Komm, Heiliger Geist …

"Herr, du weißt, wir haben zerstreute Herzen, o sammle uns.
Du weißt, wir haben harte und tote Herzen, o rühre und erwecke uns.
Du weißt, wir widerstreben deinem Wort, darum beweise deine Macht und sende deinen Geist aus der Höhe, dass er unter uns wirke, dir unsere Herzen untertan und uns tüchtig mache, ganz mit dir, unserem Heil, zu leben und deiner Gnade uns gänzlich zu überlassen.
Komm, Heiliger Geist, und entzünde unsere Herzen in Liebe zu dir.
Komm, du Geist der Kraft, und bewege unsere Seelen, dass sie hungern und dürsten nach dir. Erfülle mit deiner Gegenwart die Gemeinde, dass dein Friede nicht von ihr weiche. Segne in ihr die Verkündigung deines Wortes, jeden Dienst der Liebe, jedes Amt der Leitung.
Schenke für die Neugestaltung unserer Gemeinde Weisheit, Zucht und Frieden. O du Tröster in aller Not, erbarme dich über uns. Lass unserer Gebrechlichkeit wegen deinen Segen von uns nicht abgewendet werden; tue mehr, als wir zu bitten vermögen! Amen." (Gerhard Tersteegen)

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!
Philipper 4,7

Reklame für Gott

Eine Familie macht einen Sonntagsspaziergang. Die Sonne meint es gut und lacht. Die Kinder sind übermütig, die Eltern froh gestimmt. Plötzlich ziehen dunkle Wolken auf, und heftiger Regen setzt ein. Das Licht der Sonne bricht sich in den dicken Regentropfen, und es entsteht ein wunderschöner Regenbogen, der den ganzen Himmel überspannt. Das kleine Mädchen ruft laut in das Staunen hinein: "Vati, für was ist der schöne, bunte Bogen die Reklame?"
Ob der Vater seinem Kind erklären konnte, wofür der Regenbogen "Reklame" macht? Der Bogen in den Wolken ist das Zeichen der Treue Gottes. Er erinnert an den Bund, den Gott nach der Katastrophe der Sintflut mit den Menschen schloss. Gott versprach den Menschen seine unwandelbare Treue. Dafür macht der Regenbogen "Reklame". Die sieben Farben des Bogens deuten die Vollkommenheit der Treue Gottes an. Obwohl die Menschen auf der Erde den Bogen nur als Halbkreis sehen können, ist er doch ganz rund als Kreis. Die Treue Gottes bricht nicht irgendwo am Horizont ab. Sie ist eine ganze und runde Sache. So schön macht Gott für seine Liebe "Reklame". Und wir sollten sie wahrnehmen, ins Leben hineinwirken lassen und uns an ihrer überwältigenden Schönheit freuen.

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.
1.Mose 8,22; 9,9ff

Morgenlob

"Die Morgenröte kleidet sich in ihr Lichtgewand. Sie will Ehre erweisen dem Schöpfer der Menschen. Der hohe Himmel legt die Decke seiner Wolken von sich. Er beugt sich vor dem Schöpfer der Menschen. Die Sonne, die Königin unter den Sternen, breitet ihre Strahlen aus wie goldenes Haar. Der Wind, der über die Erde geht, streichelt auf seinem Wege die Wipfel der Bäume, und wir hören ihn reden in den Zweigen. In den Bäumen singen die Vögel und bringen ihr Lied dar dem Herrn der Erde. Die Blumen breiten ihre Farben aus und ihren Duft. Es ist herrlich, sie zu sehen. So rühmt auch mein Herz dich, meinen Vater, bei jeder Morgenröte aufs neue, du, mein Schöpfer." (Morgengebet der peruanischen Indianer)

Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich; du baust deine Gemächer über den Wassern.
Psalm 104,1ff

Die Entdeckung

"Nach dem Polenfeldzug war ich vier Jahre an der Ostfront und dann viereinhalb Jahre in russischer Gefangenschaft. Nun hatte ich im Krieg russisch gelernt. Das wusste unser Rotarmist, der uns bewachte. Eines Tages rief er mich von der Arbeit weg und wollte mit mir eine rauchen, weil ihm langweilig war. Aus seinem Russenhemd zog er einige Blätter Papier, streute Tabak darauf und zündete die handgemachte Zigarette an. Ich sah das übrige Papier an, es war bedruckt, ich las und bemerkte die alte sowjetische Schreibart und erkannte mit einem Mal: Das sind Blätter eines russischen Neuen Testamentes. Ich bat den Soldaten um den Rest der Papiere, die er in seiner Gymnasterka stecken hatte, und versprach ihm dafür ein paar Blätter der ‚Prawda’. Ich bekam sie und hatte nun eine ‚Bibel’! Es waren ja nur wenige Reste eines Neuen Testamentes: Zwei, drei Seiten vom Römerbrief, ein bisschen vom 1. Korintherbrief, ein bisschen Apostelgeschichte und ein bisschen Johannesevangelium – russisch.
Ich las und las immer wieder, und Gott ließ mich seine Verheißungen verstehen. Sie galten mir. Unter den wenigen Seiten befand sich auch der Text von der Hochzeit zu Kana. Jesu Worte und sein Zeichen an den sechs Wasserkrügen zeigten mir mit voller Klarheit, wie wunderbar groß Gott ist und wie seine Barmherzigkeit niemanden abschreibt, der sich an ihn hält. Aus meinem vergeblichen Hoffen auf Rückkehr in die Heimat wurde ein getrostes Warten, gleich wohin er mich führt. Nun hatte das Wort der Bibel selbst zu mir gesprochen und hatte mich zum Zeugen der Worte Christi gemacht.
Ein weiter, langer Weg, und es gab keinen einzigen vergeblichen Tag in dieser Zeit, ich hatte ja meine ‚Bibel’ und führte täglich mit Gott mein Gespräch." (Oskar Sakrausky)

Herr, lass mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort!
Psalm 119,41

Ich will alles – man gönnt sich ja sonst nichts!

Ich will ein richtiges Menschenkind und ein fröhliches Gotteskind sein. Ich will Identität mit mir und Kommunikation mit anderen. Ich suche die Herausforderung und die Beruhigung in einem. Ich möchte die Freiheit und zugleich die Geborgenheit. Ich brauche die Weite der Entfaltung und die Wärme der Bestätigung. Ich möchte losgebunden sein von allen Diktaten und festgehalten in der Liebe. Ich will Originalität und Solidarität. Ich brauche die Arbeit und Mühe, aber auch die Ruhe und den Genuss. Ich will Macht und Einfluss, aber nicht ohne Liebe und Demut. Ich will Neues und Altes. Ich habe eine Herkunft und eine Zukunft. Ich bin Nachfahre und Vorfahre. Ich will Materielles und Spirituelles als von Gott Geschenktes empfangen. Ich will mit zwei Ohren hören und mit einem Mund reden. Ich will mit zwei Augen sehen und mit einem Sinn verstehen. Ich will verantwortlich und zugleich begnadigt sein. Ich will einen echten Lebensweg und ein wirkliches Lebensziel. Ich will erfüllte Zeit und anbrechende Ewigkeit. Ich will irdisches Leben, geistliches Leben und ewiges Leben. Ich will alles, was Gott in dieses Leben hineingegeben hat.

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Römer 8,31f

Ich bin traurig heute nacht

"Herr, ich bin traurig heute nacht. Ich bringe dir die Mutter, die ich heute gesehen habe. Tröste ihr gebrochenes Herz. Herr, tröste alle Mütter, die trauern, besonders diejenigen, deren Kinder am Verhungern sind. Der Schmerz der Mutter verfolgt mich. Sie wanderte viele Meilen in der Hitze, um ihr Kind zu uns zu bringen. Ich erinnere mich an den dünnen, ausgemergelten Körper des Jungen und an seine kranken Augen. Durch die Behandlung ging es ihm zunächst besser, aber heute ist er plötzlich gestorben. Die Unterernährung hatte seine Widerstandskraft geschwächt.
Sie nahmen den kleinen Körper und wickelten ihn vorsichtig in Tücher aus Baumrinde, und der Vater schnallte ihn mit Bambusstäben auf dem Gepäckträger eines Fahrrads fest, das sie sich geliehen hatten. Ich griff die Hand der Mutter in stillem Beileid, und sie sagte: ‚Weebale Nnyo’, ‚danke, Schwester, dass du so nett zu meinem kleinen Sohn warst!’
Würdevoll ging sie voraus, als sie sich auf den langen Heimweg machten, und in Gedanken ging ich mit ihr. Ich fühlte mich ruhelos und betroffen, betroffen, dass Kinder sterben müssen, während so viele andere an Übergewicht leiden. Aus deiner Hand erhalten wir das ‚Brot des Lebens’, lass uns unser Brot mit den Hungrigen teilen." (Sr. Prendergast, Kitovu Hospital, Uganda)

Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir. Lass mein Gebet vor dich kommen, neige deine Ohren zu meinem Schreien!
Psalm 88,2f

Gäste ohne Unterschied

Als der berühmte Rabbi Jizchak sich in Kinzk aufhielt, wurde er von einem sehr reichen Mann der Stadt in sein Haus eingeladen. Der Gastgeber bereitete voller Stolz für den hohen Gast einen besonderen Empfang. Er ließ Teppiche auf den Treppenstufen auslegen und eine Festbeleuchtung installieren. Als Rabbi Jizchak das alles sah, wollte er nur in das Haus des reichen Mannes eintreten, wenn der ihm verspreche, fortan jeden anderen Gast, wie unangesehen er auch sei, mit dem gleichen Prunk zu empfangen. Das aber konnte und wollte der nicht versprechen, und so musste er wohl oder übel sein Haus wieder in den alltäglichen Zustand versetzen, um den Rabbi als Gast empfangen zu können. (Aus den chassidischen Erzählungen)

Haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person!
Jakobus 2,1

Mensch und Mitmensch

Wir brauchen uns und wir reiben uns. Unsere Gesellschaft ist ein Netz von gegenseitiger Abhängigkeit. Wir sind abhängig vom Kaufmann, vom Handwerker, Busfahrer und Arzt. Aber voneinander abhängen, um glücklich zu sein, das ist der Geburtsort des Unglücklichwerdens. Einsamkeit lässt sich niemals durch Beziehungen zu anderen heilen, sondern nur durch Beziehung zur Wirklichkeit. Liebe ist kein Begehren, kein Festklammern, keine krankhafte Sucht nach Anerkennung, Zuwendung und Wertschätzung. Liebe ist ein Geschenk und ein Geheimnis aus Gottes Wirklichkeit, ein Zustand der Empfänglichkeit. Jenseits von Pflicht und Schuldigkeit, Erwartung und Enttäuschung, Anhänglichkeit und Begehren, Vorliebe und Nachahmen, Zwang und Druck beginnt die Liebe. Ist das Auge frei, kann man sehen. Ist das Herz frei, kann man lieben.
Probe aufs Exempel: Wir füllen unsere Leere nicht mit Menschen aus und nennen es Liebe! Das ist mehr Sklaverei. Wirklich lieben heißt: auch ohne die anderen Menschen in der Liebe Gottes glücklich sein.
Je mehr wir dann die anderen lieben, desto besser kommen wir ohne sie und desto besser kommen wir mit ihnen aus!
Die Freiheit von dem Zwang, belohnt zu werden, Beifall zu erhaschen, angesehen zu sein und akzeptiert zu werden, ist die Freiheit der Kinder Gottes, die die Dimension der Liebe eröffnet.

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.
1.Johannes 4,18

Ein Auto blieb stehen

Emmanuel kommt aus Namibia. Als Junge hütete er Kühe und musste dabei sehr auf Schlangen und wilde Tiere achten. Später ging er auf ein Gymnasium. Weil die Dörfer weit auseinander liegen, wohnten die Kinder in einem Wohnheim bei der Schule. Einmal kam ein Auto vorbei. Plötzlich blieb es stehen. Die Missionare auf der Durchreise suchten einen Mechaniker. Tatsächlich fanden sie einen Mann in der Schule, der ihnen helfen konnte. Während er das Auto reparierte, sprachen die Missionare zu den Kindern. Atemlos und aufmerksam hörten die Kinder zu. Besonders Emmanuel staunte, dass es einen Gott gibt, der die ganze Welt geschaffen hat und alle Menschen liebt. Aufmerksam hörte er zu, wie die Missionare von Jesus erzählten, der für alle Menschen Liebe und Vergebung, Trost und ewiges Leben bereit hat. Emmanuel hörte von Jesu Tod und Auferstehung und, dass er die Menschen versteht und sieht, wie sich ihr Herz nach Gott sehnt. "Ich wusste, dass ich mich schon so lange nach Gott sehnte", erzählte Emmanuel später, "und jetzt klopfte er bei mir an. Ich wollte, dass Jesus in meinem Herzen wohnen sollte. Mitten in der Nacht schlich ich mich aus unserem Schlafsaal. Unter einem Baum kniete ich nieder. Ich rief zu Gott aus ganzem Herzen und bat ihn, mich von meinen Sünden zu befreien. Als ich betete, füllte sich mein Herz mit Freude und Frieden. Ich wusste, Jesus ist in mein Herz und mein Leben gekommen." Früher hatte Emmanuel große Pläne. Er wollte viel lernen und viel Geld verdienen. Doch nun sah er die Not der Kinder in seinem Land, die sich, wie er damals, nach Gott sehnten. So ging er auf eine Bibelschule und wurde ein fröhlicher Kinderevangelist, um es allen Kindern sagen zu können, wie sie Gott finden.

Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
Offenbarung 3,20

Kein Leben ohne Leiden

In dem bekannten Roman von Alan Paton "Denn sie sollen getröstet werden" sprechen zwei Männer miteinander, die jeder über den Tod eines Sohnes trauern. Sie sind sich nahe in ihrem Kummer. Sie verstehen sich in ihrem Leid. Sie können einander trösten und in ihrem Vertrauen stärken. So sagt der eine: "Ich halte am Glauben fest, aber ich habe erfahren, dass alles ein Geheimnis ist. Schmerz und Kummer sind ein Geheimnis. Güte und Liebe sind ein Geheimnis. Aber ich habe erfahren, dass Güte und Liebe den Schmerz und den Kummer aufheben können. Ich habe nie angenommen, dass ein Christ vom Leiden verschont bleibt. Denn unser Herr hat gelitten. Und ich denke manchmal, er hat nicht darum gelitten, damit wir nicht zu leiden brauchen, sondern um uns zu lehren, wie man das Leiden erträgt. Denn er wusste, dass es kein Leben gibt ohne Leiden!"
An Jesus können wir die Realitäten des Lebens sehen: Jedes Leben führt, wenn es über die Liebe geht, ins Leiden. Darum sagen wir: Ich mag Gott, dich und mich, das Leben und die Welt leiden! Aber jedes Leiden, das über die Liebe geht, führt in neues Leben. Denn Jesus hat das Leiden nicht nur getragen, sondern auch überwunden. Das ist unsere Hoffnung.

Jesus sagt: "Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden."
Matthäus 5,4