Ich glaube – von Dietrich Bonhoeffer

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden werden.

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist,
mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung
1998, Gütersloher Verlagshaus Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Gebet zum neuen Jahr

Vater im Himmel, ich danke dir für das vergangene Jahr.
Für viele schöne Erlebnisse und Begegnungen, für Bewahrungen und dein Versorgen.
Du warst selbst an den schweren Tagen bei mir, auch wenn ich das nicht immer gespürt habe.
So will ich im Vertrauen auf dich ins neue Jahr gehen.
Du weißt, was auf mich zukommen wird und wann ich deine Hilfe ganz besonders brauchen werde.
Danke für deine Zusage, dass du mir Kraft geben willst, wenn ich an meine Grenzen stoße.
Amen

Aus dem Neujahresgruß vom Bibellesebund

Muss man den Tod fürchten?

Es ist ein Unterschied, ob jemand mit 35 Jahren halb zerfetzt wird und furchtbar qualvoll stirbt oder mit 90 Jahren friedlich zu Hause. Wenn alte Menschen sterben, ist das traurig, vor allem, wenn es die eigenen Eltern sind. Aber es ist auch etwas Wunderbares, nach einem erfüllten Leben zu Hause einen guten Abschied zu finden. Als Christ sage ich: Man muss den Tod nicht fürchten, es gibt die Zusage der Auferstehung, die auch in schwierigen Situationen tröstet. Wir müssen wissen, dass unser Leben einen Beginn und ein Ende hat. Im Brahms Requiem gibt es diese wunderbaren Zeilen: „Herr, lehre doch mich, dass es ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss.“ Es ist sogar so, dass ich mich im Angesicht des Todes manchmal besonders lebendig fühle. Der Umgang mit Beerdigung und Trauer macht denjenigen, der lebt, besonders lebendig. Und angesichts des Todes entsteht Nähe zwischen denen, die leben. Förmliche Grenzen, die es sonst gibt, sind plötzlich nicht mehr so wichtig.

Bundesminister Dr. Thomas de Maiziére im evangelischen Magazin „chrismon“ 01.2012

Gottes Wege für mich

Erscheinen meines Gottes Wege
mir seltsam, rätselhaft und schwer,
und gehen Wünsche, die ich hege,
still unter in der Sorgen Meer –
will trüb und schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Schmerz und Qual gebracht,
dann darf ich mich auf eins besinnen:
dass Gott nie einen Fehler macht.

Wenn mir zu hoch des Herrn Gedanken,
zu tief die Brunnen Seiner Huld,
wenn alle Stützen haltlos wanken,
die Kraft mir fehlt und die Geduld –
wenn gar mein Blick kein Ziel mehr findet
in banger, tränenreicher Nacht –
ein Glaubensfünkchen dennoch kündet:
dass Gott nie einen Fehler macht!

Wenn über ungelöste Fragen
mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen,
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Rechte legen sacht
und leise sprechen unter Tränen:
dass Gott nie einen Fehler macht!

Drum still mein Herz und lass vergehen,
was irdisch und vergänglich heisst –
im Lichte droben wirst du sehen,
dass gut die Wege, die Er weist.
Und müsstest du dein Liebstes missen,
ja ging´s durch kalte finstre Nacht –
halt fest an diesem selgen Wissen:
dass Gott nie einen Fehler macht!

Herb. Sack 1902 – 1943
Gedichtet in Stalingrad

Jesus lebt und hat dem Tod die Macht genommen

Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben;
mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben.
Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre.
Gnade hat er zugesagt, dass der Sünder sich bekehre.
Gott verstösst in Christus nicht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden,
keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden.
Seine Treue wanket nicht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben.
Welchen Trost in Todesnot wird er meiner Seele geben,
wenn sie gläubig zu ihm spricht: „Herr, Herr, meine Zuversicht!“

Christian Fürchtegott Gellert 1757
Evangelisches Kirchengesangbuch

Versöhnt

Ein Mann wurde nach und nach blind. Mit allen Mitteln der eigenen Kraft und der medizinischen Kunst kämpfte er gegen die Erblindung. Als die Ärzte ihm nicht mehr helfen konnten, ging er mit seinen Gefühlen weiter gegen die Erkrankung an. Ein guter Freund sah mit Schmerzen, wie der Mann im Unglück verfiel. Er nahm allen Mut zusammen und riet ihm, sich mit seiner Blindheit zu versöhnen.

Es war ein langer Kampf. Zunächst Verweigerung, dann sprach der Mann über seine Blindheit mit bitteren und bösen Worten. Ganz langsam verwandelten sich die Worte in Resignation, Toleranz und schließlich in Ergebung und Einwilligung. Eines Tages war er soweit, dass er seine Blindheit annehmen und sich mit ihr aussöhnen konnte. Seine Sehkraft war verloren, aber er hatte die Lebenskraft wiedergefunden. Und wie schön war sein Gesicht, als er wieder lachte.

Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu der Geduld Christi
2. Thessalonischer 3,5

Aus Axel Kühner: „Eine Gute Minute“
Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn
ISBN: 3-76115-1571-5

Du, Gott, weißt den Weg für mich

Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl;
das macht die Seele still und friedevoll.
Ist´s doch umsonst, daß ich mich sorgend müh, –
daß ängstlich schlägt das Herz, sei´s spät, sei´s früh.

Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit,
dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
Ich preise dich für deiner Liebe Macht,
ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.

Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht,
und du gebietest ihm, kommst nie zu spät;
drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug.
Du weißt den Weg für mich, das ist genug.

Amen

Hedwig von Redern

Gebet in Dunkelheit des Lebens

In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht.
Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe.
Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede.
In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.

Dietrich Bonhoeffer