Sich für eins entscheiden

Ein Mann hat gesundheitliche Probleme und sucht einen guten Arzt auf. Der untersucht ihn gründlich und spricht mit dem Mann über seine Lebensweise. Denn er ist gesund, aber zu dick. So stellt der Arzt einen genauen Diätplan auf, nach dem der Mann die nächsten Wochen leben soll. Nach der vereinbarten Zeit kommt der Mann wieder zum Arzt, steigt auf die Waage und ist noch um zwei Kilogramm schwerer geworden. "Wie ist das nur möglich?", meint der Mann ahnungslos, "ich habe nach jeder Mahlzeit ganz genau Ihre Diät gegessen!"
So machen es viele Menschen mit dem christlichen Glauben. Sie wollen ihn zusätzlich zu ihren eigenen Lebensmöglichkeiten nehmen. Aber die Gesundung des Lebens setzt eine Entscheidung voraus. Ich muss auf Jesus und sein Heil ganz vertrauen und meine eigene Lebensweise loslassen. Niemals wird der Glaube eine hübsche Beigabe oder eine nützliche Ergänzung zu meinen eigenen Vorstellungen und Praktiken sein. Es geht nicht um ein Sowohl-als-auch, sondern um ein Entweder-oder.

Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch; den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des Herrn, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des Herrn, eures Gottes, und abweicht von dem Wege, den ich euch heute gebiete.
5.Mose 11,26-28

Hans im Glück

Nach sieben Jahren guter Arbeit bekommt Hans seinen Lohn, einen Goldklumpen, so groß wie sein Kopf. Glücklich zieht er los. Er ist reich. Doch das Gold wird ihm schwer. Und als er einen stolzen Reiter trifft, der fröhlich auf seinem Pferd sitzt, statt zu laufen und gar noch eine Last zu schleppen, tauscht er das Gold gegen das Pferd. Denn das Glück dieser Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Als er dann schnell reiten und das Pferd antreiben will, wirft es ihn ab, und er landet im Graben. Ein Bauer, der mit einer Kuh gemütlich daherkommt, kann das Pferd gerade noch aufhalten und dem Hans aus dem Graben helfen. Hans nimmt nun lieber die Kuh, die ruhig geht und ihm gegen seinen Durst frische Milch liefern wird. Glücklich über den Tausch zieht er weiter. Es wird heiß. Hans wird durstig, bindet die Kuh an und will nun die frische Milch genießen. Doch die Kuh ist alt, gibt keine Milch, aber dem Hans einen ordentlichen Tritt, dass er ganz benommen ist. Da kommt ein Metzger mit einem Schwein vorbei. Hans tauscht seine Kuh gegen das Schwein ein. Denn Borstenvieh und Schweinespeck ist des Lebens höchster Zweck! Als er nun glücklich seine Straße zieht, begegnet ihm ein Mann mit einer wunderschönen weißen Gans unter dem Arm. Hans lässt sich von der Aussicht auf Gänsebraten und Gänsedaunen die Gans auf- und das Schwein abschwatzen, von dem der Mann behauptet, es wäre wohl gestohlen. Mit der Gans unter dem Arm kommt Hans in ein Dorf, wo er einen Scherenschleifer bei der Arbeit trifft. Der ist so fröhlich, singt und ist von seinem Gewerbe so begeistert, dass Hans schließlich die Gans gegen den Schleifstein eintauscht. Nun ist er vollends glücklich, denn das Handwerk hat bekanntlich goldenen Boden, und als Jungunternehmer sieht Hans seine Zukunft gesichert. So geht er fröhlich weiter. Und als er an einem Feldbrunnen trinken will, fällt ihm der Schleifstein in den Brunnen hinab. Nun ist Hans alles los, und fröhlich ruft er aus: "So glücklich, wie ich bin, gibt es keinen Menschen unter der Sonne!"
Ist das nicht unsere Geschichte? Wir wollen immer mehr, und es wird immer weniger? Und immer was die anderen haben, das ist das Glück? Bis wir schließlich das wirkliche Glück entdecken: "Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war!" Das wirkliche Glück finden wir nicht in immer mehr Dingen, wobei es immer weniger wird, sondern darin, dass wir heimkommen und in Liebe erwartet werden.

Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Lukas 15,20

Missionarin der Nächstenliebe

Der zunehmende Straßenlärm dringt gnadenlos durch die unverglasten Fenster. Er beeinträchtigt aber kaum die feierliche Stille und das andächtige Gebet der mehr als hundert versammelten Ordensschwestern und Novizinnen in ihren weißen Saris. In der letzten Reihe steht die kleinste und unauffälligste von ihnen, Mutter Teresa. In ihrer stillen Gebetshaltung scheint sie gleichsam eingetaucht in eine andere Welt, aus der sie neue Kraft für den Tag schöpft. Das Gebet sei ein wunderbares Geschenk und brauche einen festen Platz in ihrem Alltag, berichtet mir später die kleine, demütige Frau. "Je mehr wir im stillen Gebet empfangen, desto mehr können wir geben." Mutter Teresa steht jeden Morgen um 4.00 Uhr auf und meditiert über Gottes Wort, bevor sie zum Abendmahl geht.
"Power Station" nennt Mutter Teresa ihren Andachtsraum, in dem wir nach dem Frühstück auf einer alten Holzbank unser Gespräch vom Vorabend fortsetzen. Ich schaue auf ihre schwieligen Hände, die so manche Wunde verbunden haben, ihre von der Gicht deformierten nackten Füße genießen die Ruhepause. Ausnahmsweise ist sie heute nicht unterwegs zu den von ihr über 500 gegründeten karitativen Einrichtungen in 108 Ländern der Erde, die von über 4 000 Missionarinnen der Nächstenliebe betreut werden. Allein in Indien werden mehr als 40 000 Leprakranke beherbergt.
Mutter Teresa sagt: "Berufung ist die Einladung, sich in Gott zu verlieben und diese Liebe unter Beweis zu stellen." Einige Tage vor unserem Gespräch hat die gebürtige Albanerin und jetzige indische Staatsbürgerin wieder 65 neue Schwestern in ihren Orden aufgenommen, der ständig wächst.
Ich möchte gerne wissen, warum die Missionarinnen der Nächstenliebe so fröhlich sind. Lächelnd wird mir geantwortet: "Die Quelle unserer Freude ist Jesus." Und Mutter Teresa sagt: "Was wäre, wenn unser Leben, unsere Schwestern nicht heiter wären? Sklavendienst. Freude dagegen ist ansteckend. Deshalb sollt ihr (gemeint sind die Ordensschwestern) immer von Freude erfüllt sein, wenn ihr zu den Armen geht."
"Was werden Sie Jesus sagen, wenn Sie in den Himmel kommen?" frage ich Mutter Teresa. "Ich liebe dich und danke dir, daß du mich gebraucht hast", flüstert die 84jährige kleine Frau und ergänzt: ,,. .. das Beste, was mir auf dieser Erde passieren konnte." Als ich mich von ihr verabschiede, überreicht sie mir ihre Visitenkarte. Ich lese: "Die Frucht der Stille ist das Gebet. Die Frucht des Gebets ist der Glaube. Die Frucht des Glaubens ist die Liebe. Die Frucht der Liebe ist der Dienst. Die Frucht des Dienstes ist Frieden. Mutter Teresa."
(Günther Klempnauer)

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!"
(Matthäus 22,37ff)

Du hast ein Recht zu diesen Freuden

Wie groß ist des Allmächtgen Güte –
ist der ein Mensch, den sie nicht rührt?
Der mit verhärtetem Gemüte
den Dank erstickt, der ihr gebührt?
Nein, seine Liebe zu ermessen,
sei ewig meine größte Pflicht.
Der Herr hat mein noch nie vergessen;
vergiss, mein Herz, auch seiner nicht.

Wer hat mich wunderbar bereitet?
Der Gott, der meiner nicht bedarf.
Wer hat mit Langmut mich geleitet?
Er, dessen Rat ich oft verwarf.
Wer stärkt den Frieden im Gewissen,
wer gibt dem Geiste neue Kraft,
wer lässt mich so viel Glück genießen?
Ist’s nicht sein Arm, der alles schafft?

Schau, o mein Geist, in jenes Leben,
zu welchem du erschaffen bist,
wo du, mit Herrlichkeit umgeben,
Gott ewig sehn wirst, wie er ist.
Du hast ein Recht zu diesen Freuden,
durch Gottes Güte sind sie dein;
sieh, darum musste Christus leiden,
damit du könntest selig sein.

Und diesen Gott sollt ich nicht ehren
und seine Güte nicht verstehn?
Er sollte rufen, ich nicht hören,
den Weg, den er mir zeigt, nicht gehn?
Sein Will ist mir ins Herz geschrieben,
sein Wort bestärkt ihn ewiglich:
Gott soll ich über alles lieben
und meinen Nächsten gleich als mich.

Gott, lass deine Güt und Liebe
mir immerdar vor Augen sein.
Sie stärk in mir die guten Triebe,
mein ganzes Leben dir zu weihn.
Sie tröste mich zur Zeit der Schmerzen,
sie leite mich zur Zeit des Glücks;
und sie besieg in meinem Herzen
die Furcht des letzten Augenblicks.

(Christian Fürchtegott Gellert)

Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, dass ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun. Es soll meine Freude sein, ihnen Gutes zu tun.
Jeremia 32,40

Das Herz verlieren, aber einen klaren Kopf behalten

Viele Gläubige kamen in die Wüste, um auf die Worte des Propheten zu hören. Ein Mann hörte besonders aufmerksam zu, betete mit Inbrunst und gab sich im Glauben vollkommen hin. Am Abend verließ er den Propheten, kam aber sogleich aufgeregt zurückgerannt und rief: "Großer Prophet, heute morgen kam ich auf meinem Kamel zu dir, um dich, den Mann Gottes, zu hören. Jetzt ist mein Kamel weg. Ich war dir gehorsam, achtete auf jedes Wort deiner Belehrung und vertraute ganz auf Gottes Allmacht. Nun ist mein Kamel fort. Ist das die Gerechtigkeit Gottes? Ist das die Belohnung meines Glaubens? Ist das der Dank für meine innigen Gebete?" Der Prophet hörte den aufgeregten Mann ganz ruhig an und antwortete ihm gütig lächelnd: "Binde dich im Glauben fest an Gott, aber binde auch mit Vernunft dein Kamel an den Pflock!" (Arabische Legende)

Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit.
Sprüche 14,29

Ich denke an Rilkes Herbsttag-Gedicht

Mein Sommer war nicht groß
wenn ich ehrlich bin
er war nie da
blieb fern
wie vieler Menschen Sommer
fernbleibt.
Sein Schatten
lag verfrüht
auf Sonnenuhren
und arge Winde
warn vorzeiten los.

Vollendung
ohne Sonne
ohne Süße
überhaupt
wie sollte das geschehn?
Zu keltern
eine derart kümmerliche Traube
verlohnt sich nicht.

Ein Haus
das hab ich nicht
und werd ich niemals haben.
Allein
werd ich wohl weiter bleiben
und wachen nachts
mich ängstigen und sehnen.

Das Lesen
ist mir schwer geworden
und lange Briefe schreiben
wer
würde sie denn haben wollen?

Was bleibt
von Rilkes Herbsttag mir?

Das unruhig Wandern
zwischen Jetzt und Niemalsmehr
und manchmal noch
ein Laufen durch Alleen
im November

und irgendwo
ein klitzekleines
unbestimmtes
Fetzchen Hoffnung.

Herr es wird Zeit.
(Ute Zydek)

"Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte, denn mir ist angst; erhöre mich eilends. Nahe dich zu meiner Seele und erlöse sie!"
(Psalm 69,17ff)

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

(Rainer Maria Rilke)

Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Psalm 36,8f

Gar nicht so dumm

"Mutti, kannst du mir eine Mark für einen alten Mann geben?" Die Mutter ist ganz bewegt. "Gern, mein Junge. Das ist aber lieb von dir. Wo ist der alte Mann denn?" Fritzchen strahlt: "Er steht am Marktplatz und verkauft leckeres Eis!"
"Siehst du", meint die Bauersfrau zu ihrer kleinen Tochter beim Mittagstisch, "heute nacht hat der Fuchs unsere Gänse gefressen, weil sie nicht brav waren!" – "Und wenn sie brav gewesen wären, hätten wir sie zu Weihnachten gefressen!" meint die Tochter locker, und alle Erziehungskünste sind im Eimer!

Es gibt Gold und viel Perlen; aber ein Mund, der Vernünftiges redet, ist ein edles Kleinod.
Sprüche 20,15

Dein bin ich

Dein bin ich, du hast mich geschaffen.
dein, du hast mich erlöst,
dein, du hast mich ertragen,
dein, du hast mich berufen,
dein, du hast mich erhalten,
dein, du hast mich nicht verloren gehen lassen –
was verlangst du zu tun mit mir?

Gib mir den Tod, gib mir das Leben:
gib Gesundheit oder Krankheit,
Ehre oder Schande gib mir,
gib mir Krieg oder Frieden,
Schwachheit oder volle Kraft,
zu allem sag‘ ich ja vor dir!
Was verlangst du zu tun mit mir?

Gib mir Reichtum oder Armut,
gib Trost oder Trübsal,
gib mir Frohsinn oder Traurigkeit,
gib mir Hölle oder gib mir Himmel.
Süßes Leben, Sonne ohne Schleier,
ganz verlor ich mich in dir –
was verlangst du zu tun mit mir?

Ob du mein Schweigen willst, mein Reden,
ob du mich leer willst oder reich an Frucht,
mag mich das Gesetz beschweren,
die Frohe Botschaft mich heben,
soll ich mich freuen oder beben –
wenn du nur lebst in mir!
Was verlangst du zu tun mit mir?

Dein bin ich, für dich geboren,
was verlangst du zu tun mit mir?
(Teresa von Avila)

Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Psalm 73,25f

Welkende Blätter

Hiob hatte drei Freunde, die einander sehr liebten und besonders Hiob in ihr Herz eingeschlossen hatten. Jeder einzelne von ihnen hatte in seinem Garten drei Bäume gepflanzt und auf ihnen die Namen seiner Freunde eingraviert.
Jeder von ihnen behütete die drei Bäume und bewässerte die Stelle mit Liebe und Sorgfalt. Diese frischen und blühenden Bäume erweckten die Aufmerksamkeit jedes Beschauers. Sie waren ein göttlicher Anblick für jeden, der sie sah. Alle Besucher ergötzten sich an ihnen.
Eines Tages kamen die drei Freunde in ihre Gärten und sahen zu ihrem Schrecken, dass die Bäume, auf denen der Name Hiobs eingraviert war, vertrocknet und ihre Blätter welk waren. Da wunderten sie sich sehr. Jeder dachte in seinem Herzen: "Dem Hiob ist sicher ein großes Unglück geschehen. Ich will doch zu ihm gehen und ihm in der Not helfen."
Hierauf beeilten sich die drei Freunde Hiobs, verließen ihre Wohnstätten und ihr Land und gingen zu Hiob. Als sie bis vor das Tor der Stadt kamen, erkannten sie sich gegenseitig, und einer sprach zum anderen: "Warum hast du dein Land verlassen und bist hergekommen?"
Und der andere antwortete: "Plötzlich vertrocknete der Baum, auf dem der Name Hiobs eingraviert war, und ich kam, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen."
Da sagten die übrigen zwei Freunde Hiobs: "Das, was deinem Baum passiert ist, geschah auch unserem Baume, und auch wir kamen, um ihm in der Not beizustehen!"
Während sie so sprachen, kamen alle drei in die Stadt und kamen zu Hiob. Sie sahen ihn von einem bösen Aussatz vom Scheitel bis zur Sohle befallen, und sein Schmerz war sehr groß. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten. Sie zerrissen ihre Kleider und setzten sich zur Erde. (Ein jüdisches Märchen)

Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort. Denn sie waren eins geworden hinzugehen, um ihn zu beklagen und zu trösten.
Hiob 2,11