Über mich hinaus

Unter der Rubrik "Bekanntschaften" steht in der Zeitung eine Anzeige: "Erfolgreicher Geschäftsmann sucht eine attraktive, flexible, sportive, dynamische Frau. Bitte kein Alltagstyp!" Was steckt hinter der Bitte:

Kein Alltagstyp? Ist das die Sehnsucht des Menschen, über das Durchschnittliche und Alltägliche hinauszugelangen? Wir sind zunächst alle Alltagsmenschen. Jeder hat seinen Alltag. Und jeder Tag hat seine Mühe und Sorge, seine Last und Arbeit, seine kleinen Freuden und Erfolge. Alle Tage, Alltage sind unser Leben. Und doch wohnt in uns die Sehnsucht, über das Normale hinauszuwachsen. Alltagsrealitäten in der Gestalt von Arbeit und Sorge, Problemen und Ängsten umgeben uns. Und doch lebt auch in uns der Wunsch: Bitte kein Alltagsleben! Ich möchte über mich hinausgelangen.

Philippus war auch so ein Alltagsmensch mit einem Allerweltsnamen, Pferdefreund. Aber in seinem Herzen war die Sehnsucht nach mehr und Besonderem. Und dann kam die große Chance, über sich hinauszuwachsen. Jesus findet Philippus, den Pferdefreund und Alltagsmenschen, und fordert ihn mit Liebe zu einer großen Berufung heraus: Folge mir nach!" Philippus folgte Jesus und wuchs auf eine einfache und wunderbare Weise über sich hinaus. Die persönliche Beziehung zu Jesus, die Nachfolge im Glauben und in der Liebe sind die einfachsten und schönsten Möglichkeiten über sich hinauszuwachsen.

Wir brauchen weder Alkohol noch Drogen, weder Reisen noch Abenteuer, weder Yoga noch Meditation, um über uns hinauszugelangen. Wir brauchen nur Jesus nachzufolgen. Dort finden wir das Heil, uns selbst und wachsen zugleich über uns hinaus!

"Jesus findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach!"

(Johannes 1,43)

Ein offenes Geheimnis

Blaise Pascal, der französische Mathematiker und Philosoph, starb im Alter von nur 39 Jahren. Nach seinem Tod fand man in seiner Jacke einen Zettel eingenäht, das berühmte Memorial: "Feuer! Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Gott der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Ergriffenheit, Freude, Friede, Gott Jesu Christi. Er ist nur auf den Wegen zu finden, die im Evangelium gelehrt sind!" – Das ist das Vermächtnis eines begnadeten, früh vollendeten Mannes. Gott wird nur auf den Wegen gefunden, die im Evangelium gelehrt sind. Gott ist ein offenes Geheimnis! Es ist alles offen. Gott hat offen geredet. Gott hat offen gehandelt. Man kann Gott in der Schöpfung und in der Geschichte, in seinem erwählten Volk und in seinem geliebten Sohn, in seinem Wort und seiner Gemeinde, im Gebet und im Vertrauen erkennen. Es ist alles offen. Jeder, der Gott finden will, kann ihm begegnen. Jeder, der seine Liebe begreifen und erfahren möchte, kann es tun. Und doch bleibt Gott geheimnisvoll verborgen. Mit sehenden Augen sehen sie nicht, mit hörenden Ohren hören sie nicht. Und wer es hören will, sich öffnet, kann es vernehmen. Das ist die Spannung von Offenbarung und Verhüllung. Es ist offen und verborgen. Gott hat sich gezeigt und verhüllt. Die ganze Bibel ist ein offenes Geheimnis. Und gerade das Buch der Bibel mit den tiefsten Geheimnissen nennen wir Offenbarung.

"Groß ist das gottselige Geheimnis: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit!"

(I. Timotheus 3,16)

Hoch hinaus

Ein Schüler kommt zu seinem Rabbi, einem jüdischen Weisheitslehrer, und fragt ihn: "Rabbi, in unseren alten Schriften lesen wir, dass Gott den Menschen begegnet ist und die Menschen mit Gott gesprochen haben, sie haben Gott gehört und verstanden. Warum begegnen wir Gott heute nicht mehr?" Der Rabbi denkt einen Moment nach und antwortet dann: "Weil sich niemand mehr so tief bücken will!" An die Größe und Majestät Gottes, an seine Höhe und Macht reichen wir nicht heran. Wer ihn erkennen will, muss ihn da suchen, wo er sich erniedrigt und gebeugt hat, Mensch geworden ist, am Kreuz gelitten hat und in die Tiefe hinabgestiegen ist.

Gott hat seine Herrlichkeit gezeigt, sie aber unter der Niedrigkeit Jesu verborgen. Viele Menschen erkennen Gott nicht, weil sie sich nicht so tief bücken wollen, wie Gott sich erniedrigt hat. Er hat sich erniedrigt in die Geschichte seines Volkes. Er hat sich erniedrigt in das Leben Jesu. Er hat sich erniedrigt in das Wort der Bibel. Er hat sich erniedrigt in seine Gemeinde auf Erden. Gott tut sich kund. Es ist alles offen – und doch geheimnisvoll verborgen.

Wir Menschen wollen alle hoch hinaus. Aber um zum Höchsten zu gelangen, muss man sich tief beugen!

"Aus der Tiefe rufe ich, Herr zu dir!"

(Psalm 130,1)

Wer macht die Musik?

Es war einmal eine große Mäusefamilie. Die lebte in einem herrlichen Klavier. Ihre kleine Welt war oft erfüllt von wunderbarer Musik. Die Mäuse genossen die Musik und machten sich ihre Gedanken darüber, von wem die schönen Klänge wohl stammten. Sie dachten an einen Klavierspieler, den sie zwar nicht sehen konnten, der ihnen jedoch hörbar nahe war

Eines Tages wagte sich eine Maus weiter nach oben in das Klavier. Und da entdeckte sie das Geheimnis der Musik. Metalldrähte von unterschiedlicher Länge zitterten, und durch ihre Schwingungen entstanden die Töne. So mussten die Mäuse ihren alten Glauben an den Klavierspieler aufgeben. Metalldrähte erzeugten die schöne Musik, die wunderbaren Klänge.

Später brachte eine andere Maus noch neuere Erkenntnisse mit. Kleine Filzhämmerchen sprangen und tanzten auf den Drähten und erzeugten die Schwingungen und damit die Musik. Nun war der alte Glaube überholt, und die Mäuse wohnten in einer aufgeklärten, wissenschaftlich durchschaubaren Welt.

Aber der Klavierspieler machte auch weiterhin seine wunderbare Musik.
"Die Toren sprechen in ihrem Herzen: ‚Es ist kein Gott.’ Der Herr schaut vom Himmel auf die Menschenkinder dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage!"

(Psalm 14,1f)

Immer besser

An der Küste Spaniens scheiterte einst ein deutsches Handelsschiff. Niemand wurde gerettet. Aber die Wellen spülten eine Menge Matrosenkleider mit den Schiffstrümmern an Land. Diese von Salzwasser durchtränkten Matrosenkleider kaufte eine spanische Papierfabrik und ließ sie auftrennen, um sie zu verarbeiten. Da fand man zwischen Oberzeug und Futter einer Matrosenjacke ein deutsches Neues Testament, das mit anderen gefundenen Papieren an die deutsche Botschaft nach Madrid gesandt wurde. Auf dem ersten Blatt dieses Testaments stand geschrieben: "Markus Rottmann 1864. Das erste Mal gelesen um der Bitte meiner Schwester Lotte willen. Das zweite Mal gelesen aus Angst um meiner Seele willen. Das dritte und alle die anderen Male aus Liebe zu meinem Heiland Jesus Christus gelesen!"

So kann es gehen. Einmal liest man die Bibel jemandem zuliebe oder aus Anstand, dann liest man, um seines Heils gewiss zu werden. Und schließlich wird es immer besser: man liest die Bibel aus Liebe zu Jesus und empfängt die Freude des Glaubens.

"Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege!"

(Psalm 119,105)

Die Bettlerschale wird niemals voll

Ein Bettler sagte einst zu einem König, der ihm ein Almosen geben wollte: "Gebt mir, was Ihr wollt, doch ich möchte eine Bedingung stellen." Der König horchte auf. Noch nie war ihm ein solcher Bettler begegnet: "Und wie lautet deine Bedingung?" "Ihr müsst meine Schale ganz füllen!" "Nichts leichter als das", meinte der König lachend, "auch mit Diamanten kann ich deine Schale füllen!" So ließ er Diamanten in die Schale des Bettlers schütten. Doch sobald sie hineinfielen, waren sie verschwunden. Der König rief zornig: "Vor diesem Bettler will ich nicht zuschanden werden, und gälte es mein Königreich!"

Aber alle Edelsteine, die er in die Schale füllen ließ, verschwanden. Endlich überwand der König seinen Stolz und bat den Bettler, ihm doch das Geheimnis der Schale zu verraten. "Die Schale", erklärte der Bettler, "ist die Schale der menschlichen Habgier. Sie begehrt alles, bleibt jedoch immer leer und ist niemals gefüllt!"

Alle Reichtümer auf Erden erwecken nur Verlangen nach mehr, ohne es je stillen zu können. Selbst die Edelsteine von Ruhm und Ansehen und auch die Diamanten der geistigen Erkenntnisse und technischen Fortschritte werden von der Bettlerschale des Lebens verschlungen, denn sie wird niemals voll!

"Habsucht ist eine Wurzel allen Übels; wie etliche gelüstet hat und sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen!"

(I. Timotheus 6,10)

Das bessere Feuer

Ein Student geht auf den Vorplatz der Universität, stellt seine Tasche ab, nimmt einen Kanister und übergießt sich mit Benzin. Ein Streichholz flammt auf, und bevor jemand begreifen oder eingreifen kann, verbrennt der junge Mann bis zur Unkenntlichkeit. Die Polizei nimmt die Aktentasche an sich und findet darin einen Zettel mit dem Vermächtnis des Studenten: "Ein Leben ohne Hoffnung in einer Welt ohne Liebe endet mit einer sinnlosen Geste!" In dieser ehrlichen und erschütternden Bilanz eines Menschenlebens sind drei Fragen enthalten, die alle Menschen umtreiben und an letzte Grenzen führen: 1. Wer gibt uns eine lebendige Hoffnung über alles Sterben und Vergehen hinaus? 2. Wer birgt uns mit einer tragfähigen, am Ende noch gültigen Liebe? 3. Wer sagt uns für das Leben mit all seinen Tiefen und Geheimnissen einen Sinn zu?

Die Fragen nach Hoffnung, Liebe und Sinn haben wir im Herzen, aber die Antwort steht nicht in unserer Hand. So kommen wir an Grenzen und müssen bescheiden unsere Überforderung eingestehen. Wenn wir dann aus höherer Hand die lebendige Hoffnung empfangen, die persönliche Beziehung zu Jesus, dem Kommenden, haben wir eine Kraft, die über uns hinausgeht. Die Liebe Jesu trägt und birgt unser Leben so vollkommen, dass wir dann auch den Sinn unseres Lebens darin finden, diese Liebe weiterzugeben und sie zu anderen Menschen bringen.

Zu einer verzweifelten und sinnlosen Selbstverbrennung gäbe es eine wirkliche Alternative: Lassen wir uns mit der Liebe Jesu übergießen, dann mit dem Feuer des Geistes Gottes anzünden und eine lebendige Fackel der Hoffnung werden, damit andere Menschen sich daran wärmen und aufrichten können. Sich mit Benzin zu übergießen und zu Asche zu verbrennen, ist wirklich sinnlos und verzweifelt. Aber für Jesus zu brennen, von seiner Liebe angezündet, eine wärmende Flamme der Hoffnung für die Welt zu sein, das macht Sinn. Das Feuer Gottes verbrennt uns nicht zu Asche, sondern das Feuer der Liebe Jesu entflammt zum Leben, zu einem sinnvollen Leben hier und zu einem ewigen Leben dort. Die Liebe Jesu ist das bessere Feuer.

Zünde an dein Feuer, Herr, im Herzen mir,
hell mög es brennen, lieber Heiland dir.
Was ich bin und habe, soll dein Eigen sein.
In deine Hände schließe fest mich ein!"

(Berta Schmidt-Eller)

Feuer der Liebe

Es gibt viele Feuer. Wir kennen die Glut der Leidenschaft, lodernden Zorn, glühenden Hass, brennenden Eifer, feuriges Temperament. Alle Feuer haben eines gemeinsam: sie lassen schmutzige, graue Asche zurück. Menschen brennen vor Begeisterung, werden vom Feuer der Leidenschaft entfacht, erglühen im Zorn und Eifer, lodern auf im Idealismus oder vor Wut und Hass. Aber alle diese Feuer verbrannten schließlich die Menschen und ließen Asche zurück.

Es gibt ein Feuer, das Menschen in Brand steckt, ohne sie zu verbrennen. Das Feuer der Liebe Gottes entfacht, aber verzehrt den Menschen nicht. Gottes Liebe lässt den Menschen zu einer hellen Flamme des Lebens aufleuchten, aber es bleibt keine Asche zurück. Das hat Mose schon damals in der Wüste erlebt. Vierzig Jahre hütete er die Schafe seines Schwiegervaters. Wie of t hatte er einen Dornbusch von der Sonnenglut entzündet brennend zu Asche werden sehen. Aber eines Tages war es anders. Der Busch brannte und verbrannte nicht. Das war die Wirklichkeit Gottes, die anders ist als alle Feuer dieser Welt. Mose bog von seinem Weg ab und begegnete Gott und der Berufung seines Lebens.

Wenn uns Gott mit seiner Liebe anzündet, mit dem Feuer seines Geistes brennend macht, dann verbrennen wir nicht, sondern werden zu einer lodernden Fackel der Hoffnung und Freude.

"Ich bin gekommen, dass ich ein Feuer anzünde auf Erden; was wollte ich lieber als dass es brennete schon!"

(Lukas 12,49)

Macht des Lebens

Matthias Claudius erzählt eine Parabel von den Menschen, die sich vor langer Zeit mühsam ernähren mussten von dem, was Bäume und Büsche an Nahrung gaben. Sie kannten noch keinen Anbau des Ackers. Dann kam ein Mann zu ihnen und zeigte ihnen, wie man die Erde pflügen und düngen, wie man Saaten säen und pflegen muss. Und dann sagte er ihnen: "Das alles müsst ihr machen, und das übrige tun die Einflüsse des Himmels." Die Menschen waren erstaunt, als aus ein paar Körnern, die sie in die Erde legten, schließlich Halme und Ähren wuchsen, und sie ernteten reichlich. – Eines Tages sagten die Leute: "Das ist uns zu unbequem, unter freiem Himmel und Wind und Regen ausgesetzt zu arbeiten. Wir ziehen Wände hoch, machen uns ein schönes Dach darüber, dann haben wir es trocken und geschützt." Andere wandten ein: "Denkt daran, was der Bote sagte: Das übrige tun die Einflüsse des Himmels!" "Ach", sagten die anderen, "die Einflüsse des Himmels werden so wichtig nicht sein. Man sieht sie doch gar nicht. Und wenn einigen so viel daran liegt, können wir ja an die Decke der Halle einen Himmel malen." Schließlich bauten sie eine wunderschöne Halle über das Feld, ackerten und pflügten, säten und düngten, aber es wuchs nichts mehr. Trotz des gemalten Himmels an der Decke wuchs nichts, weil die Einflüsse des Himmels fehlten. – Eine Parabel über das menschliche Leben. Die Macht Gottes, die Kraft des auferstandenen Christus, die Einflüsse des Heiligen Geistes werden schon so wichtig nicht sein, man sieht sie doch gar nicht. Und manche malen an die Decke ihres Lebenshauses: Jesus lebt! Eine religiöse Dekoration eines ichbezogenen Lebens aber reicht nicht. Wir brauchen die Macht Gottes, wir brauchen die Lebenskraft Jesu Christi, wir sind auf die Weisungen und Einflussnahmen des Geistes Gottes angewiesen. Wir brauchen den offenen Himmel für ein erfülltes Leben auf Erden. Menschen sind in allem auf Gott angewiesen.

Frei und doch geborgen

Wenn Menschenhände nach uns greifen, erleben wir oft zwei Extreme. Entweder die Hände schließen sich zu fest und zerdrücken uns. Oder sie öffnen sich viel zu weit, und wir fallen heraus. Wie viele Menschen sind gewaltsam unterdrückt und innerlich abhängig, oder andere sich selbst überlassen und in den Dreck des Lebens gefallen.

Die Hände Jesu schließen sich so sorgsam um unser Leben, dass es festgehalten, aber nicht zerdrückt wird, dass es sich entfalten, aber nicht herausfallen kann. Jesus hält mit seinen liebenden Händen die Spannung von Weite und Wärme, Freiheit und Geborgenheit, Entfaltung und Bewahrung aus. Unter den Händen Jesu darf sich unser Leben zu jener letzten Berufung entfalten, die Gott in uns hineingelegt hat, ein Ort des Lebens zu werden. In seinen Händen bleibt uns ein Lebensraum der Freiheit und Geborgenheit, der Weite und Wärme. Dort sind wir festgehalten und losgemacht, geborgen und gebraucht, bewahrt und bewährt.

Jesus spricht: "Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen!"

(Johannes 10,27f)