Brot zum Leben

Da herrschte in einem Land eine fürchterliche Christenverfolgung. Es war lebensgefährlich, eine Bibel zu besitzen. Wenn die Geheimpolizei kam und bei einer Hausdurchsuchung die heilige Schrift fand, war mit Verhaftung zu rechnen.
Die Familie des frommen Küsters konnte sich nicht von dem Buch lösen. Es war für sie wie das tägliche Brot, ohne das man nicht leben kann. Eines Tages aber kamen Verfolger. Die Mutter hatte es geahnt, als sie durchs Fenster schaute und zwei fremde Herren ankommen sah. Sie war gerade dabei, ein Brot zu backen. Der Teig lag ausgerollt auf dem Tisch. In Windeseile nahm sie die Bibel, rollte sie in den Teig ein und schob das Ganze in den Ofen. Mit peinlicher Genauigkeit durchsuchte die Polizei das Haus, fand die Bibel aber nicht. Sie musste unverrichteter Dinge das Haus verlassen.
Als am nächsten Tag das Brot auf dem Tisch lag und die Bibel in der Mitte heil und unversehrt zum Vorschein kam, hatte jeder begriffen: die Bibel ist das Brot zum Leben. Wie das tägliche Brot den Menschen nährt, so ist auch Gottes Wort, täglich gelesen, Kraft für ein Leben mit Gott.
Heute hat diese Bibel einen Ehrenplatz im Hause des Küsters, und jedem Besucher wird die Geschichte von dem Brotbacken in der Verfolgungszeit erzählt.
(Heinrich Bücker)

Herr, dein Wort, die edle Gabe, dieses Gold erhalte mir,
denn ich zieh es aller Habe und dem großen Reichtum für.
Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,
worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist’s nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun!
(Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf)

"Die Worte Gottes sind köstlicher als Gold und viel feines Gold, sie sind süßer als Honig und Honigseim!"
(Psalm 19,11)

Zurücklassen

Zwei Mönche waren abends auf dem Heimweg ins Kloster. Am Flussufer trafen sie ein hübsches junges Mädchen, das verzweifelt nach einem Weg über den Strom suchte. Ohne lange zu fackeln, nahm der eine Mönch sie auf seine Arme und trug sie über die Furt. Drüben setzte er sie ab und ging weiter.
Das gab seinem Gefährten zu denken. Stundenlang grübelte er über das Benehmen seines Freundes nach, bis er sich schließlich an ihn wandte und sagte: "Du weißt doch, dass die Mönchsregeln uns streng verbieten, auch nur in der Nähe einer Frau zu verweilen, besonders wenn sie jung und hübsch ist. Wie konntest du dieses Mädchen nur so einfach auf die Arme nehmen?"
Erstaunt drehte sich der andere um und sagte: "Trägst du sie denn immer noch? Ich habe sie am Fluss zurückgelassen." (Eine buddhistische Legende)

Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel.
Philipper 3,13f

Hast du dich selbst lieb?

"Hast du dich selbst lieb, so hast du alle Menschen lieb wie dich selbst. Solange du einen einzigen Menschen weniger lieb hast als dich selbst, so hast du dich selbst nie wahrhaft liebgewonnen!" (Meister Eckhart)

Liebe dich selbst, denn du bist ein Wunder Gottes. Wenn du dich selbst liebst und annimmst, akzeptierst und bejahst, weil Gott dich einzigartig gemacht hat, wirst du die anderen Menschen, die auch aus Gottes wunderbarer Werkstatt stammen, mit derselben intensiven und zarten Liebe annehmen und wertschätzen wie dich selbst. Wenn Gott dich so liebt, warum solltest du dich nicht so lieben? Wenn Gott den anderen liebt, warum solltest du ihn nicht so lieben? Wenn Gott dich als Lebendigen so will, warum solltest du das Leben in der Gestalt deiner Person nicht lieben?
Diese Liebe wird in die Freude an deiner Existenz, an der Entfaltung der in dir liegenden Gaben und am Zusammenkommen mit anderen Menschen führen.

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften! Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!
Markus 12,30f

Zu sich selber stehen

In der übersteigerten Sehnsucht, von anderen akzeptiert, wertgeschätzt und angesehen zu sein, werden wir selbst unser schlimmster Feind. Ständig vergleichen wir uns in Ansehen und Anziehung mit anderen Menschen. Wir beneiden sie um ihre Intelligenz und Schönheit, ihren Reichtum und ihren Erfolg. Ganz unbewusst kritisieren und verachten wir uns dabei selber, machen uns klein und fühlen uns mies. Um das auszugleichen, beginnen wir ein übles Rollenspiel. Wir schlüpfen in fremde Rollen, setzen interessante Masken auf und erwerben uns Statussymbole, die in der Gesellschaft gelten. Wir täuschen vor, was wir nicht sind, und täuschen uns darin, wer andere sind. Niemand soll unsere Ecken und Kanten spüren, keiner unsere Fehler und Schwächen durchschauen, weil wir andere glatt, stark und erfolgreich wähnen. Niemand soll erfahren, wie einsam, ungeborgen, fremd, ängstlich und schwach wir sind. Wir haben Angst, dass andere uns herabsetzen und in unseren Wunden lustvoll herumkratzen und sich an unserer Schwäche weiden. Darum verbergen wir unser wirkliches Selbst aus Angst vor Verletzung und Verachtung.
Und was wir oft nicht bedenken, ist, dass es den anderen Menschen ähnlich ergeht. So entsteht eine Gesellschaft von verkrampften, gequälten Schauspielern, in der jeder seine eigene Identität verraten hat. Zwischen Überforderung und Untererfüllung geraten wir ins Schleudern, verleugnen uns selbst auf eine völlig falsche Weise, schämen uns unserer selbst und unserer Eigenart.
Es wird höchste Zeit, dass wir uns von Gottes unbedingter Liebe her als einzigartig und angenommen erkennen, unsere ureigene Identität leben, mit unserem Alter und Geschlecht, Charakter und Beruf, mit unseren Gaben und Grenzen, unserer Wohn- und Lebensart versöhnen. Versuchen wir nicht, wie andere oder anders zu sein, stehen wir zu uns selbst und vergleichen wir uns nicht mit anderen, weil jeder Mensch vor Gott unvergleichlich ist.

Weil du in meinen Augen so wertgeachtet und auch herrlich bist, habe ich dich lieb.
Jesaja 43,4

Partner gesucht

Als wir für einen Jugendabend zum Thema Einsamkeit eine Überschrift suchten, kamen wir auf die Worte "Partner gesucht!"
Tief in jedem Menschen steckt die Sehnsucht nach Beziehung und Verbindung, nach Gespräch und Gemeinschaft, nach Vertrauen und Verstehen.
Darum ist keine Wunde so schmerzlich wie die der Einsamkeit. Als wir den Abend vorbereiteten, machten wir uns über das Wort "Partner" im Lexikon kundig und entdeckten dabei zwei Bedeutungen: Mitspieler und Teilhaber. Bei vielen Spielen braucht man einen Partner. Zum Tennis- oder Schachspiel, zum Federball oder Boxen. Für Ball-, Brett- und Kampfspiele sind Mitspieler nötig, damit es reizvoll, spannend und sinnvoll zugeht.
So ist es auch im Leben. Partner im Sinne von Mitspielern werden wir immer finden. Ob für die harmlosen oder gefährlichen, die langweiligen oder abenteuerlichen, die anständigen oder kriminellen Spiele – wir werden immer Partner finden.
Aber wie ist es mit Teilhabern? Wer nimmt einen Teil meines Lebens als seinen eigenen und gibt mir einen Teil seines Lebens als meinen? Wo findet eine solche Teilhaberschaft wirklich statt? Erwarten wir am Ende zu viel, wenn wir uns das von anderen wünschen? Wer wird sich aufrichtig und neidlos mit uns freuen? Wer wird schmerzlich und wirklich mit uns leiden? Wer sieht mit meinen Augen, fühlt mit meinem Herzen, geht in meinen Schuhen und versteht meine Gedanken? Jede gute Partnerschaft ist ein Versuch der Teilhabe. Aber darin sind wir sehr begrenzt. Denn wir können in den letzten und tiefsten Lebenssituationen nicht an die Stelle des anderen treten.
Das bleibt nur einem möglich, dem besten und wirklichen Teilhaber meines Lebens. Er ist der beste Partner und teilt alles mit mir, Geborenwerden und Leben, Lieben und Leiden, Lachen und Weinen, Sterben und das Vor-Gott-Stehen. Er nimmt mein Leben als seines und gibt mir sein Leben ganz zu eigen.
Das ist das Wunder der göttlichen Liebe in Jesus und das einzige Heilmittel gegen die Wunde der Einsamkeit.
"Partner gesucht" heißt dann nicht mehr nur, dass wir jemanden suchen, der uns versteht. Es heißt dann auch, dass Jesus uns als Partner und Teilhaber sucht. Jesus hat wirklich Sehnsucht nach uns.

Als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach: "Zachäus, steig eilend vom Baum herunter; denn ich muss heute in deinem Hause einkehren!"
Lukas 19,5

Selbstsucht oder Selbstliebe

"Was die anderen, was die Umwelt betraf, so machte er beständig die heldenhaftesten und ernstesten Versuche, sie zu lieben, ihnen gerecht zu werden, ihnen nicht weh zu tun, denn das ‚Liebe deinen Nächsten’ war ihm so tief eingebleut wie das Hassen seiner selbst. Und so war sein ganzes Leben ein Beispiel dafür, dass ohne Liebe zu sich selbst auch die Nächstenliebe unmöglich ist, dass der Selbsthass genau dasselbe ist und am Ende genau dieselbe grausige Isoliertheit und Verzweiflung erzeugt wie der grelle Egoismus!" (Hermann Hesse)
Nur wenn ich mein Selbst angenommen habe, kann ich es lassen, kann ich selbstlos werden. Habe ich mein Selbst aber nicht gefunden, bin ich nicht zu mir selbst, zu meiner Identität gelangt, dann muss ich mich immer suchen und werde also selbst-süchtig.
Jesus wusste, wer er war, er war einverstanden und identisch mit sich. Er hatte sich selbst angenommen und konnte sich darum auch loslassen und verschenken. So wurde Jesus der Selbstlose schlechthin. Er konnte sich, seine Würde, sein Gleichsein mit Gott loslassen und andere wirklich lieben. Der Gehorsam der Selbstlosigkeit setzt den Gehorsam der Selbstannahme voraus.

Jesus Christus hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum am Kreuz.
Philipper 2,6ff

Wunschkind Gottes

Die Eltern einer angesehenen Familie riefen uns an. Ihr Sohn lag nach einem fehlgeschlagenen Selbstmordversuch im Krankenhaus.
"Ich werd’s wieder tun", waren die ersten Worte, die er meiner Frau und mir bei unserem Besuch sagte.
"Warum?"
"Ich bin ein Irrtum, ein Fehler. Ich sollte eigentlich gar nicht da sein."
Wir verstanden ihn nicht.
Allmählich rückte er mit der ganzen Geschichte heraus. Er hatte ein häßliches Gespräch zwischen seinen Eltern mit angehört und dabei erfahren, dass er ein unerwünschtes Kind war. Seine Mutter hatte vergessen, die Pille zu nehmen, und bei der Auseinandersetzung hatte sein Vater sie daran erinnert und ihr deshalb Vorwürfe gemacht.
Dieses Wissen hatte er nicht verkraftet. Es hatte ihn zerstört. Was sollte sein Leben für einen Sinn und Zweck haben, wenn er eigentlich gar nicht da sein sollte? Wenn seine Eltern ihn schon nicht wollten, wer dann?
Gott? Will Gott, dass alle Kinder geboren werden, die geboren werden? Selbst wenn deren Eltern sie nicht wollen? Diese Fragen waren ihm zu schwer gewesen. Also hatte er die Alarmglocke gezogen.
"Gott will dich", versicherten wir ihm.
"Woher wollen Sie das wissen?" In seinem Gesicht spiegelten sich Zweifel und Hoffnung gleichzeitig.
"Gott selbst war ein ungewolltes Kind", antwortete ich. "Er kam unerwartet und ungeplant und stürzte seine Eltern in die größte Verlegenheit. Er kam zur Welt, ohne dass sie etwas dazu getan hätten, geschweige denn, dass sie sich ihn gewünscht hätten. Ja, er blieb sein Leben lang eine unerwünschte Person – bis man versuchte, ihn aus der Welt hinauszubefördern, indem man ihn kreuzigte."
"Und dennoch", fügte meine Frau hinzu, "hat es nie ein erwünschteres Kind gegeben, ein Kind, das Gott mehr geliebt hätte, nie einen Menschen, durch den mehr Menschen gesegnet worden wären, als Jesus."
Das Gesicht des Jungen drückte ungläubiges Staunen aus.
"Ich – ein Segen?"
"ja, ein besonderer Segen", versicherten wir ihm.

(Walter Trobisch)

"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allen geistlichen Segen im Himmel durch Christus. In seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein!"
(Epheser 1,3.5)

Das Geschenk des Glaubens

"Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiss, dass er tausendmal dafür sterben würde. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und lustig gegen Gott und alle Kreaturen, das wirkt der Heilige Geist im Glauben!" (Martin Luther)
"Halte dich fest an Gott. Mach’s wie der Vogel, der doch nicht aufhört zu singen, auch wenn der Ast .bricht. Denn er weiß, dass er Flügel hat!" (Johannes Don Bosco)
"Es gibt ein Argument, das man allen Spitzfindigkeiten der Glaubenslosen entgegenhalten kann: Noch niemand hat je auf dem Sterbebett bereut, ein Christ zu sein!" (Thomas Morus)

Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade.
Römer 5,1f

Menschen verkehrt

In einer Zeitung wird von einem Feuerwehreinsatz in einer Kleinstadt berichtet. Die Feuerwehr wird zu einem Haus gerufen, aus dem dicke Rauchschwaden quellen. Die Männer der Feuerwehr dringen rasch in die betreffende Wohnung ein und finden einen Mann in einem brennenden Bett. Nachdem sie ihn geborgen, die Matratze gelöscht und den Qualm vertrieben haben, fragen sie den Mann, wie das passieren konnte. "Ich weiß es nicht", antwortet er, "es hat schon gebrannt, als ich mich hingelegt habe!"
Wir sollten nicht überheblich lächeln, sondern daran denken, wie oft Menschen sich vollkommen unbegreiflich in schon bedrohliche Situationen noch hineinbegeben.

Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!
Apostelgeschichte 2,40

Der schönste Versprecher

Opa hat Geburtstag. Die Kinder und Enkelkinder sind gekommen, Bekannte und Verwandte haben sich zum Gratulieren und Feiern eingestellt. Der kleine Enkelsohn steht mit einem wunderschönen Blumenstrauß vor dem Jubilar und sagt aus seinem tiefsten Kinderherzen: "Lieber Opa, ich gratuliebe dir!" Kann man sich schöner versprechen und besser ausdrücken, worum es geht? Wenn die Glückwünsche für einen Menschen die Liebeserklärung zu ihm sind, und wenn die Liebe, die uns Menschen entgegenbringen, das Glück unseres Lebens sind, dann blüht das Herz auf, und die Erfüllung der tiefsten Sehnsucht wird erkennbar.
Worte, Zeichen, Gesten und Taten der Liebe sind die besten Glückwünsche, denn Glück und Erfüllung des Lebens liegen nicht in Dingen und Sachen, in Geschenken und Gaben, sondern in der geschenkten und erwiderten Liebe.

Jesus sagt: "Er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin."
Johannes 16,27