Feste Mauern und offene Türen
Johannes bekommt die Gemeinde Gottes in der Gestalt des himmlischen Jerusalems zu sehen (Offenbarung 21,10-27). Die Stadt Gottes ist umgeben von einer hohen Mauer, die die Bewohner sorgsam umgibt, sicher birgt und verlässlich schützt. Eine feste Mauer der Einfriedigung lässt die Menschen ruhig wohnen und glücklich leben. In der Mauer der Stadt aber sind zwölf Tore, die weit offen stehen. Die Tore werden nie mehr geschlossen und wirken wie eine freundliche Einladung. Die Gemeinde ist offen, und Gott lädt alle Menschen zu sich ein.
Das ist eine einmalig schöne Vision über die Gemeinde: eine fest umgebene Stadt mit offenen Toren, aus denen der Lichtglanz Gottes herausleuchtet und in die die Pracht und Vielfalt der Völker hinein kommen. Alle Gegensätze sind versöhnt. Feste Mauern, die bewahrend umschließen, und offene Tore, die einladend offen stehen, gehören zusammen.
Das Bild von der Gemeinde in der Vollendung deutet für die Christen in dieser Welt eine wichtige Spannung an. Gott umgibt seine Gemeinde mit einer festen Mauer, die uns schützt, aber auch abgrenzt, die uns bewahrt, aber auch scheidet, die uns ganz einfriedet, aber auch fremd sein lässt, die uns liebevoll einschließt, aber auch schmerzlich ausschließt. Gott möchte seine Gemeinde eindeutig umgeben und doch offen sein lassen. Aus der Gemeinde sollen Menschen und Impulse, Lichtblicke und Erkenntnisse, Hilfen und Taten herauskommen. Und die bunte Vielfalt der Menschen mit ihren Fragen und Zweifeln, Sorgen und Schicksalen soll hereinkommen und offene Türen finden.
Nur wenn die Mauern fest sind, das Christsein eindeutig, gewiss und geschützt ist, können die Türen weit offen und die Christen empfänglich sein. Nur wenn die Christen noch offene Türen, Verständnis und Kraft haben, hinauszugehen in die Welt der Meinungen und Religionen, dürfen die Mauern hoch und fest, deutlich und klar sein. In dieser Spannung lebt die Gemeinde und reift sie zur Frucht: fest eingeschlossen in Gottes Machtbereich und ganz offen für alle Menschen und die Welt Gottes.