Sehnsucht nach dem Himmel

Wenn alles eben käme,
Wie du gewollt es hast,
Und Gott dir gar nichts nähme
Und gäb‘ dir keine Last,
Wie wär’s da um dein Sterben,
Du Menschenkind, bestellt?
Du müsstest fast verderben,
So lieb wär‘ dir die Welt.

Nun fällt – eins nach dem andern –
Manch süßes Band dir ab,
Und heiter kannst du wandern
Gen Himmel durch das Grab;
Dein Zagen ist gebrochen,
Und deine Seele hofft –
Dies ward schon oft gesprochen,
Doch spricht man’s nie zu oft.
(La Motte-Fouqué)

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebräer 13,14

Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh …

"Etwa zwanzig Jahre lang wurde in unserer Anstalt ein Mädchen namens Käthe gepflegt. Es war von Geburt an geistesgestört und hatte nie ein Wort sprechen gelernt. Stumpf vegetierte Käthe dahin. Abwechselnd stierte sie bewegungslos stundenlang vor sich hin oder befand sich in zappelnder Bewegung. Sie aß und trank, sie schlief, stieß auch einmal einen Schrei aus. Andere Lebensregungen hatten wir an ihr in den langen Jahren nie wahrgenommen. An dem, was in ihrer Umgebung vor sich ging, schien sie nicht den geringsten Anteil zu nehmen. Auch körperlich wurde das Mädchen immer elender. Ein Bein musste ihr abgenommen werden, und das Siechtum wurde stärker. Schon längst wünschten wir, dass Gott dem armseligen Leben ein Ende mache.
Da rief mich eines Morgens plötzlich unser Doktor an und bat mich, mit ihm gleich einmal zu Käthe zu gehen, die im Sterben liege. Als wir in die Nähe des Sterbezimmers kamen, fragten wir uns, wer wohl gar Käthe in ihrem Zimmer die Sterbelieder singe. Als wir dann ins Zimmer traten, trauten wir unseren Augen und Ohren nicht. Die von Geburt an völlig verblödete Käthe, die nie ein Wort gesprochen hatte, sang sich selbst die Sterbelieder. Vor allen Dingen sang sie immer wieder: Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh … Etwa eine halbe Stunde lang sang sie mit selig verklärtem Gesicht und ging dann sanft und still heim.
Nur in tiefster Bewegung konnten wir das Sterben dieses Mädchens miterleben."
(Ein früherer Direktor der Anstalt Hephata in Treysa)

Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.
Matthäus 18,10

Mein letztes Manuskript

Muss nun gestorben werden,
Herr, hilf, dass mir’s geling
und ich getrost auf Erden
den letzten Schritt vollbring!

Lass mich nicht jäh verscheiden,
mein selbst nicht mehr bewusst,
lass meinen Tod mich leiden
so, wie ich leben musst!

Nur gib, wenn ich dann trinke
die bittre Sterbenot,
dass ich zu dir entsinke,
dein ganz gewiss, mein Gott!

Du hast mir aufgetragen,
durchs Leben hier zu gehn,
hilf nun, das Sterben wagen,
und hilf, den Tod bestehn!
(Arno Pötzsch kurz vor seinem Tod 1956)

Herr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott!
Psalm 31,2.6

Leben ist lebensgefährlich

Ein Zirkus gastiert in einer Stadt. Die Vorstellungen sind ausverkauft. In der Manege erheitern Clowns die Menge, und Artisten begeistern durch ihre Akrobatik. Und dann kommt der Höhepunkt. Eine zarte, junge Frau hat sechs mächtige Löwen dressiert. Vom Zirkusdirektor besonders angekündigt, nehmen schließlich die Löwen mit ihrem mächtigen Maul der schönen, mutigen Frau ein Stück Zucker aus dem Mund. Die Zuschauer sind beeindruckt und applaudieren begeistert. Da meldet sich ein älterer Herr und meint zur Verwunderung aller, dass sei doch kein Kunststück, das könne er auch. Der Direktor wehrt konsterniert ab, worauf der Mann locker sagt: "Das kann ich auch, der schönen Frau den Zucker aus dem Mund abnehmen!"
Haben wir uns im Leben nur den schönen, zarten und süßen Seiten gestellt oder haben wir auch die Begegnung mit den gefährlichen und bedrohlichen Kräften gewagt? Sind wir den Abgründen und Tiefen unseres Lebens mutig begegnet, haben wir uns den Löwen des Bösen in uns und um uns gestellt? Solange das Leben einer schönen Frau und einem süßen Zuckerstück gleicht, haben wir sicher kein Problem, es anzunehmen. Aber wie werden wir mit der Löwenmacht von Bedrohung und Widrigkeit, von Tod und Teufel, von Sünde und Schuld, von Schicksal und Leid fertig?

Und sie warfen ihn zu den Löwen in die Grube. Der König aber sprach zu Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, der helfe dir! Und der König fastete die Nacht über und konnte auch nicht schlafen. Früh am Morgen ging er eilends zur Grube und rief Daniel mit angstvoller Stimme. Daniel aber redete mit dem König: Mein Gott. hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, so dass sie mir kein Leid antun konnten.
Daniel 6,17.19-23

Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben!
1.Petrus 5,8f

Gott gibt uns sein Zeichen

Zwei Männer sitzen sich im Zug gegenüber. Der Jüngere ist seltsam angespannt und nervös. Der Ältere versucht behutsam ein Gespräch. Nach einigen Sätzen bricht es plötzlich aus dem jungen Mann heraus: "Ich war längere Zeit im Gefängnis. Ich habe durch meinen unguten Lebenswandel mein Leben zerstört und meine Eltern bis an den Rand der Verzweiflung gebracht. Nun fahre ich nach Hause. Aber ich kann nicht erwarten, dass meine Eltern mir einfach verzeihen und mich wieder aufnehmen. Darum habe ich sie im letzten Brief um ein Zeichen gebeten. Unser Haus liegt an dieser Bahnlinie. Im Garten steht ein großer Apfelbaum. Wenn ich nach Hause kommen darf, sollen meine Eltern in den Baum ein weißes Leinentuch hängen. Wenn der Baum leer bleibt, weiß ich Bescheid und fahre irgendwohin. Jetzt kommt bald der Garten. Ich bin so aufgeregt und mag gar nicht hinschauen. Wollen Sie es für mich tun?"
Der ältere Mann schaut hinaus. Die Spannung steigt. Da kommt der Garten, der Apfelbaum ist voller weißer Tücher. "Sie dürfen heimkommen!"
Dem jungen Mann laufen die Tränen über das Gesicht: "Ein Glück, sie vergeben mir!"
Auch wir sitzen mit unserer Schuld im Lebenszug. Wir haben Gott tief gekränkt mit unserer Sünde und Schuld, mit unserem Ungehorsam und Eigenwillen. Aber Gott gibt uns sein Zeichen. Am Kreuz von Golgatha hat Gott uns sein sichtbares Zeichen der Vergebung aufgerichtet. Dort am Kreuz hängt Jesus, der unsere Sünde trägt und sühnt. Gott will uns vergeben, und wir dürfen heimkehren. Der Baum des Lebens hängt voller weißer Tücher und lädt uns ein, zu kommen und Vergebung zu finden.

Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
1.Johannes 1,9

Ein Medikament für den Sonntag

"Sehr geehrter Herr Bayer!
Sie stellen Aspirin her, das gegen Schmerzen, Erkältung und Fieber Wunder wirkt. Die Bestandteile Ihrer Tablette erlauben es den Menschen, das Bett zu verlassen und mit Kopfschmerzen, Muskelkrämpfen und Nervosität fertig zu werden. Ihr Mittel wirkt, wie ich feststellen konnte, ausgezeichnet am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und vor allem am Samstag. Nur denen, die es am Sonntag nehmen, hilft es nicht. Die werden ihre Leiden und Schmerzen nicht los und können daher nicht zum Gottesdienst kommen. – Können Sie Ihr Mittel nicht noch einmal überprüfen und etwas hineintun, das auch an Sonntagen verlässlich wirkt?" (Aus einem offenen Brief eines Pfarrers)

Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.
1.Mose 2,3

Das 6×1 des geistlichen Lebens

1. Eins ist not!
"Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt!" (Lukas 10,41-42)
Jesus achtet dich, wenn du für ihn arbeitest, aber er liebt dich, wenn du ihm zuhörst!
2. Eins weiß ich!
"Er antwortete: Ist er ein Sünder? Das weiß ich nicht. Eins aber weiß ich, dass ich blind war und bin nun sehend!" (Johannes 9,24)
Weltliche Dinge muss man verstehen, um sie lieben zu können. Göttliche Dinge muss man lieben, um sie verstehen zu können!
3. Eins fehlt dir!
"Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eins fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!" (Markus 10,17-21)
Wenn wir die Schätze Gottes selber sind, müssen wir die Schätze der Welt nicht mehr für uns behalten!
4. Eins sage ich!
"Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel!" (Philipper 3,13.14)
Auf das richtige Ziel hin macht auch der schwierigste Lebensweg einen Sinn!
5. Eins bitte ich!
"Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: Dass ich im Hause des Herrn bleiben könnte mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn!" (Psalm 27,4)
Gott ist immer erst Gastgeber, Ratgeber, Trostgeber und dann auch Arbeitgeber!
6. Eins hat Gott geredet!
"Eins hat Gott geredet, ein Zweifaches habe ich gehört: Gott allein ist mächtig, und du, Herr, bist gnädig!" (Psalm 62,12f)
Gott ist der Machthaber der Welt und zugleich der Liebhaber meines Lebens!

Was macht, daß ich so fröhlich bin?

Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.

Was macht, daß ich so fröhlich bin
in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin
vom Kindbett bis zur Leich.

Was macht, daß ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.

Was macht, daß ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt.
(Hanns Dieter Hüsch)

"Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann; wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach. Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. "
(Psalm 63,6ff)

Das Buch meines Lebens

Niemand schreibt sein Leben selber. Aber wer sind die Autoren meines Lebens? Eltern und Erzieher prägen mich, Menschen und Meinungen beeinflussen mich, Medien und Mächte bestimmen mich. Umstände und Verhältnisse zwingen mich. Trends und Zeitgeist verlocken mich. Krankheit und Schwäche behindern mich. Raum und Zeit bedingen mich. Leib und Geist begrenzen mich. Gesellschaft und Politik verändern mich.
Ist mein Leben ein Buch, in das andere mein Leben einschreiben? Wen lasse ich Autor meines Lebens sein? Bei aller irdischen Bedingtheit, bei aller menschlichen Begrenztheit meines Lebens möchte ich Gott selber den Autor meines Lebens sein lassen. Er soll in seiner Weisheit und Liebe, in seiner Güte und Weitsicht mein Leben schreiben. Dann wird es für mich gut, für andere ein Segen und für Gott eine Verherrlichung. Also bitte ich Gott um seinen Einfluss, seine Prägung, seine Führung und Leitung für mein Leben. Dann will ich mein Leben sorgfältig aufblättern und Seite um Seite wahrnehmen und ernst nehmen, es aus Gottes Liebe empfangen und in seine Versöhnung zurückgeben. Mein Leben ist zu kostbar, als dass es von irgendwem und irgendwie zu irgendwas missbraucht wird. Es ist Gottes Leben mit mir und mein Leben mit ihm!
"Das Leben gleicht einem Buche, Toren durchblättern es flüchtig. Der Weise liest es mit Bedacht, weil er weiß, dass er es nur einmal lesen kann." (Jean Paul)

Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.
Psalm 139,16

Sankt Martin teilt den warmen Mantel

Der heilige Martin kam im Jahr 316 im heutigen Ungarn zur Welt. Aufgewachsen ist er in der Stadt Pavia, wo sein Vater im römischen Heer diente. Als Zwölfjähriger begegnete er dem Christentum. Zunächst musste er nach kaiserlichem Gesetz ins Heer eintreten, wo er schon bald Offizier wurde. Achtzehnjährig ließ er sich taufen; bald darauf schied er aus dem Dienst aus. Bei Poitiers gründete er das erste Mönchskloster in Gallien.
Im Jahr 371 wurde er vom Volk, gegen seinen Willen, zum Bischof von Tours gewählt. Sein Lebensstil blieb weiter bescheiden, was ihm den Beinamen "Bischof der Armen und der Armut" gab.
Berühmt und beliebt war er wegen seiner Güte und Menschenfreundlichkeit, auch Wunderkraft wurde ihm nachgesagt.
Der Legende zufolge hat er bei einem Ritt vor Tours seinen Mantel mit dem Schwert in zwei Stücke geteilt und einen Teil davon einem frierenden Bettler gegeben.
Im Martinslied, einer Volksweise, wird dies wie folgt besungen:
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
sein Mantel deckt‘ ihn warm und gut.

Im Schnee, da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an.
"O hilf mir doch in meiner Not,
sonst ist der bittre Frost mein Tod."

Sankt Martin hält die Zügel an,
sein Ross steht still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.

Sankt Martin gibt den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
Sankt Martin aber ritt in Eil
hinweg mit seinem Mantelteil.

Am 11. November 397 wurde St. Martin bei Tours bestattet. So erhielt der 11. November den Beinamen "Martini".

Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
Jesaja 58,7