Falsche Bilder
Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Aber der Mensch verkehrt diesen Zusammenhang und schafft sich einen Gott nach seinem Bild.
Die Israeliten konnten Gott hören, aber nicht sehen. Gott sprach zu ihnen, und sie sollten nach seinen Worten leben. Aber sie wollten lieber einen Gott, den man sehen kann, der aber nicht in das Leben hineinredet. So machten sie sich das goldene Kalb. Ein schöner Gott, glänzend und goldig, aber stumm und wortlos, eben anspruchslos.
Gott leugnen ist die eine, die theoretische Form des Atheismus.
Gott für sich benutzen ist eine andere, die praktische Form des Atheismus.
Wir machen uns unseren Gott, und er soll uns bei unserem ichsüchtigen Streben nach Glück helfen.
Der Feuerwehr-Gott, der schnell kommen soll, wenn es brennt. Aber besser ist, man braucht ihn gar nicht.
Der Kindermädchen-Gott, der sich im Hintergrund aufhält, aber für die Sicherheit der Kinder verantwortlich ist.
Der Planierraupen-Gott, der die Hindernisse auf dem Weg zum Glück beiseite schieben soll.
Der Waschlappen-Gott, der uns von Zeit zu Zeit vom Staub und Dreck des Lebens reinigt.
Der Drogen-Gott, der uns aus Trauer und Angst in Hochstimmungen führt.
Der Lückenbüßer-Gott, der einspringt, wo wir nicht mehr weiterwissen.
Der Urknall-Gott, der einmal am Anfang alles in Gang gesetzt und sich dann zurückgezogen hat.
Der Milchstraßen-Gott, der als höheres Wesen irgendwo dazugehören darf.
Der Dekorations-Gott, der unsere Familienfeste und Lebenshöhepunkte wie eine hübsche Girlande verschönern soll.
Der Automaten-Gott, der funktioniert, wenn man Glaube und Gebet einwirft.
Der Wunscherfüller-Gott, der darauf wartet, sich bei uns beliebt zu machen.
Der Vorzeige-Gott, der in unserem frommen Leben die erste Geige spielt, aber am Dirigentenpult stehen wir und bestimmen die Einsätze Gottes.
Es gibt zwei Wege einer Sünde: Gott abschaffen und leugnen und Gott einspannen und benutzen.
Wir sind Gottes Schöpfung. Wehe uns, wenn wir das umkehren und Gott zu unserer Schöpfung machen. Das ist eigentlich die Ursünde: das Verkehren und Verfehlen des Göttlichen zum Menschen.