Ein Mönch war unterwegs und übernachtete in einem Gasthaus. Um nichts zu vergessen, schrieb er vor dem Schlafengehen auf einen Zettel: "Sandalen unterm Bett, Gewand auf dem Stuhl, Gebetbuch auf dem Tisch und ich im Bett!"
Am nächsten Morgen nahm er den Zettel, suchte seine Sachen zusammen und kleidete sich an. Schließlich kontrollierte er noch einmal alles und las: "… ich im Bett!"
Er fing an sich im Bett zu suchen, konnte sich aber beim besten Willen nicht finden. Er schaute in jeden Winkel des Zimmers, vergeblich. Und der Gedanke, sich verloren zu haben, ließ ihn erschöpft ins Bett sinken. Nach einiger Zeit kam er wieder zu sich, verglich noch einmal mit dem Zettel: "… ich im Bett!" Ein Stein fiel ihm vom Herzen, er hatte sich wiedergefunden.

Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit!
Sprüche 14,29

Ich möchte nicht groß sein und andere überragen, aber ich möchte stark sein und das Böse überwinden.
Ich möchte nicht klein sein, mich unter andere ducken, aber ich möchte treu sein und im Glauben wachsen.
Ich möchte dem Himmel ganz nahe sein und in der Erde tief verwachsen leben.
Meine Wurzeln sollen tief in Gott gründen, und die Zweige hoch im Licht grünen.

Die gepflanzt sind im Hause des Herrn, werden in den Vorhöfen unsres Gottes grünen. Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein.
Psalm 92,14f

Die Zeit vergeht, sie ist endlich. Deswegen werden wir sie nicht mit dem Leben verwechseln. Aber wir werden sie auch nicht verachten und vertändeln, sie ist eine Gabe Gottes. Also werden wir sie achten und füllen im Sinne Gottes. Leib und Gesundheit haben ihre Zeit und werden weniger. Deswegen werden wir sie nicht mit dem Heil verwechseln und vergötzen. Aber wir werden sie auch nicht missachten und ruinieren, sie sind uns von Gott anvertraut. Also werden wir sie hegen, pflegen und verantwortlich mit ihnen umgehen. Arbeits- und Schaffenskraft sind begrenzt. Deswegen werden wir sie nicht mit Lebenserfüllung verwechseln und anbeten. Aber wir werden sie auch nicht verachten und vergeuden, sie sind uns von Gott geliehen. Also werden wir sie nutzen im Sinne Gottes und im Blick auf Gottes Arbeit für uns. Also, die natürlichen Gaben wollen wir weder vergötzen und in ihnen das Heil sehen noch verachten und gering schätzen, sondern wir werden sie achten und gebrauchen im Sinne des heiligen Gottes.

So wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.
1.Petrus 1,15

Eine alte lettische Frau, die deutschen Soldaten in russischer Kriegsgefangenschaft heimlich Brot zusteckte, wurde ertappt und vor den russischen Lagerkommandanten gezerrt. "Sie wissen doch, dass es bei harter Strafe verboten ist, Kriegsgefangenen zu helfen!" Die Frau sah ihm gütig in die Augen und antwortete: "Man darf es nicht verbieten, Menschen in großer Not zu helfen!"
"Sie werden es also wieder tun?" Da richtete sich die Frau auf und sagte: "Als die Deutschen hier Herrscher waren, habe ich russischen Gefangenen Brot zugesteckt. Dann später den Juden und jetzt den Deutschen. Und wenn Sie, Genosse Kommandant, eines Tages einmal als Gefangener Hunger leiden, werde ich auch Ihnen Brot reichen!"
Dann drehte sie sich einfach um und ging fort. Der Kommandant ließ sie gehen.

Vielmehr, wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.
Römer 12,20

Wenn wir Gott wirklich am Herzen liegen, und daran besteht kein Zweifel, dann dürfen wir ihm auch in den Ohren liegen. "Du musst Gott mit seiner Verheißung die Ohren reiben, bis sie heiß werden!" (Martin Luther)
Gott hat uns wirklich eingeladen, dass wir ihn beknien dürfen. Und Jesus hat gesagt, wenn schon ein selbstgefälliger Richter einer Witwe, die nicht ablässt, ihn zu bedrängen, die Bitte erfüllt, wieviel mehr wird ein uns gefälliger Gott unsere Bitten hören. (Lukas 18,1-8)

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
Lukas 11,9

Mit heiligen Dingen muss man natürlich umgehen, sonst erstarren sie.
Mit natürlichen Dingen muss man heilig umgehen, sonst verwildern sie.

Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?
1.Korinther 6,19

"Wenn du merkst, dass das Pferd, auf dem du reitest, tot ist, dann steige ab!" (Indianisches Sprichwort)
Es wird Zeit abzusteigen, wenn das Lieblingspferd tot ist. Das Recht-haben-Pferd zum Beispiel ist längst aufgebraucht und verschlissen. Wie wäre es mit dem noch ganz frischen Liebhaben-Pferd? Viele Prinzipienreiter, Paragrafenfuchser, Erbsenzähler und Streithähne sind noch unterwegs, obwohl ihre Pferde schon tot sind. Welche abgenutzten Redewendungen, leeren Floskeln, frommen Sprüche haben schon lange ihre Lebenskraft eingebüßt, werden aber munter weiter geritten! Und welche schon lange toten Pferde werden in den Gemeinden noch eingesetzt, und alle wundern sich, dass die Lebendigkeit und Frische fehlt! Das Gernegroß- und Eitelkeitspferd ist auch schon verendet und manche Imponiergäule lahmen schon. Ganz kluge Indianer satteln schon auf ein neues, frisches Pferd um, bevor ihres vollends totgeritten ist.

Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Epheser 4,23f

Ist das ein Leben?
Randvoll und mühevoll,
übervoll und notvoll,
lustvoll und schmerzvoll,
sinnvoll und sorgenvoll,
leidvoll und trostvoll,
schuldvoll und gnadenvoll,
angstvoll und liebevoll,
entbehrungsvoll und genussvoll,
geheimnisvoll und wertvoll,
stilvoll und würdevoll,
glaubensvoll und kraftvoll,
vertrauensvoll und hoffnungsvoll.
Ja, das ist ein Leben, ein großartiges Elend!

Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe, denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.
Psalm 90,10

Schmuel kommt zur Mittagszeit bei seinem Freund Mojsche vorbei. Da sie gerade beim Mittagessen sind, lädt Mojsche den Schmuel ein, mit am Tisch Platz zu nehmen. Schmuel meint bescheiden: "Ich hab mich zwar zu Hause schon richtig satt gegessen, aber so e bissche knuspern kann ich schon noch!‘ Und dann isst er für drei. Beim Abschied meint der Mojsche zum Schmuel: "Wenn du wieder mal vorbeikommst, dann knusperst du e bissche zu Hause und isst dich bei uns richtig satt!"

Wer einen Menschen zurechtweist, wird zuletzt Dank haben, mehr als der da freundlich tut.
Sprüche 28,23

Beim winterlichen Eislaufen auf dem Dorfteich geschieht das Unglück, Franz bricht auf dünnem Eis ein und droht zu ertrinken. Sein Freund Fritz kann ihn mutig und geschickt aus dem Eisloch ziehen und ihm das Leben retten.
Der Pfarrer kommt im Konfirmandenunterricht auf den Vorfall zu sprechen und stellt das beherzte Eingreifen des Freundes als ein leuchtendes Beispiel für die große Liebe zum Nächsten hin, von der auch Jesus gesprochen hat, als er meinte, dass niemand eine größere Liebe habe, als sein Leben für den Freund einzusetzen.
"Solche wunderbaren Gedanken haben dich doch sicher geleitet, als du den Franz gerettet hast?", fragt der Pfarrer. Und Fritz lässt den Kopf hängen und meint: "Der Franz hat doch meine Schlittschuhe angehabt!"
Wie oft ist, was wir großtönend als Nächstenliebe bewundern, schlicht und ergreifend auch Eigenliebe gewesen. Müssen wir das vor Gott eigentlich sauber trennen und auseinander rechnen?

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.
3.Mose 19,18