"Dann kam Chanukka nach Bergen-Belsen. Es wurde Zeit, die Chanukkalichter anzuzünden. Kein Ölkrug war aufzutreiben, keine Kerze und eine Chanukka gehörte längst vergangenen Zeiten an. Und so verwandelte sich der Holzschuh eines Häftlings in einen Chanukkaleuchter, Fäden, aus einer Lageruniform herausgezogen, dienten als Docht, und die schwarze Lagerschuhcreme – reines Öl.
Unweit der Haufen lebloser Körper versammelten sich lebendige Skelette, um dem Anzünden der Chanukkalichter beizuwohnen. Der Rabbi von Blushov zündete das erste Licht an und sang mit seiner angenehmen Stimme die beiden ersten Segenssprüche. Die festliche Melodie war von Trauer und Schmerz erfüllt." (Yaffa Eliach)
"Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der du uns geheiligt durch deine Gebote und uns befohlen, das Chanukkalicht anzuzünden, der du Wunder erwiesen unseren Vätern in jenen Tagen zu dieser Zeit, der du uns hast Leben und Erhaltung gegeben und hast uns diese Zeit erreichen lassen!"

Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.
Johannes 1,9f

Wir sind von Gott bedingungslos geliebt, vorbehaltlos angenommen, grenzenlos wertgeschätzt und maßlos bedacht. Aber wir dürfen bedingungslose Liebe nicht mit bedingungsloser Billigung und grenzenlose Barmherzigkeit nicht mit grenzenloser Bejahung verwechseln.
Gott billigt keine Lüge, bejaht keinen Hass und duldet keine Bosheit. Gott liebt uns auch, wenn wir Böses denken oder tun, aber er billigt es keinesfalls. Vielmehr setzt er Grenzen, hat feste Maße und klare Bedingungen, unter denen sich unser so geliebtes Leben entfalten und vor Schaden bewahrt bleiben kann.

Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des Herrn, eures Gottes, die ich euch heute gebiete.
5.Mose 11,26f

"Ich habe ein Land gesucht zum Leben. Ich bin lange gewandert, ich bin alt geworden, ich habe es noch nicht gefunden. Ich suche ein Land zum Sterben. Ich wünsche mir dafür einen hellen lichten Tag, damit mein Herz es im Einschlafen warm hat.
Ich wünsche mir dafür ein ruhiges, verborgenes Fleckchen Erde, das mich aufnehme, mich bedecke, mich verstecke.
O gute Erde, alle haben mir weh getan –
Meine Freunde mehr als die anderen, aber sage es niemandem. Lass über mich einen Dornbusch wachsen, damit niemand mein Grab findet und nicht die Tränen derer, die ich liebte, auf mich fließen können, ihre höflichen Tränen ohne Schmerz. Sie würden mir noch zu weh tun. Lass lieber auf mich den langen traurigen Regen fallen, den wirklichen Regen." (Marie Noél)

Mein Leben ist hingeschwunden in Kummer und meine Jahre in Seufzen. Vor allen meinen Bedrängern bin ich ein Spott geworden, eine Last meinen Nachbarn und ein Schrecken meinen Bekannten. Ich bin vergessen in ihrem Herzen wie ein Toter; ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.
Psalm 31,11ff

Was ist auf einem alten Friedhof alles unter den vielen Gedenksteinen versammelt, was gelebt und gelitten hat, all die Krankheiten und Schmerzen, Einsamkeiten und Ängste?
Und über der Erde, was ist da mit den Blumen und Kränzen alles versammelt an Erinnerungen und Wehmut, an Dankbarkeit und Trauer, Verlust und Hoffnung?
Und es gibt nur eine Brücke, die beides verbindet: die Liebe Jesu, die den Tod überwunden hat.

Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Römer 8,38f

"Je älter und reifer wir werden, desto klarer wird es: Wir können nicht von unseren Empfindungen und inneren Erfahrungen leben. Für unser inneres Leben, unseren Frieden und Mut gegenüber der Trübsal ist der letzte Halt das Wort Gottes. Es ist der Anker unserer Seele und die einzige Kraftquelle.
In jungen Jahren, im Frühling des Lebens, sind wir oft von einer Woge der Begeisterung getragen worden. Aber wenn wir die andere Seite des Lebens kennen gelernt haben, wenn von den lodernden Flammen noch graue Aschenhaufen übrig geblieben sind, wenn der Sturm die Blätter vom Baum unseres Lebens gerissen hat, dann merken wir, was es heißt:
‚Wenn dein Wort nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend.’ (Psalm 119,92)
Und zuletzt im Todeskampf, wenn die Kräfte unserer Seele aufgezehrt und die Träume längst verweht sind, dann wird das Wort Gottes, die Bibel, wertvoll und trostreich. Wir hängen daran wie ein Abstürzender über dem Abgrund. Wir klammern uns an die großen Verheißungen, halten uns an die Worte Jesu und wünschen uns nichts anderes mehr, sie sind unser einziger Trost." (Karl Heim)

Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr, Gott Zebaoth.
Jeremia 15,16

"Wie stellt ihr euch die Entrückung des Henoch vor?", werden die Kinder im Kindergottesdienst gefragt. Zum nächsten Sonntag sollen sie ein Bild oder eine Geschichte mitbringen. Einige Bilder zeigen eine große Hand, die Henoch aus einer Wolke heraus ergreift und in den Himmel hinein entrückt.
Ein größeres Mädchen hat eine wunderschöne Geschichte mitgebracht. "Eines Tages klopft Gott an Henochs Haus und lädt ihn zu einem Spaziergang ein. Das wiederholt sich nun jeden Tag, und die Rundgänge werden immer weiter. Bis Gott schließlich zu Henoch sagt: Henoch, wir sind nun so viele Male miteinander gegangen. Wir sind heute so weit von deinem Haus entfernt und zugleich so dicht bei meinem Haus, komm doch mit mir in mein Haus und bleib ganz bei mir!"

Und Henoch wandelte mit Gott … Und weil er mit Gott wandelte, nahm ihn Gott hinweg und er ward nicht mehr gesehen.
1.Mose 5,22.24

Am Hang die Heidekräuter blühn,
der Ginster starrt in braunen Besen.
Wer weiß heut noch, wie flaumiggrün
der Wald im Mai gewesen?

Wer weiß heut noch, wie Amselsang
und Kuckucksruf einmal geklungen?
Schon ist, was so bezaubernd klang,
vergessen und versungen.

Im Wald das Sommerabendfest,
der Vollmond überm Berge droben,
wer schrieb sie auf, wer hielt sie fest?
Ist alles schon zerstoben.

Und bald wird auch von dir und mir
kein Mensch mehr wissen und erzählen,
es wohnen andre Leute hier,
wir werden keinem fehlen.

Wir wollen auf den Abendstern
und auf die ersten Nebel warten.
Wir blühen und verblühen gern
in Gottes großem Garten.
(Hermann Hesse)

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch.
1.Petrus 1,3f

Wenn wir irgendwo ankommen wollen,
sei es bei einem Menschen im Sinne der Anerkennung,
sei es bei einem Ziel im Sinne des Erfolges,
sei es bei uns selbst im Sinne der Befriedigung,
und dabei von Jesus loskommen,
ist alles Erreichte ein riesiger Verlust.
Und andererseits ist das Bleiben bei Jesus,
das Dranbleiben an seinem Werk,
das Offenbleiben für sein Wort,
das Festbleiben im Vertrauen,
das Ruhigbleiben im Gebet die erfolgreichste Lebensbewegung.
Das Bleiben bei Jesus ist kein Zurückbleiben,
sondern das aktivste Fortschreiten und Wachsen.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Johannes 15,5

Wollest meine Seele stillen,
König, der in Sonnen geht.
Wollest meine Sehnsucht füllen,
die am Wege weinend steht.

Wollest all die irren, kranken
Wünsche von der Seele tun.
All die flehenden Gedanken
lass wie müde Kinder ruhn.

Wollest mir im Traume sagen,
dass du der Gerechte bist,
dass der Zweifel wühlend Fragen
morgen Triumphieren ist.

Wollest löschen all mein Grämen,
all die Angst, die mich umspinnt.
Wollest wieder zu dir nehmen,
Vater, ein verlornes Kind.
(Gustav Schüler)

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.
Psalm 4,9

Das eine Mal nahm Jesus seine drei engsten Jünger mit zum Gebet auf einen hohen Berg. Dort sahen sie sein Gesicht leuchten wie die Sonne, seine Kleider hell wie das Licht, Mose und Elia erschienen und Gott selbst redete aus einer Wolke die Worte der Liebe.
Das andere Mal nahm Jesus seine drei engsten Jünger mit zum Gebet in die dunkle Nacht. Dort sahen sie sein Gesicht voller Todesangst und seinen Schweiß wie große Tropfen Blut auf die Erde fallen, ein Engel erschien, um Jesus zu stärken, und die Jünger schliefen vor lauter Traurigkeit.
Das Gebet führt uns auf den Gipfel der Erleuchtung, wo alles sonnenklar und herrlich ist, und in die Nacht des Elends, wo das Grauen des Todes, die Ängste des Leidens und die Einsamkeit der Schuld uns Blut und Wasser schwitzen lassen. Erhebende Schönheit seiner Verklärung und erniedrigende Entstellung seines Leidens sind bei Jesus ganz nah beieinander. Aber irgendwann wird es nur noch Herrlichkeit und Klarheit und Freude und Jubel geben.

Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.
Römer 8,17