Bewegung und Ruhe

Ein Schiff hat eine wunderbare Bestimmung. Es soll ausfahren, Menschen und Frachten befördern, Meere überqueren und Häfen anlaufen. Ein Schiff ist nicht gebaut, um still zu liegen, sondern auf große Fahrt zu gehen.

Aber von Zeit zu Zeit wird ein Schiff aus seiner Bestimmung einfach herausgenommen und in ein Trockendock gebracht. Dort wird es untersucht, neu gestrichen und überholt, kleine Schäden werden ausgebessert. Das Schiff wird wieder voll fahrtüchtig gemacht.

So ist es auch mit unserem Leben voller Bewegung und Dynamik, Erfahren und Befördern. Dann und wann wird man von Gott einfach herausgenommen aus allem Betrieb. Gott nimmt sich und gibt uns Zeit zum Erneuern und Reparieren, zum Ausbessern und Ausruhen. Und dann kommt das Lebensschiff wieder ins Wasser. Die Fahrt wird fortgesetzt. Denn Steuern und Gebrauchen kann man ein Schiff nur, wenn es losfährt und ankommt. Aber die Zeiten im Dock sind nötig, damit Leben nicht kaputtgeht und tüchtig bleibt. Gott will immer wieder bei uns die kleinen Schäden ausbessern, die Sorgen abnehmen, die Ängste überwinden, die Einsamkeiten lindern, die Sünden vergeben, die Gifte, die das Leben bedrohen, abwaschen. Dieser Dienst hindert uns nicht. Lassen wir ihn uns gern gefallen.

In den dunklen Stunden
tröstet uns dein Wort,
du heilst alle Wunden,
segnest fort und fort.
Auf den weiten Wegen
führt uns deine Hand,
schenkt uns deinen Segen,
der die Ängste bannt.
In den Einsamkeiten
stehst du uns zur Seit,
führst uns durch die Zeiten
hin zur Ewigkeit.

(Heinz Meyer, 1918)