Das bessere Programm

"Man lebt nur einmal", sagen die Leute und wollen alles in einzelne Tage hineinpacken. In der Angst, etwas zu versäumen, will man alles auskosten, koste es, was es wolle. Kein Preis ist zu hoch, keine Torheit zu albern, kein Weg zu weit, keine Mühe zu groß. Weil am Ende das Nichts steht, spielen Menschen um alles. Alles mitmachen, alles nachmachen, alles durchmachen. Ein Leben, das gar nicht alles ist, soll alles enthalten. Daraus ergibt sich ein Krampf und Kampf, der nur unglücklich, in der Enttäuschung enden kann.
Wie anders leben Menschen, die wissen, dass dieses Leben ein Teil eines größeren Ganzen ist, und dass ihre Lebenszeit auf eine Ewigkeit hin angelegt ist. Die Angst, etwas zu versäumen, verwandelt sich in die Freude, teilzuhaben an den Geschenken des Lebens, die über das Irdische und Zeitliche hinausgehen. Wichtiger als nur irdische Güter werden Gottes Güte und eine Lebensbeziehung, die über den Tod hinaus besteht. "Man gönnt sich ja sonst nichts!", sagen die Leute und wollen für eine besondere Vorliebe ihre Begründung anführen. Irgendetwas wird ihr Ein und Alles, und sie hängen fest an ihrer begrenzten Liebhaberei.
Gott hat gegen das Alles oder Nichts und gegen das billige Ein und Alles der Menschen ein besseres Programm: ein erfülltes Leben hier, im Glauben an den Lebendigen, und ein ewiges Leben dann, mit einer letzten Erfüllung.

Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich!
Psalm 16,11

Gott ist wirklich, weil er wirkt

Ludwig Harms erzählt von einem Gastwirt in England. Der ging den Weg des Verderbens und zog seine Gäste mit in das Verderben hinein. Reichlich Alkohol und zweifelhafte Vergnügungen waren der Lebensinhalt des Wirts und seiner Gäste. Eines Tages stirbt in seiner Verwandtschaft ein naher Angehöriger. Ob er will oder nicht, er muss zur Trauerfeier in die Kirche und die Predigt anhören. Aber in seiner Abneigung gegen Gottes Wort beschließt er, während der Predigt beide Ohren zuzuhalten. So sitzt der Gastwirt taub unter den Zuhörern und verschließt sich dem Wort Gottes buchstäblich. Da sticht ihn eine Mücke in die Nase. Gedankenlos nimmt er die Hand vom Ohr und verscheucht die lästige Mücke. In dem kurzen Augenblick hört er den Satz des Predigers: "Bestelle dein Haus, denn du musst sterben." Schnell hält er sich wieder die Ohren zu und wartet auf das Ende der Feier. Aber das eine Wort geht nun mit ihm nach Hause, und er kann es nicht wieder loswerden. Das Wort steht morgens mit ihm auf, geht abends mit ihm zu Bett, kehrt in seinen Träumen wieder. Der Mann kann es nicht loswerden. Am Ende ergibt er sich Gott, kehrt um und beginnt ein neues Leben. Er bestellt sein Haus und lädt Gott in seinen Lebenshaushalt ein. Aus dem Wirtshaus und dem Ort der Sünde wird eine Herberge und ein Ort der christlichen Gastfreundschaft.

Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert und dringt durch und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Hebräer 4,12

Ich rauchte Matthäus

"Wenn Sie mir dieses Neue Testament unbedingt aufdrängen wollen, werde ich mir aus jeder einzelnen Seite eine Zigarette drehen."
Selbstbewußt schaut der Mann Gaylord Kambarami, seines Zeichens Mitarbeiter der Bibelgesellschaff von Zimbabwe, an.
"Nun gut", gab Kambarami zur Antwort, "das können Sie meinetwegen machen. Aber Sie müssen mir versprechen, das Neue Testament zu lesen, bevor Sie es rauchen."
Der Mann willigte ein, packte die Bibel und machte sich aus dem Staub. Letztes Jahr nahm Kambarami, mittlerweile Generalsekretär der Bibelgesellschaft von Zimbabwe, an einem Kongress teil. Während des Vortrages zeigt der Redner plötzlich auf den Generalsekretär, wandte sich an die übrigen Zuschauer und sagte: "Dieser Mann erinnert sich sicherlich nicht mehr an mich. Aber vor 15 Jahren schenkte er mir ein Neues Testament, obwohl ich ihm androhte, es als Zigarettenpapier zu verwenden. Ich rauchte Matthäus, ich rauchte Markus, ich rauchte Lukas. Aber dann stieß ich im dritten Kapitel des Johannesevangeliums auf den Vers 16: Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben. Von jenem Moment an, konnte ich nicht mehr weiterrauchen, und mein Leben änderte sich von Grund auf."
Heute ist der ehemalige Bibelraucher Pfarrer in Zimbabwe.

Das Wort des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele. Das Zeugnis des Herrn ist gewiss und macht die Unverständigen weise.
Psalm 19,8

In Tagen der Krankheit

Herr, Tage der Krankheit gefallen uns nicht.
Ich wollte nicht krank sein. Keiner will es.
Und doch weißt Du, wozu mir diese Tage gut sind.
Ich weiß es noch nicht.
Aber alles, was wir aus Deiner Hand empfangen, ist gut.
Lass mich auch diese Krankheit von Dir annehmen.
Du sonderst mich aus in die Stille.
Du löst mich heraus aus den Pflichten,
die mich sonst ganz in Anspruch nehmen.
Du drängst mich ins Alleinsein.
Aber Du bedrängst mich nicht.
Du nimmst mir die Kollegen, die ich alle so genau kenne.
Nun bin ich ohne sie.
Und sie sagen: Er ist krank; er ist gestürzt;
es sind die Nierensteine; er hat eine schwache Pumpe.
Herr, lass mich etwas von dem erkennen,
was Du mir in diesen Tagen zeigen willst.
Herr, lass mich Deiner Heimsuchung stillhalten.
Herr, lehre mich, ganz von Dir abhängig zu werden.
Herr, lass mich schweigen,
dass ich Deine Stimme wieder deutlicher höre.
Du willst mich auch in diesen Tagen segnen.
Sei Du der helle Schein in meinem Krankenzimmer,
der Trost, der mich froh macht.
Sei Du die Liebe, die mich erneuert.
Sei Du die Freude, die mich zum Danken drängt.
(Paul Toaspern)

Der Herr wird ihn erquicken auf seinem Lager; du hilfst ihm auf von aller seiner Krankheit.
Psalm 41,4

Denk an das Eisen

"Betrachte in der Schmiede ein rohes Eisen. So ist es zu nichts nütze. Soll es zu einem Werkzeug werden, so nimmt es der Schmied und legt es auf die Esse ins Feuer, bis es glüht. Dann kommt es auf den Amboss unter den Hammer, dass die Funken stieben. So wird es zu einem nützlichen Gerät geformt.
Darum, o Mensch, denke an das Eisen! Gott will dich zu etwas Rechtem bilden, wozu du dich nicht selber machen kannst. Er schmiedet dich mit dem Hammer seiner Gerichte, läutert dich im Feuer deiner Trübsal.
Es schmerzt und tut weh. Aber halte stand und erkenne die Liebe Gottes, der dich unter dem Kreuz zu einem Gefäß seiner Liebe machen will!" (Martin Luther)

O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und wie unerforschlich seine Wege!
Römer 11,33

Den richtigen Weg wissen

Ein großes Passagierschiff gelangt vor den Hafen und wartet auf die Einfahrt in die Flussmündung. Der alte Kapitän begrüßt den Lotsen, einen ganz jungen Mann, der gerade sein Examen bestanden hat. Etwas besorgt fragt der Kapitän den jungen Lotsen: "Kennen Sie denn auch alle die Klippen und Gefahren, Sandbänke und flachen Stellen in dem Fluss?" Der junge Lotse antwortet: "Nein, ich kenne nicht alle gefährlichen Stellen des Flusses, aber ich kenne die Fahrrinne ganz genau, durch die hindurch ich Ihr Schiff sicher in den Hafen leiten kann!"
Wir müssen nicht erst alle Gefahren des Lebens bestanden, alle Klippen und Abgründe durchlebt haben, um richtig zu leben. Besser ist, wenn wir den guten Weg zum Ziel und den richtigen Weg zum Überleben wissen. Das Vertrauen in einen richtigen Weg ist besser als die Erfahrung von Scheitern und Zerbrechen. Darum halten wir uns an den einen, der von sich gesagt hat, dass er der Weg und die Wahrheit und das Leben ist, an Jesus. Er bringt uns mit Liebe und Sorgfalt an das Ziel unseres Lebens.

Bewahre mich Gott, denn ich traue auf dich!
Psalm 16,1

Schauen und Staunen

Um die Beziehung zwischen Gott und seiner Welt zu umschreiben, haben die Inder ein wunderbares Bild gebraucht: "Gott tanzt seine Schöpfung." Er ist der Tänzer, die Schöpfung der Tanz. Sie sind eins und sind doch zwei. Der Tänzer ist etwas anderes als der Tanz. Und doch gibt es das eine nicht ohne das andere. Wenn der Tänzer einhält, gibt es keinen Tanz mehr. Der Tänzer geht in seinem Tanz nicht auf, aber er kommt in ihm zum Ausdruck. So ist auch die Schöpfung der Ausdruck eines liebenden, schöpferischen Gottes. Alles Leben ist der Ausdruck von Gottes Überfluss an Liebe und Macht. Wenn wir Gottes Schöpfung sehen, sollten wir nicht soviel grübeln und denken, analysieren und philosophieren, reden und lärmen. Wir sollten still werden und dem Tanz zuschauen, lauschen und staunen, bis wir den Tänzer selbst sehen und erkennen.

Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast!
Psalm 104,1f

Sommer

Atme, Seele, erhöhter, weil du den Sommer lobst.
Dunkler, goldener und röter schwellen dir Reben und Obst.
Goldene Schatten schweben. Sind sie nicht mehr verbannt?
Träuft dir von selber das Leben in die lässige Hand?
Oft hat sie fruchtlos gegriffen. Nun auf einmal geschah’s.
Sieh, es leuchten geschliffen Birnen wie Goldtopas.
Und wie weit du auch gingest, wölbt sich das funkelnde Haus.
Singe, Seele, du singest nie das Irdische aus.
(Werner Bergengruen)

Wenn wir schon das Irdische und den Zauber der Schöpfung nicht aussingen werden, wie viel weniger das Geistliche und die Geheimnisse der Erlösung in Jesus! Und doch wollen wir uns die Spur geben lassen auch für den Sommer im Glauben: Atme, Seele, erhöhter … Sieh, es leuchten … Singe, Seele …

Singet dem Herrn und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
Psalm 96,2

Steigerung

Der Sommer ist die Zeit der Steigerung und Reife. Alles wächst aus zur ganzen Süße und Schwere. Unter dem Glanz und der Kraft der Sommersonne reifen die Ähren und Beeren, die Früchte und Reben. Das Jahr findet seinen Höhepunkt.
Auch für unseren Glauben wünschen wir uns eine solche Zeit der Steigerung und Reife, des Wachsens und Vollendetwerdens. Unter der Liebe Jesu soll unser Vertrauen reifen und fest werden.
Die Sommerzeit erinnert uns auch daran, dass die letzte Ausreifung nicht durch unser Mühen und Kämpfen, sondern durch Gottes liebendes Schenken Gestalt bekommt. Wie oft haben wir es packen und meistern, zwingen und erarbeiten wollen, und es hat wenig gebracht. Nun gibt es uns Gott in seiner Liebe geschenkweise in die Hand. Da bleibt nur das Staunen und Loben. Mit der gesteigerten Reifung kann auch das Loben und Danken, das Singen und Anbeten eine Steigerung erfahren. Ob unsere Dankbarkeit mit den wachsenden Segnungen mitwächst?

Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103,1f

Glaubensfrüchte

Das Ziel des Sommers ist die Frucht: der Weizen auf den Feldern, das Obst an den Bäumen, die Früchte im Garten, der Wein in den Bergen. Es geht im Leben um das Aufblühen und im Aufblühen um das Fruchtbringen. "Gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrücht erziehe." (Paul Gerhardt)
So soll die Kraft Jesu auch in unserem Leben zur Entfaltung kommen. Es geht darum, dass unser Leben unter der Sonne der Liebe Jesu zur ganzen Schönheit aufblüht. "Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben!" (Paul Gerhardt)
Aber die Blüte des Lebens zielt auf die Frucht des Glaubens: Geduld und Barmherzigkeit, Frieden und Versöhnlichkeit, Demut und Dankbarkeit. Wir wünschen uns einen Sommer der Gnade und bitten unseren Herrn: "Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich Wurzeln treiben." (Paul Gerhardt)
Das Hineinwachsen in Gott, das Gegründetsein in seinem Wort, das Wurzeln in seiner Liebe, das sind die Voraussetzungen für ein fruchtbares Leben.

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen. der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht.
Psalm 1,3