Bis heute frage ich mich, warum wir als Kinder mit Schlägen und Schmerzen zum Guten gebracht werden sollten. Und in den Gemeinden war man davon überzeugt, dass Gottes Wille immer der schwere Weg und Gottes Wahrheit immer eine schmerzliche war. Alles, was Spaß machte, was Lust und Wohlbefinden bedeutete, konnte unmöglich Gottes Wille und eigentlich nur schädlich sein. Einsichten, die aufbauten, bestätigten und gut taten, konnten unmöglich Gottes Wahrheit und eigentlich nur gefährlich sein. Was dagegen richtig weh tat, den eigenen Willen brach, was ganz schmerzlich war und alle Lust abtötete, war schon deswegen Gottes Wille.
"Das Wort Wahrheit fängt mit einem W an, und das bedeutet, dass die Wahrheit weh tut", heißt es in einer Auslegung aus dieser Zeit. Warum kann Wahrheit nicht auch wohl tun, wärmen und Wonne sein?
Die Wahrheit Jesu ist immer beides: sie deckt schonungslos auf und bringt ans Licht, aber sie deckt liebevoll zu, tut unendlich wohl und hüllt wärmend ein. Jesus rief das "Wehe euch" und das "Wohl euch" ebenso. Die Wahrheit Gottes kann alles in Frage stellen, und alles ein für alle Mal beantworten.

Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen.
Psalm 91,4f