Immer noch schenkend

Bäume

Gleichzeitig in die Höhe und in die Tiefe gewachsen. Ruhig geblieben. Fest im Erdreich gegründet. Stets noch nach allen Seiten die Arme ausgebreitet. Trotz der eigenen Verwundbarkeit den Stürmen getrotzt und den Frösten des Winters. Immer noch schenkend!

(Marie Hüsing)

Der Baum ist immer in Bewegung. Er ist voller Leben und Dynamik. Dabei ist er doch ruhig und fest gegründet. Er hat seinen verlässlichen Platz inne und wohnt still an seinem Ort, aber er verändert sich fortwährend. Er wächst tief und hoch, er breitet sich in Jahresringen aus. Und im Wandel der Jahreszeiten wechselt sein Gesicht zu immer neuer Schönheit.

Alle Bewegung und Kraft, Veränderung und Lebendigkeit ist schenkendes, sich verströmendes Sein. Der Baum hat nichts aus sich selber und nichts für sich selber. Von den Elementen Erde und Wasser, Sonne und Luft bezieht er seine Lebenskräfte, um sie wieder nach allen Seiten zu verschenken.

So hat Gott den Menschen gemacht: verwundbar und doch widerstehend, empfangend und immer noch schenkend. Der Mensch hat nichts aus sich selbst und nichts für sich selbst. Er empfängt Leben und Zeit, Kraft und Möglichkeit, Lebensraum und Lebensgefährten, um alles mit anderen zu teilen und weiterzugehen. Darin wird sich der Sinn des Lebens erfüllen: immer noch schenkend!

Bäume beantworten die Angriffe der Stürme und Kälte, der Belastungen und Gifte nur in einer Weise: immer noch schenkend. Was hat man den Lebensbäumen alles angetan! Wie hat man sie verletzt, verwundet, vergiftet, zerstört, erstickt und geschlagen! Und ihre einzige Reaktion, solange sie leben: immer noch schenkend! Als Jesus am Kreuz hing und man ihn folterte und quälte, verspottete und höhnte, abtat und schändete, war seine Antwort: "Vater, vergib ihnen, sie wissen ja nicht, was sie tun!" Und dem Verbrecher neben sich, dem alle die Hölle wünschten, versprach er den Himmel: "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!" Selbst im Tode war Jesus immer noch schenkend.

Auch wir sind verwundbar. Stürme des Lebens rütteln an uns. Kälte und Lieblosigkeit bedrohen uns. Giftige Ideen und schwere Belastungen lassen uns ums Überleben kämpfen. In der Kraft des Glaubens an Jesus wollen wir dem allen trotzen und nur eine Sinnerfüllung unseres Lebens suchen: immer noch schenkend! Ruhig bei Gott bleibend, fest in seinem Wort gegründet, wollen wir unsere Liebe nach allen Seiten ausbreiten. Und in allen Verwundungen, die wir erleiden, wollen wir immer noch schenken, wie die Bäume es tun, wie Jesus es tat.