung kommt. Die Bibel gilt immer, aber sie kann mir nur helfen und raten, mich nur trösten und heilen, wenn ich sie lese und lebe.

"Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen!"

(Matthäus 24,35)

Ein kleines Buch ganz groß

Der erste schottische Missionar, der nach Indien gesandt wurde, war Alexander Duff. Er wollte in Indien, dem Riesenland mit einer uralten Kultur und Tradition, Seminare und Schulen gründen und auf diesem Wege das Volk der Inder zu Christus führen. So stellte er eine große Bibliothek mit vielen wertvollen Büchern zusammen. Voller Freude ließ er die vielen sorgsam gepackten Bücherkisten auf das Schiff bringen. Doch am Kap der Guten Hoffnung, an der Südspitze Afrikas, geriet das Schiff in einen furchtbaren Sturm und sank. Duff rettete mit der Besatzung nur sein nacktes Leben. All die kostbaren Bücherkisten wurden ein Raub der Wogen. Traurig stand Duff am Strand und sah wehmütig hinaus. Irgendwo auf dem Meeresgrund lagen nun seine mühsam gesammelten Bücher. Da trägt eine Brandung ein paar Trümmer ans Ufer. Darin schwimmt ein kleines Büchlein – seine Taschenbibel. Duff nimmt sie auf. Das einzige Buch, was aus dem Schiffbruch gerettet wurde, die Bibel, wird nun sein Begleiter nach Indien. Mit der Bibel als einzigem Schatz und letzter Weisheit beginnt Duff in Indien seine Missionstätigkeit. Und Gott hat durch ihn und seine Bibel dort große Dinge bewirkt, so dass man später von ihm und seinem Wirken in Indien gesagt hat: "Sein Erscheinen war wie ein Präriebrand, der heiß über das Land fegt. Die Begeisterung, die er entfachte, war tief und glühend!"

Mancher Schiffbruch wird auch unser Lebensschiff bedrohen. Wenn wir nur immer das Beste hindurchretten können, Gottes Wort, seine Weisung und Tröstung, seine Liebe und Treue.

Herr, dein Wort, die edle Gabe,
diesen Schatz erhalte mir;
denn ich zieh es aller Habe
und dem größten Reichtum für.

(N.L. von Zinzendorf)

Liebe öffnet die Tür zum Leben

Ein Mädchen verirrt sich im Wald. Es wird dunkel und unheimlich. Furcht steigt in dem Mädchen auf. Verzweifelt sucht es den Weg nach Hause. Da kommt es an eine kleine Hütte. Aus einem Fenster leuchtet ein warmes Licht. Sie läuft auf das Häuschen zu und klopft leise an die Tür. Eine Stimme antwortet von drinnen: "Wer ist da?" Das Mädchen antwortet: "Ich!" Da wird ein großes Schweigen. Auch die Blätter des Waldes halten inne mit ihrem Rauschen. Nur von innen ist ein leises Weinen zu hören. Das Mädchen kauert sich vor die Tür. Sie sinnt nach über das Wort, das sie sagte und das zum Schweigen und Weinen führte: Ich. Ganz langsam wächst in ihr die Erkenntnis, dass sich der Mensch verwandeln kann, wenn er in das Haus der Geborgenheit und Liebe, Wärme und Freude Einlass finden will. Am Morgen geht sie noch mal an die Tür und klopft. Wieder fragt von innen eine Stimme: "Wer ist da?" Nun antwortet sie: "Du!" Da öffnet sich die Tür, und das Mädchen darf eintreten in die warme, helle Stube voller Licht und Leben.

(Nach einer arabischen Legende)

Solange wir Menschen immer nur "Ich" sagen, bleiben die Türen verschlossen, wir stehen in der Nacht und Kälte, und unsere Sehnsucht nach Wärme und Liebe, Geborgenheit und Freude bleibt unerfüllt. Wenn wir dann das "Du" sagen, öffnen sich die Türen in ganz neue, wunderbare Räume. Es wird warm und hell, lebendig und fröhlich, geschützt und bewahrt. Die Liebe Jesu möchte uns verwandeln von einem Ich-Menschen in einen Du-Menschen, von einem Egoisten in einen Liebenden. Und dann werden sich die Türen öffnen und die Wege ebnen und die Räume erschließen.

"Über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit!"

(Kolosser 3,14)

Keine Minute zu lange!

"Gott wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen", heißt es in Maleachi 3, Vers 3. Beim Silberschmied können wir uns erklären lassen, was es damit auf sich hat: "Wenn ich Silbererz in den Tiegel getan habe, muss ich genau Acht geben, dass es nicht zu lange über dem Feuer bleibt. Darum sitze ich dabei und beobachte genau, wann das Silber von der Schlacke frei ist. Keine Minute zu lange darf ich es im Tiegel lassen, sonst verdirbt das edle Metall. Und ich weiß ganz genau, wann der Zeitpunkt gekommen ist, wenn sich mein eigenes Bild im geschmolzenen Silber spiegelt. Dann ist es soweit, dann muss das Silber schnell heraus!"

So sitzt Gott, der große Silberschmelzer, an seinem Tiegel, in dem er uns Menschen in seiner Liebe läutern und reinigen will, damit sich die wertlose Schlacke des Lebens vom wertvollen bleibenden Leben trennen lässt. Gott sieht genau zu. Sobald sich sein Bild in unserem Leben zeigt, wird es Zeit. Keinen Moment länger lässt Gott uns im Tiegel, als es unbedingt zur Reinigung und Ausreifung des Lebens nötig ist. Welch ein Trost. Gott sitzt und wacht, sieht und wartet, behält die Übersicht und führt zum guten Ende. Keine Minute zu lange. Gott weiß die Zeit.

Er weiß dein Leid und heimlich Grämen,
weiß auch die Zeit, dir’s abzunehmen!

Endlich bricht der heiße Tiegel,
und der Glaub empfängt sein Siegel
als im Feur bewährtes Gold,
da der Herr durch tiefe Leiden
uns hier zu den hohen Freuden
jener Welt bereiten wollt!

(Karl Friedrich Harttmann)