Vom Tier zum Engel

"Unsere Armen sind großartige Leute. Sie sind liebenswerte Menschen. Sie brauchen nicht unser Mitleid und unsere Sympathie. Sie brauchen unsere verstehende Liebe. Sie brauchen unseren Respekt. Sie wollen, dass wir sie mit Liebe und Achtung behandeln. Und ich fühle, dass es die größte Armut ist, dass wir dies erfahren, dass wir es erst verstehen lernen müssen, wie der Tod unserer Leute ist.
Ich vergesse es nie, wie ich einst einen Mann von der Straße auflas. Er war mit Maden bedeckt. Sein Gesicht war die einzige Stelle, die sauber war. Ich brachte den Mann in das Heim für Sterbende. Und er sagte nur einen Satz: "Ich habe wie ein Tier auf der Straße gelebt, aber nun werde ich wie ein Engel sterben, geliebt und umsorgt." Und er starb wunderschön. Er ging heim zu Gott. Der Tod ist nichts anderes als ein Heimgang zu Gott. Ich spürte, er erfreute sich an dieser Liebe, dass er erwünscht war, geliebt, dass er für jemanden jemand war." (Mutter Teresa)

Wer ist wie der Herr, unser Gott, im Himmel und auf Erden? Der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz!
Psalm 113,5.7

Hunger nach Liebe

Anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1979 hielt Mutter Teresa eine eindrückliche Rede: "Heute, da ich diesen großen Preis erhalte – ich persönlich bin äußerst unwürdig -, bin ich glücklich wegen unserer Armen, glücklich, dass ich die Armen verstehen kann, genau gesagt, die Armut unserer Leute. Ich bin dankbar und sehr glücklich, ihn im Namen der Hungrigen, der Nackten, der Heimatlosen, der Krüppel, der Blinden, der Leprakranken zu erhalten. Im Namen all derer, die sich unerwünscht, ungeliebt, nicht umsorgt fühlen, die aus der Gesellschaft ausgestoßen sind, die eine Last für die Gesellschaft und von jedem ausgeschlossen sind. Ich nehme den Preis in ihrem Namen an und bin sicher, dieser Preis wird eine neue, verstehende Liebe zwischen den Reichen und den Armen bringen. Hierauf bestand Jesus, darum kam er auf die Welt, um diese frohe Botschaft den Armen zu bringen. Die Armen sind jemand für uns, auch sie sind durch die gleiche liebende Hand Gottes erschaffen, um zu lieben und geliebt zu werden."

Seid niemand etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt!
Römer 13,8

Geheimnis des Glaubens

Maria ist guter Hoffnung. In ihr wächst Jesus heran. Durch sie will Gott zur Welt kommen. Maria ist in ihrer Erwartung ein Urbild für das Geheimnis des Glaubens. Im Glaubenden wächst ein Leben von Gott heran. Es ruht ganz tief innen, aber es will zur Welt kommen. Es beginnt ganz klein und unsichtbar, aber es wächst und wird erkennbar. Der Glaubende trägt ein Geheimnis der Liebe in sich. Er lebt alltäglich normal nach außen in Arbeit und Begegnung, im Tun und Lassen. Zugleich lebt der Glaubende – wie eine schwangere Frau – auch nach innen, spürt und achtet auf das kostbare Leben in sich. Der Glaubende lebt einerseits wie alle Menschen in den irdischen Gegebenheiten. Und doch ist sein Tun und Lassen von dem inneren Leben bestimmt. Er wird nichts tun oder unterlassen, was dem wachsenden Leben schaden oder es gefährden könnte. So ist der Glaubende welt- und alltagsorientiert und zugleich auf Gott und sein Reich ausgerichtet. Er ist natürlich und heilig, Mensch mit Menschen und Mensch mit Gott in einem. So will Gott durch Glaubende zur Welt kommen.
Mit Maria fing es an. Weihnachten geschah das Wunder. Aber die Geschichte geht weiter. Gott kommt auch heute durch seine Leute zur Welt. Glaubende haben ein göttliches Leben in sich, das zum Ausdruck und zur Auswirkung kommen will.

Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.
Lukas 1,35

Brennen und Kühlen

Immer wieder hört man gut gemeinte Stimmen, die vor zu viel und tiefer Gotteshingabe warnen. Mechthild von Magdeburg (1212 – 1283) schreibt dazu: "Der Fisch kann im Wasser nicht ertrinken, der Vogel in den Lüften nicht versinken. Das Gold ist im Feuer nie vergangen, denn es wird dort Klarheit und leuchtenden Glanz empfangen. Gott hat allen Kreaturen das gegeben, dass sie ihrer Natur gemäß leben. Wie könnte ich denn meiner Natur widerstehen? Ich muss von allen Dingen weg zu Gott hingehen, der mein Vater ist von Natur, mein Bruder nach seiner Menschheit, mein Bräutigam von Minnen, und ich die Seine ohne Beginnen. Meint ihr, ich würde diese Natur nicht fühlen? Gott kann beides: kräftig brennen und tröstlich kühlen!"

Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben.
1.Timotheus 1,5

Leidenschaft

Menschliche Leidenschaften, ob für materielle, ideelle oder kulturelle Dinge, gleichen Feuern, die heftig lodern und schließlich in schmutzig grauer Asche enden. Ausgebrannt und abgebrannt, aufgebraucht und abgelebt bleiben Menschen in der Enttäuschung zurück, mit Herzen voller Frust und Seelen voller Schmerz. Eine Leidenschaft für Gott und sein Reich gleicht einem Feuer, das wärmt und entflammt, aber nicht zerstört und zu Asche verbrennt. Das Feuer der Liebe richtet keinen Schaden an, es richtet auf, macht Mut und zeigt uns den Weg. Lassen wir uns vom Feuer Gottes ganz neu entzünden und in Brand setzen.
"Es gibt Menschen, deren Leidenschaft ist die Kunst. Es gibt Menschen, deren Leidenschaft ist der Ruhm. Es gibt Menschen, deren Leidenschaft ist das Gold. Meine Leidenschaft gilt der Seele der Menschen!" (William Booth im Gästebuch König Edwards VII.)

Paulus an die Korinther: "Ich suche nicht das Eure, sondern euch! Ich will aber gerne hingeben und hingegeben werden für eure Seelen.
2.Korinther 12,14f

Der Winter

Im Winter nimmt sich das Leben zurück. Es stirbt in den dunklen Schoß der Erde hinein. Die Natur hält ihren langen Schlaf. Im gänzlichen sich-zurück-nehmen der Natur zur Zeit des Winters bereitet sie ihre Auferstehung vor. Der Winter ist die Zeit der großen Ruhe und Sammlung. Die Erde, die sich verausgabt hat, ruht sich aus für den schöpferischen Aufbruch im Frühling.
Winter. Es ist eine Zeit der Hoffnung, eine Zeit des Glaubens: Manches Samenkorn wird schon im Herbst in die Erde gesät und stirbt. Unsere Augen nehmen nicht teil an der geheimnisvollen Wandlung vom Tod zum Leben. Der Winter ist die Zeit des Glaubens. Er verhüllt die Geburtsstunde des Lebens. Der Winter ist die Zeit der Armut. Er ist die Zeit des Wartens. Eine Zeit der Bereitung auf das Licht, auf neues Leben. Die Sonne wird zur Verheißung für eine Zeit erneuter Fülle und Fruchtbarkeit.

"Der Winter sagt uns, was das hohe Alter sein kann. Eine Zeit in der das Leben sich immer mehr zurücknimmt. Eine Zeit, in der sich das Leben erinnert, in der die Lebenssubstanz sich unsichtbar sammelt zu ihrer letzten großen Anstrengung: zur Wandlung in die Unvergänglichkeit. Im Alter, wenn unser Horizont seine Weite verliert, wenn die Kraft schwindet und der Leib hinfällig wird, in dieser Zeit rettet alleine der Glaube vor dem Tod." (Theresia Hauser)

"Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen."
(Johannes 5,24)

Lebenskunst

Von der klugen Nonne Spaniens, Teresa von Avila, stammt das Wort: "Wenn Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn." Dieser heiße Tipp christlicher Lebenskunst wird seitdem immer wieder gebraucht, um in Zeiten des Verzichts auch wirklich und ganz den Verzicht zu leben, ohne nach den leckeren Fleischtöpfen vergangener Zeiten zu schauen. Andererseits auch wirklich zu genießen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.
Ein Rabbi kommt spät nach Hause. Seine Frau fragt ihn, wo er so lange gewesen sei. "In einem Gottesdienst", sagt der Rabbi, "ich habe mit guten Freunden Rebhühner gegessen."

Jesus sprach: Wie können die Hochzeitsleute Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten.
Matthäus 9,15

Weihnachtsgeld

Eine arme, alte Frau schreibt in ihrer Not vor Weihnachten einen Brief an Gott mit der dringlichen Bitte, ihr doch etwas Geld, nur 100 DM zu schicken, damit sie sich einige kleine Wünsche erfüllen und ein frohes Fest erleben könne. Irgendwie landet der Brief auf Umwegen beim Finanzamt. Die Mitarbeiter des Amtes sind bewegt von der Armut und Glaubenseinfalt der Frau und legen in ihrer Abteilung spontan Geld für sie zusammen. Die Sammlung erbringt 70 DM. Die schicken sie mit herzlichen Grüßen von Gott, übermittelt vom Finanzamt, an die Frau. Die alte Dame freut sich riesig über die freundlichen Zeilen und das Geld und schreibt sofort einen Dankesbrief. Voller Freude habe sie das Geld erhalten, danke vielmals und bitte darum, in Zukunft das Geld nicht durch das Finanzamt zu schicken, denn die Spitzbuben hätten ihr gleich 30 DM an Steuern einbehalten.

Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.
Matthäus 7,8

Das Geheimnis des Lichtes

Wir zünden eine Kerze an. Wir nehmen uns Zeit. Wir betrachten das Wunder des Lichtes. Es hat eine siebenfache Botschaft für uns:
1. Feierliche Stille – Die Kerze brennt lautlos. Sie schreit nicht. Gott kommt leise zur Welt. Seine Liebe ist feierliche Stille. Doch sein Licht setzt sich durch gegen das laute Poltern der Heere, das Geschrei der Massen und den Heidenlärm.
2. Frohes Leuchten – Lustig und lebendig flackert das Licht. Es verbreitet Helligkeit und Freude. Schon ein kleines Licht ist stärker als die Dunkelheit eines großen Raumes. Ein Wort der Liebe Gottes bringt frohes Leuchten auf die Gesichter und in die Herzen.
3. Wohltuende Wärme – Die Flamme wärmt und schenkt Geborgenheit und Wohlbefinden. Uns wird heimelig, wenn wir Gottes Liebe am eigenen Leib spüren. Unter der warmen Liebe Gottes entspannt sich das verkrampfte Leben. Wir sind erlöst.
4. Ständige Wandlung – Das Licht ist still und ständig in Bewegung. Farben und Formen wechseln. Gottes Licht ist ruhig und dynamisch, immer neu, immer anders, überraschend.
5. Sinnvolles Opfer – Die Kerze opfert sich, um Licht zu spenden. Sie nimmt ab und gibt her. Fraglos und einfach verschenkt sie ihr Sein. Ausleben und Aufleben sind eins.
6. Strebt nach oben – nimmt ab nach unten – Das Licht des Lebens strebt nach oben, und das Material wird weniger nach unten. Wir leben zum Himmel empor, und zugleich wird unser Leib weniger.
7. Geheimnis – Gegen alle unheimliche Dunkelheit bietet das Licht Gottes ein Heim. In seiner Liebe sind wir aufgehoben und geborgen. In seinem hellen Licht finden wir den Weg und sind wir orientiert. Und doch bleibt seine Liebe letztlich ein Geheimnis.

Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben.
2.Korinther 4,6

Sehnsucht

Eine jüdische Frau erzählt: "Mein ganzes Leben lang kannte ich nur Angst. Schon als Kind, als meine Eltern von SS-Leuten abgeholt wurden. Angst erlebte ich, als ich mit gefälschten Papieren leben musste und niemals sicher war, dass man meine wahre Identität entdeckt, was dann schließlich doch geschah. Im Konzentrationslager lebte ich in Angst unter Menschen, die um mich herum starben. Dann kam ich endlich zu meinem Volk in dieses Land und erlebte hier die Angst in den Kriegen und in den militärischen Einsätzen meiner Söhne. Einer davon wurde im Jom-Kippur-Krieg schwer verwundet und ist seither ein Krüppel. Nun stehen meine Enkel mit Maschinenpistolen und Schlagstöcken in den besetzten Gebieten. Und wieder sind meine Tage und Nächte mit Angst erfüllt. Wann werden wir endlich aus solcher Not befreit sein?"
Es ist aller Menschen stärkste Sehnsucht nach dem König des Friedens und dem Heiland für alle Wunden, die Sehnsucht nach dem Messias.

Doch es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. und über denen, die da wohnen im finstern Land, scheint es hell.
Jesaja 8,23;9,1