Der Weg zum Hafen

Ein Segelschiff war auf seiner Fahrt von Bremen nach Valparaiso unterwegs. Die Hälfte der Route war gerade zurückgelegt, als der Kapitän schwer krank wurde. Als der Kapitän, Peter Jensen, spürte, dass er nicht wieder gesund werden würde, ließ er den ersten Steuermann rufen und empfing ihn mit den Worten: "Mit mir geht es zu Ende. Ich werde den Hafen nicht mehr erreichen. Aber wie komme ich in den Hafen bei Gott? Sagen Sie mir doch, was ich machen soll!" Der Steuermann antwortete ratlos: "Kapitän, das weiß ich auch nicht. Ich habe immer meine Pflicht getan, aber um Gott und solche Dinge habe ich mich nicht gekümmert!" Auch der zweite Steuermann und die anderen Besatzungsmitglieder konnten dem Kapitän nicht raten und helfen. Als letzter wurde der Schiffsjunge gerufen. "Karl Müller, hast du eine Mutter zu Hause?" fragte der Kapitän. "jawohl, Herr Kapitän!" – "Hat sie dich beten gelehrt?" "Jawohl, Herr Kapitän. Und als ich abreiste, hat sie mir eine Bibel geschenkt!" – "Hast du die Bibel hier, Junge?" "Jawohl, Herr Kapitän. Und ich habe meiner Mutter versprochen, täglich darin zu lesen." "Hol die Bibel, Junge, und lies mir etwas daraus vor, das zum Sterben hilft!" Der Schiffsjunge holte seine Bibel und las Jesaja 53 vor. Beim fünften Vers stockte er und fragte: "Herr Kapitän, darf ich den Vers so lesen, wie ihn meine Mutter mich lesen lehrte?" "ja, lies!" Da las der Junge: "Aber er ist um Karl Müllers Missetat willen verwundet und um Karl Müllers Sünde willen zerschlagen. Karl Müllers Strafe liegt auf ihm, auf dass Karl Müller Frieden hätte, und durch seine Wunden ist Karl Müller geheilt!" – "Halt!" rief der Kapitän und richtete sich mühsam auf. "Das ist es, was ich brauche. Lies den Vers noch einmal und setze meinen Namen ein!" Der Schiffsjunge las: "Aber er ist um Peter Jensens Missetat willen verwundet und um Peter Jensens Sünde willen zerschlagen. Strafe liegt auf ihm, auf dass Peter Jensen Frieden hätte, und durch seine Wunden ist Peter Jensen geheilt!" Der Kranke ergriff das Heil und bat Gott um seinen Beistand. So fand der Kapitän doch noch den Weg in den Hafen, den Hafen des Friedens.

Wie ist das Sterben?

Ein schwerkranker Junge merkt, dass er nicht wieder gesund wird. Eines Tages fragt er seine Mutter: "Wie ist das Sterben?" Die Mutter erklärt es ihm so: "Weißt du noch, als du klein warst, da bist du oft so herumgetobt, dass du abends viel zu müde warst, um dich auszuziehen. Du bist einfach umgesunken und eingeschlafen. Am nächsten Morgen aber warst du in deinem Zimmer und deinem Bett. Jemand, der dich sehr lieb hat, hatte sich um dich gekümmert. Dein Vater war gekommen und hatte dich auf seinen starken Armen hinübergetragen. So ist das Sterben. Eines Morgens wachen wir zu einem neuen Tag auf. Denn Jesus hat uns mit seinen starken Armen hinübergetragen, weil er uns sehr lieb hat." Der Junge wusste nun, dass sein Vater im Himmel ihn mit Liebe erwartet zu einem neuen Leben. Und so ist er einige Wochen später zu ihm gegangen.

Wer sich an Jesus hält und sein ganzes Leben in seine Hand legt, darf wissen, dass auch sein Sterben und seine Zukunft in seinen starken Armen ruhen.

"Der Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen!"

(Johannes 10,29)

Die Liebe Gottes ist stärker

Der Pastor einer reformierten Gemeinde in Rumänien wird wegen seines Glaubens, den er immer wieder bezeugt hatte, gefangengenommen. Er wird unter Androhung von Strafen gewarnt, seine Glaubensüberzeugung weiter zu verbreiten. Sie drohen ihm mit der Deportation. Er antwortet: "Ihr könnt mich überallhin verbannen. Ich werde immer in meines Vaters Welt sein, wohin ihr mich auch bringt!" Sie drohen ihm mit der Beschlagnahmung des gesamten Eigentums. Der Pastor erwidert: "Mir ist es recht, aber ihr werdet eine sehr hohe Leiter brauchen, denn meine Schätze habe ich bei Gott im Himmel gesammelt!" Sie drohen, ihn umzubringen. Er antwortet: "Wir Christen fürchten den Tod nicht, denn der Tod bedeutet für uns nur, dass wir zu Gott in sein ewiges Leben gehen!" Sie ändern ihre Taktik und drohen statt Tod mit Gefängnis und Isolation in der Haft. Die Antwort des Pastors: "Wir haben einen Freund und Helfer, der auch durch verschlossene Türen kommen und eiserne Riegel durchdringen kann. Wir sind niemals allein. Nichts und niemand kann uns trennen von Christus und seiner Liebe!"

"Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn!"

(Römer 8,38f)

19. November

Ein lebendiger Stein

Ein Mann war mit seiner Gemeinde unzufrieden. Er sah die Mängel und Fehler, spürte den Sand im Getriebe und zog sich daraufhin immer mehr zurück. Er klagte und grollte. Da schenkte ihm Gott einen Traum. Ein Engel trug ihn hinauf in Gottes ewige Welt. Dort sah er das Haus Gottes als einen wunderbaren Tempel. Er staunte über das herrliche, majestätische Bauwerk. Doch da entdeckte er im Mauerwerk eine Lücke. Offenbar fehlte dort ein Stein. So entstand in dem schönen Bauwerk ein hässliches Loch. "Was bedeutet diese Lücke im Haus Gottes?" fragte er den Engel. "Diese Lücke hast du gemacht, als du dich aus der Gemeinde zurückzogst!" sagte der Engel. "Gott wollte dich an dieser Stelle gebrauchen, aber du sahst nur die Fehler der anderen. Vor lauter Klagen und Grollen über die anderen bist du gar nicht dazu gekommen, deinen Platz auszufüllen. Nun gibt es im Tempel Gottes diese hässliche Lücke!"

Da erwachte der Mann. Und mit neuer Freude arbeitete er nun in der Gemeinde mit. Trotz aller Unzulänglichkeiten wollte er ein lebendiger Stein im Hause Gottes sein. Das Ganze mit tragen und selber getragen werden. Er wollte die Lücke im Hause Gottes ausfüllen.

"Zu Jesus kommet als zu dem lebendigen Stein. Und bauet auch ihr euch als lebendige Steine zum geistlichen Hause!"

(I. Petrus 2,4f)

Was ist unsere Natur?

Ein indischer Mönch sitzt am Ufer eines Flusses und meditiert. Da sieht er einen Skorpion, der ins Wasser gerutscht ist und verzweifelt um sein Leben kämpft. Voll Erbarmen mit der Kreatur holt der Mönch den Skorpion aus dem Wasser und legt ihn behutsam ans Ufer. Der Skorpion aber sticht den Mönch in die Hand. Nach einer Weile sieht der Mönch den Skorpion wieder im Wasser zappeln, und wieder rettet er das arme Tier Der Skorpion aber sticht ihn wieder in die Hand, dass der Mönch vor Schmerzen aufschreit. Als sich die Rettung und der Stich ein drittes Mal wiederholen, ruft ein Bauer, der alles mit angesehen hat, zum Mönch herüber: "Warum hilfst du der elenden Kreatur immer wieder, wenn du statt Dank nur Stiche und Schmerzen erntest?" "Wir beide", antwortet der Mönch, "folgen nur unserer Natur. In der Natur des Skorpions liegt es zu stechen. Er kann nicht anders. Und meine Natur ist es, Barmherzigkeit zu üben. Ich kann auch nicht anders."

Was ist unsere Natur? Egoismus und Härte, oder sind wir verwandelt in neue Menschen mit einer neuen Natur?

"Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!"

(Matthäus 5,7)

Das Wichtigste

Ein junger, wissbegieriger König bat die Weisen seines Landes, alles Wichtige über das Leben aufzuschreiben. Sie machten sich fleißig an die Arbeit und legten nach vierzig Jahren ihre Studien in tausend Bänden vor. Der König war inzwischen sechzig Jahre alt. Er bat die Gelehrten, weil er die tausend Bücher nicht mehr alle lesen könne, das Wichtigste herauszuschreiben. Nach zehn Jahren hatten die Weisen ihre Einsichten in das Leben in hundert Bänden zusammengefasst. Der König sagte: "Das ist noch zuviel. Mit siebzig Jahren kann ich nicht mehr hundert Bände studieren. Schreibt nur das Allerwichtigste!" Die Gelehrten gingen wieder an die Arbeit und brachten das Allerwichtigste in einem einzigen Buch zusammen. Damit gingen sie zum König. Aber der lag schon im Sterben und wollte nun von den Gelehrten noch das Wichtigste aus ihrer Arbeit erfahren. Sie fassten das Wichtigste in einem Satz zusammen: "Die Menschen leben, leiden und sterben. Und was wichtig ist und überlebt, ist die Liebe, die empfangen und geschenkt wird."

"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott!"

(Micha 6,8)

Wahrheit und Liebe

Die Wahrheit zog traurig durch die Lande "Die Menschen haben Sehnsucht nach mir, sie suchen die Wahrheit. Aber wenn ich dann komme, haben sie Angst und fürchten die Wahrheit. Ich bin so nackt, und die Leute flüchten sich in ihre Häuser, wenn ich durch die Straßen gehe," Eines Tages traf die Wahrheit die Liebe. Sie war wie ein buntes warmes Kleid, und die Leute liefen ihr nach und luden sie zu sich in ihre Häuser ein. Die Liebe sah die Wahrheit so traurig und verbittert stehen und sprach sie an: "Sage mir, gute Freundin Wahrheit, warum bist du so bedrückt und betrübt?" Die Wahrheit antwortete der Liebe: "Ach, es geht mir nicht gut. Ich bin alt, und die Leute wollen mich nicht in ihr Leben lassen." "Nicht weil du alt bist, mögen dich die Leute nicht leiden. Ich bin auch sehr alt, und die Menschen lieben mich immer noch. Ich verrate dir ein Geheimnis. Du bist den Menschen unheimlich, weil du so nackt bist. Kleide dich mit meiner Wärme und Farbenpracht. Lege um deinen Schatz der Wahrheit den Mantel der Liebe, und die Menschen werden dich willkommen heißen. Die nackte Wahrheit ist für die Menschen ebenso furchtbar wie eine unehrliche Liebe. Wir beide brauchen einander. Denn eine aufrichtige Liebe und eine liebevolle Wahrheit sind die Quellen des Lebens und der Freude." – Die Wahrheit befolgte den Rat der Liebe und legte sich die warmen Kleider der Liebe um. Seitdem sind sie beide bei den Menschen willkommen.

Das ist die Not unter den Menschen: Es gibt soviel Wahrheit ohne Liebe und soviel Liebe ohne Wahrheit. Und das ist das Glück: In Jesus ist die ganze Wahrheit über uns, die Welt und Gott mit der ganzen Liebe zu uns, der Welt und dem Leben verbunden.

"Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit!"

(I. Korinther 13,6)

Das Leben ist wie ein Bogen

Der Apostel Johannes spielte im Alter gern mit einem zahmen Rebhuhn. Eines Tages besuchte ihn ein Jäger und wunderte sich, dass ein so wichtiger Mann wie ein Kind mit einem Vogel spielte. Der Jäger fragte den Apostel: "Du könntest große und wichtige Dinge tun und spielst mit einem Rebhuhn. Warum vertust du die kostbare Zeit mit einem nutzlosen Spiel?" Johannes schaute den Jäger nachdenklich an und fragte zurück: "Weshalb ist der Bogen auf deinem Rücken nicht gespannt?" Der Bogen würde seine Spannkraft verlieren, wenn er immer gespannt wäre. Wenn ich ihn beim Jagen brauchte und einen Pfeil abschießen wollte, hätte er keine Kraft mehr!" – Johannes antwortete: "Das Leben ist wie ein Bogen. Es kann nicht immer angespannt sein. Sonst würde es seine Kraft verlieren. Jeder Mensch braucht, um seine Spannkraft zu erhalten, die Phasen der Entspannung. Und wenn er dann wieder gefordert ist, hat er die nötige Kraft zum Handeln und Wirken. Gott will keine abgehetzten und überforderten Leute. Gott gönnt uns die Ruhepausen. Und die Zeit. die wir uns zur Stille und Ruhe, zum Spielen und Feiern nehmen, ist keine verlorene Zeit. Schöpferische Kräfte wachsen aus der Ruhe. Erschöpfungszustände kommen aus Rastlosigkeit und Hetze. Gott möchte, dass wir schöpferische Menschen und nicht erschöpfte Leute sind."

Jesus sagt zu seinen Jüngern: "Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruhet ein wenig!"

(Markus 6,31)

Eingespannt

Eine Gitarrensaite liegt neben der Gitarre und freut sich über ihre Freiheit. "Ich lasse mich nicht einspannen, ich will frei sein und entspannt. Ich werde mich nicht auf diese alte Gitarre spannen lassen, womöglich noch neben die brummige Basssaite rechts und die eintönige d-Saite links. Nein, ich will mein Leben genießen und mich entfalten. Ich kann mich lustig zusammenrollen und in der Sonne ausruhen!" Aber mit der Zeit wurde es der Saite langweilig und öde. Immer so sinnlos daliegen. Die Saite wurde in ihrer Freiheit immer einsamer und nutzloser. Unbeachtet und wenig sinnvoll kam sich die Saite vor. Doch der Gitarrenspieler, der sein Instrument sehr liebte, schaute auf die Saite und erkannte die heimliche Sehnsucht. Er spürte, wie die Saite unter ihrer Bedeutungslosigkeit litt. Da sprach er ihr gut zu: "Wenn du wüsstest, was für herrliche Musik in dir steckt!" Ganz behutsam spannte er sie ein, immer ein wenig mehr, bis sie ihre Tonlage gefunden hatte. Dann begann er zu spielen, und wunderbar klang die Musik in schöner Harmonie mit all den anderen Saiten. Der Spieler hatte seine Freude. Die Saite hatte ihre Bestimmung wiedergefunden. Und viele Menschen konnten mit der Musik angerührt und getröstet werden. Gott möchte unser Leben zum Klingen bringen. Er möchte uns in sein Handeln einspannen. Nicht, um uns die Freiheit zu nehmen. Nein, Gott möchte uns die tiefste Bestimmung schenken: von seiner Liebe angerührt, mit anderen und für andere zu klingen.

"Darum tut desto mehr Fleiß, eure Berufung und Erwählung festzumachen!"

(2. Petrus 1,10)

Schmerzen für Gott

Robert Maoussi ist ein fröhlicher Junge aus Kamerun. Mit seinen 15 Jahren hat er große Pläne. Als Christ möchte er mit seinem Leben viel für Jesus tun. Da wird er von der Lepra befallen. Er leidet unsägliche Schmerzen. Doch sein fester Glaube an Jesus gibt ihm die Kraft, die Schmerzen auszuhalten. So wie er vorher sein Leben, seine Kraft und Gesundheit Gott geweiht hat, weiht er nun Jesus seine Schmerzen und seine Leiden. "Ich will leiden für Jesus. Ich will leiden für die Jungen und Mädchen, die so alt sind wie ich, damit sie durch mein Leiden vielleicht den Weg zu Jesus und die Tür zu Gott finden!"

Eines Abends sind die Schmerzen unerträglich. Er bittet die Krankenschwester, ihm die Schmerztablette etwas früher als sonst zu geben. Als die Schwester eine Stunde später wieder vorbeikommt, liegt die Tablette noch auf dem Nachttisch. Verwundert fragt sie den Jungen, und er gibt ihr zur Antwort: "Ich habe es mir anders überlegt. Gott braucht meine Schmerzen vielleicht mehr als ich die Tablette zu ihrer Linderung. Ich habe meine Schmerzen der Liebe Gottes geweiht!"

Wir können Gott nicht nur unsere Stärke und Kraft weihen. Wir können Gott nicht nur mit Freude dienen. Wir können Jesus nicht nur mit Worten und Taten bezeugen. Wir können Gott auch unsere Schmerzen weihen. Wir können ihm auch mit dem Leid dienen. Wir können Jesus auch mit unseren Schwächen und Tränen bezeugen.

"Sie haben den Verkläger überwunden durch des Lammes Blut und das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod!"

(Offenbarung 12,11)