Nach der Befreiung des KZ in Dachau im Jahr 1945 werden die Überlebenden geborgen und die Verantwortlichen verhaftet. Die Aufseherinnen und Wachleute bekommen eine Tafel um den Hals gehängt und die noch lebenden Häftlinge werden an ihnen vorbei geführt. Jeder darf für erlittene und miterlebte Grausamkeit, Folterung und Ermordung einen Strich auf die Tafel ziehen. Die Zahl der Striche wird das Ausmaß der Schuld offenbaren. Als die polnischen Priester an der Reihe sind, treten sie heran und gehen schweigend vorüber. Nicht einer zieht einen einzigen Strich. Sie wollen nicht selber richten und verurteilen, sich rächen und vergelten. Sie haben Gott, dem einzig gerechten Richter, alles Unrecht übergeben und legen die Vergeltung in höhere Hände. Sie geben ein Zeichen für Gottes Vergebung, indem sie alles an Gott übergeben.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Matthäus 6,12
Aus Axel Kühner: Aus gutem Grund,
© Aussaat-Verlag, D-Neukirchen-Vluyn.
ISBN: 3-7615-5269-6