Zeit verschenken – Zeit gewinnen

Jesus sah eine große Menge Volkes; die Menschen taten ihm leid, und er redete zu ihnen von der unwiderstehlichen Liebe Gottes. Als es dann Abend wurde, sagten seine Jünger: "Herr, schicke diese Leute fort, es ist schon spät, sie haben keine Zeit!" – "Gebt ihr ihnen doch davon", sagte er, "gebt ihr ihnen doch von eurer Zeit!"
"Wir haben selber keine", fanden sie, "und was wir haben, dieses wenige, wie soll das reichen für so viele?" Doch da war einer unter ihnen, der hatte wohl noch fünf Termine frei, mehr nicht, zur Not, dazu zwei viertel Stunden. Und Jesus nahm mit einem Lächeln die
fünf Termine, die sie hatten, die beiden viertel Stunden in die Hand. Er blickte auf zum Himmel, sprach ein Dankgebet und Lob, dann ließ er austeilen die kostbare Zeit durch seine Jünger an die vielen Menschen. Und siehe da: Es reichte nun das Wenige für alle. Am Ende füllten sie sogar zwölf Tage voll mit dem, was übrig war an Zeit, das war nicht wenig! (Lothar Zenetti nach Matthäus 14,13-21)
Nur die Zeit, die man verschenkt, wird man gewinnen.

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
2.Korinther 6,2

Die bessere Sprache

"Seid still, wenn ihr nichts zu sagen habt. Seid bitte still!" hatte die aidskranke Bigi unter ein Bild in ihrem Krankenzimmer geschrieben. Was wird an Kranken- und Sterbebetten alles geredet, weil man im Grunde nichts zu sagen hat. Wie oberflächlich, gedankenlos und lieblos sind oft die Reden und Worte, weil wir in der Tiefe der Situation so hilflos sind. Warum fällt es so schwer, liebevoll zu schweigen und auf ganz andere Weise miteinander zu sprechen? Mit der Sprache des Körpers, indem wir die Hand halten, behutsam streicheln, drücken und annehmen, gibt es Reden ohne Worte und ein Verstehen ohne Gespräche. Im Schweigen lässt sich manche Situation besser erfühlen und verstehen, lässt sich die Tiefe des Lebens besser mitteilen, mit anderen teilen. Schon Nähe und Gegenwart, Zustimmung und Aushalten sind manchmal mehr als Worte oder Sprüche.

Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, wurden sie eins, hinzugehen, um ihn zu trösten. Sie erhoben ihre Stimme und weinten, ein jeder zerriss sein Kleid als Zeichen der Trauer und saßen mit ihm sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.
Hiob 2,11-13

Leben ist Empfangen

Viele lieben ihn, viele hassen ihn, die meisten besitzen ihn, den Fernseher. Information und Kommunikation finden weitgehend über dieses Gerät statt. Wunderbare Bilder, schreckliche Bilder, Wissenswertes und Überflüssiges kommt über ihn in unser Wohnzimmer. Durch den Fernseher sind wir mit der ganzen Welt verbunden. Das Gerät ist ein in sich geschlossenes Ganzes, das aus vielen Bausteinen einen wunderbaren und komplizierten technischen Zusammenhang bildet. Aber der Fernseher ist nur ein Empfangsgerät. Seiner Bauart nach kann er Bilder nicht machen, Programme nicht herstellen, sondern nur empfangen und wiedergeben. Der Sender sendet die Programme, und über eine intakte Verbindung kann sie der Fernseher empfangen und an die Zuschauer weitergeben.
So sind auch wir Menschen gebaut. Wir sind Empfänger des Lebens. Unserer ganzen Wesensart nach sind wir Empfangende, die nur wieder- und weitergeben können, was sie empfangen haben. Gott ist der Sender des Lebens. Er sendet die Programme und Bilder, die Informationen und Gestaltungen. Wir Menschen können sie über eine intakte Beziehung zu Gott empfangen und wiedergeben. Gott, der Sender, der Mensch, der Empfänger, und die Verbindung zwischen ihnen bildet einen wunderbaren Lebenszusammenhang. In diesem Zusammenhang ist der Mensch wertvoll, sinnvoll und lebensvoll. Ohne den Zusammenhang ist der Mensch wie ein Empfangsgerät ohne den Anschluss an den Sender. Er ist zwar da, aber wertlos und leblos. Darum brauchen wir die persönliche Glaubensbeziehung zu Gott.

Was hast du, das du nicht empfangen hast?
1.Korinther 4,7

Wie stark ist der Geduldsfaden?

Eine alte chinesische Fabel erzählt von einem Mann, der eine hohe Stelle als Beamter bekommt. Ein guter Freund besucht ihn, spricht ihm seine herzlichen Glückwünsche aus und gibt ihm noch einen guten Rat: "Wenn du ein hoher Beamter geworden bist, darfst du eines nie vergessen, immer Geduld zu haben!" Der Mann verspricht, den guten Rat zu befolgen. Der Freund wiederholt den Rat einmal, zweimal, dreimal. Als er es zum vierten Mal sagt, braust der Mann ärgerlich auf: "Hältst du mich für dumm, dass du mir solche Selbstverständlichkeit immer wiederholst?" – "Siehst du", seufzte der Freund, "es ist gar nicht so leicht, geduldig zu sein. Ich habe meinen Rat nur wenige Male wiederholt, und schon verlierst du die Geduld!"

Ein Geduldiger ist besser als ein Starker, und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt.
Sprüche 16,32

Wir brauchen uns – wir reiben uns

Zu Mark Twain kam eines Tages ein Sechzehnjähriger und sagte:
"Ich verstehe mich mit meinem Vater nicht mehr. Jeden Tag gibt es Streit. Er ist so rückständig. Was soll ich bloß tun?"
Mark Twain überlegte kurz und sagte dann: "Mein Freund, ich kann dich gut verstehen. Als ich 16 Jahre alt war, war mein Vater genauso ungebildet. Aber man muss etwas Geduld mit ihm haben. Nach zehn Jahren, als ich 26 war, hatte er so viel dazugelernt, dass man sich schon ziemlich vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Und, ob du’s glaubst oder nicht – heute, mit 36, frage ich meinen alten Vater, wenn ich keinen Rat weiß. So hat er sich geändert."

Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu den Vätern!
Maleachi 3,24

Kleine Kinder brauchen große Liebe

Sind so kleine Hände, winzige Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.
Sind so kleine Füße mit so kleinen Zeh’n.
Darf man nie drauf treten, könn‘ sie sonst nicht geh’n.
Sind so kleine Ohren, scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.
Sind so schöne Münder, sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.
Sind so klare Augen, die noch alles sehn.
Darf man nie verbinden, könn‘ sie nichts verstehn.
Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen, gehn kaputt dabei.
Ist so’n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.
Grade, klare Menschen wär’n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat hab’n wir schon zuviel.
(Bettina Wegner)

Gott segnet die Kleinen und die Großen. Der Herr segne euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder!
Psalm 115,13f

Kinderlachen

Herr, die Kinder lachen so unbeschwert.
Das ist ein großes Glück.
Wie unreflektiert froh sind sie!
Sie leben einfach das Leben.
Und Du bist mit ihnen. Sie sind Kinder, Deine Kinder.
Da hat die Gewohnheit der Sünde noch nichts zerstört.
Da hat sich noch kein Ungehorsam eingeschliffen.
Da ist die Seele noch nicht vernarbt durch Verleugnung.
Da prägt die Einfalt noch Stirn und Augen.
Herr, so ein Kinderlachen ist kostbar.
Wie unbändig kann sich ein Kind freuen!
In dieser Freude öffnet sich das ganze Leben;
in ihr sprühen die Funken innerster Unmittelbarkeit
des Lebendigen, der Lebensbejahung,
der ungebrochenen Freude.
Ist das für uns vorbei?
Du, Herr, sagst nein.
Aber können wir denn wieder Kinder werden?
Wir können das Rad des Lebens nicht zurückdrehen.
Und doch setzt Du uns die Kinder zum Vorbild:
"Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …"
Du willst, dass wir in das Reich Gottes kommen.
Vater im Himmel, wir danken Dir,
dass wir vor Dir Kinder sein dürfen,
voll Vertrauen, voll stiller Freude,
dass wir in Dir um Jesu Christi willen
auch immer Kinder bleiben dürfen,
heute und morgen, an jedem neuen Tag
– wie alt wir auch sind.
(Paul Toaspern)

Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Matthäus 5,9

Wenn ihr nicht werdet wie die Erwachsenen

Kinder sind laut. Sie rufen und raufen, lärmen und lachen, schreien und singen. Erwachsene nennen das ein schlechtes Benehmen. Sie selber nehmen Maschinenlärm und Fabrikgetöse, Autolärm und Presslufthämmer in Kauf. Aber Kinder müssen still sein und Ruhe geben.
Kinder sind unruhig. Sie rennen und toben, balgen und springen. Erwachsene halten das für unerträglich. Sie selber sind ständig auf Achse, haben nie Zeit und sind eilig beim Reisen und hastig beim Kaufen. Aber Kinder müssen brav sein und stillsitzen.
Kinder sind dreckig. Sie lieben Erde und Wasser, manschen und matschen, kleckern und kleistern. Erwachsene nennen das unanständig. Sie selber sehen sich abends schmutzige Filme und den letzten Dreck an, haben eine vergiftete Phantasie und schmutzige Gedanken. Aber Kinder müssen saubere Hände und reine Sachen haben.
Kinder sind ehrlich. Sie sagen, was sie denken, und zeigen, was sie empfinden. Erwachsene nennen das unhöflich. Sie selber tragen Masken und lügen, wenn sie höflich sind. Aber Kinder sollen angepasst und nett sein.
Kinder sind liebebedürftig und brauchen Hände und Wärme, einen Schoß und ein Gesicht. Aber Erwachsene nennen das nervig und störend. Sie selber sind ständig unterwegs, um Anerkennung und Zustimmung, Beifall und Wertschätzung zu finden. Aber Kinder sollen mit schönen Spielsachen und teuren Geräten zufrieden sein.
Jesus hat einst den Erwachsenen die Kinder zum Vorbild gegeben. Aber die Erwachsenen geben den Kindern ihr schlechtes Vorbild und wundern sich, wenn die Gesellschaft entgleist.

Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Matthäus 18,2f

Wie kostbar ist ein Platz im Himmel

Der französische Spötter Voltaire äußerte einst in der Tischrunde Friedrichs des Großen: "Ich verkaufe meinen Platz im Himmel für einen preußischen Taler!" Ein frommer Ratsherr aus Kleve, der zur Tafel des Königs geladen war, soll dazu gesagt haben: "Sie sind hier im Preußischen, und da muss jeder, der etwas verkaufen will, sein Eigentumsrecht daran nachweisen. Können Sie mir nachweisen, dass Sie einen Platz im Himmel haben, und wollen Sie ihn dann noch verkaufen, so will ich jede Summe dafür zahlen!" Voltaire soll darauf verlegen geschwiegen haben. Ein Platz im Himmel ist kostbar, aber nicht käuflich. Er ist wertvoll, aber nicht bezahlbar. Weder Geld noch Werk, weder Verdienst noch Leistung, weder Adel noch Würde vermögen den Platz im Himmel zu gewinnen. Diesen wunderbaren Platz an der Seite Gottes bekommt man nur über Beziehungen. Man braucht dazu eine persönliche, lebendige und herzliche Beziehung zu Jesus, der allein den Weg ebnen, die Tür öffnen und den Zugang zum Vater gewähren kann.

Jesus spricht: Ich bin die Tür, wenn jemand durch mich eingeht, wird er gerettet werden.
Johannes 10,9

Nach Art des Hauses

Die Häuser drücken die Vielfalt und Sehnsucht unseres Lebens aus. Im Schneckenhaus möchte man sich verkriechen. Im Hochhaus kann man anonym bleiben. Im Gasthaus wird man als Fremder beherbergt. Im Ferienhaus möchte man seinen Urlaub genießen. Im Warenhaus wird man mit dem Nötigen bedient. Im Bankhaus wird unser Geld verwahrt. Im Schulhaus lernen Kinder für ihr Leben. Im Dorfgemeinschaftshaus kommen Menschen zusammen. Im Parkhaus findet man einen Platz für sein Gefährt. Im Gartenhaus steigt das Sommerfest und stehen die Geräte für die Gartenarbeit. Im Krankenhaus ist niemand gern, und doch sind alle froh, dass es Häuser für den Krankheitsfall gibt. Das Sterbehaus für den letzten Abschnitt des Lebens ist ein Haus voller Not und müsste ein Haus voller Liebe sein. Im Rathaus wird regiert und verwaltet. Das Gotteshaus ist manchen der Ort der Einkehr und Besinnung, Stärkung und Begegnung mit Gott und Menschen. Und alle brauchen ein Wohnhaus, in dem sie sicher und geborgen, aufgehoben und zu Hause sind. Die zu Hause arbeiten, nennt man Hausfrau und Hausmann. Wenn jemand nur sein Haus kennt, wird er leicht hausbacken. Wenn andere ausflippen, sind sie aus dem Häuschen. Wer daheim bleibt, wird das Haus hüten. Wer klug ist, wird sein Haus bestellen. Und die kein Haus haben, hausen irgendwo unter einer Brücke im Elend. Und alle Menschen haben eine Sehnsucht nach einem letzten, guten, großen Haus voller Liebe und Leben, Freude und Seligkeit, einem Haus mit Hüter.

In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten, und ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid. wo ich bin.
Johannes 14,2f