Regeln sind gut, wenn sie uns dienen und Leben bewahren. Aber sie verlieren ihren Sinn, wenn wir ihnen dienen und ihre Sklaven werden. Eine alte Klosterlegende erzählt von der Tischregel, nach der es den Mönchen nicht erlaubt war, bei Tisch etwas Fehlendes für sich zu erbitten. Vielmehr sollte das jeweils der Nachbar tun. Diese Regel wollte sehr sinnvoll die eigene Bescheidenheit und die Fürsorge für den andern bewahren. Nun sah eines Abends ein Mönch zu seinem Entsetzen in seiner Suppe eine tote Maus schwimmen. Was konnte er tun? Beschweren durfte er sich nicht. Und seine Nachbarn bemerkten es nicht. So saß er ratlos vor seiner Suppe, rief schließlich den Bruder vom Tischdienst herbei und flüsterte ihm ins Ohr: "Mein Nachbarbruder hat noch keine Maus in seiner Suppe!"

Lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken.
Hebräer 10,24

"Der betende Mensch kann stottern und stammeln, schreien und jubeln, heulen und lachen; es gibt keine Sprachvorschrift, es gibt überhaupt keine Bedingung: Gott ist offen für jedes Gebet. Es fragt sich aber, ob auch jedes Gebet offen ist für Gott. Offenheit für Gott: Das bedeutet Preisgabe, Hingabe, Uneingeschränktheit, Beichte, Anlehnung, Voraussetzungslosigkeit. Die innere Haltung des betenden Menschen heißt dann: Mein Gott, ich bin dein Mensch! Ich suche dich, ich liebe dich, ich höre auf dich, ich vertraue dir, ich vertraue mich dir an, ich vertraue dir alles von mir an!"
(Peter Spangenberg)

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?
(Psalm 42,3)

Wir haben die Wahl:
Befremden oder befreunden,
befehden oder bewahren,
vergelten oder vergeben,
verachten oder verstehen,
beneiden oder begleiten,
beleidigen oder belobigen,
verletzen oder verbinden,
verlachen oder vertrauen.

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.
Römer 12,17f

Hinter jeder geballten Faust wohnt ein geknicktes Herz. Nur wenn wir uns dem gekränkten Herz zuwenden und es mit Liebe öffnen, wird sich auch die Faust öffnen, und eine warme Hand wird sich ausstrecken.
Jedes geknickte Herz kann zu einer geballten Faust werden. Wenn wir den leisen Ruf des Herzens nicht vernehmen, wird daraus der laute Schrei einer geballten Faust.

Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor.
Römer 12,10

"In der Weisheit wohnt ein Geist, der verständig ist, heilig, einzigartig, vielfältig, fein und behänd, durchdringend, rein und klar, unversehrt, freundlich und scharfsinnig, ungehindert und wohltätig, menschenfreundlich, beständig, gewiss und ohne Sorge. Sie vermag alles, sieht alles und durchdringt selbst alle Geister, die verständig, lauter und sehr fein sind. Denn die Weisheit ist regsamer als alles, was sich regt, sie geht durch alles – so rein ist sie.
Denn sie ist ein Hauch der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen. Darum kann nichts Unreines in sie hineinkommen. Denn sie ist ein Abglanz des ewigen Lichts und ein fleckenloser Spiegel des göttlichen Wirkens und ein Bild seiner Güte.
Obwohl sie nur eine ist, kann sie doch alles. Und obwohl sie bei sich selbst bleibt, erneuert sie das All, und von Geschlecht zu Geschlecht geht sie in heilige Seelen ein und macht sie zu Freunden Gottes." (Weisheit 6,22-27)

Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit!
Sirach 1,14

Was Gott in seinem Herzen an Liebe und Barmherzigkeit empfindet, hat er mit seinem Mund auch gesagt und den Menschen viele Male versprochen. Was Gott in seinen Worten voller Güte und Zuneigung gesagt hat, hat er mit seinen Händen und Werken auch gehalten.
So sind Gottes Herz voller Liebe, sein Mund voller Verheißungen und seine Hände voller Kraft eine Einheit. Gott ist glaubwürdig, würdig, dass wir ihm glauben, weil bei ihm Herz und Mund und Hand völlig übereinstimmen. Gott hat immer gesagt, was er gefühlt, und gehalten, was er gesagt hat. Unsere Antwort sollte darum sein, dass wir Gott von ganzem Herzen lieben, mit dem Munde loben und bekennen und mit unseren Händen dienen.
"Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen."

Und Salomo trat vor den Altar des Herrn … und breitete seine Hände aus gen Himmel und sprach: Herr, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten … der du gehalten hast deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt.
1.Könige 8,22ff

Wir müssen mithalten, wenn sich alles weiter entwickelt. Im Beruf darf man den Anschluss nicht verpassen. In der Erziehung und Beziehung verändern sich innere Einsichten und äußere Umstände. Wir müssen mithalten, um dran zu bleiben. Sonst sind wir übermorgen von vorgestern.
Wir müssen innehalten, wenn sich alles immer schneller dreht und das Rotieren, Hasten und Jagen uns ganz schwindlig und konfus macht. Wir brauchen Besinnung auf das Wesentliche, Ruhepunkte für eine Neuorientierung, Stille vor Gott, Zeit zum Nachdenken und Mut, Prioritäten zu setzen.
Wer immer nur mithalten will, wird eines Tages vor lauter Erschöpfung ganz zurückbleiben. Wer immer nur innehalten will, wird irgendwann an Bequemlichkeit eingehen.
Aber die Frage, wo wir wirklich mithalten müssen, lässt sich am besten im Innehalten, in der Stille vor Gott und im ruhigen Gespräch beantworten. Nur wenn wir in Augenhöhe mit Gott und unserem Nächsten bleiben, werden wir auch auf der Höhe der Zeit und Entwicklung sein können.

Ich bedenke meine Wege und lenke meine Füße zu deinen Mahnungen. Ich eile und säume nicht, zu halten deine Gebote.
Psalm 119,59f

In Petersburg gehen zwei Juden auf der Straße. Der eine hat eine Aufenthaltsgenehmigung, der andere nicht. Da kommt ein Wachmann um die Ecke. Was nun? Der Jude mit der Aufenthaltsgenehmigung rennt weg, der Wachmann hinter ihm her. Als er ihn eingeholt hat, fragt er ihn: "Hast du eine Aufenthaltsgenehmigung? Zeig her!" Der Mann reicht ihm die Bescheinigung. "Warum bist du weggelaufen?" "Bin ich denn weggelaufen? Der Arzt hat mir Bewegung verordnet!" "Aber du hast doch bemerkt, dass ich hinter dir hergelaufen bin!" "Nu ich dachte mir, vielleicht habt ihr den gleichen Arzt!"

Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
Matthäus 10,16

Die Aufgabe der Jugend ist, sich zu finden und zu entfalten. Die Aufgabe des Alters ist, sich loszulassen und wegzugeben. Die Jungen müssen Werden und Wachsen, die Alten "Entwerden" und Abnehmen. Man muss erst ein ganzer Mensch und eine volle Persönlichkeit geworden sein, ehe man seine Individualität hingeben und loslassen kann.

Johannes sprach: Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.
Johannes 3,30

Die große Freude sind die vielen kleinen Freuden: ein Blick aus dem Fenster, der vertraute Garten, ein gedeckter Tisch, ein liebes Gesicht, ein gutes Wort, bequeme Schuhe, alte Bilder, neue Musik, kurze Telefonate, lange Spaziergänge, überzeugende Fragen, glückliche Einsichten und gute Aussichten. Jeder Tag ist ein Geschenk!

Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Psalm 36,9