Einst lebte ein Mönch in strenger Askese. Solange die Sonne schien, nahm er weder Speise noch Trank zu sich und widmete sich dem Gebet. Ein heller Stern, der für alle sichtbar auch am Tage am Himmel stand, schien dem Mönch die himmlische Anerkennung für sein tägliches Fasten und Beten. Eines Tages beschloss der Mönch, auf den nahen Berg zu steigen, um seinem Stern noch näher zu sein. Ein kleines Mädchen begleitete ihn, und bald plagte die beiden der Durst in der Mittagshitze. Der Mönch drängte das Kind, Wasser zu trinken. Doch das Mädchen weigerte sich, wenn nicht auch der Mönch etwas trinken würde. So geriet der Mann in einen heftigen inneren Kampf. Auf der einen Seite wollte er um keinen Preis sein Fasten brechen und seinen Stern verlieren. Auf der anderen Seite konnte er es nicht mit ansehen, wie das Kind unter dem Durst litt. So gab er schließlich nach, und die beiden löschten ihren Durst mit frischem Quellwasser. Ganz lange traute sich der Mönch nicht zum Himmel aufzusehen, weil er Sorge hatte, dass sein Stern nun verschwunden sei. Wie erstaunt war er, als er schließlich doch aufblickte und zwei leuchtende Sterne über dem Berg erblickte.

Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.
Hosea 6,6