Der verlorene Schlüssel

Eine alte Geschichte erzählt, dass die Menschen einmal den Schlüssel zum Himmel in ihren Händen gehabt hätten. Aber sie gingen leichtfertig damit um. Sie meinten, sie brauchten den Schlüssel nicht. So ging er verloren. Und als man ihn nicht mehr hatte, da stellte sich das Verlangen nach ihm ein, und man suchte ihn. Aber man fand dort, wo er gelegen haben soll, nur Blumen, goldene Himmelsschlüssel, nur Abbilder des echten Schlüssels. So ziehen denn um die Osterzeit die Menschen hinaus auf Wiesen am sonnigen Hang mit einer heimlichen Sehnsucht im Herzen, binden die Himmelsschlüssel zu Sträußen und nehmen sie mit nach Haus. Sie stellen sie in ihre Vasen und lassen sich erinnern an den verlorenen Schlüssel. Aber die Blumen welken bald, und die Sehnsucht bleibt ungestillt.

In Jesus hat alles Sehnen nach dem Himmelsschlüssel ein Ende. Jesus hat den Schlüssel wiedergefunden und uns den Weg zum Himmel aufgeschlossen. Wer Jesus gefunden hat, hat den Schlüssel zum Himmel gefunden. Jesus lebt! Nicht nur an Ostern, nein, für eine ganze Ewigkeit. Wir brauchen nicht in die Natur, um ihn zu finden. Wir brauchen nicht zu verreisen, um ihm zu begegnen. Wir brauchen nicht in unser Inneres lauschen, um ihn zu hören. In seinem Wort, in seiner Gemeinde, im Gebet, in der Stille vor Gott ist er zu finden.

Ganz am Anfang seiner Wirksamkeit sagte Jesus: "Ihr werdet den Himmel offen sehen!" (Johannes 1,51), und ganz am Ende sagte Jesus: "Ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes!" (Offenbarung 1, 18).