"Ich ging durchs Dorf und sah verschiedene Bauern graben. Jeder für sich allein eine Kartoffelmiete, und jeder deckte seine ab, und vieles andere dieser Art. Wie viel überflüssige Arbeit! Wenn sie das alles gemeinsam täten und dann teilten. Es scheint gar nicht schwer: die Bienen und Ameisen, die Biber tun es. Aber es ist sehr schwer. Der Mensch ist noch sehr weit entfernt davon, eben weil er ein vernunftbegabtes, bewusstes Wesen ist. Der Mensch muss bewusst tun, was die Tiere unbewusst tun. Ehe der Mensch zur Gemeinschaft gelangt, muss er erst einmal den Stand des Viehs erreichen, von dem er noch so weit entfernt ist, darf nicht wegen Lächerlichkeiten Krieg führen, sich nicht überfressen, nicht herumbuhlen, erst danach kann er bewusst die Lebensweise erstreben, wie dies in den Gemeinden versucht wird. Zuerst die Familie, dann die Gemeinde, dann der Staat, dann die Menschheit, dann alles Lebendige, dann die ganze Welt!" (Leo Tolstoi)

Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.
Apostelgeschichte 4,32

Auf dem Weg zum Grab meiner Frau bleibe ich immer mal wieder stehen an den fünf Gräbern in einer Reihe:

Georg S. * 16.08.1959 † 29.11.1993
Ken S. * 12.02.1986 † 29.11.1993
Nils S. * 01.05.1988 † 29.11.1993
Douglas S. * 28.10.1990 † 29.11.1993
Sabrina S. * 19.02.1992 † 29.11.1993

Welche Tragödie mag sich hinter den Namen und Zahlen verbergen? Ein Vater mit 34 Jahren und seine vier Kinder im Alter von 7, 5, 3 und 1 Jahr sterben an einem Tag, und wie kann eine Frau und Mutter solch einen Verlust überleben?
War es ein Autounfall, ein Unglück im Urlaub, ein Wohnungsbrand, der nachts die Menschen im Schlaf überrascht hat, oder eine defekte Gastherme, deren ausströmendes Gas die Menschen umbrachte? War es gar eine Familientragödie, Mord oder Selbstmord?
Es ist einfach nicht vorstellbar, dass solch ein Unglück fünf Menschen, bevor sie richtig gelebt haben, ums Leben bringt.

Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken und meine Seele ist sehr erschrocken. Ach du, Herr, wie lange! Wende dich, Herr, und errette mich, hilf mir um deiner Güte willen! Ich bin so müde vom Seufzen; ich schwemme mein Bett die ganze Nacht und netze mit meinen Tränen mein Lager.
Psalm 6,3ff

"Was wird wohl kommen? Was werde ich ausrichten? Ob der tätigste Teil meines Lebens noch vor mir liegt? Ich weiß es nicht. Aber dankbar, getrost blicke ich in die Zukunft. Mein ganzes Leben, die lichten und die düsteren Tage, hat er zu meinem Besten geführt.
Es ist wie eine Seereise auf ein bestimmtes Ziel zu, ich stehe am Steuer, ich habe meinen Weg gewählt, ich tue das Meine. Aber Gott gebietet über Sturm und Meer, er lenkt, und kommt es anders, als ich es mir denke, dann ist dies das Beste für mich. Dieser Glaube liegt fest in meiner Brust, und er macht mich glücklich!" (Hans Christian Andersen)

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.
Römer 8,28

"Dass das Ungestaltete am Morgen zur Gestalt wird und des Abends ins Gestaltlose zurücksinkt, dass das helle Gegenüber des Lichtes sich auflöst zur Einheit im Dunkel, dass der lebendige Lärm im Schweigen der Nacht verstummt, dass dem gespannten Wachen im Licht der Schlaf folgt, dass es Zeiten des Wachens und des Schlummerns in der Natur, in der Geschichte, in den Völkern gibt – das alles ist es, was die Bibel meint, wenn sie von der Schöpfung des Tages redet, von dem menschenlosen Tag, der alles, auch das Menschenlos trägt. Der Rhythmus, der Ruhe und Bewegung in einem ist, der schenkt und nimmt und wieder schenkt und wieder nimmt, der so der ewige Hinweis auf Gottes Schenken und Nehmen ist, auf Gottes Freiheit jenseits von Ruhe und Bewegung – das ist der Tag." (Dietrich Bonhoeffer)

Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. (l. Mose 1,4f)

Der Herr segne dich.
Er lasse deine Füße gute Wege gehen
und deine Hände voller Wärme sein.
Er gebe deinen Augen ein Lächeln
Und deinen Ohren den Wohlklang liebender Worte.
Er erfülle deinen Mund mit Jubel
und dein Herz mit Zuversicht.
Er fülle deine Tage mit froher Lebenskraft
und deine Nächte mit Ruhe und Geborgenheit.
Er lasse deine Vergangenheit bei sich aufgehoben
und deine Zukunft mit den besten Wünschen eröffnet sein.
Der Herr segne dich und behüte dich!

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Sacharja 9,9

"Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn.
Glaubst du, dass er gütig und barmherzig ist,
so wirst du ihn so haben!"
(Martin Luther)

Da berührte er ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben!
Matthäus 9,29

Wer Gott anruft, braucht nicht selber Gott zu sein.
Wer an den Lebendigen glaubt, muss das Leben nicht selber machen.
Wer dem Herrn der Welt vertraut, braucht nicht selber die Welt erhalten.
Wer Gottes Liebesbeweise empfängt, muss sich nicht selber beweisen.
Wer sich von Gott führen lässt, braucht nicht selber Garant des Lebens zu sein.
Wer sich von Gott getragen weiß, muss nicht selber alle Lasten tragen.
Wer durch Jesus gerechtfertigt ist, braucht sich nicht selber zu rechtfertigen.
Wer in Gottes Namen lebt, muss sich selber keinen Namen mehr machen.
Wir sind erlöst, befreit, entbunden vom Druck des Selbermachens und befreit zum Antworten auf Gottes Machen, also zur Verantwortung, nicht etwa zur Nachlässigkeit!

Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Epheser 2,10

"Reifer werden heißt schärfer trennen und inniger verbinden!" (Hugo von Hofmannsthal)

Prüfet aber alles und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt.
1.Thessalonicher 5,21f

Heilig ist nicht, wer niemals fällt, sondern wer, demütig und mit heiliger Hartnäckigkeit, immer wieder aufsteht.
"Ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf, aber die Gottlosen versinken im Unglück!" (Sprüche 24,16)
Und selbst wenn wir siebenmal fallen, wäre die beste Antwort:
"Ich lobe dich des Tages siebenmal um deiner gerechten Ordnungen willen." (Psalm 119,164)

Von dem Herrn kommt es, wenn eines Menschen Schritte fest werden, und er hat Gefallen an seinem Wege. Fällt er, so stürzt er doch nicht; denn der Herr hält ihn fest an der Hand.
Psalm 37,23f

Als meine Frau nach fünfzehn Jahren unheilbarer Krankheit und einer jahrelangen Hauspflege von ihrem Leiden erlöst und heimgegangen war, schrieb mir ein Bekannter gut gemeint: "Ich habe es immer bedauert, dass Sie die besten Jahre ihres Lebens durch diese furchtbare Krankheit versäumt haben!"
Ich sehe das völlig anders, denn ich habe in den besten Jahren meines Lebens das Allerbeste getan. Ich habe meiner Frau beigestanden und in guten wie in bösen Tagen zu ihr gehalten, bis der Tod uns schied. Dann drei heranwachsende Kinder auf ihren Lebensweg gebracht und beruflich das Beste gegeben, was möglich war. Ich habe nichts versäumt, aber alles gewonnen: Erfüllte Jahre, ein versöhntes Herz, tiefen Frieden. Wenn unsere Jahre ohnehin vergehen, dann doch am besten damit, dass wir das Richtige und Beste tun.
So haben wir eine gute Erinnerung an gestern, leben versöhnt im Heute und sind voller Hoffnung auf Morgen.

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Micha 6,8