Alles umsonst

Ein Fuchs fand einmal einen besonders verlockenden Weinberg. Die herrlichen Früchte darin reizten seine Gier. Aber der Weinberg war von allen Seiten sicherumzäunt. Da erblickte der Fuchs, an einer Seitenecke eine winzige Öffnung, durch die er in den Weinberg eindringen wollte. Aber die Öffnung war zu eng. So konnte der Fuchs nicht hineinkriechen. In einer Mischung aus Begierde und Klugheit beschloss der Fuchs so lange zu fasten, bis er durch den Spalt in den Weinberg eindringen konnte. Nach einigen Tagen war er so mager, dass er hineinschlüpfen konnte. Nun fraß er sich an den wunderschönen und reifen Früchten satt – und wurde wieder dick. Als er durch die Öffnung wieder hinauswollte, gelang es ihm nicht. So musste er sich einige Tage verstecken und fasten, bis er wieder so mager war, um durch die Öffnung hindurch sein Leben zu retten. Als er abgemagert hinausgelangte, drehte er sich zum Weinberg um und sagte: "Weinberg, Weinberg! Wie schön bist du, und wie herrlich schmecken deine Trauben. Aber man hat von dir keinen Nutzen. So hungrig man auch hineinkommt, so hungrig geht man aus dir heraus!"

(Nach einem jüdischen Märchen)

So ist es wohl auch mit dieser Welt, in die wir nackt eintreten und sie auch wieder so verlassen, ohne etwas mitnehmen zu können!

(vgl. 1. Timotheus 6,7)

So ist es wohl auch mit den Weinbergen des irdischen Reichtums, der irdischen, Macht und des irdischen Ruhmes. Sie sind so verlockend und scheinen so herrlich. Aber man hat von ihnen keinen Nutzen. Denn abgemagert und unerfüllt muss man sie wieder verlassen!

(vgl. Prediger 6,7)

Im Weinberg dieser Welt ist letztlich alles umsonst. Nichts bringt die letzte Erfüllung unseres Lebens. Nichts stillt auf immer die Sehnsucht unseres Herzens. Gejagt und abgemagert müssen wir die Weinberge dieser Welt wieder verlassen.

Ganz anders ist es im Weinberg Gottes. In seinem Reich, in seiner Liebe, in seiner Gemeinde ist auch alles umsonst. Aber nicht im Sinne von vergeblich und vergänglich, sondern im Sinne von frei und gratis. Gott schenkt uns seine Liebe umsonst. Seine Vergebung ist gratis. Sein Haus ist letztlich und sicher. Dort können wir bleiben und uns satt essen an den reichen Gütern seiner Barmherzigkeit. Dort wird die letzte Sehnsucht gestillt, der Lebenshunger wird befriedigt, und der Durst nach Liebe und Geborgenheit kommt tief zur Ruhe.

Unser Leben ist immer umsonst, entweder tragisch im Sinne der Vergeblichkeit oder glücklich im Sinne der Vollerfüllung.

"Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist!"

(Kolosser 3,2)