Kap der Guten Hoffnung

Einst war das Kap der Guten Hoffnung ein gefürchtetes Vorgebirge an der Südspitze Afrikas. Von den Schiffen, die der Sturm oder die Strömung des Meeres dorthin getrieben hatte, war noch nie eines zurückgekehrt. Das Vorgebirge war der Schrecken der Seefahrer, und man nannte es das "Kap der Stürme".

Doch dann wagte ein Seefahrer, das Kap zu umsegeln. Er entdeckte den Seeweg nach Indien und erschloss somit die Schätze der östlichen Welt. Als das der König hörte, rief er aus: "Nun soll es nicht mehr ,Kap der Stürme’, sondern das ‚Kap der Guten Hoffnung’ heißen!"

Auf unserer Lebensfahrt gibt es auch so ein gefürchtetes Vorgebirge. Das ist der Tod. Noch nie kam einer zurück. Und alle fürchten sich vor der dunklen Macht des Todes. Wie viele sind schon an diesem "Kap der Stürme" gescheitert! Aber seitdem Jesus den Tod überwunden und den Weg ins Leben erkämpft hat, ist es für uns ein "Kap der Guten Hoffnung".

Nehmen wir Jesus in das Schiff unseres Lebens, geben wir ihm das Steuer in die Hand, überlassen wir ihm die Lebensfahrt, dann bringt er uns an diesem Kap vorbei in ein neues Leben. Und die Schätze des Himmelreiches stehen uns offen. Übergeben wir Jesus unser Leben, so sind wir geborgen in allen Stürmen für Zeit und Ewigkeit!

"Die Wasserwogen im Meer sind groß und brausen mächtig; der Herr aber ist noch größer in seiner Höhe!"

(Psalm 93,4)

Was ist der Sinn?

In einer Kleinstadt fragten wir vierzig junge Leute auf der Straße: ,Was ist der Sinn deines Lebens?" Nur drei Jugendliche wussten spontan eine Antwort. Ein Mädchen sagte: "Der Sinn meines Lebens ist Lieben, Arbeiten, Sterben!"

Hinter dieser schnellen und kecken Antwort erscheinen die tiefsten Sehnsüchte des Menschen. Natürlich meinte das Mädchen die körperliche Liebe, die menschliche Arbeit und das irdische Sterben. Und doch wird darin deutlich, dass wir Menschen ein Leben als sinnvoll empfinden, wenn es geliebt, vollbracht und vollendet ist. Wir haben Sehnsucht nach einer letzten Liebe, die bedingungslos und maßlos, grenzenlos und vorbehaltlos gültig ist. Welche Liebe schließt alle Tiefen ein, geht mit bis in den Tod, hält alle Grenzen aus und überlebt jede Schwierigkeit? Die Liebe Jesu zu uns ist allein und ganz rund, vollkommen und am Ende noch gültig. In der Liebe Jesu geborgen, wird ein Leben sinnvoll und gut. – Dass wir Menschen arbeiten können, Hände und Köpfe regen können, ist ein großes Geschenk. Aber unsere Arbeit kann nicht das Leben sein. Die Arbeit ist ein wunderbares Lebensmittel, aber niemals die Lebensmitte. Es gibt nur eine Arbeit, die wirklich vollkommen und bleibend ist. Die Arbeit Jesu für uns, die Lebensarbeit Jesu, die sein Leiden und Sterben für uns mit einschließt, kann das tragende Fundament unseres Arbeitens sein. Sein Werk trägt uns. So sind wir zu Leistungen befreit. Und wenn wir dann nicht mehr arbeiten können, sind wir vom Leistungsdruck befreit. Denn unser Leben erhält den letzten Sinn im Werk Jesu für uns. – Kann Sterben der Sinn des Lebens sein? Können wir das wirklich aushalten, geboren zu sein, um sterben zu müssen? Es ist nur einer, dessen Leben den Sinn hatte, dass er sterben sollte. Jesus wurde geboren, damit er sein ganzes Leben für uns einsetzt. Sein Sterben aus Liebe und an unserer Statt endete im Leben und gibt auch unserem sterblichen Leben eine Hoffnung über das Vergängliche und Verwesliche hinaus. Eine Liebe, die ganz ist, ein Werk, das vollkommen ist, ein Sterben, das im Leben endet. Die Liebe, die Arbeit und das Sterben Jesu sind die tragenden Elemente meines Lebens. Sie machen uns geborgen und frei, versöhnt und hoffnungsvoll zugleich. Das ist der Sinn meines Lebens!

"Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen!"

(Epheser 2, 10)

Warum leben?

"Warum werden wir geboren, wenn wir doch sterben müssen?" fragt mich ein elfjähriger Junge nach einem Gottesdienst. – Ich antworte ihm mit anderen Fragen: Warum bereitet deine Mutter ein schönes Essen, wenn es doch verzehrt wird? – Warum sät der Bauer im Frühjahr aus, wenn er im Herbst die Frucht aberntet? – Warum entspringt der Fluss als Quelle, wenn er doch ins Meer wieder einmündet? – Warum verloben sich zwei junge Leute, wenn sie kurze Zeit später doch heiraten? – Warum startet ein Marathonläufer, wenn er bald darauf ans Ziel kommt? – Warum beginnen wir morgens eine Wanderung, wenn wir abends wieder nach Hause kommen? – Warum gehen wir zur Schule, wenn wir sie eines Tages beenden? – Warum waschen wir uns, wenn wir doch wieder dreckig werden? – Warum stehen wir morgens auf, wenn wir abends doch zu Bett gehen? – Warum blüht eine Sommerblume auf, wenn sie doch bald verwelkt?" – Da unterbricht mich der Junge und sagt: Jetzt verstehe ich, unser Leben ist nicht sinnlos, weil es begrenzt ist. Es zielt auf einen Sinn und eine Vollendung hin." – "Das Wichtigste ist, dass wir zwischen Geborenwerden und Sterben das ausleben, wofür wir geschaffen sind. Gott hat uns zur persönlichen Beziehung mit ihm bestimmt, und wenn wir unser Leben mit Gott leben, reift es aus zu einer wunderbaren Frucht für Gott! Dann ist das Sterben nicht das schreckliche Ende, sondern die glückliche Vollendung eines sinnvollen Lebens!" erkläre ich ihm dann. Nachdenklich geht der Junge davon. – Lassen wir uns keine Ruhe, bis wir diesen Sinn wiederfinden, auszureifen für Gott.

Herr, meinen Durst nach Leben
stillst nur du allein.
Ich will im Strom deines Lebens
eine Welle sein.
Nur eine Welle, die vor Freude schäumt,
weil sie in dir entspringt,
und die noch im Zerfließen davon träumt,
daß sie den Durst’gen Wasser bringt.

(Manfred Siebald)

Festgebunden und doch frei!

Odysseus kam auf seiner Fahrt an die Inseln der Sirenen. Die Sirenen faszinierten mit ihren verführerischen Stimmen die Seeleute so sehr, dass die ihren Kurs aufgaben, um jenen herrlichen Stimmen zu folgen. Aber der neue Kurs war tödlich, denn die Schiffe zerschellten an den Klippen. Odysseus ließ sich von seinen Gefährten an den Mastbaum binden, damit er nicht von den verführerischen Stimmen weggelockt werden konnte. So entkam er der unwiderstehlichen Versuchung und überlebte.

Auch wir sind auf der Fahrt unseres Lebens von manchen Stimmen und Verführungen bedroht. Lassen wir uns ganz fest an das Wort Gottes binden, damit wir frei bleiben von allen anderen Mächten und Diktaten, Stimmen und Einflüsterungen. In den gefährlichen Fahrwassern unserer Zeit müssen wir den richtigen Kurs halten und dürfen nicht ins Verderben abweichen. Aber dazu müssen wir uns auch anbinden lassen von den Gefährten, die mit uns auf dem Weg des Lebens sind. Wenn wir uns an die Liebe Jesu anbinden lassen, sind wir frei. Wer meint frei zu sein, wird von anderen Mächten gebunden. Wer kindlich abhängig ist von Jesus und seinem Wort, wird königlich unabhängig von allen anderen Stimmen. An Jesus festgebunden, das ist die Freiheit des Lebens.

"Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!"

(2. Korinther 3,17)

Grausames Spiel

Im Mittelalter gab es ein grausames Spiel, das zur Belustigung des Volkes gezeigt wurde. In einem verschlossenen Burghof hing über dem Feuer ein Kessel mit siedendem Honig. Ein Bär wurde in den Innenhof gelassen und von dem süßen Duft des Honigs angezogen. Oben auf den Rängen saßen die vornehmen Damen und stand das schaulustige Volk. Sie alle sahen zu, wie der Bär in seinem Hunger an dem siedenden Honig leckte und mit verbrannter Schnauze davonlief. Immer wieder vom süßen Honig angelockt, versuchte der Bär zu lecken, und immer wieder verbrannte er sich heftig das Maul, bis er schließlich erschöpft und voller Schmerzen zusammenbrach.

Immer wieder werden wir Menschen von den süßen Verlockungen der Sünde angezogen. Macht und Reichtum, Erfolg und Ruhm, Sex und Lust, Rausch und Trug, Ehrgeiz und Eitelkeit verführen die Menschen zu manchen Torheiten. Wie oft haben wir uns schon den Mund verbrannt, aber immer neu lassen wir uns verführen, bis wir schließlich daran kaputtgehen, ohne je wirklich befriedigt gewesen zu sein. Manchmal sind die ersten Becher der Sünde und Gier leicht und süß, aber dann brennt es wie Feuer vor Scham und Schande, Reue und Verlorenheit. Und die Welt hat noch ihren Spaß daran. Wir aber wollen umkehren und uns von diesem grausamen Spiel erlösen lassen.

"Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!"

(Johannes 8,34ff)

Komische Vögel

Manche Christen gleichen einem Haufen schnatternder Gänse, die auf einem wunderbaren Hof leben. An jedem siebenten Tag wird eine festliche Parade abgehalten. Im Gänsemarsch versammelt sich das stattliche Federvieh. Der beredtste Gänserich steht auf dem Zaun und schnattert mit ergreifenden Worten über das Wunder der Gänse. Immer wieder kommt er auf die herrlichen Zeiten zu sprechen, in denen einst die Gänse zu fliegen wagten und dabei ganze Erdteile überquerten. Der Gänserich lobt die Schöpfermacht und Größe Gottes, der den Gänsen große Flügel und sicheren Instinkt zum Fliegen gab. Die Gänse sind alle tief beeindruckt, senken andächtig ihre Köpfe und drücken ihre Flügel fest an den wohlgenährten Körper. Auf dem Weg nach Hause loben sie noch lange die gute Predigt und den beredten Gänserich. Aber das ist auch alles. Fliegen tun sie nicht. Sie machen nicht einmal den Versuch. Sie fliegen nicht, denn das Korn ist gut, und der Hof ist sicher.

(Nach Soren Kierkegaard)

"Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: ,Eins fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!’"

(Markus 10,21)

Eine neue Identität

Eine Anekdote erzählt von Martin Luther, dass er in Wittenberg spät abends in seinem Arbeitszimmer studiert. Der Teufel schleicht durch die Stadt und will den Reformator bei seiner Arbeit stören. Unter dem Fenster des Arbeitszimmers ruft der Teufel nach oben: "Wohnt hier der Doktor Martinus Luther?" Luther hört die Stimme des Teufels, springt zum Fenster, reißt die Läden auf und ruft hinunter: "Nein, der Martin Luther, der ist längst gestorben. Hier wohnt Jesus Christus!" Da zieht der Teufel den Schwanz ein und flüchtet.

Luther wollte damit sagen: der alte Mensch ist gestorben, ein neuer Mensch geboren, mit einer ganz neuen Identität. Für die Sünde, den Teufel, seine Versuchungen und Störungen ist Luther tot. Christus lebt in ihm. So hat es Paulus gemeint, wenn er an die Galater schreibt: "Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir!" In Christus sind wir neue Menschen mit ganz neuen Maßstäben und Motiven, mit neuen Horizonten und Dimensionen. Wenn die Sünde, der Teufel, die Anfechtung und Versuchung kommen, sind wir dafür tot. Wenn Jesus mit seinem Wort und Ruf kommt, sind wir hellwach. Lassen wir uns mit unserem alten dicken Ich beerdigen und stehen als wiedergeborene Menschen auf! Mit einem neuen Namen, einer neuen Identität. Wir sind ja, Herr, nach deinem Namen genannt!"

"Leget von euch ab den alten Menschen mit seinem vorigen Wandel und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist!"

(Epheser 4,22.24)

In Gottes Steingarten

Ein kleines Bild kenne ich: gelbe Blüten zwischen Steinen und dunklen Felsritzen. Die Sonne leuchtet ihnen und wärm[ sie. Ein Wort von Pastorelli steht dabei: "Wo Gott uns gesät hat, da sollen wir blühen."

Es gibt Bilder, die brauchen Abstand, wenn sie wirken sollen. Dieses nicht. Ich muss nahe herangehen und mit den Augen suchen und "hineinsehen", dann beginnt es zu sprechen: "Wo Gott uns gesät hat, da sollen wir blühen."

Ich begreife: da – hier – jetzt. Und nicht, wo du dachtest, wo du es so brennend gewünscht, fast verlangt oder gefordert, still gehofft hattest. Also ganz woanders sollst du blühen. Auf fremdem Boden? Nein, es scheint noch schlimmer, noch unbegreiflicher zu kommen: auf gar keinem Boden. Auf Steinen. Dort, wo eigentlich keine Voraussetzungen gegeben sind zu blühen. Der Boden und seine Umgebung waren so wichtig, so ausschlaggebend für die Zukunft. Nun bleibt nicht einmal mehr der Boden, nur der Stein. Vielleicht sagst du: "Mir ist der Boden unter den Füßen genommen worden." Du hattest gemeint, du wärest Gott doch wohl guten Mutterboden wert. Das müsste ihm ein Leichtes sein auf seiner großen Erde. Du verstehst es nicht. Wie soll man da bestehen! Alles ist gegen die Vernunft und ohne Hoffnung. Zum Blühen braucht man doch Erde, saftige Erde mit reichen Nährstoffen. – Dennoch, hier wächst eine gesunde, schöne, leuchtende Pflanze. So wenig brauchst du also, um blühen zu können. Hier, wo Gott dich ausgesät hat, findet er es ausreichend. Du lebst aus seiner Fülle. Die Steine geben dir Kühle und Schatten und – wenn du es brauchst – ihre eigene Sonnenwärme ab. Sie schützen vor Stürmen, speichern ein wenig Regen in ihren Ritzen und haben Mineralstoffe und allerlei Lebendiges für dich bereit. Und du stellst dich auf die Steine ein. Es fehlt dir eigentlich nichts. Du bist reich gesegnet. Du hast keinen Mangel. Du blühst. Mehr sollst du nicht.

(Lieselotte Jacobi)

"Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln!"

(Psalm 23,1)

Ach, wie gut

Wir kennen das Märchen vom Rumpelstilzchen. Ein kleiner Mann tanzt nachts im Wald um ein Feuer herum. Er ist ganz allein und singt: "Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!" Die verschwiegene, Freude daran, dass niemand seinen Namen, seine Identität kennt, lässt den Mann um sein Feuer herumtanzen. Wir kennen die Freude daran, dass wir nicht allen offenbar sind. Unsere Träume und Begierden, Sehnsüchte und Gedanken, Worte und Wege, Taten und Unterlassungen sind verborgen. Ach, wie gut, dass nicht jeder weiß, wer wir im Inneren sind. Aber irgendwann ist das Feuer heruntergebrannt, schmutzige Asche und traurige Dunkelheit bleiben zurück. Niemand singt und keiner tanzt. Weinend erhebt sich die Klage: "Ach, wie schlimm ‚ dass niemand weiß, wie ich wirklich heiß!"

Einsamkeit ist nicht eine Frage von Stimmungen oder Alleinsein. Einsamkeit ist die Erfahrung, sich letztlich niemandem offenbaren zu können, niemandem seinen Namen sagen zu können. Wenn wir nicht sagen können, was uns zerreißt, bedrückt, kränkt oder auffrisst, dann sind wir todeinsam. Darum möchte ich eine dritte Version des Liedes anbieten: "Ach, wie gut, dass einer weiß, wie ich wirklich heiß!" Wenn wir Jesus unser Leben offenbaren, ihm sagen, wer wir letztlich sind, wie wir leben, was uns bewegt und umtreibt, wird er uns empfangen und verstehen. Sein Kennen aber ist sein Lieben. Wenn wir Jesus sagen, was wirklich ist, was unsere Hände getan, unsere Augen gesehen, unsere Köpfe gedacht, unsere Münder geredet, unsere Seelen begehrt haben und unsere Füße für Wege gegangen sind, dann wird er uns eintauchen in seine Barmherzigkeit und Versöhnung. Wir dürfen in Wissen und Lieben eins werden mit Gott, mit uns und den anderen.

"Ach, wie gut, Herr, dass du weißt, wie ich wirklich bin, und mich so liebst und mir alles vergibst!"

"Herr du erforschest mich und kennest mich. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir!"

(Psalm 139, 1.5)

Versteht mich niemand?

Ein Mädchen kommt weinend zu mir und sagt: "Niemand versteht mich! "Ich sage:" Du hast Eltern, die sich Mühe geben mit dir." "Ja, aber richtig verstehen können sie mich nicht!" Ich frage: "Hast du Freundinnen und Freunde, mit denen du reden und deine Gedanken teilen kannst?" Ja, die sind alle nett zu mir, aber mein Innerstes, was mich letztlich bewegt, verstehen sie auch nicht!‘ Dann sage ich zu ihr: "Verstehst du dich denn selbst?" Da hören die Tränen plötzlich auf, und nachdenklich sagt das Mädchen: "Ich verstehe mich ja selber nicht ganz!"

Ja, wir können uns selbst und einander nicht ganz verstehen. Das gehört mit zu uns Menschen jenseits von Eden. Wir sind einander wie ein Versprechen, das nicht gehalten werden kann. Wir können uns im Letzten nicht verstehen. In den Höhen des Glücks, in den Tiefen des Leides, in den letzten Fragen nach Wahrheit, in der Einsamkeit des Todes, in der Verantwortung vor Gott können wir uns das Leben letztlich nicht teilen. Es bleibt ein Rest Einsamkeit. Das gehört zu uns Menschen nach Adam und Abel, nach Kain und Babel. Das gehört mit zur Last des entfremdeten Menschen.

Die Einmaligkeit des Menschen ist immer auch seine Einsamkeit. Aber Gott in seiner Liebe teilt unser Leben in einem ganz tiefen und restlosen Verstehen. Sein Mitwissen mit uns wird ein Mitleben, Mitfreuen, Mitleiden, Mitsterben und Für-uns-Auferstehen. Einer versteht mich!

"Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende!"

(Johannes 13,1)