Segen sei mit dir …

… der Segen strahlenden Lichtes, Licht um dich her und innen in deinem Herzen. Sonnenschein leuchte dir und erwärme dein Herz, bis es zu glühen beginnt wie ein großes Torffeuer – und der Fremde tritt näher, um sich daran zu wärmen.
Aus deinen Augen strahle gesegnetes Licht, wie zwei Kerzen in den Fenstern eines Hauses, die den Wanderer locken, Schutz zu suchen dort drinnen vor der stürmischen Nacht.
Wen du auch triffst, wenn du über die Straße gehst – ein freundlicher Blick von dir möge ihn treffen.
Und der gesegnete Regen, der köstliche, sanfte Regen ströme auf dich herab. Die kleinen Blumen mögen zu blühen beginnen und ihren köstlichen Duft ausbreiten, wo immer du gehst.
Der Segen der Erde, der guten, der reichen Erde sei für dich da.
Weich sei die Erde dir, wenn du auf ihr ruhst, müde am Ende des Tages, und leicht ruhe die Erde auf dir am Ende des Lebens, dass du sie schnell abschütteln kannst – und auf und davon auf deinem Wege zu Gott.
(Alter irischer Segenswunsch)

Das Land gibt sein Gewächs; es segne uns Gott, unser Gott! Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn!
Psalm 67,7f

Wie soll man das Unsagbare sagen?

Die Juden in einer kleinen Stadt in Russland warteten sehnsüchtig auf die Ankunft ihres Rabbi. Sie hatten so viele Fragen, die sie dem gelehrten Mann stellen wollten. Als er schließlich bei ihnen eintraf und sie im Lehrhaus der Stadt zusammen waren, konnte der Rabbi die Spannung spüren, in der die Leute auf seine Antworten warteten. Zuerst sagte er nichts, er schaute den fragenden Menschen in die Augen, summte eine schwermütige Melodie. Langsam fielen alle Menschen ein und summten mit. Dann begann der Rabbi zu singen, und alle sangen mit ihm. Dann wiegte er seinen Körper, und schließlich tanzte er mit feierlichen Schritten. Die Gemeinde folgte seinem Beispiel. Bald waren sie so vom Singen und gottesdienstlichen Tanz gefangen, dass sie auf nichts mehr achteten. Die Spannung wich einer wunderbaren Erlösung. Die Menschen wurden innen angerührt und von ihrer Zerrissenheit geheilt. Die vielen Fragen kamen zur Ruhe. Gut eine Stunde war vergangen, als das Singen und Tanzen langsam aufhörte. Die Menschen tauchten in einen schweigenden Frieden ein, der den ganzen Raum und ihre Herzen erfüllte. Dann sagte der Rabbi die einzigen Worte an dem Abend: "Ich hoffe, dass eure vielen Fragen beantwortet sind!" (Eine chassidische Geschichte)

Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!
2.Korinther 9,15

Eine Kette von Gold

"Das Gebet ist eine Kette von Gold, welche die Welt umschlingt und am Fuße Gottes endet!"
(Alfred Tennyson)

"Das Gebet ist die Wurzel tausendfacher Segnungen. Die Macht des Gebetes hat Feuer aufgehalten, Löwenrachen verstopft, Kriege beendigt, Elemente beschwichtigt, Dämonen ausgetrieben, Todesketten gesprengt, die Tür des Himmels geöffnet, Krankheiten geheilt, Städte vor der Zerstörung bewahrt … Das Gebet ist eine unerschöpfliche Schatzkammer, ein bodenloses Bergwerk, ein reiner und wolkenloser Himmel. Es ist die Wurzel, die Quelle, der Hintergrund tausender und abertausender Segnungen!"
(Chrysostomus)

"Durch Gebet weicht der Staub von der Seele und die Last vom Gewissen und die Angst aus dem Herzen, der Mensch wird frei, die Fesseln fallen zu seinen Füßen nieder. Gebet ist der persönliche Zusammenschluß mit dem Erlöser!"
(Hermann Bezzel)

"Hätte ich früher erkannt, wie ich das jetzt weiß, daß der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen!"
(Teresa von Avila)

"Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen!"
(Epheser 6,18)

Schlechte Freunde

An einem heißen Augusttag hatte der Fuchs großen Durst. Da kam er zu einem Ziehbrunnen, sprang in einen Wassereimer und verschwand unten im Brunnen. Er trank und trank, dann aber sagte er sich plötzlich: "Oh, ich Narr, wenn jetzt der Bauer kommt, verprügelt er mich nach Noten."
Er dachte nach und dachte nach, er war nämlich ein großer Schlaumeier und Schelm. "Den ersten Esel, der hier vorbeikommt, den überred ich, in den anderen Eimer zu springen. So kommt er hinunter, und ich geh hinauf."
Bald darauf kam der Wolf vorbei. Da rief der Fuchs von unten: "He Freund, ich bin in den Brunnen gestiegen, um zu trinken, jetzt bin ich hier ganz allein. Komm doch auch runter, dann leisten wir uns Gesellschaft. Hier unten ist es schön kühl. Es ist einem richtig wohl!"
"Aber wie komm ich denn runter?" fragte der Wolf.
"Schau, dort ist ein Eimer, spring hinein und komm zu mir runter." Der arme Wolf – er war schon immer naiv gewesen – sprang in den Eimer, und während er in den Brunnen hinunterfuhr, fuhr der Fuchs hinauf. Als der Wolf allein unten saß, fragte er: "Was soll ich jetzt hier?"
Der Fuchs antwortete: "Schau selber, wie du zurechtkommst. Ich bin frei. Mir ist jetzt kühl genug, bleib du jetzt dort!"
Der arme Wolf hat begriffen, daß man sich auf schlechte Freunde nie verlassen soll.
(Tessiner Märchen)

"Ein Freund täuscht den andern, sie reden kein wahres Wort; sie haben sich daran gewöhnt, daß einer den andern betrügt. "
(Jeremia 9,4)

"Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete!"
(Johannes 15,13f)

Bei Gott ist alles gut!

Rabbi Akiba pflegte stets zu sagen: "Alles, was der Allbarmherzige tut, tut er zum Guten."
So befand sich Rabbi Akiba einst auf einer Reise, und als er in eine Stadt kam und um Beherbergung bat, gewährte man sie ihm nicht. Da sprach er: "Alles, was der Barmherzige tut, tut er zum Guten."
Hierauf ging er und übernachtete auf dem Felde. Er hatte bei sich eine Kerze, einen Hahn und einen Esel. Da kam ein Wind und löschte die Kerze aus. Dann kam eine Katze und fraß den Hahn, und endlich kam ein Löwe und fraß den Esel. Da sprach er wiederum: "Alles, was der Allbarmherzige tut, tut er zum Guten."
In derselben Nacht kam eine Truppe Räuber, plünderte und nahm die Leute der Stadt gefangen. Den Rabbi Akiba konnten sie aber nicht sehen, weil er sich im Finstern befand, der Hahn nicht krähte und der Esel nicht schrie. Da sprach Rabbi Akiba: "Habe ich nicht gesagt, daß alles, was der Heilige, gepriesen sei er, tut, zum Guten sei?!"

(Ein jüdisches Märchen)

"Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar!"

(Psalm 23,6)

Lassen und Gelassen

Ein Chinese (’s sind nun schon an zweihundert Jahr)
In Frankreich auf einem Hofball war.
Und die einen frugen ihn: ob er das kenne?
Und die andern frugen ihn: wie man es nenne?
"Wir nennen es tanzen", sprach er mit Lachen,
"Aber wir lassen es andere machen."
Und dieses Wort, seit langer Frist,
Mir immer in Erinnerung ist.
Ich seh das Rennen, ich seh das Jagen,
Und wenn mich die Menschen umdrängen und fragen:
"Was tust du nicht mit? Warum stehst du beiseit?"
So sag ich: "Alles hat seine Zeit.
Auch die Jagd nach dem Glück. All derlei Sachen,
Ich lasse sie längst durch andere machen."
(Theodor Fontane)

"Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind "
(Prediger 1,14)

Anfangen zu leben

Der Maler Domenico Feti (1589-1623) hatte in seinem Atelier in Düsseldorf ein fast fertiges Altarbild mit der Kreuzigung Jesu stehen, als er eine junge Zigeunerin mit ihren schwarzen Haaren, der braunen Haut und einem roten Kleid als Tänzerin malte. Dreimal die Woche kam Pepita und stand dem Maler Modell. Da sah sie das Kreuzigungsbild, und betroffen fragte sie den Meister, wer da so gequält leiden müßte. Domenico Feti erzählte dem Mädchen mehr widerwillig die ganze Geschichte von der Liebe Jesu zu den Menschen, mit der der Gekreuzigte die Schuld und Verlorenheit der Welt trug.
Als der Maler das Bild mit der spanischen Tänzerin vollendet hatte, bezahlte er das Zigeunermädchen. Pepita schaute noch einmal auf das Kreuzigungsbild, dann auf den Künstler und sagte: "Meister, Ihr liebt ihn doch sehr, weil er das alles für Euch getan hat?" Domenico Feti schämte sich. Daran hatte er noch nie gedacht. Aber nun wurde er die Frage nicht mehr los. "Ihr liebt ihn doch sehr?" Er kam nicht mehr zur Ruhe, konnte kaum noch arbeiten und suchte nach einer Antwort. Schließlich ging er in eine christliche Versammlung, lieh sich ein Neues Testament und kam zum lebendigen Glauben an Jesus.
Nun malte er noch einmal ein Kreuzigungsbild aus Liebe zu Jesus. Das Bild sollte die unendliche Liebe Jesu verkündigen und den Betrachter zu einer Antwort herausfordern. Darum schrieb er unter das Bild die Worte: "Das tat ich für dich – was tust du für mich?" Er wollte das Bild nicht verkaufen und schenkte es der Stadt Düsseldorf. Dort in der Galerie hat es unzähligen Menschen die Liebe Jesu vor Augen gemalt.
Etwa hundert Jahre später fuhr ein junger Graf nach Paris, und während seine Kutschpferde gefüttert wurden, besuchte der fröhliche und bildungshungrige Graf die Galerie. Lange stand er schließlich vor dem Kreuzigungsbild von Domenico Feti und wurde die Frage nicht mehr los: "Das tat ich für dich – was tust du für mich?" Die Liebe Christi ergriff ihn so nachhaltig, daß er von dort an sein Leben, seinen Adel, sein Vermögen und sein Wissen Christus weihte, der das Leben für ihn am Kreuz gab. Es war Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf.
Das Bild von Domenico Feti hängt heute in der alten Pinakothek in München, und noch immer fragt uns der leidende Christus: "Das tat ich für dich – was tust du für mich?"

"Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße. Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn. "

(Lukas 15, 18ff)

Gefunden worden

"Die Suche nach uns selbst und nach dem Ort, wo wir zu Hause sind, gestaltet sich deshalb so schwierig, weil wir letztlich nicht auf das Finden aus sind – sondern auf das Gefunden-Werden.
Zutiefst ahnen wir, daß wir uns selbst nur finden können, wenn wir von einem Gegenüber gefunden werden.
Entsprechend erkennen wir uns, wenn wir zum Glauben finden, wie selbstverständlich als jemanden, der von Gott gesucht und gefunden wurde!"
(Hans-Joachim Eckstein)

"Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein!"
(Lukas 15,24)

Täuschung und Enttäuschung

Menschen suchen Lust und finden Frust. Sie sind auf Erfüllung aus und kommen in Enttäuschung um. Enttäuschung ist die Enttarnung einer Täuschung. Wenn wir falsche Bilder vom Leben, von Gott und der Welt, von uns und anderen, von der Ehe und der Arbeit haben, werden wir immer in die Enttäuschung geraten. Aber darin liegt die Möglichkeit, nach der Wirklichkeit zu fragen. Wer ist Gott wirklich, wer sind die anderen, und wer bin ich selbst?
Worin liegt der Sinn der Ehe und die Bedeutung der Arbeit?
Wenn ich z. B. weiß, daß kein anderer Mensch die Erfüllung meines Lebens geben, keine Arbeit der Welt mich letztlich rechtfertigen kann, daß kein Umstand, keine äußere Situation den inneren Frieden bewirken kann, vermag ich Täuschungen zu durchschauen, Enttäuschungen zu vermeiden und mich zur Wirklichkeit hindurchzutasten.
Oft zeigen uns erst Enttäuschungen das wahre Gesicht Gottes, der Menschen und Dinge, der Beziehungen und Anstrengungen. Warum war Jesus nie enttäuscht, auch nicht über seine Jünger, die ihn mißverstanden, verraten und verleugnet haben? Er hat sich über sie nicht getäuscht! Denn Jesus wußte um den wirklichen Menschen und seine Begrenztheit im geschöpflichen und durch die Sünde beschädigten Leben.
"Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und bedurfte nicht, daß ihm jemand Zeugnis gab vom Menschen; denn er wußte, was im Menschen war!"
(Johannes 2,24f)

Vertrauen

Erscheinen meines Gottes Wege
mir seltsam, rätselhaft und schwer,
und gehn die Wünsche, die ich hege,
still unter in dem Sorgenheer;
will trüb und schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Qual und Schmerz gebracht,
dann will ich mich auf eins besinnen,
daß Gott nie einen Fehler macht!
Wenn über ungelösten Fragen
mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen,
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Rechte legen sacht
und alsdann sprechen unter Tränen,
daß Gott nie einen Fehler macht!
Drum still, mein Herz, und laß vergehen,
was irdisch und vergänglich heißt!
Im Lichte droben wirst du sehen,
daß gut die Wege, die er weist.
Und müßtest du dein Liebstes missen,
ja ging’s durch kalte, finstre Nacht,
halt fest an diesem starken Wissen,
daß Gott nie einen Fehler macht!
(Von einem in Stalingrad gefallenen Soldaten)

"Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen. Unser Herr ist groß und von großer Kraft. und unbegreiflich ist, wie er regiert!"
(Psalm 147,3ff)