Weihnachten ist, wenn Gott zur Welt kommt, einen menschlichen Namen erhält und uns persönlich besucht.
Weihnachten ist, wenn mitten in dunkler Nacht alles klar wird, die Engel vom Himmel singen und den Frieden auf Erden ansagen.
Weihnachten ist, wenn Hirten, die nachts gegen das Böse wachen, tagsüber die Güte Gottes verbreiten.
Weihnachten ist, wenn weise Männer, die sich am Himmel auskennen, das Heil in einem Kind auf Erden finden.
Weihnachten ist, wenn Gott uns sein Liebstes weiht, und Menschen in Hingabe und Anbetung Gott ihr Leben weihen.

Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Lukas 2,10f

Ein Ort in allen vier Winden, ein Ort mit Tauben und Blinden
– Bethlehem.
Ein Ort so arm wie verloren, mit verschlossenen Herzen und Toren
– Bethlehem.
Ein Ort mit Gassen und Straßen, in denen Flüchtlinge saßen
– Bethlehem.
Ein Ort mit Spöttern und Frommen, ein Ort, wo wir alle herkommen
– Bethlehem.
Ein Ort, wo wir alle hingehen, das Kind in der Krippe zu sehen
– Bethlehem.
Ein Ort, wo wir knien auf der Erden: Gott will unser Bruder werden
– Bethlehem.
Ein Ort, wo man den Lebenshunger kennt und es darum Haus des Brotes nennt
– Bethlehem.

Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
Lukas 2,15f

"Halt!", rief die Kerze, als das Zündholz sie anstecken wollte, "wenn du mich anzündest, bin ich bald dahin!" "Es ist meine Aufgabe, dich anzuzünden, und es ist deine Bestimmung, zu leuchten und Wärme zu verbreiten", antwortete das Zündholz. "Aber das Brennen tut sehr weh, und wenn ich leuchte, schwinden meine Kräfte und meine Größe verliert sich", entgegnete die Kerze. "Du willst doch wohl nicht sinnlos überbleiben, den Menschen deines Hauses das Licht und die Freude verweigern und irgendwo kaltgestellt und unbeachtet bleiben. Und denke einmal an mich, mein Leben verlischt noch viel schneller, wenn ich dich anzünde, aber es ist meine einzige Aufgabe, und die will ich auch leben! Im Brennen findest du erst deine Schönheit und einen wunderbaren Glanz und dein Leben wird ja nicht vernichtet, nur verwandelt und vermehrt", warf das Zündholz ein. Die Kerze schaute sich im weihnachtlich geschmückten Zimmer um, besann sich einen Augenblick und sagte dann voller Erwartung: "Zünde mich bitte an!"

Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Matthäus 5,15f

"Der du die Welt geschaffen hast,
kommst Jahr um Jahr, wirst unser Gast.
Und Jahr um Jahr heißt’s überall:
für uns das Haus – für ihn der Stall."
(Rudolf Alexander Schröder)

Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Lukas 2,7

Nüchtern hat Therese von Avila unsere Lebenswirklichkeit einschätzen wollen: "Das Leben hier auf Erden ist wie eine schlechte Nacht in einer schlechten Herberge!" Jeder kennt dunkle Phasen des Lebens mit schwierigen Umständen: Zeiten der Krankheit, Erfahrungen von Verlust und Verletzung, Beziehungskrisen, berufliche Misserfolge, Einsamkeit und Enttäuschung, Sorgen und Sünden, Angst und Verzweiflung.
Und doch: wie viele gute Tage in guten Herbergen haben wir erlebt, uns daran gefreut und Gott dafür gedankt! Allerdings die Umstände, unter denen Gott zur Welt kam und Mensch wurde, sprechen für die Sicht der Therese. In einer ganz schlechten Herberge, fremd und unterwegs, ärmlich und unter ganz unglücklichen Umständen kam Jesus zur Welt. Aber war das eine schlechte Nacht? War nicht bei aller Not und Sorge, Schwierigkeit und Bedrückung die Botschaft jener Nacht: "Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren!"?
Seit Weihnachten sind die schlechten Nächte in schlechten Herbergen nicht die letzte Auskunft über das Leben. Gott hat eine bessere Sicht für uns.

Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.
1.Thessalonicher 5,5.8

Weihnachten ist eine im tiefen Elend der Welt versteckte, ganz wunderbare Geschichte: aus der Allgegenwart Gottes im überweltlichen Sinn wird die konkrete Gegenwart Gottes in unserem Leben!

Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Lukas 19,10

Den Dankbaren zeigt Gott den Weg zu seinem Heil. Lass dich fragen, ob dein Herz durch Undank so mürrisch, so träge, so müde, so verzagt geworden ist. (Dietrich Bonhoeffer)

Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes.
Psalm 50,23

Die Was-Fragen bedrücken und kränken uns. Es wird Zeit, dass wir umziehen in die richtigen, die Wer-Fragen.
Was gehört mir? Diese Frage lässt uns raffen und gieren, besitzen und behalten. Wem gehöre ich? Diese Frage macht uns ruhig und geborgen, denn wir gehören Gott und sind in seiner Hand erlöst und gehalten.
Was ist der Mensch? Diese Frage macht uns zu Objekten, unser Wert wird zur Verwertbarkeit, unsere Würde zum Nutzen anderer. Wer bin ich? Diese Frage findet eine wunderbare Antwort: Ich bin gewollt und geliebt, getragen und versorgt. Was kommt? Diese Frage macht Angst, denn niemand weiß, was die Zukunft bringt. Jeden Tag kann jeden Menschen alles treffen. Wer kommt? Diese Frage macht Hoffnung und weckt Zuversicht. Gott selbst macht sich auf und kommt auf uns zu. Jesus ist unsere Zukunft, und die Botschaft des Advents ist gewaltig: Siehe, dein König kommt zu dir!

Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?
Psalm 27,1

Ein Lehrer möchte seinen Schulkindern das Wunder der Weihnacht näher bringen. Die Kinder sind um die Krippe mit all den großen Figuren versammelt. Eindrücklich beschreibt der Lehrer das wunderbare Bild des Friedens: "Seht ihr, wie Maria und Josef das Kind umgeben, und merkt ihr, wie selbst Ochse und Esel zusammen mit den Schafen die Krippe umringen, einträchtig, ohne sich zu drängen oder zu stoßen. Was meint ihr, warum stehen die wohl so friedlich und ruhig nebeneinander?" Nach langem Überlegen meint einer der Schüler: "Weil sie aus Holz sind!" Müssen wir eigentlich aus Holz sein, um friedlich zu bleiben, oder können auch lebendige, sensible Menschen einträchtig mit einander umgehen?

Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Römer 15,5f

Das muss man einfach gesehen haben, sagen die Leute, und schwärmen von fernen Ländern, den Wundern der Erde und den Zaubern des Himmels, von der bunten Vielfalt der Kultur und den unbeschreiblichen Schönheiten der Natur. Vieles davon habe ich nie gesehen.
Aber ich habe Menschen lachen und weinen, sich lieben und streiten gesehen. Ich habe Schönheiten verwelken und in entstellten Menschen eine innere Schönheit aufblühen sehen. Ich habe Menschen sterben und Kinder aufwachsen gesehen. Ich habe leuchtende und erloschene, sprühende und müde Augen gesehen. Was muss man eigentlich alles gesehen haben?

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.
Lukas 2,29f