Bedrückt

"Die dich am empfindlichsten drücken, die liebe am zärtlichsten, denn sie nützen dir mehr, als wenn sie dir ein Königreich gäben!"
Wenn dich Lasten bedrücken und Verhältnisse einengen, wenn Leid dich in sein Joch zwingt und dein Leben geopfert wird, denke daran, dass zu Füßen jeder vollen Ähre ein Grab liegt, das Sinn macht!
"Ein Mensch, der in Gottes Schule ausreifen will für die ewige Herrlichkeit, muss lernen, drunten zu bleiben unter allem, was der Herr ihm auferlegt. Er muss es tragen und wird bei diesem Tragen den immer besser kennen lernen, dessen Joch sanft und dessen Last leicht ist!" (Elias Schrenk)

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
Matthäus 11,28ff

Frau und Mann – muss das so sein?

Er bekommt einen Traumjob, und sie bekommt die Kinder.
Er erntet viel Anerkennung in der Firma, und sie erntet einige Radieschen hinterm Haus. Er macht gut Geld für die Familie, und sie macht die Betten für alle. Er braucht Ruhe, wenn er zu Hause ist, und sie gibt Ruhe, wenn sie ausgegangen sind. Hinter jedem Mann, der es zu etwas bringt, steht eine Frau, die ihm den Rücken freihält. Hinter jeder Frau, die es zu etwas bringen will, stehen vier Männer, die ihr dabei in den Rücken fallen.

Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben.
Epheser 5,25

Jedem das Seine

Gott schicke den Tyrannen lausige Läuse,
den Einsamen liebe Hunde,
den Kindern bunte Schmetterlinge,
den Frauen kostbare Nerze,
den Männern Wildschweine,
uns allen aber einen starken Adler,
der uns auf seinen Fittichen zu ihm trägt!
(Aus der Ukraine)

Der Herr sprach: Ihr habt gesehen, wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.
2.Mose 19,4

Ganz nah

"In der vergangenen Woche schien mir der Herr oft so fern zu sein, und ich glaubte, ich müsse ihn durch meine Gebete vom Himmel herunterziehen. Es ging mir wie Maria: Sie haben meinen Herrn weggetragen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!‘
Da kam mir eines Morgens plötzlich der Gedanke: Was suchst du den Herrn in weiter Ferne? Verwirkliche im Glauben, daß er bei dir ist!‘ Das half mir aus aller Not. Hat er denn nicht gesagt: ,Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende?‘ Ich glaube, viele Kinder Gottes begehen denselben Fehler. Sie meinen, sich den Herrn durch Kämpfen und Ringen näherbringen zu müssen, anstatt zu glauben, daß er ihnen innig nahe ist. Ja, in ihm leben, weben und sind wir. Er ist nicht ferne von einem jeden unter uns!"
(Friedrich Traub, Chinamissionar, 1873-1906)

"Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben!"
(Psalm 34,19)

Stufen des Lebens

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft. zu leben.

Wir sollten heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse)

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein licht auf meinem Wege.
Psalm 119,105

Über mich hinaussehen

Ein Schwimmer gelangt beim Hinausschwimmen ins Meer an eine strömungsreiche Stelle. Dort warnt ihn eine Tafel und empfiehlt für den Fall, dass eine Strömung ihn erfasst, sich nicht gegen den Strom zu wehren. Die Strömung bringe ihn wieder ans Ufer zurück. Man solle seine Kräfte nicht sinnlos im Widerstreben verbrauchen, sondern sich getrost vom Wasser wieder zurücktragen lassen.
Ein Mensch, der das glaubt, muss
1. verstehen, dass das Meer seine Gesetze und Ordnungen hat und seine Bewegungen nicht chaotisch-unberechenbar erfolgen;
2. verzichten auf die Durchsetzung seines eigenen Zieles, jetzt und sofort wieder ans Ufer gelangen zu wollen;
3. vertrauen auf die Richtigkeit des Hinweises und die größere Kraft des Wassers, gegen die seine eigene Kraft lächerlich klein ist;
4. verbinden die augenblickliche Gefahr der Entfernung vom Ufer mit dem guten Ausgang am Ende, also der ganzheitlichen Bewahrung trotz Gefahr.
Alles zusammen ist Glauben:
das Verstehen, dass Gottes Ordnungen gelten und Recht haben;
das Verzichten darauf, mit eigener Kraft kurzfristige Ziele erreichen zu wollen;
das Vertrauen, dass Gottes Liebe trägt und auch gegen den Augenschein zum Ziel bringt;
das Verbinden der augenblicklichen Situation, die durchaus wie eine gefährliche Entfernung vom Leben aussieht, mit der ganzheitlichen Sicht der göttlichen Bewahrung.

Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz. Ich gehe nicht um mit großen Dingen, die mir zu wunderbar sind. Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter.
Psalm 131,1f

Ist es wirklich Gott?

Eine Frau meint, sie habe Gotteserscheinungen, und geht zu ihrem Pfarrer, um seinen Rat einzuholen. "Ist es wirklich Gott, der mir erscheint?" Der Pfarrer möchte mit ihr eine Probe machen. Die Frau ist einverstanden, und nun verabreden sie, wenn Gott der Frau wieder erscheint, soll sie ihn nach den persönlichen Sünden des Pfarrers fragen und davon dem Pfarrer berichten. Denn nur Gott und der Pfarrer können ja um die bestimmten Sünden wissen. Nach einem Monat kommt die Frau zum Pfarrer und berichtet, dass Gott ihr wieder erschienen sei. "Und, was hat er Ihnen auf Ihre Frage hin gesagt?", erkundigt sich der Pfarrer. "Er hat zu mir gesagt: Die persönlichen Sünden deines Pfarrers sind alle vergeben." – "Dann ist es wirklich Gott!"

Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit!"
Psalm 51,3

Bedenken des Maulwurfs

"Der du im Licht sollst wohnen, Gott, offengestanden: Im Dunkeln fühle ich mich wohler, grabe die Stollen, fresse, was mir ins Maul kommt, fürchte mich vor dem Fuchs, vor Jagdhund und Igel, zeuge die Jungen, halte das Nest innen warm, höre jedoch mit Staunen, daß jenseits des Ackers dein Plan nicht endet, höre, daß dort eine Stadt wächst mit Brücken, Autos, Häusern und Menschen, dahinter noch tausend, tausend Städte und Länder – Gott, wäre das denkbar? Sollte es wirklich so sein, daß leckere Speise, anders als Engerlinge, es gäbe, Berge, höher als Maulwurfshügel, Gott, und am Ende dich selbst? Ganz unter uns, Gott, verzeih mir, das glaube ich nicht!"
(Rudolf Otto Wiemer)

"Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott! Sie taugen nichts; ihr Freveln ist ein Greuel; da ist keiner, der Gutes tut. "
(Psalm 53,2)

Wer hat den Schlüssel?

Vom Leben ausgeschlossen, sagen Krankheit und Alter.
In Sorgen eingeschlossen, kreisen ängstliche Gedanken.
Gute Zeiten abgeschlossen, neue Lebensräume zugeschlossen.
Sehnsucht aufgeschlossen, Hoffnung drängt an die Tür.
Die Frage steht auf: Wer hat den Schlüssel?
Wer schließt das Leben auf und den Tod zu?
Wer schließt das Scheitern aus und das Gelingen ein?
Wer schließt mich in seine Lebensarme?

Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Das sagt der Wahrhaftige der auftut, und niemand schließt zu … Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen.
Offenbarung 1,17f; 3,7f

Die Raupe und der Schmetterling

Ein wunderschöner Schmetterling saß auf einer Sommerblume, als eine hässliche Raupe unter ihr über die Erde kroch. "Warum gehst du elende Raupe über meinen Weg?", rief der Schmetterling. "Sieh, wie schön ich bin und wie hässlich du. Ich schwebe zum Himmel auf, und du kriechst nur auf der dreckigen Erde!" Da antwortete die Raupe: "Schmetterling, prahle hier nicht herum! Alle deine Schönheit gibt dir nicht das Recht, mich zu beleidigen. Wir haben einen Ursprung. Wenn du mich beschimpfst und verachtest, sprichst du gegen deine Mutter. Denn die Raupe stammt vom Schmetterling, und der Schmetterling von der Raupe!" (Ein afrikanisches Märchen)

Wer seinen Nächsten verachtet, versündigt sich; aber wohl dem, der sich der Elenden erbarmt.
Sprüche 14,21