Das hat noch gefehlt

Die Geschichte fängt so gut an. Ein Mensch hat viele Güter. Er ist reich und erfolgreich. Er hat viel geleistet und kann sich viel leisten. Er hat Einkommen und Auskommen, Wohlstand und Reichtum.
Und er hat noch mehr. Mit den äußeren Gütern sind die inneren Werte mitgewachsen. Er ist ein Mensch ohne Lug und Trug, ohne Falsch und Neid, ohne List und Gewalt. Er hat nicht nur Wohlstand, sondern auch Anstand. Seine Ehe und Familie sind in bester Ordnung. Gottes Gebote hat er mit ganzem Ernst und aller Kraft gehalten.
Und er hat noch mehr. Er hat die wichtigste und beste Frage nach dem bleibenden, ewigen, göttlichen Leben. Er hat so viel und doch den Mut, einzugestehen, dass ihm das Beste noch fehlt. Er läuft auf die Straße und wirft sich auf die Erde. Der reiche und angesehene Mann macht sich zum Bettler: "Was soll ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?" Er hat den Mut und die Demut des Bittens und Fragens. Er hat sich die Sehnsucht nach der tiefsten Erfüllung und Vollendung des Lebens bei Gott erhalten.
Und er hat noch mehr. Er hat für seine Suche und Frage die richtige Adresse. Er kommt zu Jesus und wendet sich an den Einen, der für Gott und Leben, Heil und Ewigkeit die beste Adresse ist.
Und er hat noch mehr. Ihm gehört die volle Liebe Jesu. Jesus sieht den aufrichtigen Menschen mit der ganzen Liebe seines Herzens an. Mit großer Freude nimmt Jesus wahr, was dieser Mensch hat: seine äußeren Güter und inneren Werte, seine Sehnsucht und Frage, sein Kommen und Bitten, sein Beugen und Erwarten. Und darum öffnet ihm Jesus liebevoll und behutsam, aber auch deutlich und unmissverständlich die Tür zum ganzen, gültigen, bleibenden, ewigen Leben: "Der letzte und beste Schatz fehlt dir noch. Mach deine Hände und den Kopf frei und komm und folge mir nach!" Leben ist der Lebensanschluss an den lebendigen Jesus. Der eigentliche Reichtum, den Jesus dem Menschen zu gern geben würde, ist die innige Liebe zu Gott, zu den Armen, zu dem Lebendigen. Die Güte Gottes ist mehr als die Güter der Menschen.
Und dann endet die Geschichte so traurig. Der Mensch verliert den Mut. Er denkt an das Fehlende und nicht an das, was er bekommen soll. Jesus will ihn nicht ärmer machen, sondern nur noch reicher. Gott will uns seinen besten Schatz anvertrauen, seine ganze, ewige Liebe. Sie zu empfangen, brauchen wir freie Hände und Herzen.

Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.
Markus 10,21f

Der Klügere gibt nach

John Wesley (1703-1791), der bekannte englische Erweckungsprediger, hatte viele Freunde und Anhänger, aber auch viele Feinde und Gegner. Seine griffigen Predigten waren einigen Zeitgenossen zu direkt und unangenehm, denn John Wesley nannte die Sünde beim Namen und schonte die Sünder nicht. Als Wesley einmal auf einer schmalen Gasse unterwegs war, kam ihm ein Lord entgegen, der auf den Prediger Zorn hatte. Der Lord blieb direkt vor Wesley stehen und sagte scharf: "Ich gehe keinem Narren aus dem Weg!" Wesley ging betont freundlich zur Seite und sagte lächelnd: "Aber ich tue es gerne!"

Jesus sagt: Haben sie mich verfolgt, werden sie euch auch verfolgen. Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen, denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.
Johannes 15,20f

Heimat

Heimat ist eine prägende, tragende und bleibende Kraft des Lebens. Sie ist Erinnerung und Hoffnung zugleich, Quelle und Einmündung in einem. Heimat ist Herkunft und Zukunft. Wir stammen aus einer Heimat und gehen auf sie zu. Heimat ist geographisch: eine Landschaft mit Flüssen und Bäumen, Dörfern und Städten, Wegen und Straßen.
Heimat ist biologisch: Geborenwerden und Heranwachsen, Essen und Trinken, Tageszeiten und Jahreszeiten, Gerüche und Geschmack, Spiele und Abenteuer, Körpererfahrung und Schmerzerfahrung.
Heimat ist soziologisch: Mutter und Vater, Geschwister und Verwandte, Spielkameraden und Schulfreundinnen, Nachbarn und Freunde.
Heimat ist kulturell: Sitten und Bräuche, Schule und Verein, Feste und Feiern, Bildung und Ausbildung.
Heimat ist geistig: hören und sprechen, lesen und schreiben, Geschichten und Märchen, erwachen und denken, erfahren und ersinnen.
Heimat ist religiös: Kirche und Gemeinde, Lieder und Gebete, Feste und Formen, Rituale und Traditionen.
Überall, wohin wir kommen, bringen wir unsere Heimat als Prägung mit. Wir tragen sie als Voraussetzung und zugleich als Sehnsucht in uns. Heimat ist immer auch Heimweh, jenes starke Verlangen nach Heim und Geborgenheit, Zugehörigkeit und Aufgehobenheit. Menschen brauchen Heimat als Schutz und Sicherheit, wollen zur Ruhe und nach Hause kommen. Weil Gott selbst die Heimat ist, aus der wir Menschen stammen, kann er auch nur die Heimat sein, auf die wir zugehen. Nur bei ihm sind wir letztlich zu Hause.

Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.
Lukas 15,18

Christen

Christus allein macht die Christen. Sie sind sein Liebeswerk, darum hören sie auf ihn, gehören ihm an und gehorchen ihm. Hören, gehören, gehorchen ist ihre Lebensmelodie.
Mit ihrem Herzen lieben sie Jesus.
Mit ihrem Mund loben und bezeugen sie Jesus.
Mit ihren Händen arbeiten sie für Jesus.
Mit ihrem Leben drücken sie Jesus aus.
Mit ihrer Freude danken sie Jesus.
Mit ihrem Leid gleichen sie Jesus.
Mit ihrem Sterben gehen sie zu Jesus.

"Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,
der große Dinge tut an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
unzählig viel zugut und noch jetzund getan."
(Martin Rinckart)

Dies ist das Wort vom Glauben: Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.
Römer 10,8.10

Warum sind Sie ein Christ?

So wurde ein Inder von einem Freund gefragt. In seiner bilderreichen Sprache antwortete er mit einer Geschichte: "Einst traf ich auf einer Wanderung auf einen Tiger, der mich knurrend verfolgte. Ich rannte um mein Leben und konnte mich schließlich an einer Schlingpflanze in einen Brunnenschacht hinunterlassen. Ich blickte nach oben, wo der Tiger mit seinen wilden Augen auf mich schaute. Ich blickte nach unten und sah zu meinem Entsetzen eine riesige Giftschlange auf dem Boden, die gierig nach mir spähte. Mein Schrecken wurde vollständig, als ich die Ratte bemerkte, die an der Schlingpflanze nagte, an der mein Leben hing. Da hörte ich einen Schuss. Der Tiger verschwand, und ein Mann reichte mir seine Hand in den Brunnen herab und zog mich heraus.
Der Tiger, der mich verfolgte, ist die Sünde, die wie ein blutrünstiges Raubtier hinter mir her ist. Die Schlange auf dem Grund ist Satan, der auf mich wartet, um mich als seine Beute zu gewinnen. Die Ratte ist der Zahn der Zeit, der an meinem Lebensfaden nagt. Doch Jesus kommt und überwindet die Sünde und zieht mich aus der Grube des Verderbens heraus, bevor mein Lebensfaden reißt und ich eine sichere Beute des Teufels werde. Jesus hat mich in seiner Liebe und unter Einsatz seines Lebens aus dieser bedrohlichen Lage gerettet. Darum bin ich ein Christ."

Von Jesus zeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.
Apostelgeschichte 10,43

Der Stellvertreter

Im letzten Haus des Dorfes, einem alten, halb zerfallenen Speicher, wohnte ein buckliger Mann ganz allein. Er wurde von allen gemieden, denn er war wegen Brandstiftung mit einer schweren Freiheitsstrafe belegt worden. Er hatte einst die Mühle des Dorfes angezündet.
Nach langen Jahren kam er aus dem Gefängnis zurück, menschenscheu und noch zusammengefallener als früher. Sogar zum Kinderschreck war er geworden, denn wenn die Kinder nicht brav sein wollten, drohten die Mütter mit dem Zuchthäusler, der sie holen würde.
Nur einer kümmerte sich um den Ausgestoßenen, und das war der Müller, dem der Bucklige dieses Unrecht angetan hatte. Jeden Sonntagnachmittag saß der Müller bei dem Geächteten, und niemand konnte begreifen, was er dort zu tun hätte. Erst redete man darüber, dann wurde es ruhig über dieser Schrulle des Müllers. Und so ging es noch manches Jahr.
Der Bucklige starb. Hinter seinem Sarg gingen der Pfarrer und der Müller – sonst keiner mehr. Denn wenn erst einer aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen ist, gibt es keine Barmherzigkeit mehr, auch im Tod nicht.
Und wieder nach einiger Zeit klopfte der Tod auch bei dem Müller an, und diesmal ging der Pfarrer nicht allein hinter dem Sarg. Das ganze Dorf folgte, denn der Müller war eine Respektsperson. Der Pfarrer sprach über ein Trost- und Bibelwort. Aber die Leute begannen erst da aufzuhorchen, als er folgendes erzählte: "Ihr habt euch oft gewundert, dass der Müller so freundlich zu dem Buckligen war. Heute sollt ihr den Grund erfahren. Kurz vor seinem Tod hat mir der Müller gebeichtet, dass er seine Mühle selbst angezündet habe, und er wäre dafür unfehlbar ins Zuchthaus gekommen.
Der Bucklige hatte die Gewohnheit, öfters in der Nacht noch draußen umherzustreichen, und da hatte er wohl den Müller bei seiner Tat beobachtet. Da kam der Bucklige eines Abends zu ihm und erklärte, er habe keinen Menschen auf der Welt, er wolle sich darum als Brandstifter ausgeben und alle Schuld auf sich nehmen, damit der Müller und seine Familie nicht ins Unglück kämen.
So konnte bei der Gerichtsverhandlung dann auch nachgewiesen werden, dass der Angeklagte in der Brandnacht nahe der Mühle gesehen worden sei. Viel Sympathien genoss er ohnehin nicht im Dorf, so wurde er denn verurteilt. Jahrelang hat dann der einsame Mann die fremde Schuld getragen, als Stellvertreter des Müllers. Dem Mann hier im Sarg hat Gott seine Schuld vergeben. Bitten wir nun Gott, dass er unsere Schuld dem Buckligen gegenüber auch vergebe, und lasst uns sein Andenken in Ehren halten."

Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.
Jesaja 53,3-4

Der deinen Mund fröhlich macht

Der Mund ist die Öffnung zum Leben. Durch ihn atmen wir Lebens-Stoffe ein und Schadstoffe aus. Mit ihm trinken wir und stillen unseren Durst nach frischem Wasser. Mit ihm essen und schmecken wir, was zur Ernährung und Erhaltung lebensnotwendig ist. Mit ihm sprechen wir und teilen uns anderen mit. Mit ihm singen wir und drücken unsere Freude, Sehnsucht und Trauer aus. Mit ihm küssen wir als Zeichen der besonderen Liebe und Nähe zu einem Menschen. Und mit dem Mund beten wir zu Gott als der höchsten und schönsten Öffnung unseres Lebens zu dem Lebendigen.
Das Beten schließt alle anderen Funktionen des Mundes ein. Beten ist wie atmen. Wir atmen die Liebe Gottes ein und unsere Sorgen und Gifte aus. Beten ist wie trinken aus der lebendigen Fülle Gottes. Beten ist wie essen vom Brot des Lebens. Beten ist ein Zwiegespräch mit Gott, in dem er sich uns mitteilt, und wir uns ihm mitteilen. Beten ist Singen, Loblieder voller Freude und Klagelieder voller Trauer. Und Beten ist wie Küssen, mehr als ein Akt des Mundes, eine wunderschöne Vereinigung von Liebenden.
So ist Beten alles und die Krönung von allem: atmen, trinken, essen, sprechen, singen und küssen. Es ist die stärkste und intimste Öffnung zum Leben. Der Mund empfängt und sendet. Durch ihn geht das Leben ein, und aus ihm kommt das, was der ganze Mensch empfangen hat, heraus: Worte der Liebe, Lieder der Liebe und Zeichen der Liebe, Gebete zu Gott.

Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen, … der deinen Mund fröhlich macht.
Psalm 103,1.5

Wer kann am weitesten sehen?

Vor einem großen Mietshaus spielen die Kinder auf der Straße. Sie kommen beim Spiel auf die Frage, wer von den Kindern aus seiner Wohnung am weitesten sehen kann. Der Junge aus dem ersten Stock meint, er könne weit über die Felder und Wiesen sehen. Das Mädchen aus dem zweiten Stock behauptet, es könne in der Ferne den Deich vor dem Meer erkennen. Der Junge aus dem dritten Stock gar erklärt, er sehe bis aufs Meer und könne die Schiffe am Horizont erkennen. Die kleine Tochter des Hausmeisters steht still dabei. Da fragen die Kinder sie lachend: "Und wie weit kannst du aus eurer Kellerwohnung sehen?" Da antwortet die Kleine vorsichtig: "Mein Bett steht ganz nah am Fenster, und wenn es abends dunkel wird, kann ich die Sterne sehen."
Jeder möchte hoch hinaus und weit kommen. Der eine will den anderen überholen und übertreffen. Aber oft kann man aus der Tiefe des Leides, aus den Kellerwohnungen des Lebens bis zu den hellen Lichtern Gottes, bis zu seinen wunderbaren Verheißungen und Tröstungen sehen. Wer Gottes Liebe mit den Augen des Glaubens schaut, der kann am weitesten sehen, nach oben und nach vorn.

Ich aber will auf den Herrn schauen und harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören.
Micha 7,7

Wann wird es Sonntag?

Eines Tages kamen unter einem großen Baum, so erzählt eine afrikanische Sage, die Tiere zusammen, weil auch sie – wie die Menschen – einen Sonntag haben wollten. Der König der Tiere, der Löwe, erklärte: Das ist ganz einfach. Wenn ich eine Gazelle verspeise, dann ist für mich Sonntag. Das Pferd meinte: Mir genügt schon eine weite Koppel, dass ich stundenlang austraben kann, dann ist für mich Sonntag. Das Schwein grunzte: Eine richtige Dreckmulde und ein Sack Eicheln müssen her, dann ist für mich Sonntag. Das Faultier gähnte und bettelte: Ich brauche einen dicken Ast, um zu schlafen, wenn es bei mir Sonntag werden soll. Der Pfau stolzierte einmal um den Kreis, zeigte sein prächtiges Federkleid und stellte höflich, aber bestimmt fest: Nur ein Satz neuer Schwanzfedern, er genügt für meinen Sonntag.
So erzählten und erklärten die Tiere stundenlang, und alle Wünsche wurden erfüllt. Aber es wurde unter ihnen kein Sonntag. Da kamen Menschen vorbei und wunderten sich: Ja, wisst ihr denn nicht, dass es nur Sonntag wird, wenn man mit Gott wie mit einem Freund spricht?
Gott gab der Seele einen Sonntag. Nun müssen wir dem Sonntag eine Seele geben, das Gespräch mit Gott.

Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken.
1.Mose 2,3

Fortsetzung folgt

Winston Churchill fiel als Kind einmal im Park seines Elternhauses in einen Teich. Der Gärtner des Vaters rettete den Jungen vor dem Ertrinken. Winston Churchills Vater wollte diese gute Tat belohnen. Und so bezahlte er dem Sohn des Gärtners, der ein begabter Junge war, die Ausbildung und das Medizinstudium. Aus ihm wurde ein guter Mediziner und der bekannte Forscher Alexander Flemming. Er erfand das Penicillin und wurde weltberühmt. Als Winston Churchill später an einer schweren Lungenentzündung erkrankte, wurde er wiederum durch das Penicillin gerettet. So kamen die Guttaten der Väter auf die beiden Söhne zurück.
"Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich still und leise, und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise. Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, da wirkt sie fort in Tat und Wort hinaus in unsre Welt!" (Manfred Siebals)

"Ehre den Herrn mit deinem Gut, so werden deine Scheunen voll werden!"
(Sprüche 3,9f)