Eine Legende aus Asien erzählt von einem seltsamen Vogel mit zwei Köpfen. Jeder einzelne pickte sein Futter, aber gemeinsam vertrieben sie jeden Angreifer. Sie gehörten zusammen, taten alles gemeinsam und waren ein Herz und eine Seele. Da kam eine große Dürre, und das Futter wurde knapp. Der obere Kopf schnappte nun in seiner Not die letzten Würmer für sich weg, und dem anderen Kopf blieb nur verfaulte und dann gar keine Nahrung mehr. In seiner Kränkung durch den Egoismus des anderen fraß der untere Kopf schließlich giftige Pilze, weil der obere das Wenige nicht mehr teilen wollte. Zu spät merkte der obere Kopf, dass das Gift auch ihn krank machen und sterben lassen würde. So starb schließlich der ganze Vogel am Gift der Ichsucht und auch der Rache.

Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.
Kolosser 3,14f

Die Liebe ernährt, der Hass verzehrt.
Gottes Worte regen an, Gerede regt auf.
Versöhnung stillt und Streit erstickt das Leben.
Die Stille stillt und der Lärm verbraucht die Seele.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Psalm 23,5

Die goldene Mitte zu finden und das rechte Maß zu halten sind die Klugheit des Lebens. Natürlich ist damit nicht eine gewöhnliche Mittelmäßigkeit, ein fauler Kompromiss oder das bequeme Zufriedensein mit der Hälfte des Erreichbaren gemeint. Die Mitte zwischen dem Zuviel und dem Zuwenig, also das rechte Maß, ist vielmehr der Gipfel oder das Optimum des Möglichen, bevor es ins Gegenteil und die Beschädigung des Lebens umkippt. Durch solches Maßhalten wird der Mensch nüchtern und sorgfältig, das heißt, er wählt mit liebender Wertschätzung das Beste aus.
Maßhalten bedeutet nicht Einengung, sondern die größtmögliche Weite und Freiheit, bevor man in Maßlosigkeit zerstört und versklavt wird.

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen. … Denn ihr seid teuer erkauft, darum preist Gott mit eurem Leibe.
1.Korinther 6,12.20

Herodot schrieb einst die Sage über Polykrates, den Tyrannen von Samos (um 540 v.Chr.) "Der Ring des Polykrates." Und Schiller hat daraus später die berühmte Ballade gemacht: Polykrates bekam einen wunderschönen und besonders wertvollen Ring. Aber er konnte nicht glücklich sein über seinen Schatz, weil er in ständiger Angst lebte, ihn zu verlieren.
Viele Menschen können ihr gegenwärtiges Glück nicht genießen aus lauter Angst vor einem zukünftigen Unglück. Die guten Tage werden oft mit ängstlicher Sorge um kommende schwere Tage belastet. Das Glück gesund zu sein, können viele gar nicht auskosten, weil sie voller Angst sind, krank zu werden. Dabei haben die Ängste und Sorgen noch nie etwas wirklich verändert, außer dass sie uns behindert und klein gemacht haben. Darum wollen wir lernen, heute glücklich zu sein und bewusst und gegenwärtig leben, tun, was heute möglich und gut ist, lassen, was heute nicht möglich oder schlecht ist.

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
2.Timotheus 1,7

Anfangen – das tun alle. Vollenden – nur wenige! Schon die Weisheit sagt: "Besser ist das Ende des Werkes als sein Beginn." (Prediger 7,8)
Der Schlussstein in einem Gewölbe oder Torbogen ist ein schönes Sinnbild für die Vollendung einer harten und langen Arbeit und zugleich ein Schmuckstück, mit dem eine große Mühe schließlich gekrönt wird. – So schön ein Werk ist, das mit Geduld abgeschlossen wurde, so befriedigend eine Aufgabe ist, die mit ehrlicher Sorgfalt erfüllt wurde, so beglückend ist die Einsicht, dass die Vollendung unserer Lebensaufgabe, die Krönung unserer Jahre nicht von unserem Durchhalten, sondern der Treue Gottes garantiert wird.

Der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.
Psalm 103,4

Ein Augenblick der Geduld kann ein ganzes Leben bewahren, und ein Augenblick der Ungeduld ein ganzes Leben zerstören!

Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt!
Sprüche 16,32

Früher hatte ich soviel Kraft, aber die Zeit reichte nicht, um alles tun zu können. Heute habe ich soviel Zeit, aber die Kraft reicht nicht, um alles tun zu können. Ich möchte die Gaben, Kraft und Zeit wirklich nutzen. Aber sie sind abnehmende Gaben und darum auch Grenzen. Die Gaben richtig nutzen und die Grenzen wirklich einhalten, mit dieser Spannung möchte ich versöhnt sein. Ich will alles tun, was möglich ist, und alles lassen, was nicht geht, und in beidem gesegnet sein.
"Segne unser Tun und Lassen!"

Und der Herr hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.
2.Korinther 12,9

In der "Ahldischen Chronik" meines Heimatortes findet sich folgende grausame Geschichte:
"Anno 1744 begab sich allhier dieser traurige Kasus. Als nämlich an einem Sonntag der Bauer Ebeling und seine Frau in Ahlden zur Kirche gegangen sind, lassen sie die Magd bei dem einjährigen Kind allein zu Hause. Die Magd gibt dem Kind ein leckeres Butterbrot und setzt es vor die Haustür auf die oberste Stufe. Sie geht darauf in den Schweinestall um auszumisten und lässt die große Sau aus dem Stall. Diese kommt von ohngefähr zu dem Kind und schnappt nach dem Butterbrot. Weil die Sau dabei den Arm des Kindes mit erwischt und dieser ihr offensichtlich noch besser schmeckt, frisst sie das zarte Kind mit Haut und Haaren auf. Als die Eltern aus der Kirche zurückkommen, haben sie von ihrem Kind nichts weiter als die Hirnschale und einige Knochen gefunden." Hätte die Magd besser aufpassen müssen? Hätte Gott nicht, wo doch die Eltern bei ihm zu Besuch waren, das verhindern können? Oder hätte man die Sau nicht rauslassen dürfen?

Warum verbirgst du dein Antlitz, vergissest unser Elend und unsere Drangsal? Denn unsere Seele ist gebeugt zum Staube, unser Leib liegt am Boden. Mache dich auf: hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!
Psalm 44,25ff

Die Redensart "Nur alle Jubeljahre" geht zurück auf das im alten Israel gefeierte Jubeljahr. Auf Gottes Anweisung übte Israel eine eindrückliche Form der sozialen Gerechtigkeit. Gegen Verarmung, Verschuldung und Versklavung wurde alle fünfzig Jahre das Erlassjahr, Halljahr oder Jubeljahr ausgerufen. Das Jahr wurde im ganzen Land durch Posaunenschall (hebräisch jobel) angekündigt. Nun wurden die Schulden erlassen und das Land wieder neu verteilt.
Im späten Mittelalter nahm die christliche Kirche diesen alten Brauch auf, allerdings nicht mit der Neuverteilung des Besitzes, sondern mit einem Sündenablass. So verschmolz das hebräische "jobel" mit dem lateinischen "jubilus" und daraus bildete sich die Redensart: Alle Jubeljahre. Als "Jubiläum" wurde es dann auch bald für weltliche Anlässe, die in größeren Zeitabständen eintreten, verwandt.

Und ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt eine Freilassung ausrufen im Lande für alle, die darin wohnen; es soll ein Erlassjahr für euch sein. Da soll ein jeder bei euch wieder zu seiner Habe und zu seiner Sippe kommen.
3.Mose 25,10

Wer in einer Beziehung anfängt zu rechnen: vorzurechnen, aufzurechnen, abzurechnen, anzurechnen, der hört auf zu lieben, und an die Stelle der Liebe tritt die Liste.

Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Epheser 4,32