Die drei Siebe

Ganz aufgeregt kam einer zum weisen Sokrates gelaufen: "Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund…" "Halt ein!" unterbrach ihn der Weise. "Hast du das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe gesiebt?" "Drei Siebe?" fragte der andere verwundert. "Ja, drei Siebe. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?" "Nein, ich hörte es erzählen." "So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist die Güte. Ist, was du mir erzählen willst, wenn schon nicht als wahr erwiesen, so doch wenigstens gut?" "Nein, das ist es nicht, im Gegenteil." Der Weise unterbrach ihn: "Las uns auch noch das dritte Sieb anwenden und fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt." "Notwendig nun gerade nicht." "Also", lächelte der Weise, "wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!"

"Darum leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten!"

(Epheser 4,25)

Die bessere Heiligkeit

Der ägyptische Eremit Makarius soll Gott einmal gefragt haben, welchen Grad der Heiligkeit er nach mehreren Jahren des Fastens und Betens in der Einsamkeit erlangt habe. Im Traum erschien ihm ein Engel und antwortete, sein Grad an Heiligkeit sei noch lange nicht so hoch wie der, den zwei Frauen in der nächsten Stadt erreicht hätten. Er solle sie aufsuchen und von ihnen die bessere Heiligkeit lernen. So ging Makarius in die Stadt und fand die beiden Frauen. Es waren ganz gewöhnliche Hausfrauen. "Worin besteht das Geheimnis eurer Heiligkeit?" wollte er von ihnen wissen. Seine Frage erstaunte sie. Ihre Beschäftigung bestand darin, gut für ihre Ehemänner und die Kinder zu sorgen. Zum Beten hatten sie nicht so viel Zeit wie Makarius, und die Bibel konnten sie nicht lesen, weil sie Analphabeten waren. Sie nannten sich "arme Frauen mit vielen Sorgen!"

Makarius fand heraus, dass sie mit zwei Brüdern verheiratet waren. Sie lebten gemeinsam unter einem Dach, stritten aber niemals miteinander, und kein einziges hartes Wort trübte ihre Beziehung. Von ihnen lernte Makarius, dass ein Zusammenleben in Liebe, in dem man die Spannungen mit dem Geist der Versöhnung austrägt, ohne verletzende Worte und neidische Blicke, in den Augen Gottes kostbarer sein kann als vieles Fasten und Beten.

Gott spricht: "Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer!"

(Hosea 6,6)

Wer liebt, hat Zeit

Atemlos hetzen wir durch das Leben. Wie in einem Netz sind wir in Eile und Zeitnot gefangen. Das Treiben der modernen Welt wird immer fieberhafter und die Menschen immer gehetzter. Wir haben Angst, etwas zu verpassen, und jagen den Gelegenheiten hinterher. Die Gier nach Mehr und immer Neuem lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Wie ein Fluch ist diese Eile, und ganz tief sinkt die Seele dabei. Und mit den Menschen rotieren die Begriffe und Bilder, verflacht die Sprache, verlieren sich die Maße und Normen des Lebens.

Das Verrückte an der Hast und Hetze ist, dass wir dabei stillsitzen. Entweder sitzen wir in Fahrzeugen und rasen an ruhigen Bildern vorbei, oder wir sitzen in bequemen Sesseln und lassen die Bilder an unseren Augen vorüberzucken.

Während der Mensch sitzt und immer dicker und träger wird, rast und rennt es an seinen Augen und an seiner Seele vorbei.

Der hektischen Raserei des Bösen können wir nur die Gelassenheit und Intensität der Liebe entgegensetzen. Wer liebt, hat Zeit! Zeit haben ist keine Frage der Uhren und der Berufe, der Kalender oder Aufgaben. Zeit haben ist eine Frage der Liebe und der Geborgenheit. Wer von der Liebe zu Gott, zu einem Menschen, zu einer Aufgabe, zu einer lohnenden Zukunft gepackt ist, hat viel Zeit dafür.

Wenn Zeitnot und Hektik, Angst und Gier, Sorgen und Rasen wie ein Netz über uns ist, in dem wir gefangen sind, dann ist die Liebe Gottes zu uns wie ein Netz unter uns, das uns auffängt, wenn wir uns fallen lassen. Gottes Liebe fängt uns auf. Die Lebensangst und Lebensgier fangen uns ein, und je mehr wir strampeln, desto gefangener werden wir sein. Die Liebe Gottes fängt uns auf. Und je mehr wir uns fallen lassen, desto mehr werden wir die Sicherheit und Festigkeit der Liebe erfahren.

"Du wollest mich aus dem Netze ziehen, denn du bist meine Stärke. Ich aber Herr hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen!"

(Psalm 31,5.15f)

Erfüllte oder verlorene Zeit

In Salo am Gardasee liegt dicht am Ufer eine alte, niedrige Weinschenke. Über der Eingangstür steht auf einem Gasthausschild eine seltene Überschrift, aus der tiefer Ernst und grimmiger Humor zugleich sprechen: "Al tempo perduto!" "Zur verlorenen Zeit!"

Müsste man nicht über manches Haus, manchen Abend, manches Vergnügen, manche Begegnung und manches Leben schreiben: Zur verlorenen Zeit?!

Wir vertändeln die Zeit wie wertlosen Kram. Wir verspielen die Zeit bei der Suche nach Glück und Freude. Wir vertreiben die Zeit, weil sie uns langweilt. Wir schlagen die Zeit tot wie einen Gegner. Und wenn sie dann vorbei ist, möchten wir sie noch einmal haben. Und wenn dann am Ende über unserem ganzen Leben steht: Zur verlorenen Zeit?

Gott möchte, dass unser Leben erfüllte Zeit, gefundene Zeit, sinnvolle Zeit ist. Jeder Tag ohne die Liebe und Gegenwart Gottes ist verlorene Zeit, und wenn wir noch so viele Dinge gewinnen. Jeder Tag in der persönlichen Gemeinschaft mit Jesus, geborgen in seiner Barmherzigkeit, ist ein erfüllter Tag. Jeden Tag von Gott empfangen, jeden Tag mit seiner Güte rechnen, jeden Tag in seinem Namen beginnen, jeden Tag in Gottes Hand zurücklegen, ist erfüllte Zeit. – Wie ein Schreckgespenst steht über manchem, was wir beginnen, nur ein Wort: vergebens! Gott möchte in seiner Liebe von diesem schrecklichen Wort einen Buchstaben durchstreichen. Dann wird daraus ein wunderbares Wort: vergeben! So wollen wir die Zeit nutzen, um mit Gott zu leben. Und wo wir versagen, ist seine Liebe da. Und es muss nicht traurig heißen: vergebens, sondern es kann glücklich ausgehen: vergeben!

"So sehet nun wohl zu, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kaufet die Zeit aus, denn es ist böse Zeit!"

(Epheser 5,15f)

Der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer

Durch die lange Geschichte der Menschheit zieht sich ein blutroter Faden von Verletzung und Kränkung, Leiden und Sterben. Wie haben Menschen sich, einander und ihren Lebensraum verwundet und geschlagen! Daraus ist viel Not und Leid, Trauer und Schmerz entstanden. Reich und schön sollte die Welt nach Gottes Willen sein. Fröhlich und erfüllt das Leben. Ärmlich und erbärmlich ist es geworden, weil Menschen sich von Gott abwandten und ihr Heil woanders suchten. Aber Gott antwortet auf unsere Erbärmlichkeit mit seinem Erbarmen. Wie ein blutroter Faden zieht sich durch die lange Geschichte der Menschen die Barmherzigkeit Gottes. Auch Gott webt in die Geschichte seinen roten Faden ein, den roten Faden seines grundlosen Erbarmens.

Barmherzigkeit heißt wörtlich: Beim armen Herzen sein! Gott ist mit seiner ganzen Liebe bei unserem armen Herzen. Ein Herz ist gekränkt durch Lieblosigkeit und Enttäuschung. Gott ist beim armen Herzen. Ein Herz ist zerrissen von Trauer und Schmerz. Gott ist beim armen Herzen. Ein Herz ist verzweifelt über Schuld und Versagen. Gott ist beim armen Herzen. Ein Herz geht durch die tiefe Nacht von Schwermut und Einsamkeit. Gott ist beim armen Herzen. Ein Herz ist gebrochen durch Unglück und Verlust. Gott ist beim armen Herzen. Ein Herz ist von Zweifeln und Ängsten erfüllt. Gott ist beim armen Herzen. Ein Herz krampft sich im Sterben zusammen. Gott ist beim armen Herzen.

In Jesus Christus ist Gott ganz nahe bei unserem Herzen. Er berührt unsere Not, er teilt unser Leid, empfängt unsere Tränen. Jesus wandelt unsere Armut mit seinem reichen Erbarmen. Er selbst nimmt sich unserer an. Denn wir liegen Gott am Herzen. Da strömt seine Wärme und Liebe, seine Tröstung und Heilung in unser Herz hinüber. Ein Austausch findet statt, Gott nimmt unsere Erbärmlichkeit und schenkt uns sein Erbarmen. Wenn Gott bei unserem armen Herzen ist und wir am reichen Herzen Gottes liegen, wird alles gut. Ja, wir liegen Gott sehr am Herzen.

"Herr deine Barmherzigkeit ist groß!"

(Psalm 119,156)

Schafskopf

Pieter Bruegel (1525-1569) wurde auch "Bauern-Bruegel" genannt, weil er aus einer Bauernfamilie stammte und auf vielen seiner Bilder das dörfliche Leben dargestellt hat. – Als er als Künstler weltberühmt war, wurde er auf einer großen und vornehmen Festlichkeit in Brüssel von einem Edelmann spöttisch gefragt: "Herr Bruegel, tut es Ihnen nicht manchmal weh, dass Sie eine so entsetzliche Jugendzeit erleben mussten? Ich hörte, dass Sie Jahre hindurch nur stumpfsinnige Schafe hüten mussten?" Bruegel sah den Spötter scharf an und entgegnete ihm: "Wissen Sie, bei den Schafen, da lernt man das Leben, und vor allem erkenne ich seitdem jeden Schafskopf auf den ersten Blick!"

Wer möchte schon ein Schafskopf sein? Und doch steckt hinter der abschätzigen Bewertung der Schafe ein Irrtum, denn bei den Schafen lernt man etwas Wesentliches über das Leben: Leben ist angewiesen und bezogen, Leben ist Kommunikation und Verbindung. Alle anderen Tiere sind auf den ersten Blick besser dran. Der Löwe hat seine Kraft, der Gepard seine Schnelligkeit, der Hirsch sein Geweih, die Schlange ihren Giftzahn, der Igel seine Stachel, das Pferd seine Rasse. Das alles hat ein Schaf nicht. Darum gilt es als dumm und schwach. Und doch ist es besser dran als alle, denn es hat einen Hirten, der für es sorgt und handelt, das Schaf begleitet und schützt. Schafe müssen nicht kämpfen, sie werden gehütet und versorgt, gepflegt und geweidet, bewacht und geliebt. Der Hirte kennt jedes einzelne Schaf. Er trägt die kleinen und leitet die großen, versorgt die kranken und schont die müden Schafe. – Wohl dem, der ein Schaf ist und einen guten Hirten hat!

Jesus sagt: "Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich!"

(Johannes 10,14)

Die Bürgschaft

Rabbi Sussja kam eines Tages in ein Dorfgasthaus und blieb dort über Nacht. Als er abends in seinem Zimmer allein war, sang er, wie er es gewohnt war, verschiedene Loblieder. Dann setzte er sich, um in den alten Schriften des Talmud zu lesen. Er schlug zufällig die Stelle im Traktat Sanhedrin auf, wo es heißt: "Ganz Israel bürgt füreinander!" Da überkam ihn das Gefühl der Mitverantwortung für sein ganzes Volk. Tief bewegt rief er stellvertretend für alle Menschen: "Sussja, Sussja, du Sünder, was hast du alles getan?" Und er zählte Sünde um Sünde auf und brachte sie mit Schmerzen der Reue vor Gott.

Der Wirt stand hinter der Tür, um den frommen Mann zu belauschen. Nun musste er genau seine eigenen Sünden hören. Er erkannte sie und wurde tief bestürzt. Gedanken der Reue erwachten in ihm. Er bereute seine Sünden gegen Gott aus tiefster Seele und kehrte im Herzen um zu Gott. Und jene Stunde der Bekehrung für den Wirt war die Stunde der letzten Hingabe im Leben des Rabbi Sussja.

Geben wir Gott unser Leben ganz, und er wird daraus Frucht wachsen lassen. Die Stunde der Ganzhingabe unseres Lebens wird vielleicht die Stunde der Umkehr für einen anderen.

"Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gottgeschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit!"

(Epheser 4,24)

Heimlicher, unheimlicher Feind

"Ich bin gefährlicher als viele Armeen der Welt. Ich greife mehr Menschen an, als alle anderen Waffen. Ich zerstöre Leben und Werte, mache Hoffnungen zunichte und vergifte die Beziehungen unter den Menschen. Ich finde meine Opfer überall, unter Reichen und Armen, bei Jung und Alt, unter Gelehrten und Ungelehrten. Ich verhindere viele Erfolge, richte ganze Familien zugrunde, zersetze die Gesellschaft, schleiche mich in alle Büros und Fabriken ein, bin in allen Abteilungen und Gruppen am Werk. Ich mache Herzen krank und Seelen wund, ich verletze Menschen und zerreiße Netze der Liebe und Zusammengehörigkeit. Ich war der Grund, warum Kain seinen Bruder Abel tötete, warum Esau seinen Bruder Jakob töten wollte, warum die Söhne Jakobs ihren Bruder Joseph hassten, warum die Menschen Jesus kreuzigten, warum Paulus von seinen Mitjuden fast zu Tode gesteinigt wurde. Ich bin der Grund für unendlich viel Hass und Grausamkeit, Mord und Greuel, Zerstörung und Verletzung. Meine Macht ist groß, besonders, weil ich nicht ernst genommen werde. Ich bin in allen Religionen und Kirchen zu finden und kann auch dort meine zersetzende Tätigkeit ausüben. Ich führe die Menschen zu einer tiefen Erniedrigung, lasse sie alle Würde und Menschlichkeit vergessen. Auch unter den Christen erkennen mich nur wenige und suchen mich zu meiden. Ich bin immer da und komme immer wieder. Ich bin dein größter Feind und verfolge dich bis zum Tod. Mein Name ist – Neid!"

"Habt ihr aber bittern Neid und Zank in eurem Herzen, das ist nicht die Weisheit, die von oben herab kommt, sondern sie ist irdisch, menschlich und teuflisch. Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und allerlei böses Ding!"

(Jakobus 3,14-16; vgl. auch Mt. 27,18 – Apg. 13,45 – Phil. 1,15 1. Tim. 6,4 – 1. PeLr. 2,1)

Wenn ich einmal reich wär…

Als junger Mensch war er stark und unverwüstlich. Als Geschäftsmann trieb er sich gnadenlos zu Höchstleistungen an. Mit 33 Jahren hatte er die erste Million Dollar verdient. Jede Sekunde seines Lebens widmete er seinen Geschäften. Krankhafter Ehrgeiz trieb ihn zu ungewöhnlichen Leistungen an. Mit 43 Jahren beherrschte er das größte Geschäftsunternehmen der Erde, und mit 53 Jahren war er der reichste Mann und erste Dollarmilliardär. Aber seinen Erfolg hatte er mit seiner Gesundheit und Lebensfreude bezahlt. John Rockefeller wurde schwer krank. Er verdiente in der Woche zwar eine Million Dollar, aber er sah aus wie eine Mumie. Er war einsam und verhasst, ruhelos und todkrank. Er konnte nur noch Zwieback und Milch schlürfen. Sein ausgemergelter Körper und seine ruhelose Seele boten ein Jammerbild menschlicher Existenz. Die Zeitungen hatten seinen Nachruf schon gedruckt, und niemand gab Rockefeller noch eine Lebenschance. In langen, schlaflosen Nächten kam Rockefeller dann aber zur Besinnung. Er dachte an die Unsinnigkeit, Geld aufzuhäufen und selber daran kaputtzugehen. So entschloss er sich, sein Vermögen gegen die Nöte auf der Erde einzusetzen. Er gründete die berühmten Rockefellerstiftungen. Sein Geld ging in alle Teile der Erde und erreichte Universitäten, Krankenhäuser und Missionsgesellschaften. Seine Millionen waren für die ganze Menschheit ein Segen. Sie halfen mit, das Penicillin zu entdecken und Malaria, Tuberkulose, Diphtherie und andere Krankheiten zu besiegen. Armut, Hunger und Unwissenheit wurden mit seinem Geld bekämpft. Ganze Bücher müssten geschrieben werden, um die Segnungen seines Geldes zu schildern. Und dann geschah das Wunder. Rockefeller konnte wieder schlafen. Bitterkeit, Egoismus, Groll und Hass wichen aus seinem Herzen und machten der Liebe und Dankbarkeit Platz. Er wurde gesund und konnte wieder Freude am Leben erfahren. Ein kalter, harter Mann verwandelte sich in Liebe und Wärme und blühte auf zu einem erfüllten Leben. Er wurde 98 Jahre alt.

"Den Reichen in dieser Weit gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf Gott, dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien!"

(l. Timotheus 6,17f)

Was ist mein Leben?

"Gnädige Frau, wie sieht Gott mein Leben an?" fragte einst Clemens Brentano seine Vertraute. Luise Hensel gab dem Dichter eine wunderbare Antwort. "Mein Herr", sagte sie, "Gott sieht Ihr Leben an wie eine Perle, die auf die Erde gefallen ist!" – Zwei Dinge wollte Luise Hensel damit sagen. Der Mensch ist in den Augen Gottes eine Perle. Aber die Perle ist aus der Hand Gottes heraus in den Dreck der Erde gefallen. Jeder Mensch ist in den Augen Gottes kostbar und wertvoll. Jedes Leben ist eine Perle und ein Juwel von Gott. Jeder Mensch ist vor Gott ein Schatz und einmalig. Aber der Glanz und der Wert sind überdeckt von Erdendreck und Sündenschmutz. – Aus unserer Bestimmung, die Herrlichkeit Gottes widerzuspiegeln, sind wir herausgefallen. Wir sind noch eine Perle, haben tief innen noch den Wert und die kostbare Einmaligkeit, sind nach dem Willen Gottes noch seine Ebenbilder, aber wir sind auf die Erde, in den Schmutz, in die Verlorenheit gefallen. Nicht den Glanz Gottes, sondern die Last der Erde und den Fluch der Sünde spiegelt unser Leben wider. – Doch Gott lässt seine Menschenkinder nicht im Dreck liegen, in der Sünde verkommen, in der Erde verwesen. Er macht sich auf, um seine Perlen wieder zu finden, sie aufzuheben, zu reinigen und ihnen ihren Glanz wiederzugeben. Das ist eine gute Nachricht für uns. Jesus sucht jede einzelne Perle auf der Erde. Er möchte sie aufheben und reinigen, Glanz und Bestimmung wieder herstellen.

Christus spricht: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!"

(Matthäus 11,28)