Die griechische Sprache

Die griechische Sprache, also auch das Neue Testament, unterscheidet Chronos als die vergehende Zeit, die man mit Uhren misst, von Kairos, der erfüllten Zeit, dem günstigen Augenblick oder der Heilszeit.
Der griechische Bildhauer Lysippos stellt Kairos, die günstige Zeit, als einen schönen Jüngling dar, der vorne an der Stirn einen flatternden Haarschopf hatte und hinten im Nacken kahlgeschoren war.
Der Künstler wollte damit sagen, dass man den Kairos, wenn er uns begegnet, „beim Schopfe fassen“ muss, denn ist der günstige Augenblick vorüber, gibt es nichts mehr zu fassen. So entstand die Redensart „Die Gelegenheit beim Schopfe fassen“, die uns daran erinnert, dass wir eine günstige Zeit und einen Augenblick des Heils nicht ungenutzt verstreichen lassen sollen. Zachäus zum Beispiel nutzte den Kairos, als Jesus durch seinen Ort zog. Er stieg auf einen Baum, um Jesus sehen zu können. Und als Jesus sich bei ihm einlud, packte er die Gelegenheit beim Schopf und nahm ihn bei sich auf.

Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter, denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.
Lukas 19,5f


Aus Axel Kühner: Aus gutem Grund,
© Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-5269-6