Weltnot ist Herzensnot

Dostojewski erzählt in einer Novelle von einem jungen Mann, der über die Not in der Welt enttäuscht ist. Er ist tief verzweifelt darüber, dass es unter den Menschen so viel Hass und Gemeinheit, Gier und Neid, Eifersucht und Krieg gibt. So beschließt er, resigniert über den bösen Zustand der Welt, seinem Leben ein Ende zu machen. Er sitzt abends in seiner Kammer und hat den Revolver, mit dem er sich erschießen will, vor sich auf den Tisch gelegt.

Während er noch über die böse Welt nachdenkt, schläft er ein. Es träumt ihm, dass er von starker Hand aufgehoben und auf einen anderen Planeten getragen wird. Dort trifft er Menschen, die in vollkommenem Frieden miteinander leben. Es gibt keinen Streit, es entstehen keine Konflikte. Es gibt keine Kriege, kein Blutvergießen. Jeder achtet den anderen. Es ist ein wunderbarer, paradiesischer Zustand. Ganz erstaunt über das große Glück geht er über den Planeten und muss dann eine furchtbare Entdeckung machen. Überall, wohin er kommt, flammen plötzlich kleine Feindseligkeiten und Missverständnisse auf. Sie weiten sich aus zu Konflikten und Streit. Überall, wohin er geht, verstehen sich die Menschen nicht mehr. – Dann wacht er auf und findet sich in seiner Kammer wieder, der Revolver liegt vor ihm auf dem Tisch.

Da merkt er, dass die ganze Weltnot, die Ungerechtigkeit im Großen, das Meer von Blut und Tränen, Elend und Leid in seinem Herzen beginnen. Im Herzen der Menschen ist die Zerrissenheit und das Unglück der Weit begründet.

Das möchte Dostojewski mit seiner kleinen Novelle deutlich machen: Die Weltnot ist Herzensnot. Weltkriege beginnen in einem trotzigen, ängstlichen, machtgierigen Herzen.

"Du musst erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen!"

(Jeremia 2,19)