Am Hang die Heidekräuter blühn,
der Ginster starrt in braunen Besen.
Wer weiß heut noch, wie flaumiggrün
der Wald im Mai gewesen?

Wer weiß heut noch, wie Amselsang
und Kuckucksruf einmal geklungen?
Schon ist, was so bezaubernd klang,
vergessen und versungen.

Im Wald das Sommerabendfest,
der Vollmond überm Berge droben,
wer schrieb sie auf, wer hielt sie fest?
Ist alles schon zerstoben.

Und bald wird auch von dir und mir
kein Mensch mehr wissen und erzählen,
es wohnen andre Leute hier,
wir werden keinem fehlen.

Wir wollen auf den Abendstern
und auf die ersten Nebel warten.
Wir blühen und verblühen gern
in Gottes großem Garten.
(Hermann Hesse)

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch.
1.Petrus 1,3f

Wenn wir irgendwo ankommen wollen,
sei es bei einem Menschen im Sinne der Anerkennung,
sei es bei einem Ziel im Sinne des Erfolges,
sei es bei uns selbst im Sinne der Befriedigung,
und dabei von Jesus loskommen,
ist alles Erreichte ein riesiger Verlust.
Und andererseits ist das Bleiben bei Jesus,
das Dranbleiben an seinem Werk,
das Offenbleiben für sein Wort,
das Festbleiben im Vertrauen,
das Ruhigbleiben im Gebet die erfolgreichste Lebensbewegung.
Das Bleiben bei Jesus ist kein Zurückbleiben,
sondern das aktivste Fortschreiten und Wachsen.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Johannes 15,5

Wollest meine Seele stillen,
König, der in Sonnen geht.
Wollest meine Sehnsucht füllen,
die am Wege weinend steht.

Wollest all die irren, kranken
Wünsche von der Seele tun.
All die flehenden Gedanken
lass wie müde Kinder ruhn.

Wollest mir im Traume sagen,
dass du der Gerechte bist,
dass der Zweifel wühlend Fragen
morgen Triumphieren ist.

Wollest löschen all mein Grämen,
all die Angst, die mich umspinnt.
Wollest wieder zu dir nehmen,
Vater, ein verlornes Kind.
(Gustav Schüler)

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.
Psalm 4,9

Das eine Mal nahm Jesus seine drei engsten Jünger mit zum Gebet auf einen hohen Berg. Dort sahen sie sein Gesicht leuchten wie die Sonne, seine Kleider hell wie das Licht, Mose und Elia erschienen und Gott selbst redete aus einer Wolke die Worte der Liebe.
Das andere Mal nahm Jesus seine drei engsten Jünger mit zum Gebet in die dunkle Nacht. Dort sahen sie sein Gesicht voller Todesangst und seinen Schweiß wie große Tropfen Blut auf die Erde fallen, ein Engel erschien, um Jesus zu stärken, und die Jünger schliefen vor lauter Traurigkeit.
Das Gebet führt uns auf den Gipfel der Erleuchtung, wo alles sonnenklar und herrlich ist, und in die Nacht des Elends, wo das Grauen des Todes, die Ängste des Leidens und die Einsamkeit der Schuld uns Blut und Wasser schwitzen lassen. Erhebende Schönheit seiner Verklärung und erniedrigende Entstellung seines Leidens sind bei Jesus ganz nah beieinander. Aber irgendwann wird es nur noch Herrlichkeit und Klarheit und Freude und Jubel geben.

Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.
Römer 8,17

Als sie das Licht der Welt erblickte, nannten ihre Eltern sie Klara, die "Leuchtende". Mit der älteren Schwester und zwei Brüdern wuchs sie auf dem elterlichen Gutshof im Osten auf. Schon als Kind half sie zuhause fleißig mit. Ganz stolz war sie auf ihren Vater, der Bürgermeister des Ortes war.
Um so mehr traf es ihr Herz, als SS-Leute den Vater eines Tages verhafteten und brutal misshandelt ins Gefängnis sperrten, weil er heimlich Juden auf dem Hof versteckt hatte. Klara hat ihren Vater nie mehr wiedergesehen.
Mitten in den dunklen Jahren des Zweiten Weltkrieges fand Klara das Glück der jungen Liebe. Und als sie dann zusammen mit ihrem Mann die gemeinsame Tochter im Arm hielt, schien alles so wunderbar hell und restlos glücklich. Doch nur einmal konnte der Vater sein kleines Mädchen sehen, dann musste er wieder an die Front, in das dunkle Elend des Krieges, in dem sich seine Spur verlor. Klara hat auch ihren Mann nie wieder gesehen.
Nach dem Verlust von Vater und Mann musste Klara dann auch noch ihre Heimat verlassen. Vor den einmarschierenden Russen flüchtete sie mit ihrer zweijährigen Tochter in den Westen.
Alles hatte sie nun hergeben müssen. Bettelarm, mit leeren Händen und einem tief verwundeten Herz war alles "Leuchtende" in dunklen Sorgen und düsteren Aussichten untergegangen. Da entdeckte sie in der Liebe und Fürsorge Gottes ein ganz neues Licht. Dieser Liebe schenkte sie ihr Herz und fand eine tiefe Geborgenheit. Ihr Herz heilte langsam aus und begann wieder zu leuchten.
Und Gott ließ sie erkennen, dass andere Menschen noch ärmer dran waren als sie. So nähte sie – man nannte sie deshalb auch liebevoll die "Puschenfrau" – Puschen für die Füße derer, die keine Schuhe hatten. Klara besuchte die Bewohner eines Blindenheimes und brachte mit ihrer Fürsorge etwas Licht in die Welt der Nichtsehenden. Sie packte und verschickte unzählige Pakete und Päckchen an Menschen in Not, versorgte, betreute und förderte über viele Jahre eine Gruppe schwerstbehinderter Kinder und Jugendlicher in einem Behindertenheim.
Sie war nur eine kleine Frau, aber von der Liebe Jesu angeregt, war sie groß in der Treue und stark in ihrer Sorge für die Schwachen. So leuchtete aus ihrem Leben trotz aller Dunkelheiten, durch die sie gehen musste, die Erfahrung, dass die Liebe Jesu birgt und heilt, versöhnt und gebraucht, und dass Gott auch für sie selbst und für ihre Tochter sorgt.
Klara ist nun selbst sehr pflegebedürftig geworden und liegt schon über 10 Jahre – von der Alzheimer-Krankheit gezeichnet – hilflos in einem Gitterbett. Sie wird gefüttert, gewindelt, versorgt und betreut. Und obwohl alles "Leuchtende" erloschen scheint, wird Jesus Christus, dessen Liebe, Fürsorge und Vergebung sie erfahren hat, Klara eines Tages heimholen zu sich in sein ewiges Reich. Dort wird Gott ihre Tränen trocknen. Leid und Krankheit, Krieg und Verlust werden überwunden sein.

Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich!
Matthäus 13,43

Und Klara, die "Leuchtende", wird auch dort sein.

Weil wir Menschen unser Leben führen, gestalten und auch verantworten müssen, machen wir uns Sorgen. Wie leben wir richtig? Was sollen wir tun? Wie können wir Zeit und Geld einteilen, Leib und Gesundheit bewahren, für Kinder und Alter vorsorgen?
"Sorget nicht um euer Leben!", sagt Jesus, "denn niemand kann sein Leben auch nur um einen Tag verlängern, wenn er sich darum sorgt."
Aber wir können die Sorge um unser kleines Leben verlagern auf das, was wir wirklich besorgen und gestalten können. Das ist einmal der heutige Tag. Ihn gilt es richtig zu leben, ganz bewusst und sorgfältig. Und das andere ist, dass wir die Grenze und Sorge unseres kleinen Lebens als Kinder Gottes weit hinaus bis in das ewige Leben verlagern.
So wird aus sorgenvollen Tagen und besorgten Herzen nicht jene Sorglosigkeit, die gleichgültig und verantwortungslos daherkommt, sondern eine sorgsame Gestaltung des heutigen Tages und eine gute Sorgfalt für unser Leben mit Gott bis in Ewigkeit.

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Matthäus 6,33f

Wer das Sterben verdrängt, verhindert auch das Leben. Die Versöhnung mit der Endlichkeit versuche ich mit vier Einsichten.
1. Ich will richtig leben vor dem Tod, ganz bewusst und nach Gottes Willen. Das fordert mich heraus.
2. Alle Menschen müssen sterben. Milliarden sind vor mir gestorben, und alle anderen werden nach mir sterben. Das beruhigt mich.
3. Wo niemand mehr mitgeht, und ich todeinsam wäre, ist Christus bei mir. Das tröstet mich.
4. Ich erwarte ein ewiges Leben nach dem Tod, in dem die Freude vollkommen und alle Tränen von Gott abgewischt sein werden. Das ermutigt mich.

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen!
Offenbarung 21,4

"Ich bin umgeben von Menschen in großer, unentrinnbarer Bedürftigkeit, und dennoch habe ich nirgends so viel und so großartig gefeiert wie mit diesen Männern und Frauen. Wenn wir zusammen feiern, dann lassen wir nicht Titel, Preise und Beförderungen aufmarschieren, sondern wir feiern, dass das Geschenk des Lebens sich inmitten all der erlittenen Verluste offenbart."

(Henri Nouwen)

Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief,- Wen da dürstet, der-komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.

(Johannes 7,37f)

Wer seine Vergangenheit mit Gott geordnet hat und darum mit ihr versöhnt ist, und wer seine Zukunft in Gottes Hand weiß und darum guter Hoffnung ist, kann heute besser leben, sich an diesem Tag richtig freuen, das, was möglich ist, genießen und was nicht möglich ist, entbehren.

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Hebräer 13,8

"Was der Frühling nicht säte, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten und der Winter nicht nutzen." (Johann Gottfried Herder)

So freue dich, junger Mensch, in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jungen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt; aber wisse, dass dich Gott um das alles vor Gericht ziehen wird. Lass den Unmut fern sein von deinem Herzen und halte fern das Übel von deinem Leibe; denn Kindheit und Jugend sind eitel. Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: "Sie gefallen mir nicht!"
Prediger 11,9 – 12,1