Die andere Schönheit
"Lobe den Herrn, meine Seele! Herr mein Gott; du bist sehr herrlich, du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast!"
(Psalm 104,1f)
Gott ist schön. Aber er hat seine Schönheit unter dem Kleid seiner Schöpfung verborgen. Wenn Gott sich in seiner letzten Schönheit zeigte, niemand würde noch irgend etwas anderes ansehen. Wer würde schon eine bunte Sommerblume, eine rosa Wolke, ein Abendrot oder einen Sonnenaufgang, einen Berggipfel oder einen Sternenhimmel, einen herrlichen Regenbogen oder einen Tautropfen, ein drolliges Tier oder einen liebreizenden Menschen anschauen, wenn man Gott sehen könnte. Gott hat seine letzte Schönheit verhüllt, damit wir seine Welt anschauen und unsere Blicke gespannt bleiben auf Kommendes, wenn wir einmal noch mehr von Gott sehen werden. Schauen wir also erst mal das schöne Kleid Gottes an: "Schön sind die Wälder, schön sind die Felder in der schönen Frühlingszeit. Schön leucht‘ die Sonne, schön leucht‘ der Monde und die Sterne allzumal. Schön sind die Blumen, schöner sind die Menschen in der frischen Jugendzeit!"
Noch viel schöner ist die Liebe Gottes in der Gestalt Jesu: Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, der unser traurig Herz erfreut. Alle die Schönheit Himmels und der Erden ist verfasst in dir allein. Nichts soll mir werden lieber auf Erden als du, der schönste Jesus mein."
Noch einmal hat Gott seine Schönheit verborgen im Leben und Leiden, Sterben und Auferstehen seines Sohnes. Das ist die andere Schönheit Gottes:
"Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg!"
(Jesaja 53,2f).
Das war so schrecklich und schmerzlich, als Jesus für uns in den Tod und die Gottverlassenheit ging, dass Menschen nicht hinsehen mochten und auch die Sonne ihr Licht verweigerte. Aber für die Augen des Glaubens und das Gesicht der Liebe ist es das Schönste, was Menschen schauen können. Gott liebt uns bis zum Letzten. "Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Herren, Gottes und Marien Sohn, dich will ich lieben, dich will ich ehren, du meiner Seele Freud und Wonn."
Die Schönheit Gottes wird darin erkennbar, dass er in die Wirklichkeit und Hässlichkeit unserer Welt hinabsteigt. Die Schönheit seines Erbarmens entspricht dem Schrecken unserer Erbärmlichkeit. Das ist die andere Schönheit Gottes. Gott ist nicht zu schön, um wahr zu sein. Gott ist so schön, dass er die ganze Wahrheit des Lebens mit der vollkommenen Liebe zum Leben verbindet. Das ist die Schönheit Gottes, die hilft und heilt, tröstet und trägt.
Gott ist in seiner Liebe schön. Und wir werden es im Loben. Gott ist in seiner Schöpfung schön. Und wir werden es im Staunen. Gott ist in Jesus schön. Und wir werden es in der Nachfolge Jesu. Gott ist in seiner Hingabe schön. Und wir werden es im Dienst für ihn. Gott ist in seinen Worten schön. Und wir werden es in der Antwort der Anbetung. "Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott…"