Ein Bauer bekommt eines Tages einen Goldfasan geschenkt. Er freut sich über das wunderschöne, bunte und in allen Farben leuchtende Tier. Aber wo soll er hin mit dem edlen Vogel? Schließlich setzt er den Fasan in den Hühnerhof. Die Hühner waren von der Schönheit und Farbenpracht, vom Glanz und Zauber des Vogels so beeindruckt, dass sie ihn für einen Halbgott unter dem Federvieh hielten.
Und dann kam die Bäuerin mit dem Futter und warf Hände voll Körner in den Hof. Der Fasan war nach langem Warten hungrig und stürzte sich auf das Futter, gierig und unersättlich. Die Hühner schauten ernüchtert zu, wie dieser Ausbund an Schönheit ein noch größerer Ausbund an ordinärer Fresslust war, und alle ihre Achtung war verflogen.
Schon oft haben wir normalen Hühner solch einen Goldfasan bewundert, gelackt und verziert, betresst und behängt, mit Orden und Verdiensten geschmückt. Aber als es dann ans Fressen, ans Geld oder gar ans Sterben ging, waren sie alle genauso gierig und ängstlich und für den kleinkarierten Hühnerhof gut.

Niemand betrüge sich selbst. Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde.
1.Korinther 3,18