Keine Hände

Einem afrikanischen Christen wurde seine siebzehnjährige Tochter durch den Tod genommen. Trauer erfüllt die ganze Familie. Aber sie waren auch getröstet durch die Hoffnung auf ein ewiges Leben. Auf das Grab der Tochter setzte der Vater ein schlichtes Holzkreuz und schrieb die Worte darauf: „Der Tod hat keine Hände!“ – Als der Missionar ihn fragte, was die Inschrift bedeuten solle, gab der Vater zur Antwort: „Ich weiß, dass mir der Tod mein Kind nicht wegnehmen und auf ewig festhalten kann, sondern ich werde es bei Jesus wiedersehen. Der Tod hat ja seit Ostern keine Hände mehr!“

Nein, der Tod hat keine Hände. Aber Gott hat starke Hände, die uns bis in Ewigkeit festhalten. Jesus sagt von Menschen, die ihm im Glauben gehören: „Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen!“ (Johannes 10,29)

Aus Axel Kühner: „Voller Hoffnung“
Aussaat-Verlag; Neukirchen-Vluyn
ISBN 3-7615-5327-7

Gott wird dich tragen

Gott wird dich tragen, drum sei nicht verzagt,
treu ist der Hüter, der über dich wacht.
Stark ist der Arm, der dein Leben gelenkt,
Gott ist ein Gott, der der Seinen gedenkt.

Gott wird dich tragen mit Händen so lind.
Er hat dich lieb wie ein Vater sein Kind.
Das steht dem Glauben wie Felsen so fest:
Gott ist ein Gott, der uns nimmer verlässt.

Gott wird dich tragen, wenn einsam du gehst;
Gott wird dich hören, wenn weinend du flehst.
Glaub´ es, wie bang dir der Morgen auch graut:
Gott ist ein Gott, dem man kühnlich vertraut.

Gott wird dich tragen durch Tage der Not;
Gott wird dir beisteh´n in Alter und Tod.
Fest steht das Wort, ob auch alles zerstäubt:
Gott ist ein Gott, der in Ewigkeit bleibt.

Text: Walter Rauschenbusch

Glück oder Unglück

Eine Parabel aus China erzählt von einem armen Bauern, der einen kleinen Acker mit einem alten, müden Pferd bestellte und mehr schlecht als recht mit seinem einzigen Sohn davon lebte. Eines Tages lief ihm sein Pferd davon. Alle Nachbarn kamen und bedauerten ihn wegen seines Unglücks. Der Bauer blieb ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es Unglück ist?“ In der nächsten Woche kam das Pferd zurück und brachte zehn Wildpferde mit. Die Nachbarn kamen und gratulierten ihm zu seinem großen Glück. Der Bauer antwortete bedächtig: „Woher wisst ihr, dass es Glück ist?“ Der Sohn fing die Pferde ein, nahm sich das wildeste und ritt darauf los. Aber das wilde Pferd warf ihn ab, und der Sohn brach sich ein Bein. Alle Nachbarn kamen und jammerten über das Unglück. Der Bauer blieb wieder ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es ein Unglück ist?“ Bald darauf brach ein Krieg aus, und alle jungen Männer mussten zur Armee. Nur der Sohn mit seinem gebrochenen Bein durfte zu Hause bleiben.

Aus Axel Kühner: „Voller Hoffnung“
Aussaat-Verlag, Neukirchen-Vluyn
ISBN 3-7615-5327-7

Ganz bei Trost

„Heilen, leiten trösten – das ist Gottes Tun. Gott sieht unsere Wege an: es ist Gnade, wenn er das tut; er kann uns auch unsere Wege gehen lassen, ohne sie anzusehen. Aber er hat sie angesehen – und er sah uns verwundet, verirrt, verängstigt.
Nun ist er dabei, uns zu heilen. Er berührt die Wunden, die uns die Vergangenheit geschlagen hat, und sie vernarben: sie tun nicht mehr weh; sie können unserer Seele nicht mehr schaden. Erinnerungen quälen uns nicht mehr; alle Schmerzen versinken ins Nichts, in Vergangenheit, wie in der Nähe eines geliebten Menschen. Gott ist uns näher als das Vergangene.
Gott will uns leiten. Nicht alle Wege der Menschen sind Gottes Führung; wir können oft lange auf eigenen Wegen gehen, auf ihnen sind wir ein Spielball des Zufalls, ob er uns Glück oder Unglück bringt. Die eigenen Wege führen im Kreis immer zu uns selbst zurück. Aber wenn Gott unsere Wege leitet, dann führen sie zu ihm. Gottes Wege führen zu Gott. Gott leitet uns durch Glück und Unglück – immer nur zu Gott. Daran erkennen wir Gottes Wege.
Gott will uns trösten. Gott tröstet nur, wenn Grund genug dafür vorhanden ist; wenn Menschen nicht aus noch ein wissen; wenn die Sinnlosigkeit des Lebens sie ängstigt. Die Welt, wie sie in Wirklichkeit ist, macht uns immer Angst. Aber wer getröstet wird, sieht und hat mehr als die Welt, er hat das Leben mit Gott. Nichts ist zerstört, verloren, sinnlos, wenn Gott tröstet.
„Ich heilte, ich leitete, ich tröstete – da ich ihre Wege ansah“, – hat Gott es nicht unzählige Male in unserem Leben getan? Hat er nicht die Seinen oftmals durch große Not und Gefahr geführt? Wie heilt, wie leitet, wie tröstet Gott? Allein dadurch, dass er eine Stimme in uns gibt, die sagt, betet, ruft, schreit: ´lieber Vater!´“
(Dietrich Bonhoeffer)

„Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben; und denen, die da Leid tragen, will ich Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr; ich will sie heilen!“
(Jesaja 57,18f)

Quellennachweis:
Chr. Kaiser / Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh)

Einsamkeit als Chance

Gott und Mensch sind voneinander und zueinander hin gemacht. Mann und Frau sind voneinander genommen und aufeinander bezogen. Mutter und Kind sind auseinander und füreinander geworden. Diese Trennungen und zugleich Beziehungen machen die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Einswerden. In der Einsamkeit liegt die Chance zum wieder Eins- und Ganzwerden verborgen.
Die Geburt ist die erste Erfahrung der Einsamkeit. Aber nur durch diese Erfahrung kann ein Mensch zum Leben, zu sich selber und zu seiner Bestimmung kommen. Als ein Same wird er ausgestreut, und zur Einmaligkeit jedes Geborenen gehört auch seine Einsamkeit. Jeder kann sie schöpferisch nutzen als Antrieb zur Liebe, Begegnung und Beziehung.

Einsamkeit bedeutet darum ursprünglich etwas ganz Kostbares: zum Einen neigen – Einen lieben – Einem gehören.

So kann die Einsamkeit Chance sein und zur Eindeutigkeit des Glaubens führen. Nur einen Herrn haben, nur einer Stimme folgen, nur eine Liebe pflegen, nur ein Ziel haben, sind die Chancen der Einsamkeit.

„Wer mich liebt, der hält meine Worte, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“
(Johannes 14,23)

Aus Axel Kühner: „Eine gute Minute“
Aussaat-Verlag, Neukirchen-Vluyn
ISBN-3-7615-1571-5

Du kannst nicht tiefer fallen

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade trotz aller unserer Not.

Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

Lied von Arno Pötzsch
Rechte: Verlag Junge Gemeinde, Leinfelden-Echterdingen

Bewahrung im Leben

Eine Familie machte einen Sonntagsspaziergang. Drei muntere Kinder liefen ihren Eltern auf einem Schotterweg voraus. Das älteste der Kinder sprang vorneweg und schaute sich immer wieder um nach den beiden Geschwistern. Die Kinder liefen auf einen unbeschrankten Bahnübergang zu. In ihrer Freude am Spiel hatten sie alles um sich herum vergessen, hatten nur Augen und Ohren für ihr Fangen. So hörten sie nicht den herannahenden Zug. Direkt vor dem Bahnübergang stolperte das Mädchen und schlug der Länge nach hin. Im selben Augenblick brauste der Zug vorüber. Das Mädchen weinte über das schmutzige Kleid und die blutigen Knie. Der ganze Sonntag, alle Freude und Lust am Spiel schien ihr verdorben, sie fühlte nur den brennenden Schmerz und wollte sich kaum trösten lassen. Die Eltern aber sahen hinter dem kleinen Unglück die große Bewahrung vor der größeren Gefahr.

Wie oft hat Leid das Leben eigentlich geschont und bewahrt. Wie viele Menschen sind angesichts des Todes zum Leben gekommen, in schwerer Krankheit eigentlich heil geworden, in Erschütterungen aufgewacht, durch Verluste zum tieferen Reich-tum gelangt und haben an den Grenzen zur Mitte des Lebens gefunden.

Aus Axel Kühner: „Voller Hoffnung“
Aussaat-Verlag, Neukirchen-Vluyn
ISBN 3-7615-5327-7

Die Nummer eins

Der indische Evangelist Sundar Singh hat einmal gesagt: "Christus ist die Nummer eins. Stellen wir die Eins an die Spitze und fügen nach rechts hin eine Anzahl Nullen an, so wird die Summe immer größer, denn die Eins steht an der Spitze. Setzen wir aber die Nullen nach links hin an, dass die Eins am Schluss steht, werden alle diese Nullen bedeutungslos bleiben. Christus ist die Eins. Wer ihn ans Ende stellt, bleibt eine hoffnungslose Null. Wer ihn an die Spitze stellt, wird aufgewertet und wichtig."

Was ist in unserem Leben die Nummer eins? Was ist das Erste in einem neuen Jahr? Nehmen die Angst vor dem Kommenden und die Trauer über das Vergangene die erste Stelle in uns ein? Regieren uns die unheimlichen Sorgen um unser Lebensglück? Oder ist der Herr der Zeit, der Machthaber der Weit, der König aller Könige, der Erste, der den Tod überwand, auch für uns die Nummer eins? Ist Jesus in unserem Leben, in einem neuen Jahr das Wichtigste, dann können wir noch so klein und winzig, schwach und gebrechlich sein, unser Leben wird mit ihm kostbar und wertvoll, erfüllt und vollendet. Steht Christus mit seiner Liebesmacht am Ende unserer Gedanken und Pläne, können wir noch so reich und erfolgreich, tüchtig und tatkräftig sein, es wird nichts bringen und nichts bedeuten. Wir bleiben null und nichtig.

Bei Gott, in der Geschichte, über den Kosmos, über den Tod und im Leben ist Jesus Christus der Herr. Ist er es auch in uns, über das neue Jahr, in allem Wollen und Handeln, Denken und Fühlen, Lieben und Hoffen, Schaffen und Leiden?

,,Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen!"

(Matthäus 6,33)

Dein ist der Tag und dein die Nacht,
dein, was versäumt, dein, was vollbracht,
dein Saat und Ernte, täglich Brot,
das Leben samt Geburt und Tod.
So gehn wir. Gott, aus dem, was war,
getrost mit dir ins Neue Jahr,
ins Jahr, dem du dich neu verheißt,
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.

(Arno Pötzsch)