Nie wieder…

Ein Pfarrer hat einen Mann zu beerdigen, der über 60 Jahre keine Kirche mehr betreten hatte. Von den Angehörigen erfährt er eine traurige Geschichte. Der Mann war eins von vielen Kindern einer armen Familie. Nur mit Mühe und Not konnten die Eltern die zahlreichen Kinder durchbringen. Als Zehnjähriger wurde der Junge zum Kindergottesdienst eingeladen. Zum ersten Mal in seinem Leben hörte er biblische Geschichten und fröhliche Glaubenslieder. Er sang begeistert mit und hörte gebannt auf die Erzählungen von Jesus. Nach dem Gottesdienst nahm ihn die Leiterin beiseite: "Junge, komm bitte mit diesen zerrissenen Alltagskleidern nicht wieder. Wir sind doch hier im Hause Gottes!" Der Junge blickte verschämt an seinen geflickten Sachen herunter auf seine nackten, dreckigen Füße und antwortete leise: "Nie wieder will ich es tun, nie wieder … !" Und das hat der Mann durchgehalten, bis er nun aufgebahrt in der Kirche lag.

Letztlich ist dieses Erlebnis keine Entschuldigung für seine Abwendung vom Glauben. Aber wie anders wäre wohl sein Leben verlaufen, wenn die Kindergottesdienstleiterin den Jungen damals in die Arme genommen und zu ihm gesagt hätte: "Junge, ich freue mich, dass du gekommen bist. Jesus hat dich ganz lieb. Komm doch bitte wieder, du bist hier immer willkommen!"

Ob uns bewusst ist, welche Verantwortung wir mit unserem Verhalten und Reden für andere Menschen und ihren Lebens- und Glaubensweg haben? Wir können nur hoffen und ringen, dass wir keinem Menschen im Wege stehen, zum Glauben an Jesus zu finden.

"Haltet den Glauben an Jesus Christus frei von aller Ansehung der Person. Denn so in eure Versammlung käme ein Armer in einem unsauberen Kleide, ist’s recht, dass ihr solchen Unterschied bei euch selbst macht und richtet nach argen Gedanken? Hat nicht Gott erwählt die Armen auf dieser Welt, dass sie am Glauben reich seien? Ihr aber habt dem Armen Unehre getan! Wenn ihr aber die Person ansehet, tut ihr Sünde!"

(aus Jakobus 2,1-9)