Kostbare Schätze

Eine persische Sage erzählt von einem Mann, der am Strand des Meeres entlanggeht und ein Säckchen voll kleiner Steine findet. Achtlos lässt er die Steine durch seine Finger gleiten und schaut dabei auf das Meer. Er beobachtet die zahlreichen Möwen, die auf den Wellen schaukeln, und wirft übermütig mit den Steinchen nach den Vögeln. Spielerisch schleudert er die kleinen Dinger ins Meer, und eins nach dem anderen versinkt in den Wogen. Einen einzigen Stein behält er in der Hand und nimmt ihn mit nach Haus. – Groß wird sein Schrecken, als er beim Schein des Herdfeuers in dem unscheinbaren Stein einen herrlich funkelnden Diamanten erblickt. Wie gedankenlos hat er den ungeheuren Schatz verschleudert. Er eilt zum Strand zurück, die verlorenen Diamanten zu suchen. Doch vergebens, sie liegen unerreichbar auf dem Meeresgrund verborgen. Keine Selbstanklage und Reue, keine Tränen und Vorwürfe können ihm den achtlos weggeworfenen Schatz zurückgeben.

Spielen wir nicht ebenso mit den uns geschenkten Tagen unseres Lebens? Gedankenlos lassen wir die "kleinen Dinger" durch unsere Hände gleiten und werfen sie spielerisch fort. Wir träumen vom großen Leben und verschleudern die einzelnen Tage. Bis wir dann erschrocken feststellen, welche kostbaren Schätze die Tage unseres Lebens sind, die wir vertändelt und vertan haben. – Jeder Tag ist ein Schatz und birgt in sich die Möglichkeit, erfüllt zu leben. Sorgsam und bewusst wollen wir mit unseren Tagen umgehen. Denn unser großes Leben besteht aus vielen kleinen richtig gelebten Tagen.

"Carpe diem!" – pflücke den Tag, sagt ein altes Sprichwort. Ganz neu wollen wir unsere einzelnen Lebenstage empfangen, gestalten, erfüllen und in Gottes Hand zurücklegen.

"Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein!"

(Psalm 118,24)

Ein gesegnetes Neues Jahr

Kolumbus richtete, als er den neuen Erdteil betrat, als erstes ein Kreuz auf. Das neue, unbekannte Land sollte unter dem Zeichen Jesu stehen. Kolumbus konnte nicht ahnen, dass das Kreuz auch für Menschenschuld und Leid und vielfachen Tod stehen würde. Wie viel Unrecht und Grausamkeit, wie viel Blut und Tränen kam mit den Europäern nach Amerika! Und doch brauchen gerade Menschenschuld und Menschenleid, Menschengewalt und Menschentod das erlösende Zeichen Jesu Christi. Wenn wir ein neues Jahr wie ein unbekanntes Land betreten, wollen wir ein Kreuz aufrichten. Das neue Jahr soll von Anfang an unter dem Zeichen Jesu stehen. Gerade weil wir wissen, dass wir im neuen Jahr wieder schuldig werden, einander verletzen werden. Menschen werden leiden und sterben. Aber gerade darum wollen wir das Kreuz Jesu als Zeichen des Sieges aufrichten. In Jesu Namen wollen wir das neue Jahr beginnen. Alles, auch unsere Schuld, unser Leid und Tod, soll unter dem Zeichen seiner überwindenden Liebe stehen.

Das heißt ein gesegnetes Jahr: ein signiertes Jahr, ein Jahr unter dem Siegeszeichen Jesu, ein Jahr unter dem Zeichen des Kreuzes.

Jesus soll die Losung sein,
da ein neues Jahr erschienen;
Jesu Name soll allein
denen zum Paniere dienen,
die in seinem Bunde stehn
und auf seinen Wegen gehn.

(Benjamin Schmolck)

Alles im Neuen Jahr, Freude und Leid, Schönes und Schweres, Erfolg und Versäumnisse, Menschen und Begegnungen, Reisen und Taten sollen unter dem Zeichen und Segen Jesu stehen. Unser Name soll zugedeckt werden durch den Namen Jesu. Unser Elend wird aufgewogen werden durch seine Herrlichkeit. Seine Liebe wird unsere Schuld bedecken. Wir bergen uns in allem in seinen Sieg hinein. Das ist ein gesegnetes, ein signiertes, ein von Jesus gezeichnetes Jahr. Jesus soll die Losung sein!

Was Christen glauben

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.

Das allgemeine christliche (bzw. Apostolische) Glaubensbekenntnis

Ich glaube – von Dietrich Bonhoeffer

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden werden.

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist,
mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung
1998, Gütersloher Verlagshaus Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Gebet zum neuen Jahr

Vater im Himmel, ich danke dir für das vergangene Jahr.
Für viele schöne Erlebnisse und Begegnungen, für Bewahrungen und dein Versorgen.
Du warst selbst an den schweren Tagen bei mir, auch wenn ich das nicht immer gespürt habe.
So will ich im Vertrauen auf dich ins neue Jahr gehen.
Du weißt, was auf mich zukommen wird und wann ich deine Hilfe ganz besonders brauchen werde.
Danke für deine Zusage, dass du mir Kraft geben willst, wenn ich an meine Grenzen stoße.
Amen

Aus dem Neujahresgruß vom Bibellesebund

Muss man den Tod fürchten?

Es ist ein Unterschied, ob jemand mit 35 Jahren halb zerfetzt wird und furchtbar qualvoll stirbt oder mit 90 Jahren friedlich zu Hause. Wenn alte Menschen sterben, ist das traurig, vor allem, wenn es die eigenen Eltern sind. Aber es ist auch etwas Wunderbares, nach einem erfüllten Leben zu Hause einen guten Abschied zu finden. Als Christ sage ich: Man muss den Tod nicht fürchten, es gibt die Zusage der Auferstehung, die auch in schwierigen Situationen tröstet. Wir müssen wissen, dass unser Leben einen Beginn und ein Ende hat. Im Brahms Requiem gibt es diese wunderbaren Zeilen: „Herr, lehre doch mich, dass es ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss.“ Es ist sogar so, dass ich mich im Angesicht des Todes manchmal besonders lebendig fühle. Der Umgang mit Beerdigung und Trauer macht denjenigen, der lebt, besonders lebendig. Und angesichts des Todes entsteht Nähe zwischen denen, die leben. Förmliche Grenzen, die es sonst gibt, sind plötzlich nicht mehr so wichtig.

Bundesminister Dr. Thomas de Maiziére im evangelischen Magazin „chrismon“ 01.2012

Gottes Wege für mich

Erscheinen meines Gottes Wege
mir seltsam, rätselhaft und schwer,
und gehen Wünsche, die ich hege,
still unter in der Sorgen Meer –
will trüb und schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Schmerz und Qual gebracht,
dann darf ich mich auf eins besinnen:
dass Gott nie einen Fehler macht.

Wenn mir zu hoch des Herrn Gedanken,
zu tief die Brunnen Seiner Huld,
wenn alle Stützen haltlos wanken,
die Kraft mir fehlt und die Geduld –
wenn gar mein Blick kein Ziel mehr findet
in banger, tränenreicher Nacht –
ein Glaubensfünkchen dennoch kündet:
dass Gott nie einen Fehler macht!

Wenn über ungelöste Fragen
mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen,
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Rechte legen sacht
und leise sprechen unter Tränen:
dass Gott nie einen Fehler macht!

Drum still mein Herz und lass vergehen,
was irdisch und vergänglich heisst –
im Lichte droben wirst du sehen,
dass gut die Wege, die Er weist.
Und müsstest du dein Liebstes missen,
ja ging´s durch kalte finstre Nacht –
halt fest an diesem selgen Wissen:
dass Gott nie einen Fehler macht!

Herb. Sack 1902 – 1943
Gedichtet in Stalingrad

Jesus lebt und hat dem Tod die Macht genommen

Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben;
mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben.
Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre.
Gnade hat er zugesagt, dass der Sünder sich bekehre.
Gott verstösst in Christus nicht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden,
keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden.
Seine Treue wanket nicht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben.
Welchen Trost in Todesnot wird er meiner Seele geben,
wenn sie gläubig zu ihm spricht: „Herr, Herr, meine Zuversicht!“

Christian Fürchtegott Gellert 1757
Evangelisches Kirchengesangbuch