Es gibt einen Glauben, der sich von der Welt abwendet, und einen, der sich in der Welt verliert.
Ein Glaube, der sich für die Welt mit aller Kraft und Liebe einsetzt, wäre am besten.
Zwischen Weltflucht und Weltsucht hindurch versuchen wir unser Christsein als Gottesdienst und Weltdienst zugleich zu leben.

Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Römer 12,2

Ein einfacher Müllmann erhält das Bundesverdienstkreuz dafür, dass er Jahrzehnte lang zerbrochene und in den Müll geworfene Spielsachen aussortiert und abends liebevoll instandgesetzt hat, um sie dann an bedürftige Kinder zu verschenken.
Statt seinen dreckigen Berufsalltag zu beklagen und an einsamen Abenden bei Bier und Fernsehen zu verblöden, tut er das Schönste, wozu Menschen überhaupt auf der Welt sind: er macht kaputte Dinge heil und notleidenden Menschen eine Freude.

Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen, geh hinein zu deines Herrn Freude!
Matthäus 25,21

Rabbi Bunam sagte einst zu seinen Schülern: "Jeder muss zwei Taschen haben und in jeder der Taschen einen wichtigen Spruch, um je nach Situation danach zu greifen. In der einen Tasche befindet sich der Spruch: Auch ich bin Erde und Asche! und in der anderen der Spruch: Auch für mich hat Gott Himmel und Erde gemacht!" Bevor wir abheben, erinnern wir uns daran, dass wir kleine Erdenkinder sind. Und wenn wir verzweifelt am Boden liegen, lassen wir uns sagen, dass wir Gottes geliebte Kinder sind.
Vielleicht sollten wir noch in unsere Taschen zwei neue Sprüche tun. In die eine Tasche das Wort: "Auch mich hat Jesus gemeint, als er sagte: Wer unter euch ohne Sünde ist, nehme den ersten Stein!", und in die andere Tasche das Wort: "Auch mich hat Jesus gemeint, als er sagte: Ich verdamme dich nicht, gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!"

Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.
Psalm 103,13f

Zwei Juden kommen zum Rabbi, damit er ihren Streit schlichten soll. "Worum geht es denn?", fragt er. Der erste Kläger trägt seinen Fall so überzeugend vor, dass der Rabbi ihm umgehend Recht gibt. Dann wendet er sich dem zweiten zu: "Und was hast du zu sagen?" Dieser argumentiert ebenso überzeugend wie der erste. Darauf urteilt der Rabbi: "Ich muss sagen, du bist im Recht!" – Nun mischt sich die Frau des Rabbi ein: "Mein lieber Mann, du magst ja ein weiser Mann sein, aber wie um alles in der Welt sollen alle beide Recht haben können?" – Der Rabbi streicht sich lange durch den Bart und kommt dann zu dem Schluss: "Du hast natürlich auch Recht!"

Wer Streit anfängt, gleicht dem, der dem Wasser den Damm aufreißt. Lass ab vom Streit, ehe er losbricht!
Sprüche 17,14

"Es kam einst zu einem ungeheuren, einem echten Titanenkampf. Alle Tugenden und alle Laster rangen miteinander auf Leben und Tod. Furchtbare Wunden klafften, in Strömen floss das Blut. Hinterlist und Tücke hatten die Gerechtigkeit überwältigt und ihr den Arm gelähmt. Zerfleischt von den Zähnen und Klauen des Hasses und der Eifersucht erstarb die Liebe. Die Großmut röchelte unter den würgenden Händen der Habgier. Vielen Tugenden erging es schlecht an dem Tage, aber auch viele Laster meinten, den Rest bekommen zu haben. In der ganzen großen Heerschar blieb nur eine unversehrt; es war die Güte.
Mit Steinen beworfen, von den Pfeilen des Undanks durchbohrt, hundertmal niedergezwungen, erhob sie sich immer wieder, unverwundbar, unüberwindlich, und trat von neuem in den wütenden Kampf. Es wurde Abend und Nacht; der Streit blieb unentschieden, die Streiter lagen erschöpft. Die Güte allein wandelte über die Walstatt, munter wie ein sprudelnder Quell, lieblich wie das Morgenrot, und labte die Leidenden, und in dem Augenblick ließen sogar ihre Feinde es gelten: Die Stärkste bist du!" (Marie von Ebner-Eschenbach)

Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Psalm 36,8

Angst vor dem Weniger und Sucht nach Mehr machen unser Leben krank. Alle Angst ist letztlich Verlustangst. Alle Sucht ist letztlich Mehrsucht, Sucht nach Haben und Gelten, Ehre und Macht, Genuss und Vergnügen, Ehre und Anerkennung.
Lange dachte ich, Sucht kommt von suchen und ist das positive Streben nach Mehr. Aber Sucht kommt von siechen und ist eine ernste Erkrankung der Seele.

Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Epheser 4,22f

Während der Nazizeit hielten die Deutschen auch Dänemark besetzt und ordneten an, dass alle dänischen Juden eine gelbe Armbinde mit einem Davidstern zu tragen hätten. Der dänische König Christian X. antwortete den Deutschen, dass alle dänischen Bürger gleich seien, und er selbst werde also auch den Stern tragen in der Hoffnung, dass alle Dänen seinem Beispiel folgen würden. So gut wie alle Menschen in Kopenhagen trugen mit ihrem König und in Solidarität zu den Juden die Binde und den Stern. So mussten die Deutschen die Anordnung wieder aufheben.

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
2.Timotheus 1,7

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden,
was dieser heute baut, reißt jener morgen ein.
Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein,
auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Was jetzt und prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein.
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir vor köstlich achten,
als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfindt!

Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten.
(Andreas Gryphius)

Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten.
Psalm 103,15ff

Selbstverleugnung ist nicht das Gegenteil von Selbstverwirklichung. Jesus hat nie zu einer Selbstmissachtung aufgefordert. Die würde nicht heilen, sondern nur kränken, Gott, den Schöpfer, und uns, die Geschöpfe. Aber Jesus hat eingeladen, um seines Königreiches willen auf vieles, was weniger ist, bewusst zu verzichten.

Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Markus 8,34

Ein kleines Mädchen fragt seine Mutter beim Abendgebet: "Wohnt Gott auch in meinem Herzen?" – "Aber Ja", sagt die Mutter. Und das Kind legt seine Hand auf das Herz und meint: "Fühl mal, wie Gott klopft!"
Machen wir Gott nicht zu klein und niedlich, rührselig und kindlich, wenn wir ihn in unseren Herzen und Gefühlen wohnen lassen? Ist er nicht der heilige, ewige, unbegreifliche Gott, Herr aller Herren und Macht über alle Mächte? Wohnt Gott nicht in einem Licht, in das niemand sehen oder gelangen kann? Ist Gott nicht wie ein verzehrendes Feuer und sein Wort wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt?
Ja, Gott ist groß und immer noch größer als wir denken, ahnen und sagen können. Aber selbst im Pulsschlag eines Kinderherzens spüren wir den Pulsschlag seiner Liebe und in einem einzigen Sonnenstrahl das helle Licht seiner Güte.

Denn der Herr ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter.
Psalm 95,3

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
Johannes 14,23