Wovon wir leben!

Jesus lebte davon, dass er Gottes Willen tat. Das "Dein Wille geschehe!" ging nur einmal lebendig über die Erde. Und wir nennen es Jesus. Darin liegt sein Reichtum und seine Begrenzung, seine Herrlichkeit und Niedrigkeit, seine Schönheit und Herbheit, seine Einfalt und Vollkommenheit. Für Jesus war es das Wichtigste, Gottes Willen zu erkennen und ihn bedingungslos zu tun. Das war die Erfüllung seines Lebens und seiner Wünsche.
Unsere Frömmigkeit besteht oft nur in der Innigkeit, mit der wir Gott bitten, unseren Willen zu tun und unsere Wünsche zu erfüllen. Das ist der große Unterschied. Wir schreiben zwar unsere Wünsche nicht mehr wie Kinder vor Weihnachten auf einen Zettel, aber wir haben auch als Kinder Gottes unsere frommen Wünsche, die wir Gott bringen.
Leben wir davon, dass er unseren Willen tut, unsere Träume vom Leben wahr macht und uns die Hände und Herzen damit füllt, was wir begehren? Und wie kommen wir dahin, dass Gottes Willen zu tun die Nahrung unseres Lebens wird? Der beste Weg dahin wäre, sich auf den größten Wunsch und den erklärten Willen Gottes zu besinnen, dass wir ihm ganz gehören. Gott möchte uns ganz haben, wir sollen ganz sein eigen sein. Diesen Wunsch sollten wir auch ganz erfüllen und darin den Sinn des Lebens finden, Gott zu gehören. Gott in allen Einzelheiten des Lebens vollkommen zu gehorchen, wird eine Anstrengung sein, die wir niemals leisten können. Gott ganz zu gehören, wird eine wunderbare Erlösung sein, aus dem Krampf, immer sich selbst und anderen folgen und gehören zu müssen. Aus dem Gott-ganz-Gehören wird dann als Frucht auch langsam und sicher das Gott-Gehorchen wachsen.

Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.
Johannes 4,34

Gut zugedeckt

Der Vater war im Krieg gefallen. Und nun stand die junge Mutter mit ihren beiden kleinen Jungen allein da. Die Kinder fragten immer wieder nach dem Vater. Und die Mutter versuchte, ihren Kindern das Schreckliche so gut wie möglich zu erklären: "Euer Vater kommt nicht mehr zu uns zurück. Er ist gestorben und ist jetzt im Himmel beim lieben Gott."
Abends steht der kleinere der Jungen am Fenster und schaut lange Zeit unbeweglich in den Nachthimmel hinauf. Schließlich wendet er sich fragend an die Mutter: "Ich kann aber den Vati gar nicht sehen!" Da antwortet sein Bruder: "Gott hat den Vati wohl so gut mit dem Himmel zugedeckt, dass wir ihn nicht sehen können!"
So können es nur Kinder sagen: "Mit dem Himmel zugedeckt!" In all der Erdennot sehnen wir uns danach: Mit dem Himmel zugedeckt! Bei allem Erdenleid wäre das der beste Trost: Mit himmlischer Liebe zugedeckt! Auf dem staubigen Erdenweg schauen wir auf Gott: Mit dem Himmel zugedeckt! In mancher Erdenlust erbitten wir als Bewahrung: Mit dem Himmel zugedeckt! Mitten in der Arbeit und Mühe auf Erden freuen wir uns auf den Feiertag: Mit dem Himmel zugedeckt! Im Sterben und wenn wir wieder zu Erde werden, soll das unsere Hoffnung sein: Mit dem Himmel zugedeckt!

Gott deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen!
Psalm 27,5

Lässig oder gelassen?

Auf einem Kalenderblatt fällt mir ein Spruch ins Auge: "Nichts, das mich verdross. Nichts, das mich freute. Vergeht ein schmerzloses Heute!"
Wie armselig muss ein Leben sein, in dem es nichts zu kämpfen und ringen, zu leiden und freuen, zu lachen und trauern gibt. Wenn man nichts mehr fürchtet und nicht mehr begehrt, wenn einen nichts mehr aufregt und anregt, ist das Gelassenheit? Ist eine solche Art stoischen Gleichmuts nicht eher jene Lässigkeit, der alles egal und gleichgültig ist?
Im Glauben geht es wohl mehr um Lieben, Leiden, Ringen, Kämpfen, auch Sorgen und Schmerzen gehören dazu. Sie sind die Echtheitszeichen des Lebens. Im Glauben gelassen, in der Liebe engagiert, in der Hoffnung betroffen, in der Gewissheit fröhlich, das wären die Weisen eines erfüllten Lebens. Wir sind heiß geliebt, warum sollten wir cool bleiben?
Wir sind unter Schmerzen geboren, warum sollten wir ein schmerzloses Heute haben? Wir sind mit Blut und Tränen erlöst, warum sollten wir die Last der Liebe nicht mutig auf uns nehmen? Wir sind zur Freude berufen, warum sollten wir sie nicht jeden Tag ausleben? Gott hat uns nicht fallen gelassen, warum sollten wir das Leben lässig ableben?
Wir wollen uns in Gottes Hände fallen lassen und aus seiner Liebe den Schmerz und die Freude, die Mühe und den Lohn empfangen.

Ihr werdet euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, wenn offenbart wird Jesus Christus. Nun glaubt ihr an Jesus, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
1.Petrus 1,6ff

Förderpreis InTakt 2018 vergeben – Preisträger BlueScreen präsentiert eine Weltneuheit

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Pressemitteilung

Förderpreis InTakt 2018 vergeben – Preisträger BlueScreen präsentiert eine Weltneuheit

Ein in mehrfacher Hinsicht ausgezeichnetes Konzert hat am Samstag, 15.09.2018, in der Bürgerhalle des Rathauses Dortmund stattgefunden: Das Ensemble BlueScreen erhielt den Förderpreis InTakt der miriam-stiftung, der mit € 5.000.- dotiert ist. Ausgeschrieben war der Förderpreis, der inklusiv arbeitende Musikprojekte auszeichnet, in diesem Jahr zum Thema „Experiment und Klang“. Die Preisträger aus Oldenburg widmen sich seit beinahe 20 Jahren dem anspruchsvollen Thema der Improvisation im Sinne der musikalischen Avantgarde. Sie sind in Netzwerken der Neuen Musik verortet.

Als tatsächliche Weltneuheit wurde ein eigens für das Ensemble entwickeltes elektronisches Musikinstrument eingesetzt, das auf Bewegungen reagiert und diese in kreativ-verrückte Klänge umsetzt. Das Publikum war von den Prozessen der aufmerksamen Kommunikation der Musikerinnen und Musiker mit und ohne Beeinträchtigung und auch von den nicht alltäglichen Klangwelten begeistert.

 

Weitere Infos: www.miriam-stiftung.de/termine-berichte

Verantwortlich: Prof. Dr. Irmgard Merkt – E-Mail: irmgard.merkt@tu-dortmund.de
Wilhelm Sonnemann, miriam-stiftung,
Driverweg 9, 44225 Dortmund
E-Mail: info@miriam-stiftung.de, Tel. 0231 719158

Nachfolgend einige Fotos (Mit einem Klick auf das Foto können Sie jeweils eine hochauflösende version herunter laden)

Dem Leben auf der Spur

Mein Leben ist eine Gleichung mit zwei Unbekannten. Die eine unbekannte Größe ist das Herz Gottes. Wer kann es erforschen und begreifen, verstehen und berechnen? "O welch eine Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!" (Römer 11,33). Nur eines kann ich vom Herzen Gottes wissen, dass es gut und voller Güte ist.
Die zweite Unbekannte ist mein Herz. Es ist ein "trotzig und verzagt Ding". Und nur eins kann ich von ihm sagen, dass es nicht gut ist.
Einmal rutscht es mir vor Angst in die Hose oder bleibt vor Schreck stehen, dann klopft es vor Freude bis zum Hals.
Einmal nehme ich mein Herz in beide Hände, fasse mir ein Herz und wage etwas, dann wieder habe ich nicht das Herz und bringe es nicht übers Herz, etwas Wichtiges zu tun. Manchmal habe ich das Herz auf dem rechten Fleck, bisweilen habe ich es auf der Zunge, dann gebe ich meinem Herzen einen Stoß und nehme mir etwas zu Herzen. Manchmal ist mir das Herz schwer, oft blutet mir das Herz, es dreht sich mir im Leibe herum, dann schütte ich mein Herz aus und rede mir alles vom Herzen, mache meinem Herzen Luft. Da wird es mir leicht ums Herz, warm ums Herz, ein Stein fällt mir vom Herzen.
Ich verliere mein Herz an Gott und entdecke, dass ich ihm schon immer am Herzen liege. Er schließt mich in sein Herz, und ich wachse ihm immer mehr ans Herz. Da lacht mir das Herz im Leibe, das Herz geht mir auf. Herz, was willst du mehr? An Gott hänge ich mein Herz und werde ein Herz und eine Seele mit ihm. Da brauche ich aus meinem Herzen keine Mördergrube mehr zu machen, von ganzem Herzen kann ich ihn als besten Freund und Helfer bekennen. Er gibt sein Herzblut für mich, und ich bekomme von ihm ein ganz neues Herz!

Und ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben.
Hesekiel 11,19

Grußworte von Herrn Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, anlässlich der Förderpreisverleihung InTakt 2018

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TU Dortmund: Univ.-Prof. Dr. Irmgard Merkt, Emil-Figge-Str. 50, 44227 Dortmund, Tel. 0231 7554583, irmgard.merkt@tu-dortmund.de
miriam-stiftung: Christa + Wilhelm Sonnemann, Driverweg 9, 44225 Dortmund, Tel. 0231 719158 / 0173 2520920, info@miriam-stiftung.de

Grußworte von Herrn Jürgen Dusel, dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, anlässlich der Förderpreisverleihung InTakt 2018

Grußwort zur Verleihung des Förderpreises InTakt 2018 am 15. September 2018

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen enthält in Artikel 30 eine Besonderheit, die ebenso eine Selbstverständlichkeit ist: Sie fordert in Artikel 30 nicht nur die Gestaltung gleichberechtigter Zugänge für Menschen mit Behinderungen zu allen Bereichen des kulturellen Lebens, sondern sie spricht ausdrücklich Menschen mit Behinderungen ein kreatives und künstlerisches Potential zu. Sie verbindet diese Aussage in Artikel 30 Abs. 2 mit der Aufforderung an die Unterzeichnerstaaten, die Bedingungen für die Entfaltung dieses Potentials zu schaffen:

„Die Vertragsstaaten treffen geeignete Maßnahmen, um Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, ihr kreatives, künstlerisches und intellektuelles Potenzial zu entfalten und zu nutzen, nicht nur für sich selbst, sondern auch zur Bereicherung der Gesellschaft.“

Die UN-BRK bestätigt zum einen die Erfahrungen, die seit Jahrzehnten in der künstlerischen Arbeit mit Menschen gemacht werden, sie bestärkt zum anderen auch diejenigen, die die Entfaltung des kreativen und künstlerischen Potentials von Menschen mit Behinderungen seit langen Jahren unterstützen. Ein wesentlicher Aspekt dieser Unterstützung bezieht sich nicht auf Menschen mit Behinderungen selbst, sondern auf die Schaffung inklusiver Situationen und Strukturen. Inklusive Strukturen im Kulturbetrieb sind immer noch zu selten anzutreffen, auch wenn Anfänge gemacht sind.

Die Beiträge der Zivilgesellschaft zur Schaffung einer inklusiven Kulturlandschaft waren und sind für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Kulturlandschaft in Richtung Inklusion unersetzlich. Einen solchen Beitrag der Kontinuität leisten Sie, sehr geehrtes Ehepaar Sonnemann seit 2004 mit der Stiftung des Förderpreises InTakt. Ihre Dokumentation „Musikkultur inklusiv – 10 Jahre Förderpreis InTakt der miriam-Stiftung“ von 2014 spiegelt die vielen Aspekte des musikalischen Kulturlebens, wie es sich aus dem Engagement vieler Musikerinnen und Musiker im Feld der Inklusion entwickelt hat. Die künstlerisch-inklusive Arbeit ist eine Bereicherung für die Kulturlandschaft, sowohl für die Kulturnutzer als auch für die Kulturproduzenten. „Im Gehen“ entstehen neue künstlerische Sichtweisen und Qualitäten, wie die Arbeit der bisherigen Preisträger zeigt.

Die Verleihung des Förderpreises InTakt 2018 an das Ensemble Bluescreen des Blauschimmel Atelier in Oldenburg würdigt das 20-jährige Engagement der Ensembleleitung und der Mitspieler. Mit dem Ensemble wird auch das künstlerische Prinzip der Improvisation gewürdigt, ein Prinzip das auf eine bestimmte Fähigkeit des Menschen verweist. Es verweist auf die Fähigkeit, Dinge, Themen, musikalische Motive aufzugreifen und zu gestalten. Improvisation heißt nicht, „irgendetwas irgendwie“ zu machen, sondern aus Etwas ein Mehr zu machen, Elementen eine neue Struktur zu geben. Diese Fähigkeit des Gestaltens brauchen wir auch in der Umsetzung der Inklusion in allen Bereichen der Gesellschaft.

Ich gratuliere dem Ensemble Bluescreen zum Förderpreis InTakt und danke der miriam-Stiftung für ihr langjähriges Engagement.

Zur weiteren Information:
http://www.musikland-niedersachsen.de/profile/start/name/blauschimmel-atelier-ev/
oder
http://www.klangpol.de/index.php?article_id=22

Verantwortlich:

TU Dortmund: Univ.-Prof. Dr. Irmgard Merkt, Emil-Figge-Str. 50, 44227 Dortmund, Tel. 0231 7554583, irmgard.merkt@tu-dortmund.de
miriam-stiftung: Christa + Wilhelm Sonnemann, Driverweg 9, 44225 Dortmund, Tel. 0231 719158 / 0173 2520920, info@miriam-stiftung.de

Nach Blumenart leben

"Warum wachsen die Blumen eigentlich nach oben?", fragt ein kleines Mädchen im berühmten Fragealter. Die anwesenden Erwachsenen sind ratlos und suchen nach einer Antwort. Da kommt das Kind ihnen zuvor und gibt sich selbst die Antwort: "Weil sie gern von der staubigen Erde fort wollen!"

Schaut die Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen!
Matthäus 6,28ff

Menschen, Menschen …

Wir Menschen sind so beglückend verschieden. Jeder ist anders, einmalig, original. Gesicht und Charakter, Geschichte und Prägung, Geschlecht und Alter, Gaben und Grenzen sind immer wieder anders. Jeder ist eine einmalige, unverwechselbare, unvergleichliche und wertvolle Persönlichkeit.
Aber die Originalität kann auch bedrücken, wenn Menschen sich miteinander vergleichen, übereinander urteilen und einander verachten oder beneiden. An der Andersartigkeit anderer kann man sich ja nicht nur freuen, sondern auch reiben. Fremdheit kann nicht nur bereichern, sondern auch ängstigen. Da ist es gut, neben dem Glück der Originalität noch das Glück der Solidarität zu sehen. So verschieden die Menschen gebaut und geartet sind, so gleich sind sie von Gott geliebt und gewollt. Die Unterschiede dürfen uns bereichern, aber nicht trennen. Denn vor Gott sind wir alle gleich, einmal im Sinne der Schuld vor Gott und dann im Sinne der Liebe von Gott.
Gott hat uns verschieden begabt und geführt, aber alle gleich begnadigt und geliebt. Wenn wir gleich geliebt sind, können wir auch verschieden geprägt sein. Vergleichen, Beneiden, Verachten, Verurteilen und Schlechtmachen müssen nicht mehr sein.
Für uns Christen in verschiedenen Berufungen und Aufgaben, Kirchen und Konfessionen gilt ein wichtiger Grundsatz: Nie dürfen die Unterschiede, Trennungen oder Grenzen zwischen uns wichtiger werden als die Sonne über uns! Wir leben alle von der gleichen Liebe und Güte Gottes. In dieser Angewiesenheit auf Gottes Zuwendung sind wir alle gleich, so verschieden wir auch sein mögen. So haben wir im Miteinander ein doppeltes Glück, das der Originalität und das der Solidarität.

Ertragt einer den andern in Liebe und seid bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen!
Epheser 4,2ff

In die Tiefe sehen

Ich stehe auf einer Brücke und sehe hinab auf den Fluss. Ruhig strömt das Wasser dahin. Lautlos gleitet es unter der Brücke hindurch. Die Wassermassen sind ein Bild sanfter Gewalt. Unaufhaltsam bewegt sich die stille Masse des Stromes fort.
Da kommt ein Wind auf, wird heftiger und wirft auf dem Fluss kleine Wellen auf, die entgegen der Stromrichtung laufen. Aber das bedeutet nichts, denn der Wind vermag trotz kleiner Wellen an der Oberfläche das Wasser in seiner fließenden Gewalt nicht aufzuhalten. Die mächtige Wasserfülle gleitet auch gegen den Wind und findet ihren Weg.
So sind auch Menschen oft an der Oberfläche des Alltags bewegt von Stimmungen und Stürmen. Aber in der Tiefe und im Ganzen geht der Strom ihres Lebens in eine ganz andere Richtung. Wie oft gibt es an der Oberfläche Ärger oder Aufregung, Missmut oder Ungeduld, bange Sorge oder leise Zweifel. Die Stürme des Lebens, die Winde von und Anfechtung treiben uns an der Oberfläche in die entgegengesetzte Richtung. Aber das bedeutet nichts. Wenn unsere Tiefe, unser ganzes Innenleben auf Christus ausgerichtet ist, wird auch die krause Oberfläche bald in die richtige Richtung mitgenommen.
Darum sollten wir uns und andere nie an ihrer Oberfläche, sondern nach ihrer Tiefe und der Ganzheit ihres Lebens beurteilen. Wer sich nach den kleinen Wellen an der Oberfläche des Alltags beurteilt, wer sich wegen ein bißchen Ärger oder Zorn, Heftigkeit oder Unachtsamkeit gleich das Christsein abspricht, tut sich unrecht. Haben wir uns oder anderen so unrecht getan, die kleinen Winde völlig überschätzt und die Macht Christi und den tiefen Strom seiner Liebe geringgeschätzt?

Richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.
1.Korinther 4,5