Selbstgewissheit

"Ich bin ich!" sagen die einen, stampfen mit dem Fuß auf und wollen sich trotzig behaupten und verwirklichen.
"Ich bin nichts!" sagen die anderen, machen eine resignierte Handbewegung und wollen sich ängstlich verkriechen.
Dazwischen gibt es eine gute, befreiende Selbstgewissheit. Marias Antwort auf die große Zumutung Gottes zeigt die beste Form des Ichbewusstseins: "Ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast!"
Ein richtiges und ruhiges, ein klares und gutes "Ich bin" gibt es nur im Lebenszusammenhang mit Gottes Liebe und Weisung. Die richtige Antwort auf die schwierige Frage "Wer bin ich?" stellt den Zusammenhang des Lebens her. Wir gehören Gott und uns nur in ihm. So kommen wir zu einer wirklich fundierten und befreienden Selbstgewissheit. Sie beruht darauf, dass wir in der Liebe und Absicht Gottes gleichsam einen Grund unter unsere Existenz bekommen. Unser "Ich bin" ist mit dem "Ich bin" Gottes verknüpft. Gottzugehörigkeit und Selbstgewissheit gehören zusammen und leben voneinander. In der Kommunikation mit Gott und seinem Willen finden wir unsere Identität, und unsere Identität fließt in die Beziehung zu Gott mit ein. Inmitten der ängstlichen, besorgten, hilflosen Frage nach sich selbst wächst die vertrauensvolle, zuversichtliche und tragende Gewissheit, dass ich Gott zugehörig und ihm eigen bin.

Maria aber sprach: Ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast!
Lukas 1,38

Der Klügere gibt nicht nach?

Zwei Bauern treffen mit ihren Fuhrwerken auf einer schmalen Brücke zusammen. Jeder fordert vom anderen, dass er Platz mache. Sie diskutieren. Jeder hat seine Gründe dafür, dass er weiter und der andere weichen muss. Keiner gibt nach. Jeder fühlt sich im Recht und hat seinen Stolz. So stehen sie sich gegenüber. Schließlich lesen sie Zeitung, packen ihre Vesper aus. Jeder sitzt auf seinem Wagen und hofft, dass der andere entnervt aufgibt. Der Tag vergeht, sie halten trotzig ihre Position. Plötzlich ruft der eine energisch zum anderen hinüber: "Wenn du jetzt nicht augenblicklich zurückweichst und mir Platz zur Durchfahrt machst, dann mach ich es mit dir ebenso, wie ich schon heute morgen mit einem anderen Bauern auf der Brücke vorher gemacht habe!" Erschrocken weicht der andere zurück. Nachdem der Bauer mit seinem Fuhrwerk die Brücke verlassen hat, fragt der andere noch eingeschüchtert: "Nun, sag mir wenigstens, wie du es heute morgen mit dem anderen gemacht hast." – "Nun, was werde ich schon gemacht haben? Ich bin zurückgefahren und hab ihm Platz gemacht!"
Wer ist nun der Klügere?

Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit.
Sprüche 14,29

Wunderbar geleitet

Juanita kam im letzten Moment zum Gottesdienst. Sie hatte eine fremde Frau bei sich, die sie liebevoll an einen Platz brachte. Strahlend erzählte sie dann von ihrem Erlebnis. Wie gewöhnlich fuhr sie mit dem Bus zum Gottesdienst. Sie setzte sich neben eine Frau, die ihr ein christliches Traktat anbot. Erfreut erzählte sie, dass sie auf dem Weg zu einem evangelischen Gottesdienst sei. Die Fremde war verblüfft und erzählte dann voller Freude ihre Geschichte. Vor zwei Wochen war sie nach Madrid gekommen, um ihren kranken Bruder zu besuchen. Am vergangenen Sonntag war es ihr nicht gelungen, eine Gemeinde zu finden. Traurig darüber hatte sie Gott gebeten, sie doch an diesem Sonntag einen Gottesdienst finden zu lassen. Ihre Familie hielt nichts vom Gottesdienst, und keiner war bereit, ihr zu helfen. So machte sie sich allein auf den Weg. Die Verwandten lachten sie aus. Niemals würde sie in einer Stadt mit über drei Millionen Einwohnern eine evangelische Gemeinde finden. Aber sie hatte sich aufgemacht und den ersten Bus bestiegen. An der nächsten Haltestelle setzte sich dann Juanita neben sie und erhielt von ihr das Traktat. So kamen sie ins Gespräch und zusammen in den Gottesdienst. "Wer außer Gott", fragte Juanita die Gemeinde, "hätte solch ein Wunder tun können? Ihr müsst nämlich wissen, dass diese Frau vollständig blind ist!"

Ich will dir den Weg zeigen. den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.
Psalm 32,8

Das Herzensgebet

"Wenn die Last der Welt dir zu schaffen macht, hört er dein Gebet.
Wenn dich Furcht befällt vor der langen Nacht, hört er dein Gebet.
Wenn du kraftlos wirst und verzweifelt weinst, hört er dein Gebet.
Wenn du ängstlich bist und dich selbst verneinst, hört er dein Gebet.
Wenn die Menschheit vor ihrem Ende steht, hört er dein Gebet.
Wenn die Sonne sinkt und die Welt vergeht, hört er dein Gebet!"

(Mark Heard – Chr. Zehendner)

In guten und in schweren Tagen, zu Hause und unterwegs, zwischendurch und mittendrin können wir das Herzensgebet sprechen:
Beim Einatmen: Herr Jesus Christus,
Beim Ausatmen: Erbarme dich meiner!
Wir atmen die Liebe Jesu ein und unsere Nöte aus. Beten ist das Atemholen der Seele. Und Goethe hat wohl recht, wenn er sagt: "Im Atem liegen zweierlei Gnaden, die Luft einholen und sich ihrer entladen!"
So liegen im Herzensgebet zweierlei Gnaden, Jesu Liebe einholen und sich der Nöte entladen.

"Und der Blinde rief: jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!"
(Lukas 18,38)

Die Bibel und das Bett

Um 1820 lebte in Witzhelden der Schuhmacher Breidenbach mit seiner Familie. Sie waren bitter arm, aber fröhlich im Glauben. Als das dritte Kind unterwegs war, brauchten sie dringend ein Bett. So traf es sich gut, dass im Wirtshaus eine Versteigerung von Hausrat angesagt war. Der Schuster Breidenbach nahm die gesamten Ersparnisse von 17 Talern, um ein Bett zu ersteigern. Als erstes wurde eine wunderschöne alte Familienbibel angeboten. Die Leute im Wirtshaus waren angetrunken und heiter und machten ihre Witze über die Bibel. Ein Kaufmann bot einige Groschen, um die Bibel als Einwickelpapier zu benutzen. Breidenbach bot dagegen, denn er konnte nicht mit ansehen, wie sie das kostbare Bibelbuch entwürdigten. Die Leute trieben nun den Preis hoch, um den armen Schuster zu ärgern. Schließlich bekam er die Bibel für seine 17 Taler. Das Bett war vergessen. Zu Hause machte seine Frau ihm bittere Vorwürfe, und er sagte nur ganz ruhig: "Ich habe es nicht ertragen, wie sie das heilige Buch verspottet haben!"
Am nächsten Tag erschien in aller Frühe der Müller aus der Nachbarschaft und brachte ein Bett mitsamt Bettzeug und bat den Schuster dringend, das Zeug ohne Aufsehen anzunehmen, da er sonst von seiner Frau was zu hören bekomme. Die Müllersfrau hatte die Geschichte gehört und sofort alles für die Schusterfamilie zurechtgemacht. Sie schickte ihren Mann mit den besten Grüßen und schenkte der Familie Breidenbach das Bett. Nun versöhnten sich auch die Eheleute wieder, und Breidenbach las am Abend seiner Frau aus der alten Bibel den 37. Psalm vor:

Hoffe auf den Herrn und tu Gutes. Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, der seinen Mutwillen treibt. Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist besser als der Überfluss der Gottlosen.
Psalm 37,3f.7.16

Immer diese Missverständnisse

In der Kirche flüstert Frau Meier: "Schlechte Akustik hier!" Ihr Mann flüstert zurück: "Jetzt, wo du es sagst, rieche ich es auch!"
Der neue Untermieter zu seiner Wirtin: "Ich bin Dichter und habe ein Pseudonym!" – "Einverstanden", erwiderte die Wirtin, "aber um 22 Uhr muss sie die Wohnung verlassen haben!"
"Stillgestanden!", brüllt der Spieß. Alle stehen stramm. Da brüllt der Spieß: "Was ist mit dem dahinten mit dem roten Helm?" – "Das ist doch ein Hydrant, Herr Feldwebel!" – "Das ist mir egal, meine Befehle gelten auch für Akademiker!"
Zu einem Empfang in einer kleinen Stadt sind alle wichtigen Leute eingeladen. Nacheinander treffen sie mit ihren Ehepartnern ein. Schließlich kommt auch der katholische Geistliche. Die junge Geschäftsfrau: "Guten Tag, Herr Pfarrer, haben Sie ihre Frau nicht mitgebracht?" – "Aber gnädige Frau, wir haben doch den Zölibat!" – "Ach, den kleinen Zölibat hätten Sie doch auch noch mitbringen können!"
"O si tacuisses, philosophus mansisses!" oder zu deutsch:

Auch ein Tor, wenn er schwiege, würde für weise gehalten und für verständig, wenn er den Mund hielte!
Sprüche 17,28

Klug und ohne Falsch

In der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg fuhren Nonnen aus einem Kloster in Trier ab und an in das nahe Luxemburg, um dort Lebensmittel einzukaufen, die es damals in Deutschland nicht gab. Zu allerhand Nahrungsmitteln besorgten sie auch einige Pfunde guten Bohnenkaffee. Diese besonderen Schätze verstauten sie in ihrer weiten Ordenstracht, indem sie die Kaffeepäckchen unter die Arme einklemmten. Einmal gerieten sie in eine Zollkontrolle, und der Zöllner fragte die Nonnen streng, ob sie etwas eingekauft hätten. Eine der Nonnen sagte ganz offen: "Ja, wir haben mehrere Pfund Kaffee gekauft, aber den haben wir unter den Armen verteilt!" Die Nonnen durften ungehindert weiterreisen.

Jesus sagt: Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!
Matthäus 10,16

Ganze Sache

Mein Vater,
ich überlasse mich dir.
Mach mit mir, was du willst.
Was du auch mit mir tun magst,
ich danke dir.
Zu allem bin ich bereit,
alles nehme ich an.
Wenn nur dein Wille
sich an mir erfüllt
und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts,
mein Gott.
In deine Hände
lege ich meine Seele;
ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganzen Liebe meines Herzens,
weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt,
mich dir hinzugeben,
mich in deine Hände zu legen,
ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn du bist mein Vater.
(Charles de Foucauld)

So seid nun Gottes Nachfolger als die geliebten Kinder!
Epheser 5,1

Wenn Wissenschaft nur Wissen schafft

Vier königliche Prinzen wollten sich auf Erden umschauen und es in der Naturwissenschaft zu besonderen Kenntnissen bringen. Sie vereinbarten einen Treffpunkt für ihr Wiedersehen und zogen aus, sich kundig zu machen. Die Zeit verging, und die Brüder fanden sich am Treffpunkt ein. "Ich habe die Fertigkeit erworben", sagte der erste, "die es mir, wenn ich von einem Geschöpf nur einen Knochensplitter habe, ermöglicht, auf der Stelle das dazugehörende Fleisch zu erschaffen." – "Ich habe mir die Fähigkeit angeeignet", sagte der zweite, "dem Geschöpf Haut und Haare wachsen zu lassen." Der dritte sagte: "Ich kann ihm zu allen Gliedern verhelfen, wenn ich Fleisch, Haut und Haare zur Verfügung habe." – "Und ich", schloss der vierte der Brüder, "weiß, wie man das Geschöpf zum Leben erweckt, wenn es seine Gestalt und alle Glieder besitzt." So gingen die vier Brüder in den Dschungel und suchten nach einem Knochenstück, um ihre Kräfte spielen zu lassen. Das Schicksal fügte es, dass sie einen Löwenknochen fanden; sie wussten es aber nicht und nahmen ihn mit in ihr Labor. Der eine verhalf dem Knochen zum Fleisch, der andere überzog ihn mit Haut und Haaren, der dritte versah ihn mit den dazu passenden Gliedern, und der vierte erweckte den Löwen zum Leben. Da schüttelte die Bestie ihr mächtiges Haupt, reckte sich mit ihrem drohenden Rachen, ihren scharfen Zähnen und unerbittlichen Pranken und stürzte sich auf ihre Schöpfer. Alle brachte sie um und verschwand wieder im Dschungel. (Nach einer altindischen Geschichte)
Wissen ohne Liebe macht kalte Techniker. Und Wissenschaft, die sich vom Schöpfer des Lebens löst, wird eines Tages ihre eigenen Schöpfer auffressen.

Ein Kluger sieht das Unglück kommen und verbirgt sich, aber die Unverständigen laufen weiter und leiden Schaden!
Sprüche 27,12

Mehr als eine Gabe

Eines Tages wurde der russische Dichter Iwan Sergejewitsch Turgenjew auf der Straße angesprochen, ein Bettler bat ihn um ein Almosen. Da durchsuchte er gründlich alle seine Taschen – aber ohne Erfolg, er hatte kein Geld bei sich. Betrübt entschuldigte er sich bei dem Bettler: "Brüderchen, ich habe wirklich nichts bei mir; somit kann ich dir leider nichts geben." – "Doch ich danke dir von Herzen, mein Bruder", antwortete der Bettler und verneigte sich. "Wofür denn?", staunte Turgenjew, "du hast doch gar nichts von mir bekommen!" – "Aber ja, Bruder! Deine Gabe war reich und schön. Du hast mir ehrlich helfen wollen."

Allesamt aber miteinander haltet fest an der Demut!
1.Petrus 5,5