Was Glauben ist

In einem Gottesdienst möchte ich der Gemeinde und vor allem den Konfirmanden deutlich machen, was Glauben ist. Ich halte mitten in der Predigt einen Zehnmarkschein hoch. Alle Konfirmanden sind hellwach und schauen her. "Glaubt ihr, dass dies ein echter Zehnmarkschein ist?" frage ich. Alle nicken, einige sagen hörbar Ja. Ich frage weiter: "Dieser Zehnmarkschein ist für euch, ich verschenke ihn an einen von euch, glaubt ihr das?" Verwundert, erstaunt, etwas ungläubig schauen mich die Konfirmanden an. Ich versichere wieder und wieder, die zehn Mark wären für sie. Schließlich rufen einige Ja. Sie halten es also für wahr und möglich. Dann halte ich ihnen vor, dass sie es doch nicht richtig glauben. Schließlich begreift eine Konfirmandin, steht auf, geht durch die ganze Kirche vor allen Leuten nach vorn, kommt bis zur Kanzel, streckt ihre Hand aus und bekommt von mir die zehn Mark. Als sie freudestrahlend ihren Platz eingenommen hat, ärgern sich die anderen Konfirmanden, dass sie sich nicht getraut haben zu kommen. – Nun kann ich erklären, was Glauben ist: aufhorchen auf ein Wort, aufstehen, hingehen und empfangen, was in dem Wort versprochen wurde, und schließlich damit leben. Viele glauben an Gott, indem sie seine Existenz für wahr halten, aber sie kommen nicht zu ihm, empfangen ihn nicht, leben nicht mit ihm. Das ist ein toter Glaube des Kopfes. Aber ein lebendiger Glaube des Herzens macht sich auf und empfängt alles, was Gott uns versprochen hat, und lebt damit.

Das Schönste an der Geschichte mit dem Zehnmarkschein aber war, dass die Konfirmandin auf Grund dieser Erfahrung dann wirklich auch zu Gott ging und sich im Glauben sein ganzes Heil abholte und fröhlich damit lebte.

"Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten!"

(Johannes 6,35)