Weidenröschen
stehen weiß in Weiß,
kerzengerade, hochgewachsen
dicht im Kreis,
wolkenhell, durchsichtig klar,
schöngelockt
in ihrem Silberkräuselhaar.

Diese Wandlung von dem Grün
und leuchtendem Rosé,
tut sie ihnen denn nicht weh
wie die ganze Farbenpracht,
abschiednehmend über Nacht
uns der Herbst hat zugedacht?

Oder meint ihr,
dass es trotzdem lacht
unser Weidenröschen
über sein bestimmtes Weiß,
eingefärbt zum Greis?
Ahnend Schnee und Eis,
wird es sich,
losgelöst von Schaffenszeiten,
auf das nächste schlafend vorbereiten.
(Lieselotte Jacobi)

Die gepflanzt sind im Hause des Herrn, werden in den Vorhöfen unseres Gottes grünen. Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein, dass sie verkündigen, wie der Herr es recht macht; er ist ein Fels, und kein Unrecht ist an ihm.
Psalm 92,14ff

Gott will seine Kinder nicht klein kriegen, sondern groß machen. Und wenn Gott seine geliebten Kinder großzieht, macht er sie bescheiden und demütig.

Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Matthäus 11,29

Bis heute frage ich mich, warum wir als Kinder mit Schlägen und Schmerzen zum Guten gebracht werden sollten. Und in den Gemeinden war man davon überzeugt, dass Gottes Wille immer der schwere Weg und Gottes Wahrheit immer eine schmerzliche war. Alles, was Spaß machte, was Lust und Wohlbefinden bedeutete, konnte unmöglich Gottes Wille und eigentlich nur schädlich sein. Einsichten, die aufbauten, bestätigten und gut taten, konnten unmöglich Gottes Wahrheit und eigentlich nur gefährlich sein. Was dagegen richtig weh tat, den eigenen Willen brach, was ganz schmerzlich war und alle Lust abtötete, war schon deswegen Gottes Wille.
"Das Wort Wahrheit fängt mit einem W an, und das bedeutet, dass die Wahrheit weh tut", heißt es in einer Auslegung aus dieser Zeit. Warum kann Wahrheit nicht auch wohl tun, wärmen und Wonne sein?
Die Wahrheit Jesu ist immer beides: sie deckt schonungslos auf und bringt ans Licht, aber sie deckt liebevoll zu, tut unendlich wohl und hüllt wärmend ein. Jesus rief das "Wehe euch" und das "Wohl euch" ebenso. Die Wahrheit Gottes kann alles in Frage stellen, und alles ein für alle Mal beantworten.

Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen.
Psalm 91,4f

Die Begrenzung des irdischen Lebens ist, seitdem Jesus für uns gestorben und uns voraus auferstanden ist, keine fürchterliche Sache mehr. Vielmehr fürchterlich wäre es, wenn es nach einem irdischen Leben mit all seinem Kampf und Bruch keinen Sieg und keine Heilung im ewigen Leben geben könnte.
Wir brauchen gegen die Sterbensangst ein kindliches Vertrauen in die Überlebensmacht unseres Herrn. Denn ein Kind, das sich abends schlafen legen lässt, hat keine Angst, aber ein großes Vertrauen darauf, dass es am Morgen in Liebe wieder geweckt wird.

Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn.
2.Korinther 5,8

"Die Dinge, woraus aller Welt Pracht besteht, wo sie am höchsten ist, mit allem Geschleppe auf Wagen und Schiffen, auf Märkten und Messen sind Gottes Geschöpfe, Güter und Gaben, an sich selbst gut, wenn man recht damit umgeht, in guter Ordnung, mit Dankbarkeit, Mäßigkeit und Gerechtigkeit, so lange das Leben währt in dieser Zeit.
Aber wenn man darauf hereinfällt, als ob dies die Hauptsache selbst oder die ganze Sache wäre, als ob Gott sonst nichts in seinen Schätzen hätte, womit er die Gerechten vergnügen könnte, als ob solcher Kram über alles ginge; wenn man daran hängen bleibt und die unsichtbaren, ewigen Güter darüber vergisst, und sich selbst mit solchen Kleinigkeiten abgefertigt achtet, so ist es eine große Torheit." (Johann Albrecht Bengel)

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Matthäus 6,19ff

Ich glaube nicht mehr, dass ich mich selbst im Zaum halten kann, aber ich glaube fest, dass mich Gott in Liebe hält, wenn ich mich ihm ganz überlasse.
Ich glaube nicht mehr, dass ich das Leben verstehen kann, aber ich glaube fest, dass Jesus einen guten Plan hat und ein wunderbares Ziel weiß.
Ich glaube nicht mehr, dass meine aufgeregte Sorge und meine angestrengte Mühe wirklich etwas bewegen, aber ich glaube fest daran, dass der Heilige Geist Türen öffnen, Wege ebnen und Hindernisse überwinden wird.

Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz. Ich gehe nicht um mit großen Dingen, die mir zu wunderbar sind. Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.
Psalm 131,1f

"Herr, gib mir die Gnade, in deinem Willen zu sterben. Welcher Ort und was für Umstände mich auch erwarten, bereite mich auf sie vor. Lass mich sterben als einen, der der Wahrheit treu geblieben ist, an die er glaubt. Und dulde es nicht, dass ich aus Angst vor dem Tode dir untreu werde.
Herr, gib mir die Gnade, auch in deinem Willen zu leben. Hilf mir, jede Furcht und jedes Verlangen zu meistern, das mich daran hindert, in deinem Willen zu leben. In deine Hände befehle ich meinen Geist." (Alan Paton)

In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.
Psalm 31,6

Das Zeitliche segnen bedeutet einmal: mit der eigenen Lebenszeit versöhnt im Frieden zu Gott gehen.
Und dann: die Weiterlebenden ohne Neid und Bitterkeit unter den Sieg Gottes stellen, ihnen Glück wünschen und ihnen ein gutes Weiterleben von Herzen gönnen.

Dies ist der Segen, mit dem Mose, der Mann Gottes, die Israeliten vor seinem Tode segnete …
5.Mose 33,1

Josua aber, der Sohn Nuns, wurde erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt.
5.Mose 34,9

Der Gutsherr reitet morgens aus. Hoch zu Ross galoppiert er durch seine Felder. Dann sieht er den Bauern auf der Erde knien und die Feldfrüchte einbringen. "Guten Morgen, Herr Bauer, ich muss mir erst mal etwas Appetit auf mein Frühstück holen!"
"Und ich muss mir erst mal etwas Frühstück für meinen Appetit holen", meinte der Bauer darauf. "Das ist der Unterschied!"

Haltet den Glauben an Jesus Christus, unseren Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Ist’s recht, dass ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken? Ihr aber habt dem Armen Unehre angetan. Sind es nicht die Reichen, die Gewalt gegen euch üben und euch vor Gericht ziehen?
Jakobus 2,1.4.6

"Das Pferd macht den Mist im Stall, und obgleich der Mist einen Unflat und Stank an sich hat, so zieht dasselbe Pferd doch den Mist mit großer Mühe auf das Feld, und daraus wächst schöner Weizen und der edle, süße Wein, der niemals wüchse, wäre der Mist nicht da. Also trage deinen Mist – das sind die Gebrechen, die du nicht abtun, ablegen noch überwinden kannst – mit Mühe und mit Fleiß auf den Acker des liebreichen Willens Gottes in rechter Gelassenheit deiner selbst. Es wächst ohne Zweifel in einer demütigen Gelassenheit köstliche, wohlschmeckende Frucht daraus." (Johannes Tauler)

Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.
2.Korinther 12,10