Silvester – ein Tag voller Möglichkeiten

Mutter und Vater für alle ihre kleinen und großen Mühen danken.
Kinder und Schwiegerkinder mit einem besonderen Gruß erfreuen.
Einem einsamen Menschen etwas Zeit und Nähe schenken mit guten Worten und herzlicher Umarmung.
Jemanden, der sich um uns viel Mühe gemacht hat, ausdrücklich loben.
Jemandem, der uns viel Schwierigkeiten bereitet hat, einen Schritt entgegengehen.
Einen Menschen anrufen, der die Gewissheit braucht, dass er nicht vergessen ist.
Im Gebet für Menschen einstehen, die uns in ihrer Not um diesen Dienst gebeten haben.
Schuld und Versäumnisse vor Gott und Menschen eingestehen und um Vergebung bitten.
Loblieder singen für all die Bewahrung und Durchhilfe des vergehenden Jahres.
Sich am Leben freuen, im Gottesdienst auf Gott hören, mit anderen Menschen feiern und ein gesegnetes Jahr erwarten.

Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern!
Psalm 66,5

Zuspruch am Ende des Jahres

Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit.
(Arno Pötzsch, EG 533)

Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Psalm 139,5

Was ist das für eine Nacht?

Selma Lagerlöf erzählt in einer ihrer Legenden von der Nacht, in der das Jesuskind geboren wird. Josef geht über das Feld, um Feuer bei den Hirten zu holen. Er kommt zu einem Mann, dessen Herz durch ein grausames Leben hart geworden ist. Als er sich nähert, hetzt der den Hund auf Josef. Aber das Tier will in dieser Nacht nicht beißen. Da schleudert der Hirte seinen Speer nach dem Fremdling. Aber er fällt vor Josef zu Boden und will ihn nicht treffen in dieser Nacht. Josef kommt zum Feuer und bittet um einige glühende Kohlen. "Nimm sie dir doch, wenn du sie anfassen kannst!", bekommt er als grimmige Antwort. Da nimmt Josef die Glut mit seinen Händen, ohne sich zu verbrennen in dieser Nacht.
Der Hirte wird unruhig und fragt sich: "Was ist das für eine Nacht, in der der Hund nicht beißt, der Speer nicht trifft, das Feuer nicht verletzt?" So geht er Josef nach bis zum Stall von Bethlehem, wo er die Mutter mit dem göttlichen Kind findet. Von dem wunderbaren Anblick und den Ereignissen der Nacht überwältigt, wird das versteinerte Herz weich, und der Hirte breitet über das neugeborene Kind ein kostbares Lammfell als Geschenk aus. Als der Hirte seinem kalten und harten Wesen absagt, erkennt er die Herrlichkeit der göttlichen Liebe über dem Kind, und sein Herz wird heil und froh.

Darin besteht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden!
1.Johannes 4,10

Das ist das Wunder

Das ist das Wunder der heiligen Weihnacht,
dass ein hilfloses Kind
unser aller Helfer wird.

Das ist das Wunder der Heiligen Nacht,
dass in die Dunkelheit der Erde
die helle Sonne scheint.

Das ist das Wunder der Heiligen Nacht,
dass ganz traurige Leute
ganz fröhlich werden können.

Das ist das Wunder der Heiligen Nacht:
Das Kind nimmt unser Leben in seine Hände,
um es niemals wieder loszulassen.
(Friedrich von Bodelschwingh)

Jesus spricht: "Niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen."
Johannes 10,28f

Das Herz des Vaters

Der bekannte indische Christ Saduh Sundar Singh erzählt: Ein König hatte einen Minister, einen sehr gebildeten Mann, der Christ wurde und seinen Glauben vor dem ganzen Volk bekannte. Er erklärte, dass er an den Heiland glaube, der in diese Welt gekommen sei, um sie zu erlösen von Schuld und Tod. Dem König war das unverständlich. "Aber", sagte er, "wenn ich will, dass etwas geschehen soll, dann gebiete ich meinen Dienern, und das genügt. Warum sollte der König aller Könige selbst in diese Welt kommen?"
Der König wollte den Minister wegen seiner Bekehrung zum Christusglauben entlassen. Da er ihn aber sehr liebte, versprach er ihm Gnade, wenn er eine Antwort auf diese Frage wüsste.
"Gewährt mir vierundzwanzig Stunden, Majestät", erwiderte der Minister, "und ich will Euch antworten."
Er ließ einen geschickten Schnitzkünstler holen und trug ihm auf, eine Puppe anzufertigen und sie genau so zu kleiden wie das zweijährige Kind des Königs. Am folgenden Tag machte der König im Boot eine Spazierfahrt. Der Schnitzkünstler war angewiesen, sich am Ufer des Flusses aufzuhalten und auf ein vereinbartes Zeichen die Puppe ins Wasser zu werfen. Der König sah die Puppe ins Wasser fallen, und in der Meinung, es sei sein Kind, sprang er ins Wasser. Der Minister fragte ihn anschließend, warum er selbst sein Kind habe retten wollen, wenn doch ein Wort an seine Diener genügt hätte. "Es ist das Herz des Vaters, das so handeln musste!" erwiderte der König. Und der Minister antwortete: "So hat sich auch Gott nicht damit zufriedengegeben, den Menschen nur eine Heilsbotschaft zu senden, sondern seine unendliche Liebe ließ ihn selbst vom Himmel herabsteigen, um uns zu retten."

Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.
1.Johannes 4,14

Spür nicht die Last mehr und den Strick

Ich stand ja auch in jenem Stall,
der angefüllt mit Engelschall,
und kaute auf dem Gras herum –
man hält deswegen mich für dumm –
als wäre denn das Wiederkäuen
zu lassen oder zu bereuen.
Ich tue weder dies noch das
und kaue weiter auf dem Gras
und denke dabei drüber nach,
was die Maria seufzt und sprach,
als sie ihr Kind zur Welt gebracht,
und was dabei der Joseph macht.
Es ist doch, sag ich unbenommen,
recht schwer, in diese Welt zu kommen.
Ich kenne das und des Lebens Last
und habe doch nicht nur gegrast.
Ich kenne Ruf und Peitschenhiebe.
Die Welt ist ja nicht voller Liebe.
Das alles dacht ich, wie ich sah,
was da in unserm Stall geschah,
und Joseph, der Maria hielt
und mit ihr ihren Schmerz gefühlt.
Ihr traut mir dieses ja nicht zu,
mir halbem Bruder von der Kuh.
Doch denkt mal nach und kaut mal wieder,
das heißt singt immerfort die Lieder,
dann spürt ihr tief, was euch geschehen,
und könnt das Licht der Krippe sehen.
Versenkt euch in des Vaters Willen,
laßt euch das Herz mit Liebe füllen.
Meins ist ganz voll von solchem Glück,
spür nicht die Last mehr und den Strick!
(P.-G. Hoerschelmann)

"Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen!"
(Jesaja 9,1 ff)

Eine Hirtenlegende

Es war einmal ein Hirte, der lebte auf einem Felde in der Nähe Bethlehems. Er war groß und stark, aber er hinkte und konnte nur an Krücken gehen. Darum saß er meistens mürrisch am Feuer und sah zu, daß es nicht ausging. Die anderen Hirten fürchteten ihn.
Als den Hirten in der Heiligen Nacht ein Engel erschien und die frohe Botschaft verkündete, da sah und hörte er nichts. Und als sie ihm alles erzählten und sich aufmachten, um das Kind zu finden, so, wie es ihnen der Engel gesagt hatte, blieb er allein am Feuer zurück. Er schaute ihnen nach, sah, wie das Licht ihrer kleinen Lampen kleiner wurde und sich in der Dunkelheit verlor.
"Lauft, lauft! Was wird es schon sein? Ein Spuk, ein Traum!" Die Schafe rührten sich nicht. Die Hunde rührten sich nicht. Er hörte nur die Stille. Er stocherte mit der Krücke in der Glut. Er vergaß, frisches Holz aufzulegen. Und wenn es kein Spuk, kein Traum wäre? Wenn es den Engel gab? Er raffte sich auf, nahm die Krücken unter die Arme und humpelte davon, den Spuren der anderen nach. Als er endlich zu dem Stall kam, dämmerte bereits der Morgen. Der Wind schlug die Tür auf und zu. Ein Duft von fremden Gewürzen hing in der Luft. Der Lehmboden war von vielen Füßen zertreten. Er hatte den Ort gefunden. Doch wo war nur das Kind, der Heiland der Welt, Christus, der Herr in der Stadt Davids? Er lachte. Es gab keine Engel. Schadenfroh wollte er umkehren.
Da entdeckte er die kleine Kuhle, wo das Kind gelegen hatte, sah das Nestchen im Stroh. Und da wußte er nicht, wie ihm geschah.
Er kauerte vor der leeren Krippe nieder. Was machte es aus, daß das Kind ihm nicht zulächelte, daß er den Gesang der Engel nicht hörte und den Glanz Marias nicht bewunderte!
Was machte es aus, daß er nun nicht mit den anderen in Bethlehem durch die Straßen zog und von dem Wunder erzählte!
Was ihm widerfahren war, konnte er nicht mit Worten beschreiben. Staunend ging er davon. Er wollte das Feuer wieder anzünden, bevor die anderen Hirten zurückkämen. Doch als er eine Weile gegangen war, merkte er, daß er seine Krücken bei der Krippe vergessen hatte. Er wollte umkehren.
Warum denn? Zögernd ging er weiter, dann mit immer festeren Schritten.
(Max Bolliger)

"Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren!"
(Lukas 2,10f)

Licht – Leben – Liebe

Der Pfarrer, Arzt und Maler Dr. Kurt Reuber malte am Heiligen Abend 1942 in einem Bunker im Kessel von Stalingrad seine berühmte Madonna. Mit diesem ergreifenden Bild wollte er seinen Kameraden in ihrer verzweifelten Lage Freude und Hoffnung schenken. "Als ich die Weihnachtstür, die Lattentür unseres Bunkers, öffnete und die Kameraden eintraten, standen sie wie gebannt, andächtig und ergriffen schweigend vor dem Bild an der Lehmwand, unter dem ein Holzscheit brannte, und gedankenvoll lasen sie die Worte: Licht – Leben – Liebe."
Kurt Reuber starb 1944 in russischer Gefangenschaft. Mit der letzten Maschine nahm ein schwerkranker Kommandeur die Madonna mit anderen Zeichnungen Reubers mit nach Deutschland. Zu der Madonna von Stalingrad schrieb Reuber: "Das Bild ist so: Kind und Mutterkopf zueinander geneigt, von einem großen Tuch umschlossen, Geborgenheit und Umschließung von Mutter und Kind. Mir kamen die Worte: Licht, Leben, Liebe. Was soll ich dazu noch sagen? Wenn man unsere Lage bedenkt, in der Dunkelheit, Tod und Hass umgehen und unsere Sehnsucht nach Licht, Leben und Liebe in jedem von uns so unendlich groß ist!"

In Jesus war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen!
Johannes 1,4f

Irischer Weihnachtssegen

Nicht, dass jedes Leid dich verschonen möge,
noch dass dein zukünftiger Weg stets Rosen trage,
keine bittere Träne über deine Wange komme
und kein Schmerz dich quäle –
dies alles wünsche ich dir nicht.

Sondern:
Dass dankbar du allzeit bewährst die Erinnerung an gute Tage.
Dass mutig du gehst durch Prüfungen,
auch wenn das Kreuz auf deinen Schultern lastet,
auch wenn das Licht der Hoffnung schwindet.

Was ich dir wünsche:
Dass jede Gabe Gottes in dir wachse.
Und dass in Freud und Leid
Das Lächeln des menschgewordenen Gotteskindes
Dich begleiten möge.

So spricht der Herr: "Es soll meine Freude sein, ihnen Gutes zu tun."
Jeremia 32,41

Nicht fürchten, sondern freuen!

"Herr Gott, himmlischer Vater, der du durch die lieben Engel den armen Hirten auf dem Felde hast verkündigen lassen,
sie sollen sich nicht fürchten, sondern freuen, dass Christus der Heiland geboren ist, wir bitten dich,
du wollest durch deinen heiligen Geist alle Furcht aus unseren Herzen treiben und diese wahre, rechte Freude in uns erwecken.
Und wenn wir gleich hier auf Erden verachtet, elend, arm und verlassen sind, wir uns doch trösten und freuen, dass wir deinen lieben Sohn, Christum unsern Herrn, zum Heiland haben,
der um unsertwillen Mensch geworden ist,
dass er uns wider Tod und alles Unglück helfen
und uns in alle Ewigkeit selig machen wolle. Amen"
(Altes Weihnachtsgebet)

Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet!
2.Korinther 8,9