Ich bin nicht, was ich leiste.
Ich bin nicht, was ich habe.
Ich bin nicht, was andere von mir halten.
Ich bin nicht, was ich selber von mir denke.
Ich freue mich, wenn ich was leiste.
Ich bin dankbar, wenn ich was habe.
Ich habe es gern, wenn andere was von mir halten.
Ich finde es gut, wenn ich ehrlich von mir denke.
Aber meine Identität, wer ich wirklich bin,
ist unabhängig davon in der Liebe Gottes begründet.
Ich bin geliebt, bedingungslos geliebt, gewollt,
gerechtfertigt, bewiesen und angenommen – ganz
allein und restlos in seiner unfassbaren Güte.

Der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.
Psalm 103,4

Wofür wir Gott danken,
werden wir nie vergötzen und anbeten,
sei es Arbeit und Leistung, Ehe und Familie.
Wofür wir Gott danken,
werden wir nie verteufeln und verachten,
sei es Leiblichkeit und Sinnlichkeit, Verstand und Wissen.
Wofür wir Gott danken,
werden wir nie für uns behalten, sondern es mit anderen teilen,
sei es Hab und Gut, Kraft und Weisheit.
Wofür wir Gott danken,
werden wir besser vermissen und entbehren, wenn es nicht mehr
da ist, sei es Lebenskraft und Lebensmöglichkeit,
Lebensgefährten und Lebenszeit.
Denn alle Gaben sind Gaben auf Zeit, Gott aber, der Geber, bleibt
uns im Danken bis in Ewigkeit.

Ich will dir danken ewiglich, denn du hast es getan. Ich will harren auf deinen Namen vor deinen Heiligen, denn du bist gütig.
Psalm 52,11

Wenn ein gutes Orchester einen großen Konzertsaal mit wunderbarer Musik erfüllt, müssen nicht alle den Saal verlassen, um dem Klang Raum zu geben, sondern möglichst viele hineingehen, damit sie an der herrlichen Musik teilhaben.
Wenn Gottes Liebe unser Leben erfüllt, müssen nicht alle anderen Gaben seiner Schöpfung unser Leben verlassen, um der Liebe Raum zu geben, sondern möglichst hineingehen, um von der göttlichen Liebe durchdrungen zu werden. Verstand, Leiblichkeit, Sinnlichkeit, Geschlechtlichkeit, Arbeit und Beziehungen müssen nicht Platz machen, sondern von Gottes Liebe angerührt und gestärkt werden.
Wenn die Sonne einen Raum mit ihrem hellen Licht erfüllt, muss nicht alles aus dem Zimmer ausgeräumt werden, um dem Licht Raum zu bieten, sondern alle Dinge im Raum werden vom Licht beglänzt und von seinem Leuchten beschenkt.
Wenn Gottes Liebe unser Herz erleuchtet, müssen nicht Menschen und Dinge unser Herz verlassen, um der Liebe Raum zu geben. Sie müssen vielmehr darin bleiben, um von der Liebe Gottes erst den richtigen Glanz zu bekommen.
Die Liebe zu Eltern und Kindern, Partnern und Freunden, zu uns selbst und zum Leben sind für Gottes Liebe keine Rivalen, sondern willkommene Empfänger.

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt." Das ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."
Matthäus 22,37ff

In deine Hände berge ich mich,
wenn meine Hände schwach und hilflos sind.
An dein gutes Herz drücke ich mich,
wenn Ängste und dunkle Ahnungen mein Herz belasten.
Unter den Mantel deiner Liebe krieche ich,
wenn andere keinen guten Faden an mir lassen.
Um deinen Hals schlinge ich meine Arme,
wo sonst sollte ich mich sicher festhalten.
In den Schoß deiner Barmherzigkeit bette ich mich,
da kommen die verwirrten Gefühle zur Ruhe.
Auf deine liebe Seele lege ich mich,
wenn böse Dinge mir auf der Seele liegen.
In deine Arme werfe ich mich,
wenn schlimme Gedanken mich verfolgen.
An deine Auferstehung und Überwindung glaube ich,
wenn ich noch tief in Kämpfe und Leiden verstrickt bin.

Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.
Psalm 17,8

Als Sokrates im Gefängnis auf die Vollstreckung seines Todesurteils wartete, beschäftigte er sich mit Geometrie. "Ist das die richtige Zeit dafür?", fragte der Wächter. "Morgen bist du ein toter Mann!" "Soll ich etwa", wunderte sich Sokrates über die Frage, "danach noch Geometrie treiben?"

Kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit.
Epheser 5,16

Bei Gott sind wir so oder so in bester Gesellschaft.
Kain erschlug seinen Bruder Abel, und Gott nahm ihn in Schutz. Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten und lag betrunken in seinem Zelt. Abraham log, und Gott segnete ihn. Sarah lachte über Gottes Verheißung, und Gott erhörte ihr Gebet. Jakob war ein listiger Betrüger, und Gott versprach ihm Bewahrung auf allen seinen Wegen. Mose war ein Mörder, und Gott machte ihn zum Führer seines Volkes. Simson war ein Geweihter Gottes, erschlug aus Wut dreißig Männer, gab seine Frau einem anderen und nahm sich eine Geliebte. Rahab war eine Prostituierte, und Gott bewahrte sie und ihre Familie. David war ein Ehebrecher, Mörder und Lügner, und Gott vergab ihm. Salomo war ein Kind aus dem Ehebruch, und Gott ließ ihn sein Haus, den Tempel bauen. Elia war lebensmüde, und Gott stärkte ihn. Jeremia verfluchte den Tag seiner Geburt, und Gott gebrauchte ihn. Jona lief davon, und Gott ließ ihn in Ninive sein Bote sein. Zachäus war ein kleiner Mann und großer Gauner, und Jesus kehrte in seinem Haus ein. Judas verriet seinen Herrn, und Jesus gab ihm das Abendmahl. Paulus verfolgte die Christen, und Jesus ließ ihn das Evangelium nach Europa bringen.
Sie alle und wir alle sind Sünder wie sie im Buche stehen, und zugleich von Gott geliebt, wie es im Buche steht, in der Bibel.

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Johannes 8,7

"Der Name ist der Strohhalm, an den sich das ertrinkende Leben klammert." (Eugen Rosenstock-Huessey)
Wenn wir im eigenen Namen leben, uns einen Namen machen wollen, sind wir verraten und verkauft. Als Christen sind wir mit dem Namen über alle Namen persönlich verbunden. Wir müssen uns keinen eigenen Namen machen, im eigenen Namen kämpfen und überleben. Wir halten uns an einen größeren Namen.

Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr, Gott Zebaoth.
Jeremia 15,16

Einst lebte ein Mönch in strenger Askese. Solange die Sonne schien, nahm er weder Speise noch Trank zu sich und widmete sich dem Gebet. Ein heller Stern, der für alle sichtbar auch am Tage am Himmel stand, schien dem Mönch die himmlische Anerkennung für sein tägliches Fasten und Beten. Eines Tages beschloss der Mönch, auf den nahen Berg zu steigen, um seinem Stern noch näher zu sein. Ein kleines Mädchen begleitete ihn, und bald plagte die beiden der Durst in der Mittagshitze. Der Mönch drängte das Kind, Wasser zu trinken. Doch das Mädchen weigerte sich, wenn nicht auch der Mönch etwas trinken würde. So geriet der Mann in einen heftigen inneren Kampf. Auf der einen Seite wollte er um keinen Preis sein Fasten brechen und seinen Stern verlieren. Auf der anderen Seite konnte er es nicht mit ansehen, wie das Kind unter dem Durst litt. So gab er schließlich nach, und die beiden löschten ihren Durst mit frischem Quellwasser. Ganz lange traute sich der Mönch nicht zum Himmel aufzusehen, weil er Sorge hatte, dass sein Stern nun verschwunden sei. Wie erstaunt war er, als er schließlich doch aufblickte und zwei leuchtende Sterne über dem Berg erblickte.

Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.
Hosea 6,6

Es ist ein Wunder, wenn jemand den Weg des Glaubens beginnt. Es ist ein noch größeres Wunder, wenn er in allen Lebenslagen darauf bleibt. Und es ist das größte Wunder, wenn er – vielleicht erschöpft und verbraucht – das Ziel des Glaubens erreicht.

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.
1.Timotheus 4,7f

Zwei reiche Ladies treffen sich auf dem Boulevard. "Wie geht es Ihnen, und was macht eigentlich Ihr Sohn?" – "O mir geht es gut, und mein Sohn ist Rechtsanwalt in einer großen Kanzlei. Er verdient gut und kümmert sich rührend um mich. Er ruft mich jede Woche an und erfüllt mir jeden Wunsch."
"Und wie geht es Ihnen, und was macht Ihr Sohn?" – "O mir geht es auch sehr gut, mein Sohn ist ein richtiger Lebenskünstler. Er geht zweimal die Woche zu einem berühmten Psychiater. Und was meinen Sie, worüber er für 100 Dollar die Stunde mit ihm spricht: über mich!"

Wie einem Gelähmten das Tanzen, so steht dem Toren an, von Weisheit zu reden.
Sprüche 26,7