Unscheinbare Gefahren

"Des Menschen Todfeinde sind nicht nur große Tiere wie Tiger, Wölfe und Schlangen. Kleine Keime, die wir nur durch das Mikroskop sehen können und durch unsere Nahrung sowie Wasser und Luft in uns aufnehmen, sind oft viel gefährlicher und rufen tödliche Krankheiten hervor. – Ebenso gefährden nicht nur grobe Sünden unsere Seele, sondern verborgene, böse Gedanken, die Keime kleiner Sünden wirken noch viel zerstörender. Wir müssen danach trachten, diese Keime von Anfang an aus unserem Gemüt zu entfernen, damit wir und andere von ihren verhängnisvollen Folgen frei werden!" (Sadhu Sundar Singh)
Nicht nur auf die groben und deutlichen Gefährdungen wollen wir achten, vielmehr auch auf die kleinen und feinen Anfeindungen des geistlichen Lebens: heimlicher Neid, giftige Eifersucht, verborgener Geiz, Gefühle der Verachtung, Bitterkeit und böse Gedanken. Alle diese feinen, unscheinbaren Keime können unser ganzes Leben überwuchern und schließlich zerstören.

Lass meinen Gang in deinem Wort fest sein und lass kein Unrecht über mich herrschen!
Psalm 119, 133

Zankapfel

Eine alte griechische Sage erzählt von Herakles, der einst durch eine Bergenge kam. Auf dem Weg lag etwas, das wie ein Apfel aussah. Herakles versuchte, es zu zertreten, aber es verdoppelte sich. Nun trat er noch stärker darauf, und es vergrößerte sich wieder. Da schlug er mit seiner Keule darauf ein. Doch es blähte sich zu etwas ganz Großem auf und versperrte ihm den Weg. Da warf er die Keule fort und blieb erschrocken stehen. Es erschien ihm Athene und sprach: "Lass ab! Was du siehst, ist Zanksucht und Streit. Wenn man es liegen lässt, bleibt es klein. Wenn man es aber aufnimmt, so schwillt es immer mehr an."
So erleben wir es jeden Tag. Ein kleiner Zankapfel fällt auf den Weg, ein unbedachtes Wort, ein winziges Missverständnis, ein Nebensatz, der sticht. Immer wird es solche Zankäpfel geben: Ärger beim Frühstück, Meinungsverschiedenheiten bei der Arbeit. Man kann es liegen lassen, einfach darüber hinweggehen. Wenn wir es aber aufheben, wird es sich vergrößern und uns den Weg versperren.

Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und allerlei böses Ding.
Jakobus 3,16

Die Welt

Der Alte Fritz fragte bei einer Schulinspektion einen Jungen, wo Potsdam liege. "In Preußen, Majestät!" – "Und Preußen?" – "In Deutschland, Majestät!" – "Und Deutschland?" – "In Europa, Majestät!" – "Und Europa?" – "In der Welt, Majestät!" – "Und die Welt?" Der Junge stutzte einen Augenblick und sagte dann: "Die Welt liegt im Argen!"
"Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefassten Grenzen,
ein schneller Blitz bei schwarzgewölbter Nacht,
ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen,
als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
Streich ab von dir derselben kurzes Prangen,
halt ihre Lust für eine schwere Last:
So wirst du leicht an diesen Ort gelangen,
da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst."
(Christian Hofmann v. Hofmannswaldau)

Die Welt vergeht mit ihrer Lust, wer aber den Willen des Herrn tut, der bleibt in Ewigkeit.
1.Johannes 2,17

Singt alle mit!

Alles, was ist, rühme ihn, unseren Gott.
Stimmt ein, singt mit, ihr, die oben sind in der Höhe!
Singt mit, ihr Engel, das Heer seiner himmlischen Diener.
Singt mit, Sonne und Mond, singt mit, ihr leuchtenden Sterne!
Singt mit, ihr Welten, ihr unendlichen Räume im All!
Denn Gottes Werk seid ihr, geschaffen von seiner Hand.
Stimmt ein, singt mit hier auf der Erde.
Singt mit in der Tiefe des Meeres und an den Wolken des Himmels.
Singt mir Gewitter und Hagel, singt mit, Schnee und Nebel.
Sing mit du Sturmwind, der sein Wort ausrichtet.
Singt mit, ihr Berge und Hügel, ihr Fruchtbäume, ihr Zedern,
ihr Federtiere, ihr Tiere im Haus, ihr Tiere in der Erde,
ihr Vögel am Himmel.
Stimmt ein, singt mit, ihr Völker, ihr Könige, ihr Richter der Erde.
Singt mit, Frau und Mann, Greis und Kind.
Rühmt ihn, euren Gott, denn er allein ist würdig des Ruhms.
Seine Hoheit waltet, so weit Himmel und Erde sind.
Singt ihm mit all euren Stimmen, ihr, seine Kinder, sein Volk!

(Psalm 148 nach Jörg Zink)

"Ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen."
(Paul Gerhardt)

Der Axtdieb

Ein Mann suchte seine Axt und fand sie nicht. Er vermutete, dass der Sohn des Nachbarn seine Axt gestohlen hätte. Darum beobachtete er den Nachbarjungen genau. Dessen Gang war der eines Axtdiebes. Er blickte wie ein Dieb. Er sprach wie ein Dieb. Alles, was der Junge tat, und wie er es tat, ließ auf einen Axtdieb schließen. Der Verdacht wurde immer stärker. – Nach einiger Zeit fand der Mann seine Axt wieder. Er hatte sie nur an einer ungewöhnlichen Stelle verlegt. Als er nun den Sohn des Nachbarn traf, waren sein Gang, sein Blick, sein Benehmen und seine Worte nicht mehr die eines Axtdiebes, sondern die eines ganz normalen Menschen. (Nach einer chinesischen Fabel)
"Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren!" (Martin Luther)

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!
2.Mose 20,16

Richtig genießen!

Gott hatte dem Menschen so viel Freude am Leben und Genuss an seinen Gaben zugedacht, dass er ihm geradezu gebot: "Du sollst essen von allen Bäumen im Garten!" (1.Mose 2,16). Warum nur nahm der Mensch dann gerade von dem einen Baum, den Gott verboten hatte: "Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben!" (1.Mose 2,17)
Da wurde aus dem Genuss die Sünde und aus der Sünde die Gebrochenheit des Lebens. So ist auch die Beziehung zur Lust am Leben und zum Genuss an Gottes Gaben gebrochen. In alles mischt sich die Sünde ein. Und doch möchte Gott, dass wir das Gute genießen, das er uns gewährt. So haben die Rabbinen der Spätantike in jedem erlaubten Genuss eine göttliche Gabe gesehen. Sie lehrten, dass der Mensch vor dem göttlichen Richterstuhl einmal Rechenschaft ablegen muss über jeden richtigen Genuss, den er sich ohne Grund versagt hat. Dazu verfassten die Rabbinen Segenssprüche, in denen sie Gott dankten für die verschiedenen Arten des Genusses, etwa für den Geruch der Spezereien, den Anblick der ersten Blumen im Frühling, für den Geschmack eines guten Weines oder die Erscheinung eines besonders hübschen Menschen.

Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf ungewissen Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen!
1.Timotheus 6,17

Nähe und Distanz

Zwei kleine Igel haben sich in einem Laubhaufen ein kuschliges Nest gebaut. Es wird kalt, und sie suchen in ihrem Nest die Wärme. Sie rücken nah aneinander. Sie spüren die Wärme und Nähe des anderen wohlig und gemütlich. Es wird noch kälter. Sie rücken noch näher zusammen. Aber da piekt es und tut weh. Sie rücken auseinander, und sie frieren. Sie rücken wieder zusammen und tun sich weh. So versuchen sie ihr Miteinander zwischen Nähe und Distanz so zu leben, dass Nähe nicht verletzend und Distanz nicht frierend macht.
Das ist im Miteinander von Menschen nicht einfach, dem anderen so nah zu sein, ohne ihm weh zu tun, und ihn freizulassen, ohne ihn allein zu lassen. Wie oft war die Nähe erdrückend und die Distanz erkältend. Wie oft war eine Nähe belastend und eine Distanz zum Erfrieren.
Die Nähe muss den anderen freilassen und die Distanz den anderen festhalten. Wenn ich die Nähe brauche, macht sie den anderen vielleicht gerade kaputt. Wenn ich die Distanz möchte, macht sie den anderen vielleicht gerade todeinsam. Wir müssen es immer wieder versuchen, uns so nah wie möglich und entfernt wie nötig zu sein. Nur die Liebe wird Nähe und Distanz zugleich sein.

Seid miteinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus!
Epheser 4,32

Verklärter Herbst

"Gewaltig endet so das Jahr mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken, lang und leise
gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluss hinunter,
wie schön sich Bild an Bildchen reiht – das geht in Ruh und Schweigen unter." (Georg Trakl)
Der Herbst als Jahreszeit ist schön, voller Frucht und Fülle, Milde und Süße, Farben und Zauber. Solch einen verklärten Herbst wünschen wir uns auch als Lebenszeit: gut und milde, frohgemut und schön, voller Frucht und Bildern der Erinnerung. Aber der Herbst des Lebens kann auch notvoll und traurig, düster und schmerzlich sein. Es kann auch kläglich enden und sich Leid an Leid reihen. Es kann eine harte Zeit sein, wo es schlecht steht. Doch auch über einem schweren Herbst mit Not und Grauen, Leid und Tragik ist Gott in seiner Güte und Treue der Herr. Seine Liebe allein, nicht unser Ergehen, seine Treue, nicht unsere Situation sind die Verklärung des Lebensherbstes.

Wir warten auf unseren Heiland Jesus Christus, der unseren nichtigen Leib verklären wird, dass er gleich werde seinem verklärten Leib nach der Wirkung seiner Kraft.
Philipper 3,20f

Ich glaube an den Heiligen Geist

"Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann;
sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tag mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr." (Martin Luther)

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater.
Römer 8,14f

Ich glaube an Jesus Christus

"Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau geboren, sei mein Herr,
der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöset, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben;
damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regiert in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr!" (Martin Luther)

In Jesus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, auf dass wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.
Epheser 1,7.12