Das Gebet im Trommelfeuer

"Während das Bombardement den Schützengraben in Fossalta in Stücke fetzte, lag er sehr flach und schwitzte und betete: Ach, lieber Herr Jesus, hilf mir hier raus. Lieber Herr Jesus, bitte, hilf mir raus. Christus, bitte, bitte, bitte, Christus! Wenn du mich vor dem Tode bewahrst, werde ich alles tun, was du verlangst. Ich glaube an dich, und ich werde allen Leuten in der ganzen Welt sagen, daß du das einzige bist, worauf es ankommt. Bitte, bitte, lieber Herr Jesus!‘
Das Granatfeuer zog weiter hinauf. Wir begannen, in unserem Graben zu arbeiten, und am Morgen ging die Sonne auf, und der Tag war heiß und schwül und erfreulich ruhig. Am nächsten Abend hinten in Mestre erzählte er dem Mädchen, mit dem er in die Villa Rossa hinaufging, nichts von Jesus. Und er erzählte überhaupt keinem davon."
(Ernest Hemingway)

"Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen!"
(Psalm 50,14f)

Glückliche Tage

In einem so benannten Stück schildert Samuel Beckett eindrücklich die Nichtigkeit und Sinnlosigkeit des Lebens. Die Wirklichkeit ist abgeräumt, die Welt ist reduziert auf ein Stückchen versengte Wüste. Dort verbringt Winnie, in den Wüstensand eingegraben, ihre eintönigen Tage. Sie redet unentwegt vor sich hin, unwesentliches und unnötiges Geschwätz.
Ihr Mann Willie, der hinter einem Hügel ebenfalls im Wüstensand eingegraben ist, und ein Sack voller armseliger Dinge sind ihre Tröstungen, die kleinen Tröstungen, die ihr in der Wüste des Lebens bleiben.
"Früher dachte ich, dass ich lernen würde, allein zu sprechen, zu mir selbst, die Wüste … Aber nein, nein, nein! Ergo bist du da. Zweifellos bist du tot, gestorben oder weggegangen, hast mich verlassen, wie die anderen. Macht nichts, du bist da. Auch der Sack ist da. Könnte ich seinen Inhalt aufzählen? Nein. In den Tiefen vor allem, wer weiß, was für Schätze. Was für Tröstungen. Ja, es gibt den Sack!"
So versichert sich Winnie jeden Abend, es sei ein glücklicher Tag gewesen: "Oh, dies ist ein glücklicher Tag, dies wird wieder ein glücklicher Tag gewesen sein! Trotz allem!"
Während des Stückes wird Winnie immer mehr im Wüstensand verschwinden. Und zum Schluss sieht man nur noch ihren Kopf. Bald wird sie begraben sein. Aber solange sie lebt, wird ihr Geschwätz, ihr banales, groteskes und folterndes Reden von den glücklichen Tagen weitergehen.
Glückliche Tage in einer versengten Wüste und in tödlicher Isolation. Der Mensch versinkt ohne Sinn und Wert im Nichts wie im Sand und nennt es "Glückliche Tage" und die paar Habseligkeiten "Was für Tröstungen"! Worin liegt für uns das Glück unserer Tage und die Tröstung des Lebens?

Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Jeremia 17,7f

Angst und nochmals Angst!

"Ich bin ein Mädchen von dreizehn Jahren und könnte eigentlich mit meiner Umwelt zufrieden sein. Aber etwas bedrückt mich ständig. Und dieses Etwas` heißt Angst. Ich habe Angst vor dem Tod, Angst vor dem Leben, Angst vor der Wahrheit, Angst vor den Noten, Angst vor dem Sporttag, Angst vor der Liebe, Angst vor der Nacht, Angst vor dem Weltuntergang, Angst vor dem Krieg, Angst vor einem Traum, Angst vor Spott, Angst vor Spritzen, Angst vor dem Ausgelachtwerden, Angst vor der Angst …
Angst und nochmals Angst. Es ist zum Verrücktwerden. Aber das Schlimmste ist, ich weiß gar nicht, woher sie kommt und warum gerade ich diese Angst zu ertragen habe. Können Sie oder andere mir einen Rat geben? Vielleicht solche, die auch unter diesem schrecklichen Angstzustand leiden?
Ich grüße Sie mit den allerherzlichsten Grüßen, die es gibt."
Alle Menschen haben Angst. Sie hat tausend verschiedene Gesichter, aber immer eine Ursache, den Verlust. Jede Angst ist letztlich Verlustangst. Wir Menschen haben die Geborgenheit und Vertrautheit mit Gott verloren, sind fremd und ungeborgen, unterwegs und auf der Suche. Diese Verlustangst hat eine doppelte Chance. Sie treibt Gott in seiner Liebe zu uns, er kommt uns in Jesus bis in die Tiefe der Angst nah. Und sie bringt uns auf die Beine, das Verlorene, die Liebe Gottes wiederzufinden. Wir brauchen eine starke Liebe gegen die große Angst. Jesus möchte uns seine ganze, diesen Verlust ausgleichende Liebe schenken.

"In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!"
(Johannes 16,33)

Laß Gott wettern

Ein Mann hatte Kraut gesät. Da bat er Gott um Regen, denn er meinte, das wäre gut, damit der Same aufginge. Dann bat er Gott um Sonne, und er bekam sie auch. Als es zu trocken wurde, bat er wieder um Regen. Und so schenkte Gott ihm das Wetter, wie er es wünschte. Aber es wuchs nichts.
Bald darauf kam er zu einem Freund und sah, daß der wunderbares Kraut im Garten hatte. "Lieber Freund, wie stellst du es an, daß du so wunderbares Kraut hast? Ich habe Gott um Regen und Sonne gebeten, wie ich wollte. Und Gott hat es mir auch so gegeben. Aber bei mir ist nichts gewachsen." Da sagte der Freund zu ihm: "Weil du klüger sein wolltest als Gott und ihn das richtige Wetter lehren wolltest, ist bei dir nichts gewachsen. Aber ich habe Gott wettern lassen, wie er es wollte, und habe so schönes Kraut bekommen."

"Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte. Du ]ässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, daß du Brot aus der Erde hervorbringst. "
(Psalm 104,13f)

Brücken bauen statt Gräben graben

An einem Fluß wohnten zwei Bauern, der eine am rechten, der andere am linken Ufer.
Die Bauern waren neidisch aufeinander. Wenn sie morgens pflügten, schimpfte der eine, weil sein Feld im Schatten lag, das des Nachbarn aber in der Sonne. Und wenn sie abends Holz hackten, schimpfte der andere, weil sein Haus jetzt im Schatten, das des Nachbarn aber in der Sonne lag. Auch die Frauen der Bauern waren unzufrieden, und eines Morgens, als die eine Wäsche aufhing, schrie sie ein böses Wort ans linke Ufer hinüber, und als sie abends Wäsche abnahm, gab die andere das böse Wort ans rechte Ufer zurück.
Nur mittags, wenn die Sonne hoch am Himmel stand, herrschten Ruhe und Frieden, weil die Bauern mit ihren Frauen unter den Apfelbäumen lagen und schnarchten.
Die beiden Kinder der Bauern aber saßen in der Mittagszeit am Wasser und langweilten sich. Doch eines schönen Tages war der Wasserspiegel gesunken, und aus dem Wasser ragten so viele große Steine, daß die Kinder hinüberhüpfen konnten. Sie trafen in der Mitte zusammen. Sie setzten sich auf einen großen Stein und fingen an, sich Geschichten zu erzählen, und sie hüpften nun jeden Mittag über die Steine, um sich in der Mitte zu treffen.
Die Eltern aber wunderten sich, woher ihre Kinder plötzlich Dinge wußten, von denen sie selbst noch nie gehört hatten. Doch eines Tages, nach einem langen Regen, hörten die Kinder auf, Geschichten zu erzählen, zu lachen, zu singen. Das Wasser im Fluß war wieder angestiegen und die Kinderbrücke verschwunden. Da erfuhren die Eltern endlich das Mittagsgeheimnis ihrer Kinder, und sie fingen an nachzudenken.
Und als sie lange genug nachgedacht hatten, beschlossen sie, zusammen mit ihren Kindern aus den übriggebliebenen Steinen eine Brücke zu bauen.
(Ein tschechisches Märchen)

"Ertragt einer den andern in der Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens!"
(Epheser 4,2f)

Niemals allein

Einer ist dir nahe, wo du immer bist,
dessen Aug dich leitet, der dich nie vergißt.
Einer kennt dein Sehnen, alle deine Pein,
weiß um deine Tränen und dein Einsamsein.
Einer hilft dir tragen alle deine Last,
hält an allen Tagen dich in Lieb umfaßt.
Ihm kannst du vertrauen in der größten Not,
der für uns besiegte Finsternis und Tod.
Nie trägst du vergebens zu ihm all dein Leid,
Segen hat dein Heiland stets für dich bereit.
(Käthe Walter)

"Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich!"
(Psalm 23,4)

Gott ist drinnen und draußen

Eine gläubige und gute Frau liebte Gott über alles. Jeden Morgen ging sie in die Kirche, um die Andacht zu erleben. Unterwegs riefen ihr die Kinder zu, die Bettler sprachen sie an, die Nachbarin suchte den Kontakt mit ihr, aber sie war so in sich versunken, daß sie nichts wahrnahm.
Eines Tages kam sie gerade noch rechtzeitig zum Gotteshaus. Sie wollte die Tür öffnen, doch war die Tür irgendwie verklemmt und ließ sich nicht bewegen. Der Gedanke, daß sie zum ersten Mal in all den Jahren die Andacht versäumen würde, bedrückte die Frau. Ratlos blickte sie auf die Tür und sah einen Zettel, auf dem sie las: "Ich bin hier draußen!"

"In Christus Jesus gilt der Glaube, der durch die Liebe tätig ist!" (Galater 5,6)

Vertraut den neuen Wegen

Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.
Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit!
Gott will, daß ihr ein Segen für seine Erde seid.
Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht,
der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.
Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.
(Klaus Peter Hertzsch)

"Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!"
(1. Mose 12,1f)

Das Dorf ohne Kirche

Das Dorf in den Bergen ist sehr arm. Die Bauern haben nur kleine Felder. Und die liegen alle an steilen Hängen. Alles muss von Hand gemacht werden. Das gibt viel Arbeit und wenig Geld. Einmal stand im Dorf eine kleine Kirche aus Holz. Eine Kerze, die nicht gelöscht wurde, steckte sie in Brand. Seither ist dort, wo die Kirche stand, ein leerer Platz, und die Leute halten im kleinen Schulzimmer Gottesdienst. Das Dorf ist so klein, dass alle darin Platz haben.
Natürlich hätten die Leute gern wieder eine Kirche, aber zuerst müssen sie sparen. Eine Kirche kostet Geld. Eine alte Frau stirbt. Alles ersparte Geld schenkt sie dem Dorf für eine neue Kirche.
Da hören die Leute gerade vom großen Erdbeben in Italien. Sie sehen schreckliche Bilder, lauter eingefallene Häuser. Sie sehen, es sind armselige Dörfer, wie ihr eigenes. "Wir wollen eine Kirche bauen, und dort ist solche Not?" sagen sie. Und rasch entschlossen schicken sie das ganze Geld ins Erdbebengebiet. Die eigene Kirche haben die Leute im Dorf aber nicht vergessen. Sie sparen weiter, und langsam ist genug Geld zusammengekommen, um mit dem Bau beginnen zu können.
"Große Not der Flüchtlinge", steht in der Zeitung. "Niemand will die Boot-Flüchtlinge aus Asien aufnehmen." "Können wir eine Kirche bauen, wenn Flüchtlinge keine Heimat haben?" Und ohne Zögern nehmen sie das ganze Geld, setzen drei alte Häuser instand, um in ihnen Flüchtlinge aufzunehmen. Und wieder beginnen sie mit dem Sparen.
Aber jedes mal, wenn sie Geld haben, hören sie bestimmt wieder von einer Not, und die Bauern im Dorf helfen mit ihrem ganzen Geld.
"Wir haben keine Kirche", sagen sie, "aber es gefällt uns doch in unserem Dorf. Wir sind wie eine große Familie." Auf dem Platz, wo einmal die Kirche stehen soll, spielen die kleinen Kinder.

,Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns!
Apostelgeschichte 17,24.27

Der Mann mit den zwei Schirmen

"Ich bin gebürtiger Filipino und war vor einigen Jahren in den Vereinigten Staaten, um an einer Universität Rechtswissenschaft zu studieren. Am ersten Abend besuchte mich ein Student und sagte: ‚Ich möchte Sie herzlich willkommen heißen auf dieser Universität, und wenn ich dazu beitragen kann, dass Ihr Aufenthalt hier angenehmer wird, lassen Sie es mich bitte wissen.’
Er fragte mich auch, wo ich zur Kirche gehe, und ich sagte es ihm. Daraufhin meinte er: ‚Ich weiß zwar, wo diese Kirche ist, aber sie ist nicht leicht zu finden. Sie ist ein gutes Stück entfernt von hier. Ich zeichne Ihnen eine Skizze, damit Sie sie finden.’ Die Freundlichkeit und Liebe dieses Studenten bewegten mich sehr.
Als ich am Sonntagmorgen aufwachte, regnete es in Strömen. Ich dachte: Heute gehe ich mal nicht zur Kirche. Es ist mein erster Sonntag hier, es regnet in Strömen, und die Kirche ist schwer zu finden. Ich drehte mich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen.
Da klopfte es an der Tür. Als ich öffnete, stand mein Freund draußen. Sein Regenmantel tropfte, und er hatte zwei Schirme unter dem Arm. Er sagte: ‚Ich dachte, vielleicht ist es zu schwierig für dich, deine Kirche zu finden, besonders im Regen. Ich kann dich begleiten und dir zeigen, wo sie ist.’
Als wir im Regen unter den Schirmen dahingingen, sagte ich mir: Wenn dieser Mann sich so herzlich um mich kümmert, möchte ich doch wissen, was seine Religion ist. Ich fragte ihn: ‚Wo gehst du zur Kirche?’
‚Meine Kirche ist hier ganz in der Nähe.’ ‚Gehen wir doch heute zu deiner Kirche und nächsten Sonntag zu meiner Kirche’, meinte ich.
Ich ging mit in seine Gemeinde und habe dort Christus als meinen Erretter gefunden. Nach vier Jahren wusste ich, dass ich nicht Rechtswissenschaftler, sondern Pastor werden sollte. Ich konnte eine Ausbildung absolvieren, wurde ordiniert und zu einer Gemeinde auf den Philippinen gesandt."

Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit!
Jakobus 3,13