Der Stellvertreter

Es war einmal ein König, der sein Land glücklich machen wollte. Er hatte schon verschiedene Anordnungen getroffen, um die schlechten Zustände in seinem Reich zu beseitigen. Eine dieser Maßnahmen lautete: Der Genuss von Rauschmitteln ist verboten. Das war eine besonders harte Maßnahme, denn viele waren diesem Laster verfallen, selbst am Hofe des Königs.
Der König hatte eine harte Strafe angedroht. Wer auf frischer Tat ertappt wurde, sollte mit dreißig Stockschlägen bestraft werden. Lange Zeit wurde niemand zum König gebracht. Und es schien so, als wagte kein Untertan den Befehl zu übertreten. Eines Tages kam ein Diener zum König und meldete, dass eine Frau Rauschmittel genommen hätte. Der König befahl: "Bring sie her, sie wird ihre Strafe bekommen. Jeder, der es verdient, wird bestraft, und wenn es meine eigene Frau wäre."
Der Diener entfernte sich und kehrte bald mit zwei Soldaten zurück, die eine Frau zwischen sich führten. Es war … die Mutter des Königs. Der König erschrak. Das hatte er nicht erwartet. Was nun? Er musste sein Wort halten.
Gespannt warteten die Diener ab, was ihr König tun würde. Der König sah seine Mutter an. Dann trat er vor, entblößte seinen Rücken und erteilte dem Gerichtsdiener den Befehl, ihm die dreißig Stockschläge zu geben. Er nahm die Strafe, die seine alte Mutter verdient hatte, auf sich. Im ganzen Land wurde der König für das, was er getan hatte, gelobt.

Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.
Jesaja 53,5f

Unser Halt

Friedrich Traub (1873-1906) war von 1899 bis zu seinem frühen Tod am 8. 2. 1906 als Pioniermissionar in China tätig. Er geriet dort in den sog. Boxeraufstand im Jahr 1900. Das war eine fremdenfeindliche Bewegung, die sich gegen jeden Einfluß ausländischer Kräfte auf China erhob. Dieser Aufstand wurde dann wiederum von den europäischen Großmächten niedergeschlagen. Wütend über die Einmischung hatte die chinesische Regierung strengen Befehl gegeben, alle Ausländer zu ermorden. In dieser Zeit mußten viele Missionare in China ihr Leben lassen. Friedrich Traub schreibt in einem seiner Briefe aus China:
"In Shanghai sind die meisten Missionare und Christen ermordet worden. In der Hauptstadt der Provinz Shanxi, Taiyuan, waren von den verschiedenen Stationen beim Ausbruch der Unruhen 33 Missionare versammelt. Der Gouverneur lud die Missionare ein, zu ihm zu kommen, damit er sie besser schützen könne. Die bedrängten Missionare gingen hin, wurden aber nicht beschützt, sondern sofort in Ketten gelegt und zum Tode verurteilt. Bald wurden sie dann auch auf dem Hofe des Gouverneurs enthauptet. Die chinesischen Christen traf dasselbe Los. Sie mußten gefesselt zusehen, wie ihre ausländischen Lehrer das Leben ließen für ihren Herrn, und wurden dann gezwungen, das warme Blut der Missionare zu trinken. Hierauf warf man ihnen vor, daß sie den Ausländern folgten. Sie antworteten aber, daß sie nicht den Ausländern, sondern Jesus nachfolgten. Da sagte man ihnen: Aber ihr lest die Bücher der fremden Teufel!` Sie erwiderten: Nein, wir lesen Gottes Wort!‘ Nun drohte man ihnen: Wer von euch nicht Christus verleugnet, wird sofort geköpft!‘ Hierauf stellte man ihnen einzeln die Frage, ob sie nicht zu den Götzen zurückkehren wollten. Sie antworteten aber fest entschlossen, daß sie dem Herrn treu bleiben wollten und auch bereit seien, zu sterben.
Darauf wurden sie alle hingeschlachtet. Ihre Schmerzen und Leiden haben nun ein Ende, und sie sind bei dem König, welchem sie treu bis zum Tod dienten. Wir sind noch hier mit vielen anderen im Tal der Todesschatten. Da ist Jesus Christus unser Halt!"

"Sie haben den Bösen überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod!"
(Offenbarung 12,11)

Tausendmal Dank

Mein lieber Herr, wie tief bist du herabgestiegen:
bis in die schlimmste Sünde,
bis in die dunkelste Nacht,
bis in die letzte Einsamkeit,
bis in die quälendste Sorge,
bis in den bittersten Tod,
bis in die schändlichste Entehrung,
bis in die furchtbarste Hölle,
bis in das härteste Gericht,
bis in die äußerste Gottverlassenheit,
bis in die schrecklichste Angst,
bis in das grausamste Leid,
bis in die schmerzlichste Kränkung,
bis in das irrsinnigste Schicksal,
bis in die tiefste Qual!

Und das alles aus lauter Liebe und reiner Barmherzigkeit mit mir und allen Menschen, um uns zu locken und zu werben, zu finden und zu retten, zu verwandeln und uns mit neuem Leben zu beschenken.
Tausendtausendmal sei dir, liebster Jesus, Dank dafür!

In Jesus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen.
Epheser 1,7f

Ausgelöscht

Im Schwabenland gibt es in einer kleinen Dorfkirche ein eindrückliches Deckengemälde aus der Zeit des Barock. Der Maler hat Jesus am Kreuz dargestellt. Davor steht der Teufel mit einem Brief in der Hand. Auf dem Schuldbrief stehen die Sünden der Menschen, die der Teufel Jesus vorhält.
Wie viele Sünden verklagen die Menschen! Sie alle gehören dem Teufel und seinem Verderben. Aber da ist noch ein Engel. Er hat einen Schwamm in der Hand. Mit diesem Schwamm fängt er das Blut und Wasser, das aus der Seitenwunde Jesu tropft, auf. Mit dem Schwamm löscht er die Sünden der Menschen im Schuldbrief aus. Das ist die gute Nachricht dieses Bildes: Jesu Leiden und Sterben, sein kostbares Blut sühnen unsere Schuld und löschen unsere Sünden aus. Sie können uns nicht mehr vor Gott verklagen. Wir sind in Jesu Liebe versöhnt und frei.

Dieser ist’s, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus!
1.Johannes 5,6
Er hat uns vergeben alle Sünden. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war!
Kolosser 2.13

Wir sind auf dem richtigen Holzweg

Zugegeben,
wir sind auf dem
Holzweg,
wenn wir ihm folgen:

Auf diesem mühsamen Weg
vom Holz der Krippe
im ärmlichen Stall
zum Holz des Kreuzes,
dem Marterpfahl,
an dem er litt.

Dazwischen
der harte Alltag des
Zimmermanns: Holz,
Balken und Latten ringsum.
Bretter, die die Welt
bedeuten. Das war
seine Welt. Holzgeruch
über Jahre hin.

Und nun also ich:
mit dem Brett
vor dem Kopf und dem
Balken im Auge.
Und ich (lacht nur),
ich will ihm nachgehn.

(Lothar Zenetti)

Jesus sprach: _Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir!"
(Matthäus 16,24)

Bis heute trinken wir davon

Ein Spötter soll dem Kirchenvater Hieronymus (347-420) einst vorgerechnet haben, dass Jesus auf der Hochzeit zu Kana über 300 Liter Wasser in allerbesten Wein verwandelt habe, obwohl die Hochzeitsgesellschaft schon ziemlich viel getrunken habe. Hämisch habe er dann den Kirchenlehrer gefragt, ob die Hochzeitsleute diese ungeheure Menge dann wohl ganz ausgetrunken haben. Worauf Hieronymus dem Spötter ganz ruhig geantwortet habe: "Nein, wir trinken bis heute noch davon!"

Und Jesus nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
Matthäus 26,27f

Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
1.Korinther 11,26

Liebe überwindet

Während des letzten Weltkrieges waren die Gläubigen eines Dorfes in der Kirche zum Gebet versammelt. Plötzlich stürzten ein Offizier und seine Soldaten herein und befahlen, innerhalb von zehn Minuten das Gotteshaus zu verlassen; es sollte zerstört werden. Doch dem Offizier kam – mit einem teuflischen Ausdruck im Gesicht – eine Idee. Er riß das Christusbild von der Wand, warf es auf den Boden und sagte: "Nur die, die dieses Bild anspucken, dürfen hinausgehen, andernfalls werdet ihr mit in die Luft fliegen."
Die Situation war schrecklich, die Zeit zum Überlegen kurz; die Menschen waren ratlos. Einer trat zögernd hervor, und mit einem "Vergebt mir!" spuckte er auf das Bild. Einige entschuldigten sich für das gleiche Tun mit der Begründung, es sei ja schließlich nur ein Bild. Dreißig Leute hatten nach fünf Minuten auf diese Weise die Kirche verlassen. Da erhob sich ein 14jähriges Mädchen, ging vor dem Bild auf die Knie, beugte sich nieder und wischte mit ihren Händen den Speichel fort. Dann küßte es den Christus. Im gleichen Moment wurde es von einer Pistolenkugel niedergestreckt und starb. –
Stille trat ein. Niemand spuckte mehr; man hätte sonst das tote Mädchen bespuckt. Ratlos schaute der Offizier auf die Szene, wandte sich plötzlich ab und verließ mit seinen Soldaten das Gotteshaus. Alle zurückgebliebenen Leute versammelten sich um das tote Mädchen. Schluchzend bat der Vater dieses Kindes um Verzeihung, weil er zu spät die Situation begriffen hatte. Er konnte nicht mehr rückgängig machen, was geschehen war, und sagte: "Hätte ich vorher deine Absicht erkannt, wäre ich dir vorausgegangen."

"Sie haben den Bösen überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod!"
(Offenbarung 12,11)

Das Kreuz, das eigentlich mir gehört

Man borgte eine Futterkrippe, um Jesus hineinzulegen. Man borgte den Esel, auf dem Jesus später in die Stadt ritt. Doch die Dornenkrone und das Kreuz, das er trug, gehörten ihm.
Jesus borgte das Brot, das er für die hungrige Menge vermehrte. Er borgte die Fische, um sie an alle auszuteilen. Doch die Dornenkrone und das Kreuz, das er trug, gehörten ihm.
Jesus borgte sich das Schiff, aus dem er die Menschen am Ufer lehrte. Er borgte sich den Ruheplatz zum Schlafen. Er hatte nie ein Haus und eine Bleibe. Doch die Dornenkrone und das Kreuz, das er trug, gehörten ihm.
Jesus borgte einen Saal, um mit seinen Jüngern das letzte Mahl zu halten. Man borgte ihm ein Grab im Felsen. Doch die Dornenkrone und das Kreuz, das er trug, gehörten ihm.
Die Dornen auf seinem Haupt und das Kreuz auf seinem Rücken trug Jesus für mich. Denn die Dornenkrone und das Kreuz, das er trug, gehörten eigentlich mir. Aber er nahm sie als seine auf sich, um mich von Sünde und Schuld, von Strafe und Gericht zu entlasten.

Er hat unsere Sünde selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben.
1.Petrus 2,24

Dein Kreuz

"Gottes ewige Weisheit hat von Ewigkeit her das Kreuz ersehen, das er dir als ein kostbares Geschenk aus seinem Herzen gibt.
Er hat dieses Kreuz, bevor er es dir schickte, mit seinen allwissenden Augen betrachtet, es durchdacht mit seinem göttlichen Verstand, es geprüft mit seiner weisen Gerechtigkeit, mit liebenden Armen es durchwärmt, es gewogen mit seinen beiden Händen, ob es nicht einen Millimeter zu groß und ein Milligramm zu schwer sei. Und er hat es gesegnet in seinem allheiligen Namen, mit seiner Gnade es durchsalbt und mit seinem Troste es durchduftet.
Und dann noch einmal auf dich und deinen Mut geblickt – und so kommt es schließlich aus dem Himmel zu dir als ein Gruß Gottes an dich, als ein Almosen der allbarmherzigen Liebe!" (Franz von Sales)

O welch eine Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.
Römer 11,33.36

Die größere Macht!

In der Französischen Revolution wurden einst 16 Schwestern des Karmeliterinnenordens wegen ihres angeblich fanatischen Glaubens zum Tode verurteilt. Eine der einfachen Schwestern fragte den Richter: "Was ist Fanatismus?" – "Das ist eure verdammte Anhänglichkeit an den Glauben!" – "Wie schön", sagte die Schwester, "für Jesus zu sterben." Sie mussten auf den berüchtigten Karren steigen und wurden zum Schafott gefahren. Auf dem Weg dahin sangen sie ihre Glaubenslieder. Angesichts des Schafotts knieten sie alle vor der Priorin nieder und erneuerten ihr Gehorsamsgelübde. Dann sangen sie: "Komm, Schöpfer, Heiliger Gott … Mit jedem Kopf, der fiel, wurde der Gesang leiser. Die letzte war die Priorin, Mutter Theresa vom heiligen Augustinus. Bevor ihr Kopf fiel, sagte die Schülerin des großen Heiligen: "Die Liebe ist immer siegreich, die Liebe ist die größere Macht!" (Nach G. Bernanos)

Jesus sprach zu seinen Jüngern: "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden!"

Matthäus 16,24f